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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Das Heidelberger Schloß

soll wieder aus seinen Trümmern im alten
Glänze erstes". Ich meine, daß man hohe Befriedigung darüber empfinden sollte,
wenn die Ruine, die trotz ihrer landschaftlichen Schönheit ein steter Zeuge der
Machtlosigkeit Deutschlands zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts ist, verschwinden
würde I Es ist auffallend, daß sich so viele Stimmen gegen den geplanten Aufbau aus¬
sprechen. Jedermann, auch im Privatleben, sucht äußere Zeichen eiues ihm un¬
günstigen Zeitereignisses durch Wiederherstellung zerstörten Besitzes wieder zu
beseitigen. Niemand wird es einfallen, ein eingeäschertes Haus, einen vom Sturm
gebrochnen Wald in dem verwüstete" Zustande zu lassen, um das landschaftliche
Bild, das dadurch entstanden ist, zu erhalte". Oberbaurat Schäfer in Karlsruhe hat
deshalb vollkommen Recht, wenn er sich gegen die Ansicht der Gegner wendet. Von
den von ihm angeführten Gründe", daß das Schloß gänzlich zerfalle" würde, wenn es
nicht jetzt hergestellt würde, ganz abgesehen, sollten wir uns doch namentlich des¬
halb z"in Wiederaufbau veranlaßt fühlen, weil dadurch ein Zeichen deutscher Ohn-
macht weggeschafft würde. Aber freilich, während andre Völker so schnell als
'""glich Ruinen zu beseitigen suchen, die als sichtbare Zeichen ihrer Niederlagen
dastehn, betrachte" wir unsre Ruinen im Rheinthal, die wir fast ausnahmslos den
Franzosen verdanken, als ßio^t uttraeticm für die Reisenden, die im Sommer, den
Bädeker in der Hand, auf unsern Dampfern das Rhein-, das Mosel- und das
Neckarthal durchfahren. Da wäre es ja auch ein großer Fehler von Friedrich
Wilhelm IV. gewesen, dem man doch wahrlich Sinn für Romantik am wenigsten
absprechen kau", wenn er das 1689 von den Franzosen zerstörte Stolzenfels bei
Koblenz in den Jahren 1836 bis 1845 wiederherstellen ließ, wenn Prinz Friedrich
von Preußen von 1825 bis 1829 den Rheinstein wieder aufbaute. Ja, am Ende
giebt es Leute, die es bedauern, daß ma" den Kölner Dom unter Friedrich
Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I. vollendet hat, und dabei der Domkran ge¬
schwunden ist, der ein Wahrzeichen von Köln war und sogar in schönen Romane"
eine Rolle spielt. Die Franzosen von heute wissen größtenteils gar nichts davon,
daß sie uns die schönen Ruinen an Rhein, Neckar und Mosel verschafft haben.
So war ein Pariser sehr verwundert, als er auf seiue Äußerung, er nehme uns
"N dem ganzen Kriege und Siege von 1870/71 nur übel, daß wir Elsaß-Lothringen
genommen hätte", die Antwort erhielt: Elsaß und Lothringen sei nicht von u"s
genommen, sonder" nur wiedergeholt worden, und die Ruinen, die er vor sich sahe
^ die Unterhaltung spielte sich im Rheinthal ab --, hätten sie, die Franzosen,
uns verschafft. Das war ihn, neu. Das Heidelberger Schloß ist ans ausdrücklichen
Befehl Ludwigs XIV. 1689 durch de" französische" General Melac, dann 1696
weiter durch Franzose" verwüstet worden und hat 1764 durch einen Blitzschlag
"bermnls gelitten. So ist "Deutschlands schönste und größte Rinne" entstanden.
A"es der schöne Dom zu Speier mit seineu Kaisergräbern wurde 1689 von den
Franzosen verwüstet. Nach seiner Wiederherstellung unterlag er 1794 einer aber¬
maligen Verwüstung, und erst 1846 bis 1858 wurde er völlig wiederhergestellt. Wenn
"wu sich jene Greuelthaten vor Augen hält, sollte man sich freuen, daß Deutsch¬
land in der Lage ist. die Zeiche" jener unglücklichen Zeit wcgznränme". In Köln
s"gte man in frühern Zeiten allgemein, wenn man die Ausführung eines Ver¬
sprechens als ""möglich charakterisieren wollte: "Ja, das geschieht, wenn der Dom
einmal fertig aufgebaut ist!" Und doch steht er da in seiner Pracht. Möge Oberbnurat
Schäfer in Karlsruhe mit dem Aufbau des Heidelberger Schlosses auch ebenso
Recht behalten! Man wird das wiederhergestellte Schloß dann gewiß auch schöner
fi L. v. nden, als die gegenwärtige dem Einsturz nahe Ruine.


