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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Rücktritt des Finanzministers erreicht, aber ihren prinzipiellen Standpunkt hat sie
aufgegeben, prinzipiell hat nicht sie gesiegt, sondern die königliche Regierung, die
natürlich so klug und rücksichtsvoll ist, das der Kammer nicht zu sagen. Das Laud
kann mit diesem Ausgange des "Verfasfungskouflikts" nur zufrieden sein; zu einem
parlamentarischen Regiment ist danach in Sachsen vorläufig keine Aussicht.


Die Organisation der Wasserwirtschaft.

Das Wasser ist durch seineu
Kreislauf, "vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder zur
^rde muß es, ewig wechselnd," nicht dazu geeignet, wie das Laud in scharf gegen¬
einander begrenzten Bezirken durch Behörden, deren Kompetenzen ebenfalls scharf
gegeneinander abgegrenzt sind, verwaltet zu werden. An jeder solchen Schnittstelle
müsse" wie bisher so auch in Zukunft Mißstände entstehn, mögen diese Stellen auch
noch so vorsichtig ausgewählt sein. Deshalb ist seit Jahren danach gestrebt worden,
die gesamte Wasserwirtschaft in einem einzigen Verwaltungsorgauismus zu vereinigen,
aber die Schwierigkeiten scheinen ebenso unüberwindlich zu sein wie die einer ein¬
heitliche" Gestaltung des Wasserrechts. Nun ist jetzt im preußischen Abgeordneten¬
hause bei der Etatsberatuug die Neuorganisation der Geueralkommissivnen besprochen
und dabei der Wunsch geäußert worden, diese Behörden möchten außer mit land¬
schaftlichen auch mit mcliorationstechnischen Mitgliedern ausgerüstet werden. So
erwünscht diese Maßregel, insbesondre was die Meliorationsbaubeamten anbelangt, ist,
w kann sie doch auch für die erstrebte einheitliche Behandlung der Wasserwirtschaft
schwere Nachteile haben, weil dadurch die Einseitigkeit in der Behandlung der wasser¬
wirtschaftlichen Fragen nicht beseitigt, sondern unter Umständen noch befördert
werden kann. So sehr auch der Berücksichtigung des Interesses der Landwirtschaft
"n einer geregelten Wasserwirtschaft das Wort geredet werden muß, so dürfen und
tonnen doch die Schiffahrt, die dem Arbeitsministerium, die Ausnutzung der Wasser-
^äste, die dem Handelsministerium, und die Reinhaltung des Wassers, die dem
Kultusministerium untersteht, nicht zurückgeschoben werden. Auch die Flußstreckeu,
wo augenblicklich keine Schiffahrt betrieben wird, können dnrch Kanalisierung oder
^eitenkanäle in späterer Zeit einmal in Schiffahrtsstraßen umgewandelt werden --
le andrerseits auch jetzt bestehende Schiffahrtstraßen streckenweise eingehn können
le die untere Paffarge. Flußstreckeu, die jetzt wegen ihrer stark schwankenden
^asserniengeu und ihrer geringen Niedrigwassermeugen für eine Ausnutzung der
Wasserkräfte nicht geeignet sind, können durch Anlage von Hochwassersammelbecken
n Zukunft hierfür eine große Bedeutung gewinnen, wie die schlesischen Gebirgs-
^uffe, die jetzt reguliert werden. Andre Wasserläufe wieder, deren Reinhaltung
wegen des ländlichen Charakters und der geringen Bebauung ihrer Gebiete, sowie
wegen des geringen Maßes der sanitären Verunreinigung jetzt nur geringes Juter-
^lie hat, können durch Schaffung oder Erweiterung von Gewerbebetrieben und
urch Ausbreitung der städtische" Bebauung für eine sorgfältige Reinhaltung in
Zukunft zu allermeist in Frage kommen, wie das Emscherthal und die Abflüsse der
"tnßfm'ter und der oberschlesischen Bergwerke. Wenn es also nicht möglich ist, das
ange Zeit erstrebte besondre Wasserwirtschaftsministeriunl zu schaffen, den: alle -diese
Konkurrierenden Zweige des Wirtschaftslebens unterstellt werden, so sollte wenigstens
asur gesorgt werden, daß die technische Behandlung in allen Verwaltungsinstanzen
uiheitlich besorgt wird. Das Wasser, das eine Wiese befruchten und vielerlei darauf
achseude Pflanzen zur höchsten Entwicklung bringen soll, muß diese Wiese in ganz
^ ^hmäßiger dünner Schicht überrieseln. Sobald sich diese Schicht in einzelne
! arkere Wasserfäden teilt, zwischen denen breitere Streifen überhaupt kein Wasser'halten, tritt hier eine Austrocknung, dort eine Versumpfung ein. Die guten
bcM^ ^kümmern, und nur Sumpfpflanzen und magere Halme gedeihen. Des-
ve . werden solche Wiesen in bestimmten Abständen mit horizontalen Sammelrinnen
ni"' s ' ^ ^ einzelnen Wasserfäden aufnehmen und weiter unterhalb wieder in
^ nchmäßiger dünner Schicht verteilen.


