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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Zur Geschichte des Intelligenzmesens

lassen, was Metternich meinte und in der Nonchalance des intimen brieflichen
Verkehrs etwas frei ausdrückte, daß nämlich die Wahl einer Fürstin aus einem
politisch einflußreichern Hanse, also z. B, einer Erzherzogin oder einer könig¬
lich preußischen Prinzeß, in der diplomatischen Welt zu größern Schwierig¬
keiten -- er spricht an einer andern Stelle von den er^og.8ssris8 "zontinuMgs
se kort nuisibles g, an inarigKg An ckuo ä'OrlöÄns -- Veranlassung
geben könnte.

Wie richtig übrigens Dr. F. urteilt, wenn er die Vermutung ausspricht,
nichts habe Metternich bei Erörterung der Angelegenheit ferner gelegen als
eine höhnische Absicht, beweist insbesondre auch die von Maltzan im Berichte
vom 9. Mürz 1837 gemachte Bemerkung, General von Both habe Gelegenheit
gehabt, sich im Laufe eiuer am 6. Mnrz mit Metternich genommnen Rücksprache
davon zu überzeugen, daß das Wiener Kabinett dem in Frage stehenden
Heiratsprojekte Beifall zolle axplkmait) und davon nur mit Befriedigung
Se. habe hören können (n'/ trouvL autrs vuoss an'un sujot as LÄtiskg-vtion),




Zur Geschichte des Intelligenzrvesens
(Schluß)

er Umstand, daß die Jntelligenzblätter immer in Gefahr waren, aus
Gründen ihres trocknen Inhalts an Abnehmern zu verlieren, wird
auch zu der Erscheinung beigetragen haben, die wir namentlich in
der spätern Zeit häufig finden, daß sich nämlich Intelligenzblatt und
politische Zeitung miteinander verbinden. In der Anschauung des
achtzehnten Jahrhunderts sind Intelligenzblatt und Politische Zeitung
etwas ganz Verschiednes. Die Jntelligenzblätter führen überhaupt nicht einmal
den Namen Zeitung und werden als solche nicht angesehen. Man darf nun nicht
vergessen, daß Zeitungen lange vor den Jutelligeuzblättcrn bestanden, und daß
diese schon zu jener Zeit Anzeigen brachten. Dies hört beim Aufkommen der Jn¬
telligenzblätter keineswegs auf. Neben den Jntelligenzbla'elem brachten eine ganze
Anzahl von Zeitungen, wenn auch bei weitem nicht alle, Anzeigen unter ihrem
politischen Teil.

An vielen kleinern Orten nun, wo es eine Zeitung mit mehr lokalem Charakter
gab, schien es beim Aufblühn des Jutelligenzwesens ratsam, diese zugleich zum
Träger der Jntelligeuznachrichten zu machen. Dieses war beispielsweise der Fall in
Heilbronn, Kempten, Nördlingen, Biberach, Essen usw., zeitweise auch in Hildesheim
und Kassel. Wurde neben der politischen Zeitung noch ein Intelligenzblatt begründet,
so ergab sich bald die Notwendigkeit, diese beiden Unternehmungen znsammen-
zuschweißeu. So schreibt Schwarzkopf, daß der burgundische Kreis, der früher in
Brüssel, Mecheln, Antwerpen, Mons, Luxemburg, Gent, Dünkirchen, Tongern und
in Se. Trond eigne Jntelligenzblätter gehabt habe, nunmehr die Jntelligeuzartikel
als Anhängsel seiner politischen Zeitungen bringe.

Es entsteht eine Verschmelzung von politischer Zeitung und Intelligenzblatt
nicht selten auch dadurch, daß die letzten anhangsweise politische Nachrichten auf¬
nehmen, ohne jedoch dadurch ihren Charakter als Intelligenzblatt aufzugeben. Oft


Zur Geschichte des Intelligenzmesens

lassen, was Metternich meinte und in der Nonchalance des intimen brieflichen
Verkehrs etwas frei ausdrückte, daß nämlich die Wahl einer Fürstin aus einem
politisch einflußreichern Hanse, also z. B, einer Erzherzogin oder einer könig¬
lich preußischen Prinzeß, in der diplomatischen Welt zu größern Schwierig¬
keiten — er spricht an einer andern Stelle von den er^og.8ssris8 «zontinuMgs
se kort nuisibles g, an inarigKg An ckuo ä'OrlöÄns — Veranlassung
geben könnte.

Wie richtig übrigens Dr. F. urteilt, wenn er die Vermutung ausspricht,
nichts habe Metternich bei Erörterung der Angelegenheit ferner gelegen als
eine höhnische Absicht, beweist insbesondre auch die von Maltzan im Berichte
vom 9. Mürz 1837 gemachte Bemerkung, General von Both habe Gelegenheit
gehabt, sich im Laufe eiuer am 6. Mnrz mit Metternich genommnen Rücksprache
davon zu überzeugen, daß das Wiener Kabinett dem in Frage stehenden
Heiratsprojekte Beifall zolle axplkmait) und davon nur mit Befriedigung
Se. habe hören können (n'/ trouvL autrs vuoss an'un sujot as LÄtiskg-vtion),




Zur Geschichte des Intelligenzrvesens
(Schluß)

er Umstand, daß die Jntelligenzblätter immer in Gefahr waren, aus
Gründen ihres trocknen Inhalts an Abnehmern zu verlieren, wird
auch zu der Erscheinung beigetragen haben, die wir namentlich in
der spätern Zeit häufig finden, daß sich nämlich Intelligenzblatt und
politische Zeitung miteinander verbinden. In der Anschauung des
achtzehnten Jahrhunderts sind Intelligenzblatt und Politische Zeitung
etwas ganz Verschiednes. Die Jntelligenzblätter führen überhaupt nicht einmal
den Namen Zeitung und werden als solche nicht angesehen. Man darf nun nicht
vergessen, daß Zeitungen lange vor den Jutelligeuzblättcrn bestanden, und daß
diese schon zu jener Zeit Anzeigen brachten. Dies hört beim Aufkommen der Jn¬
telligenzblätter keineswegs auf. Neben den Jntelligenzbla'elem brachten eine ganze
Anzahl von Zeitungen, wenn auch bei weitem nicht alle, Anzeigen unter ihrem
politischen Teil.

