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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Die Hypothekenbanken und ihre fehlerhafte Grgmiisatwn für den Grundbesitz

Welchen aliter, Mittel" als Sinnbildern hätte sie denn mich dargestellt werden
sollen, da nur doch die Männer, die an ihr mitgearbeitet haben, nicht wohl
als Nebenfiguren eines Bismarckdenkmals behandeln konnte, nachdem dies
nicht einmal bei dem Denkmal Kaiser Wilhelms I. geschehn war.

Dieses Gefecht gegen das "Beiwerk" in der Presse der "Koterie" ist sa
freilich auch gar nicht vom Standpunkt des künstlerischen oder nationalen
Interesses aus zu versteh", sondern nur als ein Glied in der Kette der grund¬
sätzlichen Bekämpfung alles dessen, was von dem Kaiser und seiner Regierung
ausgeht. Weil Begas der vom Kaiser bevorzugte Künstler ist, darum ist er seine
"Kreatur," darum muß anch das Denkmal als "undeutsch, unvolkstümlich, um-
bismarckisch" benörgelt werden, so gut wie die Rede des Grafen Bülow, der das
Unglück hat, der Vertrauensmann des Kaisers und der Nachfolger Bismarcks
zu sein. Und diese "Koteric" hält das für "bismarckisch"! Eine traurige Ge¬
* sellschaft!




Die Hypothekenbanken
und ihre fehlerhafte Organisation für den Grundbesitz

n zwei früher in dieser Zeitschrift veröffentlichten Aufsätzen ist
von mir der Nachweis versucht worden, daß Baustellen, d. h. er¬
traglose Grundstücke, zur Beleihung durch Pfandbriefhypotheken
ungeeignet seien, weil sich deren Ertrag überhaupt nicht, und ihr
Wert niemals zutreffend feststellen läßt, und weil deshalb die
Gesetzesvorschrift, daß Hypothekenbanken nur bis zu drei Fünfteln des Werth
beleihen dürfen, ein toter Buchstabe bleiben muß, der immer umgangen werden
wird. Sodann ist an dem Beispiel der Spielhagenbanken dargethan worden,
daß das Beleihen von Baustellen und das weitere Hergehen von Bangeldern
die Hypothekenlmnken leicht ans eine schiefe Ebne bringen kann, von der die
Gefahr des Hinabgleitens für unsre menschlichen Verhältnisse allzu groß ist.
Wenn also alles das schon für die Hypothekenbanken selbst sehr gefährlich ist,
so giebt es noch einen andern viel größern Schaden für das Volkswohl, der
durch das Beleihen von Baustellen durch Hypothekenbanken hervorgerufen
wird, und den wir noch erörtern wollen.

In unsern Städten macht sich seit einiger Zeit eine große Wohnungs¬
knappheit bemerkbar. Man behandelt infolgedessen die schwer lösbare Woh¬
nungsfrage und findet, daß das Bauen deshalb so erschwert wird, und die
Mieter für Wohnungen deshalb so teuer sind und sein müssen, weil die Bau¬
stellen so teuer geworden sind, oder mit andern Worten, weil die zum Bauen
geeigneten Grundstücke allzu hoch im Preise gestiegen sind. Man spricht von


Die Hypothekenbanken und ihre fehlerhafte Grgmiisatwn für den Grundbesitz

Welchen aliter, Mittel« als Sinnbildern hätte sie denn mich dargestellt werden
sollen, da nur doch die Männer, die an ihr mitgearbeitet haben, nicht wohl
als Nebenfiguren eines Bismarckdenkmals behandeln konnte, nachdem dies
nicht einmal bei dem Denkmal Kaiser Wilhelms I. geschehn war.

Dieses Gefecht gegen das „Beiwerk" in der Presse der „Koterie" ist sa
freilich auch gar nicht vom Standpunkt des künstlerischen oder nationalen
Interesses aus zu versteh», sondern nur als ein Glied in der Kette der grund¬
sätzlichen Bekämpfung alles dessen, was von dem Kaiser und seiner Regierung
ausgeht. Weil Begas der vom Kaiser bevorzugte Künstler ist, darum ist er seine
„Kreatur," darum muß anch das Denkmal als „undeutsch, unvolkstümlich, um-
bismarckisch" benörgelt werden, so gut wie die Rede des Grafen Bülow, der das
Unglück hat, der Vertrauensmann des Kaisers und der Nachfolger Bismarcks
zu sein. Und diese „Koteric" hält das für „bismarckisch"! Eine traurige Ge¬
* sellschaft!




Die Hypothekenbanken
und ihre fehlerhafte Organisation für den Grundbesitz

n zwei früher in dieser Zeitschrift veröffentlichten Aufsätzen ist
von mir der Nachweis versucht worden, daß Baustellen, d. h. er¬
traglose Grundstücke, zur Beleihung durch Pfandbriefhypotheken
ungeeignet seien, weil sich deren Ertrag überhaupt nicht, und ihr
Wert niemals zutreffend feststellen läßt, und weil deshalb die
Gesetzesvorschrift, daß Hypothekenbanken nur bis zu drei Fünfteln des Werth
beleihen dürfen, ein toter Buchstabe bleiben muß, der immer umgangen werden
wird. Sodann ist an dem Beispiel der Spielhagenbanken dargethan worden,
daß das Beleihen von Baustellen und das weitere Hergehen von Bangeldern
die Hypothekenlmnken leicht ans eine schiefe Ebne bringen kann, von der die
Gefahr des Hinabgleitens für unsre menschlichen Verhältnisse allzu groß ist.
Wenn also alles das schon für die Hypothekenbanken selbst sehr gefährlich ist,
so giebt es noch einen andern viel größern Schaden für das Volkswohl, der
durch das Beleihen von Baustellen durch Hypothekenbanken hervorgerufen
wird, und den wir noch erörtern wollen.

In unsern Städten macht sich seit einiger Zeit eine große Wohnungs¬
knappheit bemerkbar. Man behandelt infolgedessen die schwer lösbare Woh¬
nungsfrage und findet, daß das Bauen deshalb so erschwert wird, und die
Mieter für Wohnungen deshalb so teuer sind und sein müssen, weil die Bau¬
stellen so teuer geworden sind, oder mit andern Worten, weil die zum Bauen
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/13>, abgerufen am 27.04.2024.