Gasthausreform.

Dr. Wilhelm Bode ist von der litterarischen Agitation
deren letzte Erzeugnisse wir in. fünfte" Heft angezeigt haben, zum Versuch der Ver¬
wirklichung seiner Ideen fortgeschritten. Er hat eiuen Deutsche" Verei" für
Gasthausreform gegründet. der sich vier Ziele steckt. Erstens: Behörden. Ge-



Das Heidelberger Schloß

soll wieder aus seinen Trümmern im alten
Glänze erstes». Ich meine, daß man hohe Befriedigung darüber empfinden sollte,
wenn die Ruine, die trotz ihrer landschaftlichen Schönheit ein steter Zeuge der
Machtlosigkeit Deutschlands zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts ist, verschwinden
würde I Es ist auffallend, daß sich so viele Stimmen gegen den geplanten Aufbau aus¬
sprechen. Jedermann, auch im Privatleben, sucht äußere Zeichen eiues ihm un¬
günstigen Zeitereignisses durch Wiederherstellung zerstörten Besitzes wieder zu
beseitigen. Niemand wird es einfallen, ein eingeäschertes Haus, einen vom Sturm
gebrochnen Wald in dem verwüstete» Zustande zu lassen, um das landschaftliche
Bild, das dadurch entstanden ist, zu erhalte«. Oberbaurat Schäfer in Karlsruhe hat
deshalb vollkommen Recht, wenn er sich gegen die Ansicht der Gegner wendet. Von
den von ihm angeführten Gründe», daß das Schloß gänzlich zerfalle» würde, wenn es
nicht jetzt hergestellt würde, ganz abgesehen, sollten wir uns doch namentlich des¬
halb z»in Wiederaufbau veranlaßt fühlen, weil dadurch ein Zeichen deutscher Ohn-
macht weggeschafft würde. Aber freilich, während andre Völker so schnell als
'»»glich Ruinen zu beseitigen suchen, die als sichtbare Zeichen ihrer Niederlagen
dastehn, betrachte» wir unsre Ruinen im Rheinthal, die wir fast ausnahmslos den
Franzosen verdanken, als ßio^t uttraeticm für die Reisenden, die im Sommer, den
Bädeker in der Hand, auf unsern Dampfern das Rhein-, das Mosel- und das
Neckarthal durchfahren. Da wäre es ja auch ein großer Fehler von Friedrich
Wilhelm IV. gewesen, dem man doch wahrlich Sinn für Romantik am wenigsten
absprechen kau», wenn er das 1689 von den Franzosen zerstörte Stolzenfels bei
Koblenz in den Jahren 1836 bis 1845 wiederherstellen ließ, wenn Prinz Friedrich
von Preußen von 1825 bis 1829 den Rheinstein wieder aufbaute. Ja, am Ende
giebt es Leute, die es bedauern, daß ma» den Kölner Dom unter Friedrich
Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I. vollendet hat, und dabei der Domkran ge¬
schwunden ist, der ein Wahrzeichen von Köln war und sogar in schönen Romane»
eine Rolle spielt. Die Franzosen von heute wissen größtenteils gar nichts davon,
daß sie uns die schönen Ruinen an Rhein, Neckar und Mosel verschafft haben.
So war ein Pariser sehr verwundert, als er auf seiue Äußerung, er nehme uns
"N dem ganzen Kriege und Siege von 1870/71 nur übel, daß wir Elsaß-Lothringen
genommen hätte», die Antwort erhielt: Elsaß und Lothringen sei nicht von u»s
genommen, sonder» nur wiedergeholt worden, und die Ruinen, die er vor sich sahe
^ die Unterhaltung spielte sich im Rheinthal ab —, hätten sie, die Franzosen,
uns verschafft. Das war ihn, neu. Das Heidelberger Schloß ist ans ausdrücklichen
Befehl Ludwigs XIV. 1689 durch de» französische» General Melac, dann 1696
weiter durch Franzose» verwüstet worden und hat 1764 durch einen Blitzschlag
"bermnls gelitten. So ist „Deutschlands schönste und größte Rinne" entstanden.
A"es der schöne Dom zu Speier mit seineu Kaisergräbern wurde 1689 von den
Franzosen verwüstet. Nach seiner Wiederherstellung unterlag er 1794 einer aber¬
maligen Verwüstung, und erst 1846 bis 1858 wurde er völlig wiederhergestellt. Wenn
«wu sich jene Greuelthaten vor Augen hält, sollte man sich freuen, daß Deutsch¬
land in der Lage ist. die Zeiche» jener unglücklichen Zeit wcgznränme». In Köln
s"gte man in frühern Zeiten allgemein, wenn man die Ausführung eines Ver¬
sprechens als »»möglich charakterisieren wollte: „Ja, das geschieht, wenn der Dom
einmal fertig aufgebaut ist!" Und doch steht er da in seiner Pracht. Möge Oberbnurat
Schäfer in Karlsruhe mit dem Aufbau des Heidelberger Schlosses auch ebenso
Recht behalten! Man wird das wiederhergestellte Schloß dann gewiß auch schöner
fi L. v. nden, als die gegenwärtige dem Einsturz nahe Ruine.