Grenzboten I 1902 "5
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Rücktritt des Finanzministers erreicht, aber ihren prinzipiellen Standpunkt hat sie
aufgegeben, prinzipiell hat nicht sie gesiegt, sondern die königliche Regierung, die
natürlich so klug und rücksichtsvoll ist, das der Kammer nicht zu sagen. Das Laud
kann mit diesem Ausgange des „Verfasfungskouflikts" nur zufrieden sein; zu einem
parlamentarischen Regiment ist danach in Sachsen vorläufig keine Aussicht.


Die Organisation der Wasserwirtschaft.

Das Wasser ist durch seineu
Kreislauf, „vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder zur
^rde muß es, ewig wechselnd," nicht dazu geeignet, wie das Laud in scharf gegen¬
einander begrenzten Bezirken durch Behörden, deren Kompetenzen ebenfalls scharf
gegeneinander abgegrenzt sind, verwaltet zu werden. An jeder solchen Schnittstelle
müsse« wie bisher so auch in Zukunft Mißstände entstehn, mögen diese Stellen auch
noch so vorsichtig ausgewählt sein. Deshalb ist seit Jahren danach gestrebt worden,
die gesamte Wasserwirtschaft in einem einzigen Verwaltungsorgauismus zu vereinigen,
aber die Schwierigkeiten scheinen ebenso unüberwindlich zu sein wie die einer ein¬
heitliche» Gestaltung des Wasserrechts. Nun ist jetzt im preußischen Abgeordneten¬
hause bei der Etatsberatuug die Neuorganisation der Geueralkommissivnen besprochen
und dabei der Wunsch geäußert worden, diese Behörden möchten außer mit land¬
schaftlichen auch mit mcliorationstechnischen Mitgliedern ausgerüstet werden. So
erwünscht diese Maßregel, insbesondre was die Meliorationsbaubeamten anbelangt, ist,
w kann sie doch auch für die erstrebte einheitliche Behandlung der Wasserwirtschaft
schwere Nachteile haben, weil dadurch die Einseitigkeit in der Behandlung der wasser¬
wirtschaftlichen Fragen nicht beseitigt, sondern unter Umständen noch befördert
werden kann. So sehr auch der Berücksichtigung des Interesses der Landwirtschaft
"n einer geregelten Wasserwirtschaft das Wort geredet werden muß, so dürfen und
tonnen doch die Schiffahrt, die dem Arbeitsministerium, die Ausnutzung der Wasser-
^äste, die dem Handelsministerium, und die Reinhaltung des Wassers, die dem
Kultusministerium untersteht, nicht zurückgeschoben werden. Auch die Flußstreckeu,
wo augenblicklich keine Schiffahrt betrieben wird, können dnrch Kanalisierung oder
^eitenkanäle in späterer Zeit einmal in Schiffahrtsstraßen umgewandelt werden —
le andrerseits auch jetzt bestehende Schiffahrtstraßen streckenweise eingehn können
le die untere Paffarge. Flußstreckeu, die jetzt wegen ihrer stark schwankenden
^asserniengeu und ihrer geringen Niedrigwassermeugen für eine Ausnutzung der
Wasserkräfte nicht geeignet sind, können durch Anlage von Hochwassersammelbecken
n Zukunft hierfür eine große Bedeutung gewinnen, wie die schlesischen Gebirgs-
^uffe, die jetzt reguliert werden. Andre Wasserläufe wieder, deren Reinhaltung
wegen des ländlichen Charakters und der geringen Bebauung ihrer Gebiete, sowie
wegen des geringen Maßes der sanitären Verunreinigung jetzt nur geringes Juter-
^lie hat, können durch Schaffung oder Erweiterung von Gewerbebetrieben und
urch Ausbreitung der städtische» Bebauung für eine sorgfältige Reinhaltung in
Zukunft zu allermeist in Frage kommen, wie das Emscherthal und die Abflüsse der
«tnßfm'ter und der oberschlesischen Bergwerke. Wenn es also nicht möglich ist, das
ange Zeit erstrebte besondre Wasserwirtschaftsministeriunl zu schaffen, den: alle -diese
Konkurrierenden Zweige des Wirtschaftslebens unterstellt werden, so sollte wenigstens
asur gesorgt werden, daß die technische Behandlung in allen Verwaltungsinstanzen
uiheitlich besorgt wird. Das Wasser, das eine Wiese befruchten und vielerlei darauf
achseude Pflanzen zur höchsten Entwicklung bringen soll, muß diese Wiese in ganz
^ ^hmäßiger dünner Schicht überrieseln. Sobald sich diese Schicht in einzelne
! arkere Wasserfäden teilt, zwischen denen breitere Streifen überhaupt kein Wasser'halten, tritt hier eine Austrocknung, dort eine Versumpfung ein. Die guten
bcM^ ^kümmern, und nur Sumpfpflanzen und magere Halme gedeihen. Des-
ve . werden solche Wiesen in bestimmten Abständen mit horizontalen Sammelrinnen
ni»' s ' ^ ^ einzelnen Wasserfäden aufnehmen und weiter unterhalb wieder in
^ nchmäßiger dünner Schicht verteilen.


