Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.Der Wilofaug hineinspielt: Der letzte des Stammes, Wir usw, "Söhne sagten den Enkeln Der Wildfang Adolf Schmitthenner von (Fortsetzung) Wf Der Wilofaug hineinspielt: Der letzte des Stammes, Wir usw, „Söhne sagten den Enkeln Der Wildfang Adolf Schmitthenner von (Fortsetzung) Wf <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0190" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235362"/> <fw type="header" place="top"> Der Wilofaug</fw><lb/> <p xml:id="ID_799" prev="#ID_798"> hineinspielt: Der letzte des Stammes, Wir usw, „Söhne sagten den Enkeln<lb/> das Weistum des Standes: Adel ist Adel des Fürsten und nicht des Landes!<lb/> Heiligen Lehnseid haben wir uns geschworen, du hast uns und wir haben dich<lb/> gekoren. Laß sie reden am Markte vom Landesverräter, dein ist der Adel<lb/> und hält den Eid der Väter." Wenn wir recht verstehn, so klingt das welfisch,<lb/> und wen» wir weiter autobiographisch deuten dürfen, so hat der Verfasser seine<lb/> hannöversche Heimat verlassen und ist nach München gegangen, wo er auch<lb/> wohl studiert hat. Die letzten Gedichte zeigen nämlich ein neues Milieu, ein<lb/> eigarettenrauchendes Frnnlein, eine Landpartie an die Jsarufer, einen Wirts-<lb/> hansgartcn mit ungarischer Musik, die ergreifend geschilderten Bohemerien eines<lb/> verbummelten alten Studenten, Was der Zigeuner sang und andres. Diese<lb/> Sachen sind in ihrer Art vortrefflich, so dekadent sie sein mögen, und verraten ein<lb/> ausgesprochnes Talent. Einzelne sind auch durchaus unanstößig: Wir Kiuder,<lb/> ein Gedicht mit einem prachtvollen Schluß: „Als wirs erlebten, war es eins,<lb/> jetzt nicht!" Herr von Münchhnusen ist sicherlich so selbstherrlich, daß er von<lb/> der Kritik keine Ratschläge begehren wird. Trotzdem kauu diese deu Wunsch<lb/> nicht unterdrücken, sie möchte ihm Wohl noch einmal auf einer höhern Stufe<lb/> des Araäus ad?grllitWuin begegnen. Er mag wenigstens noch vernehmen, daß<lb/> wir den sichersten Prüfstein seiner echten Begabung in dem Gedicht „Der<lb/> Marschall" gefunden zu haben meinen. Eine bekannte, oft erzählte Geschichte,<lb/> aufs neue in Verse gebracht. Auf solchen Pfaden Pflegen die meisten zu<lb/> stolpern und liefern Gymnasiastcnarbeit — wie wir an einigen Beispielen<lb/> seiner Fnchgenossen auch diesesmal gesehen haben. Er hat es anders gemacht<lb/> und giebt uns eine so famose Ballade voller Stimmung und Lokalfarbe, daß<lb/> wir bedauern, sie hier nicht ausschreiben zu können.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Der Wildfang<lb/><note type="byline"> Adolf Schmitthenner</note> von (Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_800" next="#ID_801"> Wf<lb/> hinaus,<lb/> rauschteme gute Weile mochten wir so gesessen sein. Da hörte ich von oben<lb/> her aus dem Walde, der unsichtbar über uns den Berg hinanstieg,<lb/> einen heisern Schrei, wie von einem Raubvogel. Er wiederholte sich<lb/> zwei und drei mal. Das zweite mal schien er mir von einem Menschen<lb/> zu sein, und das dritte mal erkannte ich Gerwigs Stimme. Ich<lb/> stand auf, eilte hinter den Steinen vorbei und einen steilen Pfad<lb/> und bald rauschte es mir entgegen. Eine Weile war es still, aber dann<lb/> es wieder und viel näher, und ich hörte die Schritte von einem, der den</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0190]
Der Wilofaug
hineinspielt: Der letzte des Stammes, Wir usw, „Söhne sagten den Enkeln
das Weistum des Standes: Adel ist Adel des Fürsten und nicht des Landes!
Heiligen Lehnseid haben wir uns geschworen, du hast uns und wir haben dich
gekoren. Laß sie reden am Markte vom Landesverräter, dein ist der Adel
und hält den Eid der Väter." Wenn wir recht verstehn, so klingt das welfisch,
und wen» wir weiter autobiographisch deuten dürfen, so hat der Verfasser seine
hannöversche Heimat verlassen und ist nach München gegangen, wo er auch
wohl studiert hat. Die letzten Gedichte zeigen nämlich ein neues Milieu, ein
eigarettenrauchendes Frnnlein, eine Landpartie an die Jsarufer, einen Wirts-
hansgartcn mit ungarischer Musik, die ergreifend geschilderten Bohemerien eines
verbummelten alten Studenten, Was der Zigeuner sang und andres. Diese
Sachen sind in ihrer Art vortrefflich, so dekadent sie sein mögen, und verraten ein
ausgesprochnes Talent. Einzelne sind auch durchaus unanstößig: Wir Kiuder,
ein Gedicht mit einem prachtvollen Schluß: „Als wirs erlebten, war es eins,
jetzt nicht!" Herr von Münchhnusen ist sicherlich so selbstherrlich, daß er von
der Kritik keine Ratschläge begehren wird. Trotzdem kauu diese deu Wunsch
nicht unterdrücken, sie möchte ihm Wohl noch einmal auf einer höhern Stufe
des Araäus ad?grllitWuin begegnen. Er mag wenigstens noch vernehmen, daß
wir den sichersten Prüfstein seiner echten Begabung in dem Gedicht „Der
Marschall" gefunden zu haben meinen. Eine bekannte, oft erzählte Geschichte,
aufs neue in Verse gebracht. Auf solchen Pfaden Pflegen die meisten zu
stolpern und liefern Gymnasiastcnarbeit — wie wir an einigen Beispielen
seiner Fnchgenossen auch diesesmal gesehen haben. Er hat es anders gemacht
und giebt uns eine so famose Ballade voller Stimmung und Lokalfarbe, daß
wir bedauern, sie hier nicht ausschreiben zu können.
Der Wildfang
Adolf Schmitthenner von (Fortsetzung)
Wf
hinaus,
rauschteme gute Weile mochten wir so gesessen sein. Da hörte ich von oben
her aus dem Walde, der unsichtbar über uns den Berg hinanstieg,
einen heisern Schrei, wie von einem Raubvogel. Er wiederholte sich
zwei und drei mal. Das zweite mal schien er mir von einem Menschen
zu sein, und das dritte mal erkannte ich Gerwigs Stimme. Ich
stand auf, eilte hinter den Steinen vorbei und einen steilen Pfad
und bald rauschte es mir entgegen. Eine Weile war es still, aber dann
es wieder und viel näher, und ich hörte die Schritte von einem, der den
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