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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maße abhängig, sie haben auch über Posten und Telegraphen meist nicht mehr
zu verfügen, sie haben die Kriegshohcit aufgegeben und stehn alle auf weiten Ge¬
bieten unter der Reichsgesetzgebung, und wir preisen diese Entwicklung, denn darin
eben besteht die praktische deutsche Einheit, nicht in patriotischen Festreden und
Flaggenhissen. Historisch betrachtet steht es doch so: in frühern Jahrhunderten sind
die Einzelstaaten auf Kosten der Reichsgewalt und des Reichsbesitzes groß ge¬
worden, weil sie die damaligen Stnntscmfgaben besser zu lösen vermochten als die
eine Zentralgewalt; heute nimmt das Reich in dieser oder jener Form den Einzel¬
staaten das ab, was nur eine große umfassende Zentralgewalt leisten kann, und
dahin gehört auch das Verkehrswesen, das offenbar das Sondertum immer weniger
verträgt. Ja wir sollten meinen, es läge geradezu im Interesse der eisenbahn¬
besitzenden Mittelstaaten, möglichst rasch zu einer gesamtdeutschen Eisenbahngemein¬
schaft zu kommen, denn je mehr ihrer beitreten, desto mehr kann ihr Einfluß auf
Preußen zur Geltung gebracht werden. Jetzt steht die Partie sehr ungleich:
Sachsen braucht Preußen, aber Preußen braucht Sachsen für seine Eisenbahnen
nicht; es tuum ganz ruhig warten, wie es beim Zollverein gewartet hat. Deshalb
scheint uns der wahre sächsische Patriotismus nicht darin zu bestehn, unhaltbare
Zustände zu verlängern, sondern vielmehr darin, sie in möglichst günstiger Weise
* zu beenden.


Siegesallee und Kunstempfinden.

Man wird es wohl in der Ordnung
gefunden haben, daß ich mich damit begnügt habe, meine Meinung zu sagen, ohne
wich weiter darum zu kümmern, welchen Widerhall meine Äußerungen gefunden
haben. Scheffelzitate hätten ja zur Verfügung gestanden, aber für die Sache war
es überflüssig. Was man mir Persönlich anhängt, läßt mich kalt; daß ich einen
Autor nicht unpersönlich behandeln konnte, der seinen Namen groß über seinen
Aufsatz setzt, liegt auf der Hand: er ist verantwortlich für das, was er sagt, und
wenn er persönliche Geschmncklosigkeiteu zu seinen sachlichen fügt, so brauche ich
nicht darauf zu reagieren.

Dagegen darf ich wohl hier einen Brief abdrucken, deu mir ein lieber Freund,
der selbst ein Künstler ist, und zwar, wie sich gleich zeigen wird, nichts weniger
als ein rückständiger, geschrieben hat. Er lautet:

Armer Hans Grunow! Du hast es ordentlich bekommen, lieber alter Jch-
thhosaurus. Das Fischblütige in dir hat dir einen argen Streich gespielt, oder
wars gar das warme Blut? Du hättest es so machen müssen, wie wir das früher
hielten, du hättest gar nicht merken sollen, daß da welche sind, die Geschenke be¬
kritteln zu müssen glauben. Geschenke sollen Freude machen. Wir freuten uns
damals immer, wenn uns etwas Liebes erwiesen wurde -- wars nicht so? --,
und bedankten uns fröhlich, auch Wenns uus innerlich vielleicht nicht einmal so
ganz nach unsern Wünschen ausgefallen zu sein schien. Aber das Persönliche, das
schätzten und achteten wir doch in jeder gern gegebnen Gabe. Weißt du noch,
wie du das Geld damals nicht annahmst, wofür du dir ein Geschenk kaufen solltest,
^ etwas, was dir Freude mache, und wie dn es beleidigt zurückwiesest und der
^ente sagtest, das wäre ja dann kein Geschenk! Ein Geschenk sei doch etwas
usgedcichtes, schön für den Zweck Ausgednchtes, etwas, worüber man hin und her
Iwmliert habe, bis man das Rechte getroffen zu haben glaube. Wars nicht so?

Siehst du, Hans, das ging mir viles so durch deu Sinn, als ich deinen Streit
""t Kommt Lange in Tübingen las.

Ihr habt doch beide das Geschenk mit erhalten -- also freut euch doch!
^>cum auch uns, als Berlinern, das Geschenk eigentlich noch mehr Freude machen
wußte, weil wirs hier haben.

s-streitet man nun schon aufs heftigste über die Hohenzollernallee, und dabei
11 < ^ ""^ "icht einmal ganz fertig. Es bereitet mir immer das größte ästhetische
Unbehagen, wenn ich so etwas mit anhören muß. Und ganz besonders bei den
^erluie^ ^ die sind darin unausstehlich, geradezu herausgesagt. Liebster, du
Mutest einmal die Vorschläge mit anhören müssen, die schon während des Entstehns
der Siegesnllee gemacht wurden. Jeder wollte die Sache so machen, wies ihm


