Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unnuißgebliches

Entsagung gelangt. Deal wer nach Genuß strebe, müsse thätig sein, und die nur
in der Gemeinschaft mögliche Arbeit knüpfe alle die Bande, in denen der Mensch
entsagende und aufopfernde Liebe üben lerne. "Nicht ist es dem Menschen zuzu-
muten, daß er durch einen einmaligen Entschluß der Welt entsage; wohl aber wird
er dadurch, daß er den Ansprüchen der Welt genügt, von selbst zur Entsngnng
geführt. Also macht Gott das möglich, wozu des Menschen Einsicht und Wille
nicht hinreichen. Will mau es paradox ausdrücken, so kann man sagen: der Mensch
gelangt zur Weltverneinnng nnr durch Weltbejahung, Und die bildliche Formel
würde etwa tändeln Man kann den Himmel nicht haben ohne die Hölle, das absolut
Gute nicht ohne das relativ Böse." -- Wie man sieht, haben wir hier nicht bloß
"Gedanken," sondern eine geschlossene, wohlgefügte Weltansicht, und der Leser wird
finden, daß sie in der schönen und anziehenden Ausführung des kleinen Buchs weit
überzeugender wirkt als in dieser dürftigen Skizze.


John Stuart Will.

Josef Redlich hebt in seinem großen Werke, über
das wir noch ausführlich berichten werden, deu bestimmenden Einfluß hervor, den
Bentham und John Stuart Mill ans die politische Entwicklung Englands geübt
haben. Da kommt uns denn eine Monographie über den zweiten gerade gelegen:
John Stuart Mill, sein Leben und Lebenswerk von Samuel Saeuger. Mit
Bildnis. Stuttgart, Fr. Frommnnns Verlag (E. Hauff), 1901. (14. Band der
Sammlung der Klassiker der Philosophie.) Die Lebensgeschichte interessiert zunächst
dadurch, daß John ein Wunderkind gewesen ist. Der Vater, der ihn bis zum
Vierzehnten Jahr allein ausgebildet hat, fing schon mit dem dreijährigen Bübchen
das Griechische an, und das Bübchen war so thöricht, den pädagogischen Fanatismus
des Erzeugers nicht durch passiven Widerstand nbznwehren, sondern sich um seine
Jugend bringen und zu einem kleinen Monstrum drillen zu lassen, das mit zehn
Jahren Jsokrates und Plato gelesen, die sphärtsche Trigonometrie und die Kegel¬
schnitte bewältigt hatte. Mit vierzehn Jahren durste er dann in Perpignan unter
heitern und offenherzigen Franzosen ein wenig Mensch werden und sich glücklich
fühlen. Als siebzehnjähriger gründete er im Hause seines Meisters Bentham die
utilitarische Gesellschaft, und bald galt er als das Haupt der Radikalen, wie die
philosophierende Reformpartei genannt wurde. Seine äußern Verhältnisse gestalteten
sich sehr günstig. Er trat wie sein Vater in das Prüfnngsamt der indischen
Regierung ein und bezog mit dreißig Jahren bei täglich dreistündiger Arbeitszeit
einen Gehalt von 1200 Pfund Sterling, der bis zu seinem funfzigsten Jahre, wo
er Präsident wurde, auf 2000 stieg. Zwei Jahre darauf, 1858, wo die Regie¬
rung Indiens an den Staat überging, wurde er mit 1500 Pfund Sterling
pensioniert. Die berühmte Logik Mills analysiert und kritisiert Saeuger sehr genan
und giebt bei dieser Gelegenheit mit vollendeter Sach- und Litteraturkenntnis einen
Überblick über den gegenwärtigen Stand dieser Wissenschaft. Das Hauptverdienst
Mills um die Logik dürfte in dem Nachweis bestehn, daß alles Schließen auf
einer unvollständigen Induktion beruht. Aus der Darstellung von Mills praktischer
Philosophie erfahren wir mit Genugthuung, daß er den Benthamismus in seiner
gröbsten Form überwunden hat, und daß seine Nützlichkeits- und Lustmoral einen
Kompromiß mit der idealistischen Ethik anstrebt. In seinen soziologischen und
nationalökonomischen Untersuchungen kommt er dem Kommunismus sehr weit ent¬
gegen, ohne Utopist zu werden, und bei aller Arbeiterfreundlichkeit und Liebe zur
Demokratie findet er diese und unsre ganze heutige Kultur gefährlich, weil sie die
Individualitäten abschleift und die starken Charaktere niederhält; Englands Größe
beruhe auf einer großen Anzahl zweckmäßig zusammenwirkender aber kleiner Persön¬
lichkeiten. Saenger bemerkt darüber, Mill sei in diesem Punkte ohne Zweifel von