An vielen kleinern Orten nun, wo es eine Zeitung mit mehr lokalem Charakter
gab, schien es beim Aufblühn des Jutelligenzwesens ratsam, diese zugleich zum
Träger der Jntelligeuznachrichten zu machen. Dieses war beispielsweise der Fall in
Heilbronn, Kempten, Nördlingen, Biberach, Essen usw., zeitweise auch in Hildesheim
und Kassel. Wurde neben der politischen Zeitung noch ein Intelligenzblatt begründet,
so ergab sich bald die Notwendigkeit, diese beiden Unternehmungen znsammen-
zuschweißeu. So schreibt Schwarzkopf, daß der burgundische Kreis, der früher in
Brüssel, Mecheln, Antwerpen, Mons, Luxemburg, Gent, Dünkirchen, Tongern und
in Se. Trond eigne Jntelligenzblätter gehabt habe, nunmehr die Jntelligeuzartikel
als Anhängsel seiner politischen Zeitungen bringe.

Es entsteht eine Verschmelzung von politischer Zeitung und Intelligenzblatt
nicht selten auch dadurch, daß die letzten anhangsweise politische Nachrichten auf¬
nehmen, ohne jedoch dadurch ihren Charakter als Intelligenzblatt aufzugeben. Oft


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[0613] Zur Geschichte des Intelligenzmesens lassen, was Metternich meinte und in der Nonchalance des intimen brieflichen Verkehrs etwas frei ausdrückte, daß nämlich die Wahl einer Fürstin aus einem politisch einflußreichern Hanse, also z. B, einer Erzherzogin oder einer könig¬ lich preußischen Prinzeß, in der diplomatischen Welt zu größern Schwierig¬ keiten — er spricht an einer andern Stelle von den er^og.8ssris8 «zontinuMgs se kort nuisibles g, an inarigKg An ckuo ä'OrlöÄns — Veranlassung geben könnte. Wie richtig übrigens Dr. F. urteilt, wenn er die Vermutung ausspricht, nichts habe Metternich bei Erörterung der Angelegenheit ferner gelegen als eine höhnische Absicht, beweist insbesondre auch die von Maltzan im Berichte vom 9. Mürz 1837 gemachte Bemerkung, General von Both habe Gelegenheit gehabt, sich im Laufe eiuer am 6. Mnrz mit Metternich genommnen Rücksprache davon zu überzeugen, daß das Wiener Kabinett dem in Frage stehenden Heiratsprojekte Beifall zolle axplkmait) und davon nur mit Befriedigung Se. habe hören können (n'/ trouvL autrs vuoss an'un sujot as LÄtiskg-vtion), Zur Geschichte des Intelligenzrvesens (Schluß) er Umstand, daß die Jntelligenzblätter immer in Gefahr waren, aus Gründen ihres trocknen Inhalts an Abnehmern zu verlieren, wird auch zu der Erscheinung beigetragen haben, die wir namentlich in der spätern Zeit häufig finden, daß sich nämlich Intelligenzblatt und politische Zeitung miteinander verbinden. In der Anschauung des achtzehnten Jahrhunderts sind Intelligenzblatt und Politische Zeitung etwas ganz Verschiednes. Die Jntelligenzblätter führen überhaupt nicht einmal den Namen Zeitung und werden als solche nicht angesehen. Man darf nun nicht vergessen, daß Zeitungen lange vor den Jutelligeuzblättcrn bestanden, und daß diese schon zu jener Zeit Anzeigen brachten. Dies hört beim Aufkommen der Jn¬ telligenzblätter keineswegs auf. Neben den Jntelligenzbla'elem brachten eine ganze Anzahl von Zeitungen, wenn auch bei weitem nicht alle, Anzeigen unter ihrem politischen Teil. An vielen kleinern Orten nun, wo es eine Zeitung mit mehr lokalem Charakter gab, schien es beim Aufblühn des Jutelligenzwesens ratsam, diese zugleich zum Träger der Jntelligeuznachrichten zu machen. Dieses war beispielsweise der Fall in Heilbronn, Kempten, Nördlingen, Biberach, Essen usw., zeitweise auch in Hildesheim und Kassel. Wurde neben der politischen Zeitung noch ein Intelligenzblatt begründet, so ergab sich bald die Notwendigkeit, diese beiden Unternehmungen znsammen- zuschweißeu. So schreibt Schwarzkopf, daß der burgundische Kreis, der früher in Brüssel, Mecheln, Antwerpen, Mons, Luxemburg, Gent, Dünkirchen, Tongern und in Se. Trond eigne Jntelligenzblätter gehabt habe, nunmehr die Jntelligeuzartikel als Anhängsel seiner politischen Zeitungen bringe. Es entsteht eine Verschmelzung von politischer Zeitung und Intelligenzblatt nicht selten auch dadurch, daß die letzten anhangsweise politische Nachrichten auf¬ nehmen, ohne jedoch dadurch ihren Charakter als Intelligenzblatt aufzugeben. Oft

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/613>, abgerufen am 29.04.2024.