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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches "ut Unmaßgebliches

der Name auf den, Umschlag, Die. Arbeit seht auch wenigstens halbwegs richtig
mit der Frage ein: "Was ist modern?" Wir sagen halbwegs, weil diese Frage¬
stellung zu allgemein ist. Aber schon auf der ersten Seite beginnt auch die Ent¬
täuschung, Statt aufs Ziel zu halten, treibt der Verfasser mit mittelenropmscher
Zeit, mit Röntgen, mit Graf Zeppelin, mit einem Wust überflüssiger Anspielungen
und Beziehungen Schnumschlngerei. Seite 13 sagt er:

"So, und nun werden meine Leser also, nach diesem erbaulichen Präludium,
von mir mit Recht erwarten, daß ich jenen verflixten Begriff des "Modernen"
hier gleich entwickeln nud ihnen einmal genauer zu fassen trachten soll, was doch
alle Welt im Munde führt, und was sich so hartnäckig dem ErHaschen, geschweige
denn einem Konstruieren, entzieh" null? Wenn mau sich da aber nur nicht am
Ende gewaltig in mir verrechnet hat? Denn eigentlich könnte ich wohl sagen: "Es
fällt mir gar nicht ein, und ich denke nicht daran usw.""

Wenn der Leser uach dieser Probe von Saloppheit auf weitere Bekannt¬
schaft mit dem Verfasser verzichtet, büßt er nichts wesentliches ein. Denn das ganze
Buch ist nichts als wieder eine tumultuarische Verherrlichung des Komponisten Richard
Strauß; von ähnlichen Leistungen dieser Art unterscheidet sie sich uur durch den
Mangel einer offnen Flagge. Wird ans Strauß, der unsers Wissens nicht aus
Schwaben stammt, doch noch ein musikalischer Messias, solls auch uns sehr freuen.
Aber um seinetwillen in die deutsche Musik, die noch an den Wirren nud Kämpfen
eines kaum beendeten funfzigjährigen Kriegs leidet, muss neue die Brandfackel zu
"verser, ist unter allen Umständen' verblendet. Nur wegen dieses frevelhaften Ver¬
suchs zu einer neuen Parteibildung haben wir Seidls Buch beachtet. Ihn selbst
zu bekehren, der die Musik nur vom neudeutschen Stübchen her kennt, über alles
was ihm fremd ist, sogar über seinen Lehrer PH. Spitta, von oben her spricht,
heute für Wagner, morgen mit Nietzsche gegen ihn schreit und sich in vollster
Thebanergröße ein Lessing dünkt, nehmen wir uns nicht die Mühe. Aber selb¬
ständige und unterrichtete Kollegen können sich ans dem Pamphlet überzeugen, wie
not ernstliche und praktische Friedensarbeit thut. Die modernen Aufgaben liegen
"uf der Seite des Musikbetriebs, das Gezänk um Komponisten ist längst altväterisch
geworden!


Noch einmal praktische Musiker und Musikforscher.

Sehr geehrte
Redaktion! Die Ausführungen über das eben angeführte Thema in Ur. ol der
Grenzboten veranlassen miet/zu einem kleinen Zusatz: Die praktischen Musiker ver¬
schließen die Ohren nicht bloß, wenn außerhalb des Musikgewerbes stehende
"Forscher" sprechen, sondern sie hören auch den Belehrungen der eignen Zunft-
Genossen nicht zu. Ich lebe abseits vom großen Mnsikgetriebe, bin aber einer der
ältesten Subskribenten der Bachansgabe und reiste als echter Bachianer im ver¬
lognen März mit Spannung zu dem Berliner Bachfest. Wie war ich erstaunt,
da, wo ich Musterauffnhrnngen erwartet hatte, ein ganz veraltetes Treiben zu
finden! Nur in zwei Punkten soll es hier angedeutet werden. Die Bläserbesetzuug
dieses Bachvrchesters stand in vollem Widerspruch zu dem, was M. Hanptmnnn
darüber vor fünfzig Jahren, das Accompagnement der Violinsonate in ^. <zur zu dem,
Was W. Ruhe nicht viel später als Bachisch nachgewiesen hat. Die berühmten
Musiker, die an der Spitze des Festes standen, hatten sich offenbar um die Vor¬
reden der Bachbände nicht gekümmert, obwohl sie von zwei Thomaskantoren, also
bon praktischen Musikern herrühren. Der Schluß, den ich hcerans ziehe, ist: daß
man die Bedenken gegen die praktischen Vorschläge der Musikfvrscher nnr als eme
Ausrede zu betrachten hat Ob die Wissenschaft von Gelehrten oder von Musik¬
direktoren kommt das ist gleich. Der Durchschnitt der Praktischen Musiker ist zu
trag oder zu unfähig ihr zu folgen und zieht es vor. auch in der Behandlung
alter Musik dem Naturalismus zu huldigen. Gelobt wirds doch!