Grenzboten I 1902 «5
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[0521] Maßgebliches und Unmaßgebliches Rücktritt des Finanzministers erreicht, aber ihren prinzipiellen Standpunkt hat sie aufgegeben, prinzipiell hat nicht sie gesiegt, sondern die königliche Regierung, die natürlich so klug und rücksichtsvoll ist, das der Kammer nicht zu sagen. Das Laud kann mit diesem Ausgange des „Verfasfungskouflikts" nur zufrieden sein; zu einem parlamentarischen Regiment ist danach in Sachsen vorläufig keine Aussicht. Die Organisation der Wasserwirtschaft. Das Wasser ist durch seineu Kreislauf, „vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder zur ^rde muß es, ewig wechselnd," nicht dazu geeignet, wie das Laud in scharf gegen¬ einander begrenzten Bezirken durch Behörden, deren Kompetenzen ebenfalls scharf gegeneinander abgegrenzt sind, verwaltet zu werden. An jeder solchen Schnittstelle müsse« wie bisher so auch in Zukunft Mißstände entstehn, mögen diese Stellen auch noch so vorsichtig ausgewählt sein. Deshalb ist seit Jahren danach gestrebt worden, die gesamte Wasserwirtschaft in einem einzigen Verwaltungsorgauismus zu vereinigen, aber die Schwierigkeiten scheinen ebenso unüberwindlich zu sein wie die einer ein¬ heitliche» Gestaltung des Wasserrechts. Nun ist jetzt im preußischen Abgeordneten¬ hause bei der Etatsberatuug die Neuorganisation der Geueralkommissivnen besprochen und dabei der Wunsch geäußert worden, diese Behörden möchten außer mit land¬ schaftlichen auch mit mcliorationstechnischen Mitgliedern ausgerüstet werden. So erwünscht diese Maßregel, insbesondre was die Meliorationsbaubeamten anbelangt, ist, w kann sie doch auch für die erstrebte einheitliche Behandlung der Wasserwirtschaft schwere Nachteile haben, weil dadurch die Einseitigkeit in der Behandlung der wasser¬ wirtschaftlichen Fragen nicht beseitigt, sondern unter Umständen noch befördert werden kann. So sehr auch der Berücksichtigung des Interesses der Landwirtschaft "n einer geregelten Wasserwirtschaft das Wort geredet werden muß, so dürfen und tonnen doch die Schiffahrt, die dem Arbeitsministerium, die Ausnutzung der Wasser- ^äste, die dem Handelsministerium, und die Reinhaltung des Wassers, die dem