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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Die Räuber

s ist bekanntlich zwischen einer Anzahl Leipziger, überhaupt
deutscher Studenten und einigen den Pariser Kunst- und Ge¬
lehrtenkreisen angehörenden Persönlichkeiten eine Verabredung
getroffen worden, laut deren während der nächsten Zeit in Paris
mehrere Aufführungen der Schillerschen Räuber stattfinden sollen.
Die Hauptrollen werdeu von deutschen Berufsschauspielern gegeben werden,
während das Gros der Räuberbande durch deutsche Studenten zur Darstellung
gebracht werdeu wird.

Wir bezweifeln die Vortrefflichkeit der Absicht und der zu erwartenden
Leistungen nicht; auch davon sind wir überzeugt, daß die Pariser Kreise, die
sich der Sache angenommen haben, ihr Möglichstes thun werden, unsern Lands-
leuten einen guten Empfang zu sichern und das Unternehmen vor jedem An¬
stoße zu bewahren. Desnngeachtet werden wir froh sein zu hören, daß alles
gut abgelaufen ist.

Wenn es sich dabei um eine den deutschen Studenten französischerseits zu-
gegcmgne Aufforderung handelt, so ist das in unsern Augen bei weitem der
günstigere Fall, und wir wollen davon, daß die Sache möglicherweise direkt
oder indirekt von deutscheu Studenten ausgegangen oder angeregt worden sein
könnte, nicht erst reden, da wir überzeugt sind, daß die Studenten auch im
Fall einer nicht von ihnen, sondern von Paris aus ergangnen Anregung
besser gethan hätten, die Sache in einer höflichen Form von der Hand zu
weisen und einer solchen Einladung nicht Folge zu leisten. Wenn die Sache
gut abläuft, wird sich niemand aufrichtiger darüber freuen als wir, aber an
unsrer Überzeugung, daß dergleichen Unternehmungen den Franzosen gegen¬
über für eine nicht absehbare Zeit der Weg ins Holz sind, wird es nichts
andern können.

Wenn sich Studenten zu dergleichen bereit finden lassen, so ist das unserm
Gefühle nach ganz in der Ordnung in allen den Fällen, wo ihnen von der Seite
des Publikums, vor dem sie auftreten wollen, besondre Sympathien entgegen¬
gebracht werden. So können sie es getrost in jeder deutschen Uuiversitäts-
und Residenzstadt probieren, auch im Auslande dürften sich einige Gro߬
städte -- nicht gar zu viele freilich -- finden, wo die freundliche gemütliche
Absicht des sich zur Schau stellenden Amateurs empfunden, geteilt und zu¬
meist um deswillen doppelt gewürdigt werden würde, weil man den jungen
Herrn auch sonst als liebenswürdigen Gesellschafter und fideler Bruder kennt
und schätzt.




Die Räuber

s ist bekanntlich zwischen einer Anzahl Leipziger, überhaupt
deutscher Studenten und einigen den Pariser Kunst- und Ge¬
lehrtenkreisen angehörenden Persönlichkeiten eine Verabredung
getroffen worden, laut deren während der nächsten Zeit in Paris
mehrere Aufführungen der Schillerschen Räuber stattfinden sollen.
Die Hauptrollen werdeu von deutschen Berufsschauspielern gegeben werden,
während das Gros der Räuberbande durch deutsche Studenten zur Darstellung
gebracht werdeu wird.

Wir bezweifeln die Vortrefflichkeit der Absicht und der zu erwartenden
Leistungen nicht; auch davon sind wir überzeugt, daß die Pariser Kreise, die
sich der Sache angenommen haben, ihr Möglichstes thun werden, unsern Lands-
leuten einen guten Empfang zu sichern und das Unternehmen vor jedem An¬
stoße zu bewahren. Desnngeachtet werden wir froh sein zu hören, daß alles
gut abgelaufen ist.

