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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Arbeit aufgebaute pessimistische Theorie für einen Besitz hält, deu mau nicht leicht¬
sinnig preisgeben dürfe, so nennt man seinen jetzigen Optimismus grundlos und
behauptet, das Glück, das man genießt, sei eigentlich keins. Für jedermann ist
nun freilich das Glück nicht, das sich der arme reiche Landesmann -- das ist
Lvrms bürgerlicher Name -- errungen hat. Es steht dem buddhistischen Nirwana
sehr nahe: eine innere Heiterkeit, die darauf beruht, daß er auf alles Begehren
verzichtet und das Weltweben, wie es Richard Wagner vielleicht nennen würde,
als ein unterhaltendes Schauspiel betrachtet, das vor ihm aufgeführt wird, das
ihn aber persönlich nichts angeht. "Das ganze vielgepriesene Glück des menschliche"
Selbstbewußtseins besteht nur darin, daß es das einzige Mittel ist, den Zauber
des Bewußtlosen wahrzunehmen"; z. B. des Ablaufs der Jahreszeiten. Deu zu
genießen, leitet das Büchlein an, nicht etwa die sogenannten Naturschönheiten. Die,
behauptet Lorm, genieße man überhaupt nicht in natura, sondern mir im Bilde,
w der Kunst! ein Freund von ihm sei ledig geblieben, weil er keine junge Dame
siefnnden habe, die ehrlich genug gewesen wäre zu gesteh", daß sie die Natürliche
Tochter gelesen, oder wenn sie das über sich brachte, daß sie dieses Drama lang-
Weilig gefunden habe, und daß die schöne Natur nicht zum aushalte" sei, "wenn
sie verbunden ist mit dumpfen Bauernstuben, schlechter Kost, Insektenstichen, Ab¬
wesenheit jeglicher Bequemlichkeit und Geselligkeit." Diese Betrachtungen geben
sich als Aufzeichnungen eines Mannes, der dnrch ein furchtbares Leid in die
Einsamkeit getrieben worden ist, nud dessen romantische Geschichte als Einleitung
g"r anmutig erzählt wird.


Schriften über Religion. Karl König

hat dem jüngst angezeigten
Küchlein ein zweites, ebenso gutes nachgeschickt: Im Kampf um Gott und um
das eigne Ich. Ernsthafte Plaudereien. (Freiburg i. B. und Leipzig, Paul
^aetzel. 2. Auflage 1902.) Ein paar Proben! Die Unmöglichkeit, das Leben zu
enträtseln, "könnte einen zum resignierten Pessimisten machen. Ich würde vielleicht
auch einer, wenn ich das Leben zweimal leben könnte. Aber einmal, und es sich
verderben um des Verstandesbruchteils willen, der einem fehlt, um ganz Verstand
zu sein -- nein! Da bin ich mir im übrigen viel zu wertvoll. . . . Das Leben
^, was wir aus ihm machen. Seht ihr denn nicht, daß aus dem Buche des
^ebens jeder mir sich selber herausliest? Der Frosch liest Fliegen, die Enle Mäuse,
vie Schnecke ihren Salat -- das sind die einzigen Buchstabe" im großen Welten-
^U'he, für die sie offne Auge" haben. . . . Es giebt nichts Nmnierenderes für
den Menschen, als sich durch eine konstruierte bessere Welt diese wirkliche Welt zu
berekeln." Dem Problem des Übels und der Sünde schaut der Verfasser unerschrocken
Ms Gesicht. Er löst es ungefähr so wie wir, nur daß wirs nicht so schön zu
^gen wisscii. E^l die Widerstände verwandeln die sittliche Idee in sittlichen
Willen; ohne Widerstände würden wir nur in der Vorstellung leben, und unsre
äugend wäre eine gemalte Tugend, eine spottwvhlfeile Tugend: was kostet denn
^ B. ein Neues Testament? Das Böse stammt also nicht von einem Teufel,
wildem fließt mit Notwendigkeit ans dem Schöpferwille", der in Gott entstand,
^ndem die Heiligkeit von der Liebe besiegt wurde. -- Das orthodoxe Luthertum
wnsz doch noch ziemlich viel Anhänger haben, wenn ein Buch wie das von Wilhelm
'^vhnert, Pastor in Waldenburg i. Seht., fünf Anflügen erlebt: Kirche, Kirchen
Und Sekten samt deren Unterscheidungslehren, nach dem Worte Gottes und den
ntherischen Bckenntnisschriften dargestellt. (Leipzig, E. Ungleich, 1900.) Die
ätherische Kirche ist nach ihm nicht eine neue, erst seit der Reformation bestehende,
ändern die alte, von den katholischen Irrlehren gereinigte und wiedererstauduc
^'vstvlische Kirche. "Der Kern und Stern ihrer Lehre ist die Rechtfertigung des
^"übers allein dnrch den Glauben an Jesum Christum. Jede andre Kirche, die
el . " Kennzeichen nicht mehr in vollem Maße besitzt, ist zwar noch Kirche, aber
"e kranke und verderbte, gefälschte oder falsche Kirche." Das gilt von der römischen,
der reformierten und von der nnierien Kirche. (S. ".5 bis 37.) Die sehr


