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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Unstern

Landschaften erscheint), nud dann haben wir gewöhnlich rechts die Kirche, links
und im Vordergründe die von Segelschiffen und Booten bedeckte Maas, Eine
andre Ansicht, von Papendrecht, mit noch mehr bewegtem Wasser und Ge¬
witterhimmel, zeigt ein älteres, ebenfalls kostbares und sehr viel kleineres Bild
ini Haag vou 1633. Dieselbe dagegen wie das Brüsseler Bild, nur mit glattem
Wasserspiegel, ein kleineres in Amsterdam (Ur, 406) im feinen, kühlgraucu
Ton mit goldnen Lichtern und mit einem ausdrucksvollen Himmel, durch dessen
Wolken blaue Flecken scheinen; die größere Ansicht von Dordrecht ebenda
(Ur. 409, aus dem Arbeitshause) ist nur eine bessere Dekoratiousarbeit, beide
sind undatiert und aus den fünfziger Jahren. Die Sammlung Thieme in
Leipzig, deren zwei frühere Bilder schon erwähnt wordeu sind, besitzt außerdem
drei "och schönere, die uns Gödens spätere Entwicklung und Vollendung vor
Augen stellen: eine Flußszeuc von 1644, eine weite vou den Düne" aus ge-
nommnc Flachlandschaft, etwas später nud noch besser nud reifer, mit weicher
Luft und verschwimmender Ferne, und endlich eine leicht bewegte See aus den
fünfziger Jahren.




Unstern
Aus den Erzählungen eines alten Advokaten
Eduard Dupri von(Fortsetzung)

a saßen wir denn wieder einmal nbeuds miteinander im Klub.
Der Friedensrichter hatte eben dem guten Schiefrich vorgehalten, daß
er jetzt auch das Gotteshaus für seine weltlichen Interessen mi߬
brauche. Dieser mußte zugeben, daß er öfters in die französische
Kirche gehe. Da saß er oben auf der Empore mit dem Bewußt¬
sein, daß möglicherweise Meile Berner unten im Schiff säße. Der
Friedensrichter bezeichnete das als ein einseitiges Rendezvous, und ich nannte ihn
deshalb einen Don Juan. Er ging mit vergnügten Lächeln auf unsre Scherze
ein. -- Sie wissen, daß ich andre Absichten mit Ihnen hatte, sagte jetzt Stürmer;
aber wenn Sie denn so weit sind, so könnten Sie mir wenigstens die Eßzimmer¬
einrichtung der Frau Becker abkaufen für Ihre künftige Haushaltung. -- Der
Friedensrichter unterstützte thu. Das müssen Sie mindestens thun, sagte er. --
Jawohl, sagte ich mit Entschiedenheit, Sie brauchen ja doch eine Eßzimmerein-
richtung. -- Schiefrich wehrte sich gegen die Vergewaltigung und rief überlaut:
Ich brauche keine Eßzimmereinrichtung! -- Wahrend wir ihm nun zuzureden be¬
müht waren, kam ans einmal der Major Weiße herzu. -- Darf ich bitten, fragte
er in seiner muntern Art, wer von den Herren braucht eine Eßzimmereiu-
richtung? -- Wir waren etwas verblüfft. Dann sagte ich lachend: Hier, Herr


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Landschaften erscheint), nud dann haben wir gewöhnlich rechts die Kirche, links
und im Vordergründe die von Segelschiffen und Booten bedeckte Maas, Eine
andre Ansicht, von Papendrecht, mit noch mehr bewegtem Wasser und Ge¬
witterhimmel, zeigt ein älteres, ebenfalls kostbares und sehr viel kleineres Bild
ini Haag vou 1633. Dieselbe dagegen wie das Brüsseler Bild, nur mit glattem
Wasserspiegel, ein kleineres in Amsterdam (Ur, 406) im feinen, kühlgraucu
Ton mit goldnen Lichtern und mit einem ausdrucksvollen Himmel, durch dessen
Wolken blaue Flecken scheinen; die größere Ansicht von Dordrecht ebenda
(Ur. 409, aus dem Arbeitshause) ist nur eine bessere Dekoratiousarbeit, beide
sind undatiert und aus den fünfziger Jahren. Die Sammlung Thieme in
Leipzig, deren zwei frühere Bilder schon erwähnt wordeu sind, besitzt außerdem
drei «och schönere, die uns Gödens spätere Entwicklung und Vollendung vor
Augen stellen: eine Flußszeuc von 1644, eine weite vou den Düne» aus ge-
nommnc Flachlandschaft, etwas später nud noch besser nud reifer, mit weicher
Luft und verschwimmender Ferne, und endlich eine leicht bewegte See aus den
fünfziger Jahren.