Wenn es sich dabei um eine den deutschen Studenten französischerseits zu-
gegcmgne Aufforderung handelt, so ist das in unsern Augen bei weitem der
günstigere Fall, und wir wollen davon, daß die Sache möglicherweise direkt
oder indirekt von deutscheu Studenten ausgegangen oder angeregt worden sein
könnte, nicht erst reden, da wir überzeugt sind, daß die Studenten auch im
Fall einer nicht von ihnen, sondern von Paris aus ergangnen Anregung
besser gethan hätten, die Sache in einer höflichen Form von der Hand zu
weisen und einer solchen Einladung nicht Folge zu leisten. Wenn die Sache
gut abläuft, wird sich niemand aufrichtiger darüber freuen als wir, aber an
unsrer Überzeugung, daß dergleichen Unternehmungen den Franzosen gegen¬
über für eine nicht absehbare Zeit der Weg ins Holz sind, wird es nichts
andern können.

Wenn sich Studenten zu dergleichen bereit finden lassen, so ist das unserm
Gefühle nach ganz in der Ordnung in allen den Fällen, wo ihnen von der Seite
des Publikums, vor dem sie auftreten wollen, besondre Sympathien entgegen¬
gebracht werden. So können sie es getrost in jeder deutschen Uuiversitäts-
und Residenzstadt probieren, auch im Auslande dürften sich einige Gro߬
städte — nicht gar zu viele freilich — finden, wo die freundliche gemütliche
Absicht des sich zur Schau stellenden Amateurs empfunden, geteilt und zu¬
meist um deswillen doppelt gewürdigt werden würde, weil man den jungen
Herrn auch sonst als liebenswürdigen Gesellschafter und fideler Bruder kennt
und schätzt.


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[0030] [Abbildung] Die Räuber s ist bekanntlich zwischen einer Anzahl Leipziger, überhaupt deutscher Studenten und einigen den Pariser Kunst- und Ge¬ lehrtenkreisen angehörenden Persönlichkeiten eine Verabredung getroffen worden, laut deren während der nächsten Zeit in Paris mehrere Aufführungen der Schillerschen Räuber stattfinden sollen. Die Hauptrollen werdeu von deutschen Berufsschauspielern gegeben werden, während das Gros der Räuberbande durch deutsche Studenten zur Darstellung gebracht werdeu wird. Wir bezweifeln die Vortrefflichkeit der Absicht und der zu erwartenden Leistungen nicht; auch davon sind wir überzeugt, daß die Pariser Kreise, die sich der Sache angenommen haben, ihr Möglichstes thun werden, unsern Lands- leuten einen guten Empfang zu sichern und das Unternehmen vor jedem An¬ stoße zu bewahren. Desnngeachtet werden wir froh sein zu hören, daß alles gut abgelaufen ist. Wenn es sich dabei um eine den deutschen Studenten französischerseits zu- gegcmgne Aufforderung handelt, so ist das in unsern Augen bei weitem der günstigere Fall, und wir wollen davon, daß die Sache möglicherweise direkt oder indirekt von deutscheu Studenten ausgegangen oder angeregt worden sein könnte, nicht erst reden, da wir überzeugt sind, daß die Studenten auch im Fall einer nicht von ihnen, sondern von Paris aus ergangnen Anregung besser gethan hätten, die Sache in einer höflichen Form von der Hand zu weisen und einer solchen Einladung nicht Folge zu leisten. Wenn die Sache gut abläuft, wird sich niemand aufrichtiger darüber freuen als wir, aber an unsrer Überzeugung, daß dergleichen Unternehmungen den Franzosen gegen¬ über für eine nicht absehbare Zeit der Weg ins Holz sind, wird es nichts andern können. Wenn sich Studenten zu dergleichen bereit finden lassen, so ist das unserm Gefühle nach ganz in der Ordnung in allen den Fällen, wo ihnen von der Seite des Publikums, vor dem sie auftreten wollen, besondre Sympathien entgegen¬ gebracht werden. So können sie es getrost in jeder deutschen Uuiversitäts- und Residenzstadt probieren, auch im Auslande dürften sich einige Gro߬ städte — nicht gar zu viele freilich — finden, wo die freundliche gemütliche Absicht des sich zur Schau stellenden Amateurs empfunden, geteilt und zu¬ meist um deswillen doppelt gewürdigt werden würde, weil man den jungen Herrn auch sonst als liebenswürdigen Gesellschafter und fideler Bruder kennt und schätzt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/30>, abgerufen am 29.04.2024.