Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches >ab Unmaßgebliches

maurerei und über ihre gegenwärtige Krisis haben wir im 2. Bande des Jahrgangs
1899 der Grenzboten Seite 559 und im 2. Bande des Jahrgangs 1900 Seite 407
ausgesprochen.


Der Qnovadismns.

Das bescheidne Kirchlein Ouimuo Huo VacliL vor der
römischen Porta Sau Sebastiano, das seine Entstehung einer der schönsten christlichen
Legenden verdankt, hat jetzt auch zu einer Wortneubildnng Anlaß gegeben. Man
spricht von "Quovadisinus," wie man von Japonismns, Jbsenismus, Tolstoismus,
Wagnerismus, Nnpolevuismus, Bottieellismus, Symbolismus, Naturalismus, Ve-
lozipedismus und andern, teilweise unvergänglichen aber doch zumeist höchst vorüber¬
gehenden "Jsmusseu" spricht -- natürlich in Paris, wo die Mode, im Gefolge des
suggestiven Sienliewiezischen Allerweltsrvmans ans der ersten christlichen Zeit, das
Wort I^o Hnovaciismo neu gebildet und seine Voraussetzungen vorher geschaffen hat.
Ein Aussatz vou Raymond Bouyer in der UouvoUo Rsvus vom 15. Dezember be¬
schäftigt sich mit den Erscheinungen, in denen sich der Quovadisinus äußert. Er
ist eine Mischung von Mystizismus, Prärafaelismus und Snobismus; Sieukiewiez
suchte zugleich zu amüsieren und zu erbauen in seinem weit über Gebühr geschätzten
und gelesenen Roman, der in zwanzig verschiednen Übersetzungen (drei deutschen,
zwei französischen, sechs russischen) den größten litterarischen Erfolg der Gegenwart
abgegeben hat; denn in Frankreich allein sind bis jetzt dreihundertdreiuudzwanzig-
tausend Exemplare verkauft worden. Man bewundert Petrouius, deu größten
geistigen Gourmand und physischen Wohlleber des Altertums, und zugleich 1v gCmio
ein vbiisticiuismö: das ist Quovadismus. Bouyer sagt, wenn mau statt Huo pinus
fragt: "Woher kommst du?" (was er übrigens fälschlich und wohl auch noch druck¬
fehlerhaft mit "Illäo vMs?" ausdrückt), so erscheinen die Geister Chateaubriauds,
Bulwers, Theophile Gauklers, Alex. Dumas des Vaters, Henri Conseienees, Kardinal
Wisemans, Louis Bonilhets und endlich auch des jetzt neu wieder hervorgeholter
Jean Lombard; denn auf den Martyrs, den letzten Tagen von Pompeji, der Arria
Gauklers usw. bis hinunter zu der von Langweile und falscher Historie strotzenden
"Agonie" Jean Lombards (Byzanee ist noch langweiliger) bericht der dem Polen
zu verdankende Quovadismus. Von Nativnalpolnischem ist in diesem Sienliewiezischen
Werte nichts zu finden; wenn man von Sieukiewiczismus daraufhin sprechen wollte
,
M. so würde das polnische Eharakteristikum fehlen.


Der moderne Geist in der Tonkunst

bietet ein der Untersuchung werdes
Thema, ist eine Frage, deren richtige Lösung Produzenten und Konsumenten zu
Dank verpflichte" muß. Hauptsächlich wird eine Belehrung über den modernen
Geist in der Musik dem Publikum zu gute kommen, wenn sie davon überzeugt,
daß neue Formen und Mittel nicht ohne weiteres als Launen und Schönheitsfehler
abzulehnen, sondern daraufhin zu prüfen sind, ob sie der notwendige Ausdruck
neuer Ideen sind. Die Einwirkung auf den Komponisten wird auf einen guten
Rat beschränkt bleibe", und zwar einen zwiefachen: daß er der geistigen Entwicklung
seiner Zeit folgen, daß er aber auch die modernen Elemente nicht überschätzen möge.
Denn nicht alles, was einer bestimmten Zeit eigen ist, schickt sich auch für ihre
Musik und muß in ihr Aufnahme finden. Der Komponist sei nur ein universell
gebildeter und geschmackvoller Mensch, so wird der berechtigte Ton der Zeit in
seinen Werken von allein zum Klingen kommen; geht einer absichtlich und bewußt
auf ihn aus, so läuft er Gefahr, statt modernen Geistes modernen Lack zu bieten,
und erzieht ein Publikum, das keinen Esel mehr von einem Löwen zu unterscheiden
weiß. Eine Untersuchung über den moderne" Geist wird demnach vor allein klar
zu machen haben, worin das Moderne unsrer Zeit besteht, wie weit es sich für
die Musik eignet und wodurch es sich musikalisch äußert.