Gasthausreform.

Dr. Wilhelm Bode ist von der litterarischen Agitation
deren letzte Erzeugnisse wir in. fünfte» Heft angezeigt haben, zum Versuch der Ver¬
wirklichung seiner Ideen fortgeschritten. Er hat eiuen Deutsche» Verei» für
Gasthausreform gegründet. der sich vier Ziele steckt. Erstens: Behörden. Ge-


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[0573] Das Heidelberger Schloß soll wieder aus seinen Trümmern im alten Glänze erstes». Ich meine, daß man hohe Befriedigung darüber empfinden sollte, wenn die Ruine, die trotz ihrer landschaftlichen Schönheit ein steter Zeuge der Machtlosigkeit Deutschlands zu Ende des siebzehnten Jahrhunderts ist, verschwinden würde I Es ist auffallend, daß sich so viele Stimmen gegen den geplanten Aufbau aus¬ sprechen. Jedermann, auch im Privatleben, sucht äußere Zeichen eiues ihm un¬ günstigen Zeitereignisses durch Wiederherstellung zerstörten Besitzes wieder zu beseitigen. Niemand wird es einfallen, ein eingeäschertes Haus, einen vom Sturm gebrochnen Wald in dem verwüstete» Zustande zu lassen, um das landschaftliche Bild, das dadurch entstanden ist, zu erhalte«. Oberbaurat Schäfer in Karlsruhe hat deshalb vollkommen Recht, wenn er sich gegen die Ansicht der Gegner wendet. Von den von ihm angeführten Gründe», daß das Schloß gänzlich zerfalle» würde, wenn es nicht jetzt hergestellt würde, ganz abgesehen, sollten wir uns doch namentlich des¬ halb z»in Wiederaufbau veranlaßt fühlen, weil dadurch ein Zeichen deutscher Ohn- macht weggeschafft würde. Aber freilich, während andre Völker so schnell als '»»glich Ruinen zu beseitigen suchen, die als sichtbare Zeichen ihrer Niederlagen dastehn, betrachte» wir unsre Ruinen im Rheinthal, die wir fast ausnahmslos den Franzosen verdanken, als ßio^t uttraeticm für die Reisenden, die im Sommer, den Bädeker in der Hand, auf unsern Dampfern das Rhein-, das Mosel- und das Neckarthal durchfahren. Da wäre es ja auch ein großer Fehler von Friedrich Wilhelm IV. gewesen, dem man doch wahrlich Sinn für Romantik am wenigsten absprechen kau», wenn er das 1689 von den Franzosen zerstörte Stolzenfels bei Koblenz in den Jahren 1836 bis 1845 wiederherstellen ließ, wenn Prinz Friedrich von Preußen von 1825 bis 1829 den Rheinstein wieder aufbaute. Ja, am Ende giebt es Leute, die es bedauern, daß