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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Uneigennützigkeit. Die Sammlung halte ich allerdings für einen Fehler. Ich hätte an
Stelle der Krügern geantwortet: Hier, Herr Professor, haben Sie meine Tochter,
behalten Sie sie. Dann war er blamiert. Aber die Alte war ja ganz außer sich!

Louis blickte etwas unsicher um sich. Er begriff, daß das eine unangenehme
Wendung der Sache gewesen wäre. -- Ach was, sagte er, das thun die Leute
nicht, dazu haben sie zu viel --

Pietät, willst du sagen, fiel Ellen ein. Das ist richtig. Und das benutzt ihr
praktischen Mediziner und dreht den Leuten einen Strick daraus.

Wer hätte es denn sonst bezahlen sollen? fragte Louis.

Du, bester Schwager, du hast die Emma zu Emden gebracht, obwohl du weißt,
daß die arme alte Frau nichts hat.

Fällt mir gar nicht ein. Laß sie doch ihr Haus verkaufen.

Aber Louis! Wer weiß, wieviel von dem Häuschen ihr gehört? Und du weißt doch,
was es für einen armen Menschen auf dem Lande bedeutet, sein Häuschen zu verlieren.
Damit ward sie doch heimatlos. Und ins Armenhaus ziehn -- lieber sterben.

Ist mir ganz egal. Wer den Arzt braucht, muß auch den Arzt zahlen. Na
wartet, die Gesellschaft soll mir blechen, daß ihr die Augen übergeht.

Die alte Duttmüllern billigte diesen Grundsatz ihres Louis mit Genugthuung
und fügte hinzu: Wer ist an der ganzen Bescherung schuld? Der Ganner, dein
Vater, Louis. Wenn du den Menschen jetzt nicht vor den Staatsanwalt bringst,
so thue ich es, so wahr ich die alte Dnttmüllern bin.

Alice hörte dem mit großen, starren Angen zu, sah bleich aus und sagte kein
Wort. Ellen aber rief: Pfui Kuckuck, ihr seid mir eine schöne Gesellschaft, nahm
ihren Hut und ging ab.




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Sachsen und die preußisch-hessische Eisenbahngemeinschaft.

Nachdem
die Presse schon hier und da die Möglichkeit eines Eintritts der sächsischen Eisen¬
bahnen in die preußisch-hessische Eiseubahngemeinschaft erörtert hat (vgl. Grenz-
boten 1901, Ur. 24), ist die Frage am 9. Mai auch in der zweiten Kammer des
sächsischen Landtags zur Sprache gekommen. Denn der Bericht der Deputation
über die finanziellen Ergebnisse der sächsischen Staatseisenbahnverwaltuug, wie er
in dieser Sitzung erstattet wurde, giebt allerdings kein erfreuliches Bild. Die
Eisenbahnschuld, also das in den Eisenbahnen steckende Anlagekapital, ist binnen
zwei Jahren, von Ende 1898 bis Ende 1900, von 603237 550 Mark auf
696589650 Mark, also um rund 93 Millionen Mark gewachsen und erfordert
an Verzinsung und Tilgung für 1902/3 28908470 Mark. Dem steht aber ein
Betriebsüberschuß nur noch von 31811420 Mark gegenüber, sodaß der reine
Überschuß nur 2902950 Mark beträgt gegen 10406 547 Mark für 1900/1.
Dieser Überschuß ist der geringste seit 1859. Die Rente von den Eisenbahnen war
schon 1899 auf 3,7 Prozent gesunken, während sie in Preußen damals 7,3 Prozent
betrug. Dieser Rückgang wird nicht nur durch deu schlechte" Geschäftsgang, sondern
auch durch die zahlreiche" Neu- und Erweiternugsbcmtcn veranlaßt; jedenfalls hat
die Gesamtlänge der Linien, die Zuschüsse brauchen, gegen 1899 um 447,8 Kilo¬
meter zugenommen. Die Hauptgründe liegen aber tiefer. Die sächsische Verwaltung
ist die kostspieligste in Deutschland. Von den Gesamtausgaben fielen in Sachsen
auf persönliche Ausgaben (Beamte) 52,57 Prozent, in Bayern 49,45 Prozent, in
Preußen und Hessen 48,42 Prozent, denn die Zahl der Beamten, Diener und
Arbeiter betrug auf 1 Kilometer Bahnlänge durchschnittlich in Sachsen 14,69, in
Bayern 8,21, in Preußen und Hessen 11,51; namentlich sind die Kosten der
allgemeinen Verwaltung in Sachsen außerordentlich hoch, was zum Teil auf die
geringe Selbständigkeit der einzelnen Beamten zurückgeführt wird. Sodann ist der


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Uneigennützigkeit. Die Sammlung halte ich allerdings für einen Fehler. Ich hätte an
Stelle der Krügern geantwortet: Hier, Herr Professor, haben Sie meine Tochter,
behalten Sie sie. Dann war er blamiert. Aber die Alte war ja ganz außer sich!