Unstern
Aus den Erzählungen eines alten Advokaten
Eduard Dupri von(Fortsetzung)

a saßen wir denn wieder einmal nbeuds miteinander im Klub.
Der Friedensrichter hatte eben dem guten Schiefrich vorgehalten, daß
er jetzt auch das Gotteshaus für seine weltlichen Interessen mi߬
brauche. Dieser mußte zugeben, daß er öfters in die französische
Kirche gehe. Da saß er oben auf der Empore mit dem Bewußt¬
sein, daß möglicherweise Meile Berner unten im Schiff säße. Der
Friedensrichter bezeichnete das als ein einseitiges Rendezvous, und ich nannte ihn
deshalb einen Don Juan. Er ging mit vergnügten Lächeln auf unsre Scherze
ein. — Sie wissen, daß ich andre Absichten mit Ihnen hatte, sagte jetzt Stürmer;
aber wenn Sie denn so weit sind, so könnten Sie mir wenigstens die Eßzimmer¬
einrichtung der Frau Becker abkaufen für Ihre künftige Haushaltung. — Der
Friedensrichter unterstützte thu. Das müssen Sie mindestens thun, sagte er. —
Jawohl, sagte ich mit Entschiedenheit, Sie brauchen ja doch eine Eßzimmerein-
richtung. — Schiefrich wehrte sich gegen die Vergewaltigung und rief überlaut:
Ich brauche keine Eßzimmereinrichtung! — Wahrend wir ihm nun zuzureden be¬
müht waren, kam ans einmal der Major Weiße herzu. — Darf ich bitten, fragte
er in seiner muntern Art, wer von den Herren braucht eine Eßzimmereiu-
richtung? — Wir waren etwas verblüfft. Dann sagte ich lachend: Hier, Herr


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[0582] Unstern Landschaften erscheint), nud dann haben wir gewöhnlich rechts die Kirche, links und im Vordergründe die von Segelschiffen und Booten bedeckte Maas, Eine andre Ansicht, von Papendrecht, mit noch mehr bewegtem Wasser und Ge¬ witterhimmel, zeigt ein älteres, ebenfalls kostbares und sehr viel kleineres Bild ini Haag vou 1633. Dieselbe dagegen wie das Brüsseler Bild, nur mit glattem Wasserspiegel, ein kleineres in Amsterdam (Ur, 406) im feinen, kühlgraucu Ton mit goldnen Lichtern und mit einem ausdrucksvollen Himmel, durch dessen Wolken blaue Flecken scheinen; die größere Ansicht von Dordrecht ebenda (Ur. 409, aus dem Arbeitshause) ist nur eine bessere Dekoratiousarbeit, beide sind undatiert und aus den fünfziger Jahren. Die Sammlung Thieme in Leipzig, deren zwei frühere Bilder schon erwähnt wordeu sind, besitzt außerdem drei «och schönere, die uns Gödens spätere Entwicklung und Vollendung vor Augen stellen: eine Flußszeuc von 1644, eine weite vou den Düne» aus ge- nommnc Flachlandschaft, etwas später nud noch besser nud reifer, mit weicher Luft und verschwimmender Ferne, und endlich eine leicht bewegte See aus den fünfziger Jahren. Unstern Aus den Erzählungen eines alten Advokaten Eduard Dupri von(Fortsetzung) a saßen wir denn wieder einmal nbeuds miteinander im Klub. Der Friedensrichter hatte eben dem guten Schiefrich vorgehalten, daß er jetzt auch das Gotteshaus für seine weltlichen Interessen mi߬ brauche. Dieser mußte zugeben, daß er öfters in die französische Kirche gehe. Da saß er oben auf der Empore mit dem Bewußt¬ sein, daß möglicherweise Meile Berner unten im Schiff säße. Der Friedensrichter bezeichnete das als ein einseitiges Rendezvous, und ich nannte ihn deshalb einen Don Juan. Er ging mit vergnügten Lächeln auf unsre Scherze ein. — Sie wissen, daß ich andre Absichten mit Ihnen hatte, sagte jetzt Stürmer; aber wenn Sie denn so weit sind, so könnten Sie mir wenigstens die Eßzimmer¬ einrichtung der Frau Becker abkaufen für Ihre künftige Haushaltung. — Der Friedensrichter unterstützte thu. Das müssen Sie mindestens thun, sagte er. — Jawohl, sagte ich mit Entschiedenheit, Sie brauchen ja doch eine Eßzimmerein- richtung. — Schiefrich wehrte sich gegen die Vergewaltigung und rief überlaut: Ich brauche keine Eßzimmereinrichtung! — Wahrend wir ihm nun zuzureden be¬ müht waren, kam ans einmal der Major Weiße herzu. — Darf ich bitten, fragte er in seiner muntern Art, wer von den Herren braucht eine Eßzimmereiu- richtung? — Wir waren etwas verblüfft. Dann sagte ich lachend: Hier, Herr

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/582>, abgerufen am 27.04.2024.