ma» den Kölner Dom unter Friedrich Wilhelm IV. und Kaiser Wilhelm I. vollendet hat, und dabei der Domkran ge¬ schwunden ist, der ein Wahrzeichen von Köln war und sogar in schönen Romane» eine Rolle spielt. Die Franzosen von heute wissen größtenteils gar nichts davon, daß sie uns die schönen Ruinen an Rhein, Neckar und Mosel verschafft haben. So war ein Pariser sehr verwundert, als er auf seiue Äußerung, er nehme uns "N dem ganzen Kriege und Siege von 1870/71 nur übel, daß wir Elsaß-Lothringen genommen hätte», die Antwort erhielt: Elsaß und Lothringen sei nicht von u»s genommen, sonder» nur wiedergeholt worden, und die Ruinen, die er vor sich sahe ^ die Unterhaltung spielte sich im Rheinthal ab —, hätten sie, die Franzosen, uns verschafft. Das war ihn, neu. Das Heidelberger Schloß ist ans ausdrücklichen Befehl Ludwigs XIV. 1689 durch de» französische» General Melac, dann 1696 weiter durch Franzose» verwüstet worden und hat 1764 durch einen Blitzschlag "bermnls gelitten. So ist „Deutschlands schönste und größte Rinne" entstanden. A"es der schöne Dom zu Speier mit seineu Kaisergräbern wurde 1689 von den Franzosen verwüstet. Nach seiner Wiederherstellung unterlag er 1794 einer aber¬ maligen Verwüstung, und erst 1846 bis 1858 wurde er völlig wiederhergestellt. Wenn «wu sich jene Greuelthaten vor Augen hält, sollte man sich freuen, daß Deutsch¬ land in der Lage ist. die Zeiche» jener unglücklichen Zeit wcgznränme». In Köln s"gte man in frühern Zeiten allgemein, wenn man die Ausführung eines Ver¬ sprechens als »»möglich charakterisieren wollte: „Ja, das geschieht, wenn der Dom einmal fertig aufgebaut ist!" Und doch steht er da in seiner Pracht. Möge Oberbnurat Schäfer in Karlsruhe mit dem Aufbau des Heidelberger Schlosses auch ebenso Recht behalten! Man wird das wiederhergestellte Schloß dann gewiß auch schöner fi L. v. nden, als die gegenwärtige dem Einsturz nahe Ruine. Gasthausreform. Dr. Wilhelm Bode ist von der litterarischen Agitation deren letzte Erzeugnisse wir in. fünfte» Heft angezeigt haben, zum Versuch der Ver¬ wirklichung seiner Ideen fortgeschritten. Er hat eiuen Deutsche» Verei» für Gasthausreform gegründet. der sich vier Ziele steckt. Erstens: Behörden. Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/573>, abgerufen am 29.04.2024.