Maßgebliches und Unnuißgebliches

Entsagung gelangt. Deal wer nach Genuß strebe, müsse thätig sein, und die nur
in der Gemeinschaft mögliche Arbeit knüpfe alle die Bande, in denen der Mensch
entsagende und aufopfernde Liebe üben lerne. „Nicht ist es dem Menschen zuzu-
muten, daß er durch einen einmaligen Entschluß der Welt entsage; wohl aber wird
er dadurch, daß er den Ansprüchen der Welt genügt, von selbst zur Entsngnng
geführt. Also macht Gott das möglich, wozu des Menschen Einsicht und Wille
nicht hinreichen. Will mau es paradox ausdrücken, so kann man sagen: der Mensch
gelangt zur Weltverneinnng nnr durch Weltbejahung, Und die bildliche Formel
würde etwa tändeln Man kann den Himmel nicht haben ohne die Hölle, das absolut
Gute nicht ohne das relativ Böse." — Wie man sieht, haben wir hier nicht bloß
„Gedanken," sondern eine geschlossene, wohlgefügte Weltansicht, und der Leser wird
finden, daß sie in der schönen und anziehenden Ausführung des kleinen Buchs weit
überzeugender wirkt als in dieser dürftigen Skizze.


John Stuart Will.

Josef Redlich hebt in seinem großen Werke, über
das wir noch ausführlich berichten werden, deu bestimmenden Einfluß hervor, den
Bentham und John Stuart Mill ans die politische Entwicklung Englands geübt
haben. Da kommt uns denn eine Monographie über den zweiten gerade gelegen:
John Stuart Mill, sein Leben und Lebenswerk von Samuel Saeuger. Mit
Bildnis. Stuttgart, Fr. Frommnnns Verlag (E. Hauff), 1901. (14. Band der
Sammlung der Klassiker der Philosophie.) Die Lebensgeschichte interessiert zunächst
dadurch, daß John ein Wunderkind gewesen ist. Der Vater, der ihn bis zum
Vierzehnten Jahr allein ausgebildet hat, fing schon mit dem dreijährigen Bübchen
das Griechische an, und das Bübchen war so thöricht, den pädagogischen Fanatismus
des Erzeugers nicht durch passiven Widerstand nbznwehren, sondern sich um seine
Jugend bringen und zu einem kleinen Monstrum drillen zu lassen, das mit zehn
Jahren Jsokrates und Plato gelesen, die sphärtsche Trigonometrie und die Kegel¬
schnitte bewältigt hatte. Mit vierzehn Jahren durste er dann in Perpignan unter
heitern und offenherzigen Franzosen ein wenig Mensch werden und sich glücklich
fühlen. Als siebzehnjähriger gründete er im Hause seines Meisters Bentham die
utilitarische Gesellschaft, und bald galt er als das Haupt der Radikalen, wie die
philosophierende Reformpartei genannt wurde. Seine äußern Verhältnisse gestalteten
sich sehr günstig. Er trat wie sein Vater in das Prüfnngsamt der indischen
Regierung ein und bezog mit dreißig Jahren bei täglich dreistündiger Arbeitszeit
einen Gehalt von 1200 Pfund Sterling, der bis zu seinem funfzigsten Jahre, wo
er Präsident wurde, auf 2000 stieg. Zwei Jahre darauf, 1858, wo die Regie¬
rung Indiens an den Staat überging, wurde er mit 1500 Pfund Sterling
pensioniert. Die berühmte Logik Mills analysiert und kritisiert Saeuger sehr genan
und giebt bei dieser Gelegenheit mit vollendeter Sach- und Litteraturkenntnis einen
Überblick über den gegenwärtigen Stand dieser Wissenschaft. Das Hauptverdienst
Mills um die Logik dürfte in dem Nachweis bestehn, daß alles Schließen auf
einer unvollständigen Induktion beruht. Aus der Darstellung von Mills praktischer
Philosophie erfahren wir mit Genugthuung, daß er den Benthamismus in seiner
gröbsten Form überwunden hat, und daß seine Nützlichkeits- und Lustmoral einen
Kompromiß mit der idealistischen Ethik anstrebt. In seinen soziologischen und
nationalökonomischen Untersuchungen kommt er dem Kommunismus sehr weit ent¬
gegen, ohne Utopist zu werden, und bei aller Arbeiterfreundlichkeit und Liebe zur
Demokratie findet er diese und unsre ganze heutige Kultur gefährlich, weil sie die
Individualitäten abschleift und die starken Charaktere niederhält; Englands Größe
beruhe auf einer großen Anzahl zweckmäßig zusammenwirkender aber kleiner Persön¬
lichkeiten. Saenger bemerkt darüber, Mill sei in diesem Punkte ohne Zweifel von