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maße abhängig, sie haben auch über Posten und Telegraphen meist nicht mehr
zu verfügen, sie haben die Kriegshohcit aufgegeben und stehn alle auf weiten Ge¬
bieten unter der Reichsgesetzgebung, und wir preisen diese Entwicklung, denn darin
eben besteht die praktische deutsche Einheit, nicht in patriotischen Festreden und
Flaggenhissen. Historisch betrachtet steht es doch so: in frühern Jahrhunderten sind
die Einzelstaaten auf Kosten der Reichsgewalt und des Reichsbesitzes groß ge¬
worden, weil sie die damaligen Stnntscmfgaben besser zu lösen vermochten als die
eine Zentralgewalt; heute nimmt das Reich in dieser oder jener Form den Einzel¬
staaten das ab, was nur eine große umfassende Zentralgewalt leisten kann, und
dahin gehört auch das Verkehrswesen, das offenbar das Sondertum immer weniger
verträgt. Ja wir sollten meinen, es läge geradezu im Interesse der eisenbahn¬
besitzenden Mittelstaaten, möglichst rasch zu einer gesamtdeutschen Eisenbahngemein¬
schaft zu kommen, denn je mehr ihrer beitreten, desto mehr kann ihr Einfluß auf
Preußen zur Geltung gebracht werden. Jetzt steht die Partie sehr ungleich:
Sachsen braucht Preußen, aber Preußen braucht Sachsen für seine Eisenbahnen
nicht; es tuum ganz ruhig warten, wie es beim Zollverein gewartet hat. Deshalb
scheint uns der wahre sächsische Patriotismus nicht darin zu bestehn, unhaltbare
Zustände zu verlängern, sondern vielmehr darin, sie in möglichst günstiger Weise
* zu beenden.


Siegesallee und Kunstempfinden.

Man wird es wohl in der Ordnung
gefunden haben, daß ich mich damit begnügt habe, meine Meinung zu sagen, ohne
wich weiter darum zu kümmern, welchen Widerhall meine Äußerungen gefunden
haben. Scheffelzitate hätten ja zur Verfügung gestanden, aber für die Sache war
es überflüssig. Was man mir Persönlich anhängt, läßt mich kalt; daß ich einen
Autor nicht unpersönlich behandeln konnte, der seinen Namen groß über seinen
Aufsatz setzt, liegt auf der Hand: er ist verantwortlich für das, was er sagt, und
wenn er persönliche Geschmncklosigkeiteu zu seinen sachlichen fügt, so brauche ich
nicht darauf zu reagieren.

Dagegen darf ich wohl hier einen Brief abdrucken, deu mir ein lieber Freund,
der selbst ein Künstler ist, und zwar, wie sich gleich zeigen wird, nichts weniger
als ein rückständiger, geschrieben hat. Er lautet:

Armer Hans Grunow! Du hast es ordentlich bekommen, lieber alter Jch-
thhosaurus. Das Fischblütige in dir hat dir einen argen Streich gespielt, oder
wars gar das warme Blut? Du hättest es so machen müssen, wie wir das früher
hielten, du hättest gar nicht merken sollen, daß da welche sind, die Geschenke be¬
kritteln zu müssen glauben. Geschenke sollen Freude machen. Wir freuten uns
damals immer, wenn uns etwas Liebes erwiesen wurde — wars nicht so? —,
und bedankten uns fröhlich, auch Wenns uus innerlich vielleicht nicht einmal so
ganz nach unsern Wünschen ausgefallen zu sein schien. Aber das Persönliche, das
schätzten und achteten wir doch in jeder gern gegebnen Gabe. Weißt du noch,
wie du das Geld damals nicht annahmst, wofür du dir ein Geschenk kaufen solltest,
^ etwas, was dir Freude mache, und wie dn es beleidigt zurückwiesest und der
^ente sagtest, das wäre ja dann kein Geschenk! Ein Geschenk sei doch etwas
usgedcichtes, schön für den Zweck Ausgednchtes, etwas, worüber man hin und her
Iwmliert habe, bis man das Rechte getroffen zu haben glaube. Wars nicht so?

Siehst du, Hans, das ging mir viles so durch deu Sinn, als ich deinen Streit
""t Kommt Lange in Tübingen las.