<x.
A. R.
Maßgebliches »ut Unmaßgebliches

der Name auf den, Umschlag, Die. Arbeit seht auch wenigstens halbwegs richtig
mit der Frage ein: „Was ist modern?" Wir sagen halbwegs, weil diese Frage¬
stellung zu allgemein ist. Aber schon auf der ersten Seite beginnt auch die Ent¬
täuschung, Statt aufs Ziel zu halten, treibt der Verfasser mit mittelenropmscher
Zeit, mit Röntgen, mit Graf Zeppelin, mit einem Wust überflüssiger Anspielungen
und Beziehungen Schnumschlngerei. Seite 13 sagt er:

„So, und nun werden meine Leser also, nach diesem erbaulichen Präludium,
von mir mit Recht erwarten, daß ich jenen verflixten Begriff des »Modernen«
hier gleich entwickeln nud ihnen einmal genauer zu fassen trachten soll, was doch
alle Welt im Munde führt, und was sich so hartnäckig dem ErHaschen, geschweige
denn einem Konstruieren, entzieh» null? Wenn mau sich da aber nur nicht am
Ende gewaltig in mir verrechnet hat? Denn eigentlich könnte ich wohl sagen: »Es
fällt mir gar nicht ein, und ich denke nicht daran usw.«"

Wenn der Leser uach dieser Probe von Saloppheit auf weitere Bekannt¬
schaft mit dem Verfasser verzichtet, büßt er nichts wesentliches ein. Denn das ganze
Buch ist nichts als wieder eine tumultuarische Verherrlichung des Komponisten Richard
Strauß; von ähnlichen Leistungen dieser Art unterscheidet sie sich uur durch den
Mangel einer offnen Flagge. Wird ans Strauß, der unsers Wissens nicht aus
Schwaben stammt, doch noch ein musikalischer Messias, solls auch uns sehr freuen.
Aber um seinetwillen in die deutsche Musik, die noch an den Wirren nud Kämpfen
eines kaum beendeten funfzigjährigen Kriegs leidet, muss neue die Brandfackel zu
»verser, ist unter allen Umständen' verblendet. Nur wegen dieses frevelhaften Ver¬
suchs zu einer neuen Parteibildung haben wir Seidls Buch beachtet. Ihn selbst
zu bekehren, der die Musik nur vom neudeutschen Stübchen her kennt, über alles
was ihm fremd ist, sogar über seinen Lehrer PH. Spitta, von oben her spricht,
heute für Wagner, morgen mit Nietzsche gegen ihn schreit und sich in vollster
Thebanergröße ein Lessing dünkt, nehmen wir uns nicht die Mühe. Aber selb¬
ständige und unterrichtete Kollegen können sich ans dem Pamphlet überzeugen, wie
not ernstliche und praktische Friedensarbeit thut. Die modernen Aufgaben liegen
"uf der Seite des Musikbetriebs, das Gezänk um Komponisten ist längst altväterisch
geworden!


Noch einmal praktische Musiker und Musikforscher.

Sehr geehrte
Redaktion! Die Ausführungen über das eben angeführte Thema in Ur. ol der
Grenzboten veranlassen miet/zu einem kleinen Zusatz: Die praktischen Musiker ver¬
schließen die Ohren nicht bloß, wenn außerhalb des Musikgewerbes stehende
"Forscher" sprechen, sondern sie hören auch den Belehrungen der eignen Zunft-
Genossen nicht zu. Ich lebe abseits vom großen Mnsikgetriebe, bin aber einer der
ältesten Subskribenten der Bachansgabe und reiste als echter Bachianer im ver¬
lognen März mit Spannung zu dem Berliner Bachfest. Wie war ich erstaunt,
da, wo ich Musterauffnhrnngen erwartet hatte, ein ganz veraltetes Treiben zu
finden! Nur in zwei Punkten soll es hier angedeutet werden. Die Bläserbesetzuug
dieses Bachvrchesters stand in vollem Widerspruch zu dem, was M. Hanptmnnn
darüber vor fünfzig Jahren, das Accompagnement der Violinsonate in ^. <zur zu dem,
Was W. Ruhe nicht viel später als Bachisch nachgewiesen hat. Die berühmten
Musiker, die an der Spitze des Festes standen, hatten sich offenbar um die Vor¬
reden der Bachbände nicht gekümmert, obwohl sie von zwei Thomaskantoren, also
bon praktischen Musikern herrühren. Der Schluß, den ich hcerans ziehe, ist: daß
man die Bedenken gegen die praktischen Vorschläge der Musikfvrscher nnr als eme
Ausrede zu betrachten hat Ob die Wissenschaft von Gelehrten oder von Musik¬
direktoren kommt das ist gleich. Der Durchschnitt der Praktischen Musiker ist zu
trag oder zu unfähig ihr zu folgen und zieht es vor. auch in der Behandlung
alter Musik dem Naturalismus zu huldigen. Gelobt wirds doch!