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0294" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235466"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unnuißgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_1446" prev="#ID_1445"> Entsagung gelangt. Deal wer nach Genuß strebe, müsse thätig sein, und die nur<lb/>
in der Gemeinschaft mögliche Arbeit knüpfe alle die Bande, in denen der Mensch<lb/>
entsagende und aufopfernde Liebe üben lerne. &#x201E;Nicht ist es dem Menschen zuzu-<lb/>
muten, daß er durch einen einmaligen Entschluß der Welt entsage; wohl aber wird<lb/>
er dadurch, daß er den Ansprüchen der Welt genügt, von selbst zur Entsngnng<lb/>
geführt. Also macht Gott das möglich, wozu des Menschen Einsicht und Wille<lb/>
nicht hinreichen. Will mau es paradox ausdrücken, so kann man sagen: der Mensch<lb/>
gelangt zur Weltverneinnng nnr durch Weltbejahung, Und die bildliche Formel<lb/>
würde etwa tändeln Man kann den Himmel nicht haben ohne die Hölle, das absolut<lb/>
Gute nicht ohne das relativ Böse." &#x2014; Wie man sieht, haben wir hier nicht bloß<lb/>
&#x201E;Gedanken," sondern eine geschlossene, wohlgefügte Weltansicht, und der Leser wird<lb/>
finden, daß sie in der schönen und anziehenden Ausführung des kleinen Buchs weit<lb/>
überzeugender wirkt als in dieser dürftigen Skizze.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> John Stuart Will.</head>
            <p xml:id="ID_1447" next="#ID_1448"> Josef Redlich hebt in seinem großen Werke, über<lb/>
das wir noch ausführlich berichten werden, deu bestimmenden Einfluß hervor, den<lb/>
Bentham und John Stuart Mill ans die politische Entwicklung Englands geübt<lb/>
haben. Da kommt uns denn eine Monographie über den zweiten gerade gelegen:<lb/>
John Stuart Mill, sein Leben und Lebenswerk von Samuel Saeuger. Mit<lb/>
Bildnis. Stuttgart, Fr. Frommnnns Verlag (E. Hauff), 1901. (14. Band der<lb/>
Sammlung der Klassiker der Philosophie.) Die Lebensgeschichte interessiert zunächst<lb/>
dadurch, daß John ein Wunderkind gewesen ist. Der Vater, der ihn bis zum<lb/>
Vierzehnten Jahr allein ausgebildet hat, fing schon mit dem dreijährigen Bübchen<lb/>
das Griechische an, und das Bübchen war so thöricht, den pädagogischen Fanatismus<lb/>
des Erzeugers nicht durch passiven Widerstand nbznwehren, sondern sich um seine<lb/>
Jugend bringen und zu einem kleinen Monstrum drillen zu lassen, das mit zehn<lb/>
Jahren Jsokrates und Plato gelesen, die sphärtsche Trigonometrie und die Kegel¬<lb/>
schnitte bewältigt hatte. Mit vierzehn Jahren durste er dann in Perpignan unter<lb/>
heitern und offenherzigen Franzosen ein wenig Mensch werden und sich glücklich<lb/>
fühlen. Als siebzehnjähriger gründete er im Hause seines Meisters Bentham die<lb/>
utilitarische Gesellschaft, und bald galt er als das Haupt der Radikalen, wie die<lb/>