Ihr habt doch beide das Geschenk mit erhalten — also freut euch doch!
^>cum auch uns, als Berlinern, das Geschenk eigentlich noch mehr Freude machen
wußte, weil wirs hier haben.

s-streitet man nun schon aufs heftigste über die Hohenzollernallee, und dabei
11 < ^ ""^ "icht einmal ganz fertig. Es bereitet mir immer das größte ästhetische
Unbehagen, wenn ich so etwas mit anhören muß. Und ganz besonders bei den
^erluie^ ^ die sind darin unausstehlich, geradezu herausgesagt. Liebster, du
Mutest einmal die Vorschläge mit anhören müssen, die schon während des Entstehns
der Siegesnllee gemacht wurden. Jeder wollte die Sache so machen, wies ihm


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[0461] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maße abhängig, sie haben auch über Posten und Telegraphen meist nicht mehr zu verfügen, sie haben die Kriegshohcit aufgegeben und stehn alle auf weiten Ge¬ bieten unter der Reichsgesetzgebung, und wir preisen diese Entwicklung, denn darin eben besteht die praktische deutsche Einheit, nicht in patriotischen Festreden und Flaggenhissen. Historisch betrachtet steht es doch so: in frühern Jahrhunderten sind die Einzelstaaten auf Kosten der Reichsgewalt und des Reichsbesitzes groß ge¬ worden, weil sie die damaligen Stnntscmfgaben besser zu lösen vermochten als die eine Zentralgewalt; heute nimmt das Reich in dieser oder jener Form den Einzel¬ staaten das ab, was nur eine große umfassende Zentralgewalt leisten kann, und dahin gehört auch das Verkehrswesen, das offenbar das Sondertum immer weniger verträgt. Ja wir sollten meinen, es läge geradezu im Interesse der eisenbahn¬ besitzenden Mittelstaaten, möglichst rasch zu einer gesamtdeutschen Eisenbahngemein¬ schaft zu kommen, denn je mehr ihrer beitreten, desto mehr kann ihr Einfluß auf Preußen zur Geltung gebracht werden. Jetzt steht die Partie sehr ungleich: Sachsen braucht Preußen, aber Preußen braucht Sachsen für seine Eisenbahnen nicht; es tuum ganz ruhig warten, wie es beim Zollverein gewartet hat. Deshalb scheint uns der wahre sächsische Patriotismus nicht darin zu bestehn, unhaltbare Zustände zu verlängern, sondern vielmehr darin, sie in möglichst günstiger Weise * zu beenden. Siegesallee und Kunstempfinden. Man wird es wohl in der Ordnung gefunden haben, daß ich mich damit begnügt habe, meine Meinung zu sagen, ohne wich weiter darum zu kümmern, welchen Widerhall meine Äußerungen gefunden haben. Scheffelzitate hätten ja zur Verfügung gestanden, aber für die Sache war es überflüssig. Was man mir Persönlich anhängt, läßt mich kalt; daß ich einen Autor nicht unpersönlich behandeln konnte, der seinen Namen groß über seinen Aufsatz setzt, liegt auf der Hand: er ist verantwortlich für das, was er sagt, und wenn er persönliche Geschmncklosigkeiteu zu seinen sachlichen fügt, so brauche ich nicht darauf zu reagieren. Dagegen darf ich wohl hier einen Brief abdrucken, deu mir ein lieber Freund, der selbst ein Künstler ist, und zwar, wie sich gleich zeigen wird, nichts weniger als ein rückständiger, geschrieben hat. Er lautet: Armer Hans Grunow! Du hast es ordentlich bekommen, lieber alter Jch- thhosaurus. Das Fischblütige in dir hat dir einen argen Streich gespielt, oder wars gar das warme Blut? Du hättest es so machen müssen, wie wir das früher hielten, du hättest gar nicht merken sollen, daß da welche sind, die Geschenke be¬ kritteln zu müssen glauben. Geschenke sollen Freude machen. Wir freuten uns damals immer, wenn uns etwas Liebes erwiesen wurde — wars nicht so? —, und bedankten uns fröhlich, auch Wenns uus innerlich vielleicht nicht einmal so ganz nach unsern Wünschen ausgefallen zu sein schien. Aber das Persönliche, das schätzten und achteten wir doch in jeder gern gegebnen Gabe. Weißt du noch, wie du das Geld damals nicht annahmst, wofür du dir ein Geschenk kaufen solltest, ^ etwas, was dir Freude mache, und wie dn es beleidigt zurückwiesest und der ^ente sagtest, das wäre ja dann kein Geschenk! Ein Geschenk sei doch etwas usgedcichtes, schön für den Zweck Ausgednchtes, etwas, worüber man hin und her Iwmliert habe, bis man das Rechte getroffen zu haben glaube. Wars nicht so? Siehst du, Hans, das ging mir viles so durch deu Sinn, als ich deinen Streit ""t Kommt Lange in Tübingen las. Ihr habt doch beide das Geschenk mit erhalten — also freut euch doch! ^>cum auch uns, als Berlinern, das Geschenk eigentlich noch mehr Freude machen wußte, weil wirs hier haben. s-streitet man nun schon aufs heftigste über die Hohenzollernallee, und dabei 11 < ^ ""^ "icht einmal ganz fertig. Es bereitet mir immer das größte ästhetische Unbehagen, wenn ich so etwas mit anhören muß. Und ganz besonders bei den ^erluie^ ^ die sind darin unausstehlich, geradezu herausgesagt. Liebster, du Mutest einmal die Vorschläge mit anhören müssen, die schon während des Entstehns der Siegesnllee gemacht wurden. Jeder wollte die Sache so machen, wies ihm

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/461>, abgerufen am 29.04.2024.