Louis blickte etwas unsicher um sich. Er begriff, daß das eine unangenehme
Wendung der Sache gewesen wäre. — Ach was, sagte er, das thun die Leute
nicht, dazu haben sie zu viel —

Pietät, willst du sagen, fiel Ellen ein. Das ist richtig. Und das benutzt ihr
praktischen Mediziner und dreht den Leuten einen Strick daraus.

Wer hätte es denn sonst bezahlen sollen? fragte Louis.

Du, bester Schwager, du hast die Emma zu Emden gebracht, obwohl du weißt,
daß die arme alte Frau nichts hat.

Fällt mir gar nicht ein. Laß sie doch ihr Haus verkaufen.

Aber Louis! Wer weiß, wieviel von dem Häuschen ihr gehört? Und du weißt doch,
was es für einen armen Menschen auf dem Lande bedeutet, sein Häuschen zu verlieren.
Damit ward sie doch heimatlos. Und ins Armenhaus ziehn — lieber sterben.

Ist mir ganz egal. Wer den Arzt braucht, muß auch den Arzt zahlen. Na
wartet, die Gesellschaft soll mir blechen, daß ihr die Augen übergeht.

Die alte Duttmüllern billigte diesen Grundsatz ihres Louis mit Genugthuung
und fügte hinzu: Wer ist an der ganzen Bescherung schuld? Der Ganner, dein
Vater, Louis. Wenn du den Menschen jetzt nicht vor den Staatsanwalt bringst,
so thue ich es, so wahr ich die alte Dnttmüllern bin.

Alice hörte dem mit großen, starren Angen zu, sah bleich aus und sagte kein
Wort. Ellen aber rief: Pfui Kuckuck, ihr seid mir eine schöne Gesellschaft, nahm
ihren Hut und ging ab.




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Sachsen und die preußisch-hessische Eisenbahngemeinschaft.

Nachdem
die Presse schon hier und da die Möglichkeit eines Eintritts der sächsischen Eisen¬
bahnen in die preußisch-hessische Eiseubahngemeinschaft erörtert hat (vgl. Grenz-
boten 1901, Ur. 24), ist die Frage am 9. Mai auch in der zweiten Kammer des
sächsischen Landtags zur Sprache gekommen. Denn der Bericht der Deputation
über die finanziellen Ergebnisse der sächsischen Staatseisenbahnverwaltuug, wie er
in dieser Sitzung erstattet wurde, giebt allerdings kein erfreuliches Bild. Die
Eisenbahnschuld, also das in den Eisenbahnen steckende Anlagekapital, ist binnen
zwei Jahren, von Ende 1898 bis Ende 1900, von 603237 550 Mark auf
696589650 Mark, also um rund 93 Millionen Mark gewachsen und erfordert
an Verzinsung und Tilgung für 1902/3 28908470 Mark. Dem steht aber ein
Betriebsüberschuß nur noch von 31811420 Mark gegenüber, sodaß der reine
Überschuß nur 2902950 Mark beträgt gegen 10406 547 Mark für 1900/1.
Dieser Überschuß ist der geringste seit 1859. Die Rente von den Eisenbahnen war
schon 1899 auf 3,7 Prozent gesunken, während sie in Preußen damals 7,3 Prozent
betrug. Dieser Rückgang wird nicht nur durch deu schlechte» Geschäftsgang, sondern
auch durch die zahlreiche» Neu- und Erweiternugsbcmtcn veranlaßt; jedenfalls hat
die Gesamtlänge der Linien, die Zuschüsse brauchen, gegen 1899 um 447,8 Kilo¬
meter zugenommen. Die Hauptgründe liegen aber tiefer. Die sächsische Verwaltung
ist die kostspieligste in Deutschland. Von den Gesamtausgaben fielen in Sachsen
auf persönliche Ausgaben (Beamte) 52,57 Prozent, in Bayern 49,45 Prozent, in
Preußen und Hessen 48,42 Prozent, denn die Zahl der Beamten, Diener und
Arbeiter betrug auf 1 Kilometer Bahnlänge durchschnittlich in Sachsen 14,69, in
Bayern 8,21, in Preußen und Hessen 11,51; namentlich sind die Kosten der
allgemeinen Verwaltung in Sachsen außerordentlich hoch, was zum Teil auf die
geringe Selbständigkeit der einzelnen Beamten zurückgeführt wird. Sodann ist der