Kultusministerium untersteht, nicht zurückgeschoben werden. Auch die Flußstreckeu, wo augenblicklich keine Schiffahrt betrieben wird, können dnrch Kanalisierung oder ^eitenkanäle in späterer Zeit einmal in Schiffahrtsstraßen umgewandelt werden — le andrerseits auch jetzt bestehende Schiffahrtstraßen streckenweise eingehn können le die untere Paffarge. Flußstreckeu, die jetzt wegen ihrer stark schwankenden ^asserniengeu und ihrer geringen Niedrigwassermeugen für eine Ausnutzung der Wasserkräfte nicht geeignet sind, können durch Anlage von Hochwassersammelbecken n Zukunft hierfür eine große Bedeutung gewinnen, wie die schlesischen Gebirgs- ^uffe, die jetzt reguliert werden. Andre Wasserläufe wieder, deren Reinhaltung wegen des ländlichen Charakters und der geringen Bebauung ihrer Gebiete, sowie wegen des geringen Maßes der sanitären Verunreinigung jetzt nur geringes Juter- ^lie hat, können durch Schaffung oder Erweiterung von Gewerbebetrieben und urch Ausbreitung der städtische» Bebauung für eine sorgfältige Reinhaltung in Zukunft zu allermeist in Frage kommen, wie das Emscherthal und die Abflüsse der «tnßfm'ter und der oberschlesischen Bergwerke. Wenn es also nicht möglich ist, das ange Zeit erstrebte besondre Wasserwirtschaftsministeriunl zu schaffen, den: alle -diese Konkurrierenden Zweige des Wirtschaftslebens unterstellt werden, so sollte wenigstens asur gesorgt werden, daß die technische Behandlung in allen Verwaltungsinstanzen uiheitlich besorgt wird. Das Wasser, das eine Wiese befruchten und vielerlei darauf achseude Pflanzen zur höchsten Entwicklung bringen soll, muß diese Wiese in ganz ^ ^hmäßiger dünner Schicht überrieseln. Sobald sich diese Schicht in einzelne ! arkere Wasserfäden teilt, zwischen denen breitere Streifen überhaupt kein Wasser'halten, tritt hier eine Austrocknung, dort eine Versumpfung ein. Die guten bcM^ ^kümmern, und nur Sumpfpflanzen und magere Halme gedeihen. Des- ve . werden solche Wiesen in bestimmten Abständen mit horizontalen Sammelrinnen ni»' s ' ^ ^ einzelnen Wasserfäden aufnehmen und weiter unterhalb wieder in ^ nchmäßiger dünner Schicht verteilen. Grenzboten I 1902 «5

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/521>, abgerufen am 29.04.2024.