Mit diesen Erwartungen schlugen wir ein Buch auf, das das angegebne Thema
zum Titel und I>>-. Arthur Seidl zum Verfasser hat; im breiten'Faksimile steht


Maßgebliches >ab Unmaßgebliches

maurerei und über ihre gegenwärtige Krisis haben wir im 2. Bande des Jahrgangs
1899 der Grenzboten Seite 559 und im 2. Bande des Jahrgangs 1900 Seite 407
ausgesprochen.


Der Qnovadismns.

Das bescheidne Kirchlein Ouimuo Huo VacliL vor der
römischen Porta Sau Sebastiano, das seine Entstehung einer der schönsten christlichen
Legenden verdankt, hat jetzt auch zu einer Wortneubildnng Anlaß gegeben. Man
spricht von „Quovadisinus," wie man von Japonismns, Jbsenismus, Tolstoismus,
Wagnerismus, Nnpolevuismus, Bottieellismus, Symbolismus, Naturalismus, Ve-
lozipedismus und andern, teilweise unvergänglichen aber doch zumeist höchst vorüber¬
gehenden „Jsmusseu" spricht — natürlich in Paris, wo die Mode, im Gefolge des
suggestiven Sienliewiezischen Allerweltsrvmans ans der ersten christlichen Zeit, das
Wort I^o Hnovaciismo neu gebildet und seine Voraussetzungen vorher geschaffen hat.
Ein Aussatz vou Raymond Bouyer in der UouvoUo Rsvus vom 15. Dezember be¬
schäftigt sich mit den Erscheinungen, in denen sich der Quovadisinus äußert. Er
ist eine Mischung von Mystizismus, Prärafaelismus und Snobismus; Sieukiewiez
suchte zugleich zu amüsieren und zu erbauen in seinem weit über Gebühr geschätzten
und gelesenen Roman, der in zwanzig verschiednen Übersetzungen (drei deutschen,
zwei französischen, sechs russischen) den größten litterarischen Erfolg der Gegenwart
abgegeben hat; denn in Frankreich allein sind bis jetzt dreihundertdreiuudzwanzig-
tausend Exemplare verkauft worden. Man bewundert Petrouius, deu größten
geistigen Gourmand und physischen Wohlleber des Altertums, und zugleich 1v gCmio
ein vbiisticiuismö: das ist Quovadismus. Bouyer sagt, wenn mau statt Huo pinus
fragt: „Woher kommst du?" (was er übrigens fälschlich und wohl auch noch druck¬
fehlerhaft mit „Illäo vMs?" ausdrückt), so erscheinen die Geister Chateaubriauds,
Bulwers, Theophile Gauklers, Alex. Dumas des Vaters, Henri Conseienees, Kardinal
Wisemans, Louis Bonilhets und endlich auch des jetzt neu wieder hervorgeholter
Jean Lombard; denn auf den Martyrs, den letzten Tagen von Pompeji, der Arria
Gauklers usw. bis hinunter zu der von Langweile und falscher Historie strotzenden
„Agonie" Jean Lombards (Byzanee ist noch langweiliger) bericht der dem Polen
zu verdankende Quovadismus. Von Nativnalpolnischem ist in diesem Sienliewiezischen
Werte nichts zu finden; wenn man von Sieukiewiczismus daraufhin sprechen wollte
,
M. so würde das polnische Eharakteristikum fehlen.