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A. R.
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[0175] Maßgebliches »ut Unmaßgebliches der Name auf den, Umschlag, Die. Arbeit seht auch wenigstens halbwegs richtig mit der Frage ein: „Was ist modern?" Wir sagen halbwegs, weil diese Frage¬ stellung zu allgemein ist. Aber schon auf der ersten Seite beginnt auch die Ent¬ täuschung, Statt aufs Ziel zu halten, treibt der Verfasser mit mittelenropmscher Zeit, mit Röntgen, mit Graf Zeppelin, mit einem Wust überflüssiger Anspielungen und Beziehungen Schnumschlngerei. Seite 13 sagt er: „So, und nun werden meine Leser also, nach diesem erbaulichen Präludium, von mir mit Recht erwarten, daß ich jenen verflixten Begriff des »Modernen« hier gleich entwickeln nud ihnen einmal genauer zu fassen trachten soll, was doch alle Welt im Munde führt, und was sich so hartnäckig dem ErHaschen, geschweige denn einem Konstruieren, entzieh» null? Wenn mau sich da aber nur nicht am Ende gewaltig in mir verrechnet hat? Denn eigentlich könnte ich wohl sagen: »Es fällt mir gar nicht ein, und ich denke nicht daran usw.«" Wenn der Leser uach dieser Probe von Saloppheit auf weitere Bekannt¬ schaft mit dem Verfasser verzichtet, büßt er nichts wesentliches ein. Denn das ganze Buch ist nichts als wieder eine tumultuarische Verherrlichung des Komponisten Richard Strauß; von ähnlichen Leistungen dieser Art unterscheidet sie sich uur durch den Mangel einer offnen Flagge. Wird ans Strauß, der unsers Wissens nicht aus Schwaben stammt, doch noch ein musikalischer Messias, solls auch uns sehr freuen. Aber um seinetwillen in die deutsche Musik, die noch an den Wirren nud Kämpfen eines kaum beendeten funfzigjährigen Kriegs leidet, muss neue die Brandfackel zu »verser, ist unter allen Umständen' verblendet. Nur wegen dieses frevelhaften Ver¬ suchs zu einer neuen Parteibildung haben wir Seidls Buch beachtet. Ihn selbst zu bekehren, der die Musik nur vom neudeutschen Stübchen her kennt, über alles was ihm fremd ist, sogar über seinen Lehrer PH. Spitta, von oben her spricht, heute für Wagner, morgen mit Nietzsche gegen ihn schreit und sich in vollster Thebanergröße ein Lessing dünkt, nehmen wir uns nicht die Mühe. Aber selb¬ ständige und unterrichtete Kollegen können sich ans dem Pamphlet überzeugen, wie not ernstliche und praktische Friedensarbeit thut. Die modernen Aufgaben liegen "uf der Seite des Musikbetriebs, das Gezänk um Komponisten ist längst altväterisch geworden! Noch einmal praktische Musiker und Musikforscher. Sehr geehrte Redaktion! Die Ausführungen über das eben angeführte Thema in Ur. ol der Grenzboten veranlassen miet/zu einem kleinen Zusatz: Die praktischen Musiker ver¬ schließen die Ohren nicht bloß, wenn außerhalb des Musikgewerbes stehende "Forscher" sprechen, sondern sie hören auch den Belehrungen der eignen Zunft- Genossen nicht zu. Ich lebe abseits vom großen Mnsikgetriebe, bin aber einer der ältesten Subskribenten der Bachansgabe und reiste als echter Bachianer im ver¬ lognen März mit Spannung zu dem Berliner Bachfest. Wie war ich erstaunt, da, wo ich Musterauffnhrnngen erwartet hatte, ein ganz veraltetes Treiben zu finden! Nur in zwei Punkten soll es hier angedeutet werden. Die Bläserbesetzuug dieses Bachvrchesters stand in vollem Widerspruch zu dem, was M. Hanptmnnn darüber vor fünfzig Jahren, das Accompagnement der Violinsonate in ^. <zur zu dem, Was W. Ruhe nicht viel später als Bachisch nachgewiesen hat. Die berühmten Musiker, die an der Spitze des Festes standen, hatten sich offenbar um die Vor¬ reden der Bachbände nicht gekümmert, obwohl sie von zwei Thomaskantoren, also bon praktischen Musikern herrühren. Der Schluß, den ich hcerans ziehe, ist: daß man die Bedenken gegen die praktischen Vorschläge der Musikfvrscher nnr als eme Ausrede zu betrachten hat Ob die Wissenschaft von Gelehrten oder von Musik¬ direktoren kommt das ist gleich. Der Durchschnitt der Praktischen Musiker ist zu trag oder zu unfähig ihr zu folgen und zieht es vor. auch in der Behandlung alter Musik dem Naturalismus zu huldigen. Gelobt wirds doch! <x. A. R.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/175>, abgerufen am 29.04.2024.