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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Geistige Strömungen im Katholizismus

antes mit dem Posten des Premierministers zu verbinden. Ohne besondern
Verwaltuugszweig kann der erste Lord des Schatzamts seine ganze Aufmerk¬
samkeit der allgemeinen Politik und der Oberaufsicht widmen. Als abhängig
vom Schatzamte ist die 1851 errichtete Behörde für öffentliche Arbeiten zu
erwähnen, deren Haupt jedoch mehrfach Sitz und Stimme im Kabinett erhalten
hat. Welchem Zweige des Parlaments der Premierminister angehört, hängt
davon ab, wer als Führer der jeweilig herrschenden Partei gilt, und darum
ist das Amt des ersten Lords des Schatzes nicht wie das des Schatzkanzlers
einem Hause vorbehalte,., sondern steht Mitgliedern beider Häuser offen.

Während des größten Teils des neunzehnten Jahrhunderts ist der
Premierminister auch erster Lord des Schatzamts gewesen, nämlich bis 1835
Salisburh mit dem Herkommen brach und für sich das arbeitvollere, aber
ihm zusagende Fach der auswärtigen Angelegenheiten nahm. Dieselbe Wahl
traf Salisburh 1886 und 1895. Erst 1900 gab er das Auswärtige an Lord
Lansdowne ab und begnügte sich mit dem an Rang weit höhern, aber wenig
Mühe erfordernden Amte des Gcheimsiegelbewahrers. Der Posten des ersten
Lords des Schatzamts sank infolgedessen uuter deu drei Ministerien Salis¬
burys an Bedeutung. Im Jahre 1885 fiel er an Sir Stafford Northcote,
der aber zugleich unter dem Titel eines Enrl of Jddesleigh ins Oberhaus
befördert und kalt gestellt wurde. In Salisburys spätern Ministerien fiel
er an die uach dem Premierminister wichtigste Persönlichkeit der konservativen
Partei, den Führer des Unterhauses, erst an W. H. Smith und dann an
Arthur Balfour, der ihn noch jetzt inne hat und bei Salisburys hohem Alter
Wohl als die eigentliche Triebfeder der Regierung angesehen werden kann.
Gewissermaßen ist dadurch die alte Regel auch im konservativen Lager wieder
Zu Ehren gekommen.

(Fortsetzung folgt)




Geistige Strömungen im Katholizismus
von einem Katholiken

eulich hat Rudolf Eucken in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung
(Ur. 43 vom 21. Februar) einen Aufsatz veröffentlicht, der ge¬
eignet ist, weitere Leserkreise auf eine Bewegung aufmerksam zu
macheu, die jeden Gebildeten interessieren muß. Der bekannte
Philosoph legt eine Rede des Erzbischofs Mignot von Albi im
Auszuge vor und giebt der Inhaltsangabe den Titel: "Ein wissenschaftliches
Programm des modernen Katholizismus." Der leitende Gedanke in der An¬
sprache des kirchlichen Würdenträgers ist in folgenden Worten ausgesprochen:
"Das Christentum muß als der Herd des Lichts und des Lebens leuchten:
die Kirche ist die erste Lehrmacht (pmW-nuzs clootriimls) der Welt und muß
es bleiben. Dieser Rolle verdankte sie ihre Kraft im Mittelalter, wir werden


Geistige Strömungen im Katholizismus

antes mit dem Posten des Premierministers zu verbinden. Ohne besondern
Verwaltuugszweig kann der erste Lord des Schatzamts seine ganze Aufmerk¬
samkeit der allgemeinen Politik und der Oberaufsicht widmen. Als abhängig
vom Schatzamte ist die 1851 errichtete Behörde für öffentliche Arbeiten zu
erwähnen, deren Haupt jedoch mehrfach Sitz und Stimme im Kabinett erhalten
hat. Welchem Zweige des Parlaments der Premierminister angehört, hängt
davon ab, wer als Führer der jeweilig herrschenden Partei gilt, und darum
ist das Amt des ersten Lords des Schatzes nicht wie das des Schatzkanzlers
einem Hause vorbehalte,., sondern steht Mitgliedern beider Häuser offen.

Während des größten Teils des neunzehnten Jahrhunderts ist der
Premierminister auch erster Lord des Schatzamts gewesen, nämlich bis 1835
Salisburh mit dem Herkommen brach und für sich das arbeitvollere, aber
ihm zusagende Fach der auswärtigen Angelegenheiten nahm. Dieselbe Wahl
traf Salisburh 1886 und 1895. Erst 1900 gab er das Auswärtige an Lord
Lansdowne ab und begnügte sich mit dem an Rang weit höhern, aber wenig
Mühe erfordernden Amte des Gcheimsiegelbewahrers. Der Posten des ersten
Lords des Schatzamts sank infolgedessen uuter deu drei Ministerien Salis¬
burys an Bedeutung. Im Jahre 1885 fiel er an Sir Stafford Northcote,
der aber zugleich unter dem Titel eines Enrl of Jddesleigh ins Oberhaus
befördert und kalt gestellt wurde. In Salisburys spätern Ministerien fiel
er an die uach dem Premierminister wichtigste Persönlichkeit der konservativen
Partei, den Führer des Unterhauses, erst an W. H. Smith und dann an
Arthur Balfour, der ihn noch jetzt inne hat und bei Salisburys hohem Alter
Wohl als die eigentliche Triebfeder der Regierung angesehen werden kann.
Gewissermaßen ist dadurch die alte Regel auch im konservativen Lager wieder
Zu Ehren gekommen.

(Fortsetzung folgt)




Geistige Strömungen im Katholizismus
von einem Katholiken

eulich hat Rudolf Eucken in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung
(Ur. 43 vom 21. Februar) einen Aufsatz veröffentlicht, der ge¬
eignet ist, weitere Leserkreise auf eine Bewegung aufmerksam zu
macheu, die jeden Gebildeten interessieren muß. Der bekannte
Philosoph legt eine Rede des Erzbischofs Mignot von Albi im
Auszuge vor und giebt der Inhaltsangabe den Titel: „Ein wissenschaftliches
Programm des modernen Katholizismus." Der leitende Gedanke in der An¬
sprache des kirchlichen Würdenträgers ist in folgenden Worten ausgesprochen:
"Das Christentum muß als der Herd des Lichts und des Lebens leuchten:
die Kirche ist die erste Lehrmacht (pmW-nuzs clootriimls) der Welt und muß
es bleiben. Dieser Rolle verdankte sie ihre Kraft im Mittelalter, wir werden


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/135>, abgerufen am 29.04.2024.