Der moderne Geist in der Tonkunst

bietet ein der Untersuchung werdes
Thema, ist eine Frage, deren richtige Lösung Produzenten und Konsumenten zu
Dank verpflichte» muß. Hauptsächlich wird eine Belehrung über den modernen
Geist in der Musik dem Publikum zu gute kommen, wenn sie davon überzeugt,
daß neue Formen und Mittel nicht ohne weiteres als Launen und Schönheitsfehler
abzulehnen, sondern daraufhin zu prüfen sind, ob sie der notwendige Ausdruck
neuer Ideen sind. Die Einwirkung auf den Komponisten wird auf einen guten
Rat beschränkt bleibe», und zwar einen zwiefachen: daß er der geistigen Entwicklung
seiner Zeit folgen, daß er aber auch die modernen Elemente nicht überschätzen möge.
Denn nicht alles, was einer bestimmten Zeit eigen ist, schickt sich auch für ihre
Musik und muß in ihr Aufnahme finden. Der Komponist sei nur ein universell
gebildeter und geschmackvoller Mensch, so wird der berechtigte Ton der Zeit in
seinen Werken von allein zum Klingen kommen; geht einer absichtlich und bewußt
auf ihn aus, so läuft er Gefahr, statt modernen Geistes modernen Lack zu bieten,
und erzieht ein Publikum, das keinen Esel mehr von einem Löwen zu unterscheiden
weiß. Eine Untersuchung über den moderne« Geist wird demnach vor allein klar
zu machen haben, worin das Moderne unsrer Zeit besteht, wie weit es sich für
die Musik eignet und wodurch es sich musikalisch äußert.

Mit diesen Erwartungen schlugen wir ein Buch auf, das das angegebne Thema
zum Titel und I>>-. Arthur Seidl zum Verfasser hat; im breiten'Faksimile steht