philosophierende Reformpartei genannt wurde. Seine äußern Verhältnisse gestalteten<lb/>
sich sehr günstig. Er trat wie sein Vater in das Prüfnngsamt der indischen<lb/>
Regierung ein und bezog mit dreißig Jahren bei täglich dreistündiger Arbeitszeit<lb/>
einen Gehalt von 1200 Pfund Sterling, der bis zu seinem funfzigsten Jahre, wo<lb/>
er Präsident wurde, auf 2000 stieg. Zwei Jahre darauf, 1858, wo die Regie¬<lb/>
rung Indiens an den Staat überging, wurde er mit 1500 Pfund Sterling<lb/>
pensioniert. Die berühmte Logik Mills analysiert und kritisiert Saeuger sehr genan<lb/>
und giebt bei dieser Gelegenheit mit vollendeter Sach- und Litteraturkenntnis einen<lb/>
Überblick über den gegenwärtigen Stand dieser Wissenschaft. Das Hauptverdienst<lb/>
Mills um die Logik dürfte in dem Nachweis bestehn, daß alles Schließen auf<lb/>
einer unvollständigen Induktion beruht. Aus der Darstellung von Mills praktischer<lb/>
Philosophie erfahren wir mit Genugthuung, daß er den Benthamismus in seiner<lb/>
gröbsten Form überwunden hat, und daß seine Nützlichkeits- und Lustmoral einen<lb/>
Kompromiß mit der idealistischen Ethik anstrebt. In seinen soziologischen und<lb/>
nationalökonomischen Untersuchungen kommt er dem Kommunismus sehr weit ent¬<lb/>
gegen, ohne Utopist zu werden, und bei aller Arbeiterfreundlichkeit und Liebe zur<lb/>
Demokratie findet er diese und unsre ganze heutige Kultur gefährlich, weil sie die<lb/>
Individualitäten abschleift und die starken Charaktere niederhält; Englands Größe<lb/>
beruhe auf einer großen Anzahl zweckmäßig zusammenwirkender aber kleiner Persön¬<lb/>
lichkeiten. Saenger bemerkt darüber, Mill sei in diesem Punkte ohne Zweifel von</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0294] Maßgebliches und Unnuißgebliches Entsagung gelangt. Deal wer nach Genuß strebe, müsse thätig sein, und die nur in der Gemeinschaft mögliche Arbeit knüpfe alle die Bande, in denen der Mensch entsagende und aufopfernde Liebe üben lerne. „Nicht ist es dem Menschen zuzu- muten, daß er durch einen einmaligen Entschluß der Welt entsage; wohl aber wird er dadurch, daß er den Ansprüchen der Welt genügt, von selbst zur Entsngnng geführt. Also macht Gott das möglich, wozu des Menschen Einsicht und Wille nicht hinreichen. Will mau es paradox ausdrücken, so kann man sagen: der Mensch gelangt zur Weltverneinnng nnr durch Weltbejahung, Und die bildliche Formel würde etwa tändeln Man kann den Himmel nicht haben ohne die Hölle, das absolut Gute nicht ohne das relativ Böse." — Wie man sieht, haben wir hier nicht bloß „Gedanken," sondern eine geschlossene, wohlgefügte Weltansicht, und der Leser wird finden, daß sie in der schönen und anziehenden Ausführung des kleinen Buchs weit überzeugender wirkt als in dieser dürftigen Skizze. John Stuart Will. Josef Redlich hebt in seinem großen Werke, über das wir noch ausführlich berichten werden, deu bestimmenden Einfluß hervor, den Bentham und