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[0458] Maßgebliches und Unmaßgebliches Uneigennützigkeit. Die Sammlung halte ich allerdings für einen Fehler. Ich hätte an Stelle der Krügern geantwortet: Hier, Herr Professor, haben Sie meine Tochter, behalten Sie sie. Dann war er blamiert. Aber die Alte war ja ganz außer sich! Louis blickte etwas unsicher um sich. Er begriff, daß das eine unangenehme Wendung der Sache gewesen wäre. — Ach was, sagte er, das thun die Leute nicht, dazu haben sie zu viel — Pietät, willst du sagen, fiel Ellen ein. Das ist richtig. Und das benutzt ihr praktischen Mediziner und dreht den Leuten einen Strick daraus. Wer hätte es denn sonst bezahlen sollen? fragte Louis. Du, bester Schwager, du hast die Emma zu Emden gebracht, obwohl du weißt, daß die arme alte Frau nichts hat. Fällt mir gar nicht ein. Laß sie doch ihr Haus verkaufen. Aber Louis! Wer weiß, wieviel von dem Häuschen ihr gehört? Und du weißt doch, was es für einen armen Menschen auf dem Lande bedeutet, sein Häuschen zu verlieren. Damit ward sie doch heimatlos. Und ins Armenhaus ziehn — lieber sterben. Ist mir ganz egal. Wer den Arzt braucht, muß auch den Arzt zahlen. Na wartet, die Gesellschaft soll mir blechen, daß ihr die Augen übergeht. Die alte Duttmüllern billigte diesen Grundsatz ihres Louis mit Genugthuung und fügte hinzu: Wer ist an der ganzen Bescherung schuld? Der Ganner, dein Vater, Louis. Wenn du den Menschen jetzt nicht vor den Staatsanwalt bringst, so thue ich es, so wahr ich die alte Dnttmüllern bin. Alice hörte dem mit großen, starren Angen zu, sah bleich aus und sagte kein Wort. Ellen aber rief: Pfui Kuckuck, ihr seid mir eine schöne Gesellschaft, nahm ihren Hut und ging ab. Maßgebliches und Unmaßgebliches Sachsen und die preußisch-hessische Eisenbahngemeinschaft. Nachdem die Presse schon hier und da die Möglichkeit eines Eintritts der sächsischen Eisen¬ bahnen in die preußisch-hessische Eiseubahngemeinschaft erörtert hat (vgl. Grenz- boten 1901, Ur. 24), ist die Frage am 9. Mai auch in der zweiten Kammer des sächsischen Landtags zur Sprache gekommen. Denn der Bericht der Deputation über die finanziellen Ergebnisse der sächsischen Staatseisenbahnverwaltuug, wie er in dieser Sitzung erstattet wurde, giebt allerdings kein erfreuliches Bild. Die Eisenbahnschuld, also das in den Eisenbahnen steckende Anlagekapital, ist binnen zwei Jahren, von Ende 1898 bis Ende 1900, von 603237 550 Mark auf 696589650 Mark, also um rund 93 Millionen Mark gewachsen und erfordert an Verzinsung und Tilgung für 1902/3 28908470 Mark. Dem steht aber ein Betriebsüberschuß nur noch von 31811420 Mark gegenüber, sodaß der reine Überschuß nur 2902950 Mark beträgt gegen 10406 547 Mark für 1900/1. Dieser Überschuß ist der geringste seit 1859. Die Rente von den Eisenbahnen war schon 1899 auf 3,7 Prozent gesunken, während sie in Preußen damals 7,3 Prozent betrug. Dieser Rückgang wird nicht nur durch deu schlechte» Geschäftsgang, sondern auch durch die zahlreiche» Neu- und Erweiternugsbcmtcn veranlaßt; jedenfalls hat die Gesamtlänge der Linien, die Zuschüsse brauchen, gegen 1899 um 447,8 Kilo¬ meter zugenommen. Die Hauptgründe liegen aber tiefer. Die sächsische Verwaltung ist die kostspieligste in Deutschland. Von den Gesamtausgaben fielen in Sachsen auf persönliche Ausgaben (Beamte) 52,57 Prozent, in Bayern 49,45 Prozent, in Preußen und Hessen 48,42 Prozent, denn die Zahl der Beamten, Diener und Arbeiter betrug auf 1 Kilometer Bahnlänge durchschnittlich in Sachsen 14,69, in Bayern 8,21, in Preußen und Hessen 11,51; namentlich sind die Kosten der allgemeinen Verwaltung in Sachsen außerordentlich hoch, was zum Teil auf die geringe Selbständigkeit der einzelnen Beamten zurückgeführt wird. Sodann ist der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/458>, abgerufen am 29.04.2024.