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0174" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236698"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches &gt;ab Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_645" prev="#ID_644"> maurerei und über ihre gegenwärtige Krisis haben wir im 2. Bande des Jahrgangs<lb/>
1899 der Grenzboten Seite 559 und im 2. Bande des Jahrgangs 1900 Seite 407<lb/>
ausgesprochen.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Der Qnovadismns.</head>
            <p xml:id="ID_646"> Das bescheidne Kirchlein Ouimuo Huo VacliL vor der<lb/>
römischen Porta Sau Sebastiano, das seine Entstehung einer der schönsten christlichen<lb/>
Legenden verdankt, hat jetzt auch zu einer Wortneubildnng Anlaß gegeben. Man<lb/>
spricht von &#x201E;Quovadisinus," wie man von Japonismns, Jbsenismus, Tolstoismus,<lb/>
Wagnerismus, Nnpolevuismus, Bottieellismus, Symbolismus, Naturalismus, Ve-<lb/>
lozipedismus und andern, teilweise unvergänglichen aber doch zumeist höchst vorüber¬<lb/>
gehenden &#x201E;Jsmusseu" spricht &#x2014; natürlich in Paris, wo die Mode, im Gefolge des<lb/>
suggestiven Sienliewiezischen Allerweltsrvmans ans der ersten christlichen Zeit, das<lb/>
Wort I^o Hnovaciismo neu gebildet und seine Voraussetzungen vorher geschaffen hat.<lb/>
Ein Aussatz vou Raymond Bouyer in der UouvoUo Rsvus vom 15. Dezember be¬<lb/>
schäftigt sich mit den Erscheinungen, in denen sich der Quovadisinus äußert. Er<lb/>
ist eine Mischung von Mystizismus, Prärafaelismus und Snobismus; Sieukiewiez<lb/>
suchte zugleich zu amüsieren und zu erbauen in seinem weit über Gebühr geschätzten<lb/>
und gelesenen Roman, der in zwanzig verschiednen Übersetzungen (drei deutschen,<lb/>
zwei französischen, sechs russischen) den größten litterarischen Erfolg der Gegenwart<lb/>
abgegeben hat; denn in Frankreich allein sind bis jetzt dreihundertdreiuudzwanzig-<lb/>
tausend Exemplare verkauft worden. Man bewundert Petrouius, deu größten<lb/>
geistigen Gourmand und physischen Wohlleber des Altertums, und zugleich 1v gCmio<lb/>
ein vbiisticiuismö: das ist Quovadismus. Bouyer sagt, wenn mau statt Huo pinus<lb/>
fragt: &#x201E;Woher kommst du?" (was er übrigens fälschlich und wohl auch noch druck¬<lb/>
fehlerhaft mit &#x201E;Illäo vMs?" ausdrückt), so erscheinen die Geister Chateaubriauds,<lb/>
Bulwers, Theophile Gauklers, Alex. Dumas des Vaters, Henri Conseienees, Kardinal<lb/>
Wisemans, Louis Bonilhets und endlich auch des jetzt neu wieder hervorgeholter<lb/>
Jean Lombard; denn auf den Martyrs, den letzten Tagen von Pompeji, der Arria<lb/>
Gauklers usw. bis hinunter zu der von Langweile und falscher Historie strotzenden<lb/>
&#x201E;Agonie" Jean Lombards (Byzanee ist noch langweiliger) bericht der dem Polen<lb/>
zu verdankende Quovadismus. Von Nativnalpolnischem ist in diesem Sienliewiezischen<lb/>
Werte nichts zu finden; wenn man von Sieukiewiczismus daraufhin sprechen wollte<lb/><note type="byline"> ,<lb/>
M.</note> so würde das polnische Eharakteristikum fehlen. </p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Der moderne Geist in der Tonkunst </head>
            <p xml:id="ID_647"> bietet ein der Untersuchung werdes<lb/>
Thema, ist eine Frage, deren richtige Lösung Produzenten und Konsumenten zu<lb/>
Dank verpflichte» muß. Hauptsächlich wird eine Belehrung über den modernen<lb/>
Geist in der Musik dem Publikum zu gute kommen, wenn sie davon überzeugt,<lb/>
daß neue Formen und Mittel nicht ohne weiteres als Launen und Schönheitsfehler<lb/>
abzulehnen, sondern daraufhin zu prüfen sind, ob sie der notwendige Ausdruck<lb/>
neuer Ideen sind. Die Einwirkung auf den Komponisten wird auf einen guten<lb/>
Rat beschränkt bleibe», und zwar einen zwiefachen: daß er der geistigen Entwicklung<lb/>
seiner Zeit folgen, daß er aber auch die modernen Elemente nicht überschätzen möge.<lb/>
Denn nicht alles, was einer bestimmten Zeit eigen ist, schickt sich auch für ihre<lb/>
Musik und muß in ihr Aufnahme finden. Der Komponist sei nur ein universell<lb/>
gebildeter und geschmackvoller Mensch, so wird der berechtigte Ton der Zeit in<lb/>
seinen Werken von allein zum Klingen kommen; geht einer absichtlich und bewußt<lb/>
auf ihn aus, so läuft er Gefahr, statt modernen Geistes modernen Lack zu bieten,<lb/>
und erzieht ein Publikum, das keinen Esel mehr von einem Löwen zu unterscheiden<lb/>
weiß. Eine Untersuchung über den moderne« Geist wird demnach vor allein klar<lb/>
zu machen haben, worin das Moderne unsrer Zeit besteht, wie weit es sich für<lb/>