John Stuart Mill ans die politische Entwicklung Englands geübt haben. Da kommt uns denn eine Monographie über den zweiten gerade gelegen: John Stuart Mill, sein Leben und Lebenswerk von Samuel Saeuger. Mit Bildnis. Stuttgart, Fr. Frommnnns Verlag (E. Hauff), 1901. (14. Band der Sammlung der Klassiker der Philosophie.) Die Lebensgeschichte interessiert zunächst dadurch, daß John ein Wunderkind gewesen ist. Der Vater, der ihn bis zum Vierzehnten Jahr allein ausgebildet hat, fing schon mit dem dreijährigen Bübchen das Griechische an, und das Bübchen war so thöricht, den pädagogischen Fanatismus des Erzeugers nicht durch passiven Widerstand nbznwehren, sondern sich um seine Jugend bringen und zu einem kleinen Monstrum drillen zu lassen, das mit zehn Jahren Jsokrates und Plato gelesen, die sphärtsche Trigonometrie und die Kegel¬ schnitte bewältigt hatte. Mit vierzehn Jahren durste er dann in Perpignan unter heitern und offenherzigen Franzosen ein wenig Mensch werden und sich glücklich fühlen. Als siebzehnjähriger gründete er im Hause seines Meisters Bentham die utilitarische Gesellschaft, und bald galt er als das Haupt der Radikalen, wie die philosophierende Reformpartei genannt wurde. Seine äußern Verhältnisse gestalteten sich sehr günstig. Er trat wie sein Vater in das Prüfnngsamt der indischen Regierung ein und bezog mit dreißig Jahren bei täglich dreistündiger Arbeitszeit einen Gehalt von 1200 Pfund Sterling, der bis zu seinem funfzigsten Jahre, wo er Präsident wurde, auf 2000 stieg. Zwei Jahre darauf, 1858, wo die Regie¬ rung Indiens an den Staat überging, wurde er mit 1500 Pfund Sterling pensioniert. Die berühmte Logik Mills analysiert und kritisiert Saeuger sehr genan und giebt bei dieser Gelegenheit mit vollendeter Sach- und Litteraturkenntnis einen Überblick über den gegenwärtigen Stand dieser Wissenschaft. Das Hauptverdienst Mills um die Logik dürfte in dem Nachweis bestehn, daß alles Schließen auf einer unvollständigen Induktion beruht. Aus der Darstellung von Mills praktischer Philosophie erfahren wir mit Genugthuung, daß er den Benthamismus in seiner gröbsten Form überwunden hat, und daß seine Nützlichkeits- und Lustmoral einen Kompromiß mit der idealistischen Ethik anstrebt. In seinen soziologischen und nationalökonomischen Untersuchungen kommt er dem Kommunismus sehr weit ent¬ gegen, ohne Utopist zu werden, und bei aller Arbeiterfreundlichkeit und Liebe zur Demokratie findet er diese und unsre ganze heutige Kultur gefährlich, weil sie die Individualitäten abschleift und die starken Charaktere niederhält; Englands Größe beruhe auf einer großen Anzahl zweckmäßig zusammenwirkender aber kleiner Persön¬ lichkeiten. Saenger bemerkt darüber, Mill sei in diesem Punkte ohne Zweifel von

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/294
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/294>, abgerufen am 28.04.2024.