die Musik eignet und wodurch es sich musikalisch äußert.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_648" next="#ID_649"> Mit diesen Erwartungen schlugen wir ein Buch auf, das das angegebne Thema<lb/>
zum Titel und I&gt;&gt;-. Arthur Seidl zum Verfasser hat; im breiten'Faksimile steht</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0174] Maßgebliches >ab Unmaßgebliches maurerei und über ihre gegenwärtige Krisis haben wir im 2. Bande des Jahrgangs 1899 der Grenzboten Seite 559 und im 2. Bande des Jahrgangs 1900 Seite 407 ausgesprochen. Der Qnovadismns. Das bescheidne Kirchlein Ouimuo Huo VacliL vor der römischen Porta Sau Sebastiano, das seine Entstehung einer der schönsten christlichen Legenden verdankt, hat jetzt auch zu einer Wortneubildnng Anlaß gegeben. Man spricht von „Quovadisinus," wie man von Japonismns, Jbsenismus, Tolstoismus, Wagnerismus, Nnpolevuismus, Bottieellismus, Symbolismus, Naturalismus, Ve- lozipedismus und andern, teilweise unvergänglichen aber doch zumeist höchst vorüber¬ gehenden „Jsmusseu" spricht — natürlich in Paris, wo die Mode, im Gefolge des suggestiven Sienliewiezischen Allerweltsrvmans ans der ersten christlichen Zeit, das Wort I^o Hnovaciismo neu gebildet und seine Voraussetzungen vorher geschaffen hat. Ein Aussatz vou Raymond Bouyer in der UouvoUo Rsvus vom 15. Dezember be¬ schäftigt sich mit den Erscheinungen, in denen sich der Quovadisinus äußert. Er ist eine Mischung von Mystizismus, Prärafaelismus und Snobismus; Sieukiewiez suchte zugleich zu amüsieren und zu erbauen in seinem weit über Gebühr geschätzten und gelesenen Roman, der in zwanzig verschiednen Übersetzungen (drei deutschen, zwei französischen, sechs russischen) den größten litterarischen Erfolg der Gegenwart abgegeben hat; denn in Frankreich allein sind bis jetzt dreihundertdreiuudzwanzig- tausend Exemplare verkauft worden. Man bewundert Petrouius, deu größten geistigen Gourmand und physischen Wohlleber des Altertums, und zugleich 1v gCmio ein vbiisticiuismö: das ist Quovadismus. Bouyer sagt, wenn mau statt Huo pinus fragt: „Woher kommst du?" (was er übrigens fälschlich und wohl auch noch druck¬ fehlerhaft mit „Illäo vMs?" ausdrückt), so erscheinen die Geister Chateaubriauds, Bulwers, Theophile Gauklers, Alex. Dumas des Vaters, Henri Conseienees, Kardinal Wisemans, Louis Bonilhets und endlich auch des jetzt neu wieder hervorgeholter Jean Lombard; denn auf den Martyrs, den letzten Tagen von Pompeji, der Arria Gauklers usw. bis hinunter zu der von Langweile und falscher Historie strotzenden „Agonie" Jean Lombards (Byzanee ist noch langweiliger) bericht der dem Polen zu verdankende Quovadismus. Von Nativnalpolnischem ist in diesem Sienliewiezischen Werte nichts zu finden; wenn man von Sieukiewiczismus daraufhin sprechen wollte , M. so würde das polnische Eharakteristikum fehlen. Der moderne Geist in der Tonkunst bietet ein der Untersuchung werdes Thema, ist eine Frage, deren richtige Lösung Produzenten und Konsumenten zu Dank verpflichte» muß. Hauptsächlich wird eine Belehrung über den modernen Geist in der Musik dem Publikum zu gute kommen, wenn sie davon überzeugt, daß neue Formen und Mittel nicht ohne weiteres als Launen und Schönheitsfehler abzulehnen, sondern daraufhin zu prüfen sind, ob sie der notwendige Ausdruck neuer Ideen sind. Die Einwirkung auf den Komponisten wird auf einen guten Rat beschränkt bleibe», und zwar einen zwiefachen: daß er der geistigen Entwicklung seiner Zeit folgen, daß er aber auch die modernen Elemente nicht überschätzen möge. Denn nicht alles, was einer bestimmten Zeit eigen ist, schickt sich auch für ihre Musik und muß in ihr Aufnahme finden. Der Komponist sei nur ein universell gebildeter und geschmackvoller Mensch, so wird der berechtigte Ton der Zeit in seinen Werken von allein zum Klingen kommen; geht einer absichtlich und bewußt auf ihn aus, so läuft er Gefahr, statt modernen Geistes modernen Lack zu bieten, und erzieht ein Publikum, das keinen Esel mehr von einem Löwen zu unterscheiden weiß. Eine Untersuchung über den moderne« Geist wird demnach vor allein klar zu machen haben, worin das Moderne unsrer Zeit besteht, wie weit es sich für die Musik eignet und wodurch es sich musikalisch äußert. Mit diesen Erwartungen schlugen wir ein Buch auf, das das angegebne Thema zum Titel und I>>-. Arthur Seidl zum Verfasser hat; im breiten'Faksimile steht

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/174
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/174>, abgerufen am 29.04.2024.