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Arbeit aufgebaute pessimistische Theorie für einen Besitz hält, deu mau nicht leicht¬
sinnig preisgeben dürfe, so nennt man seinen jetzigen Optimismus grundlos und
behauptet, das Glück, das man genießt, sei eigentlich keins. Für jedermann ist
nun freilich das Glück nicht, das sich der arme reiche Landesmann — das ist
Lvrms bürgerlicher Name — errungen hat. Es steht dem buddhistischen Nirwana
sehr nahe: eine innere Heiterkeit, die darauf beruht, daß er auf alles Begehren
verzichtet und das Weltweben, wie es Richard Wagner vielleicht nennen würde,
als ein unterhaltendes Schauspiel betrachtet, das vor ihm aufgeführt wird, das
ihn aber persönlich nichts angeht. „Das ganze vielgepriesene Glück des menschliche»
Selbstbewußtseins besteht nur darin, daß es das einzige Mittel ist, den Zauber
des Bewußtlosen wahrzunehmen"; z. B. des Ablaufs der Jahreszeiten. Deu zu
genießen, leitet das Büchlein an, nicht etwa die sogenannten Naturschönheiten. Die,
behauptet Lorm, genieße man überhaupt nicht in natura, sondern mir im Bilde,
w der Kunst! ein Freund von ihm sei ledig geblieben, weil er keine junge Dame
siefnnden habe, die ehrlich genug gewesen wäre zu gesteh«, daß sie die Natürliche
Tochter gelesen, oder wenn sie das über sich brachte, daß sie dieses Drama lang-
Weilig gefunden habe, und daß die schöne Natur nicht zum aushalte» sei, „wenn
sie verbunden ist mit dumpfen Bauernstuben, schlechter Kost, Insektenstichen, Ab¬
wesenheit jeglicher Bequemlichkeit und Geselligkeit." Diese Betrachtungen geben
sich als Aufzeichnungen eines Mannes, der dnrch ein furchtbares Leid in die
Einsamkeit getrieben worden ist, nud dessen romantische Geschichte als Einleitung
g"r anmutig erzählt wird.


Schriften über Religion. Karl König

hat dem jüngst angezeigten
Küchlein ein zweites, ebenso gutes nachgeschickt: Im Kampf um Gott und um
das eigne Ich. Ernsthafte Plaudereien. (Freiburg i. B. und Leipzig, Paul
^aetzel. 2. Auflage 1902.) Ein paar Proben! Die Unmöglichkeit, das Leben zu
enträtseln, „könnte einen zum resignierten Pessimisten machen. Ich würde vielleicht
auch einer, wenn ich das Leben zweimal leben könnte. Aber einmal, und es sich
verderben um des Verstandesbruchteils willen, der einem fehlt, um ganz Verstand
zu sein — nein! Da bin ich mir im übrigen viel zu wertvoll. . . . Das Leben
^, was wir aus ihm machen. Seht ihr denn nicht, daß aus dem Buche des
^ebens jeder mir sich selber herausliest? Der Frosch liest Fliegen, die Enle Mäuse,
vie Schnecke ihren Salat — das sind die einzigen Buchstabe» im großen Welten-
^U'he, für die sie offne Auge» haben. . . . Es giebt nichts Nmnierenderes für
den Menschen, als sich durch eine konstruierte bessere Welt diese wirkliche Welt zu
berekeln." Dem Problem des Übels und der Sünde schaut der Verfasser unerschrocken
Ms Gesicht. Er löst es ungefähr so wie wir, nur daß wirs nicht so schön zu
^gen wisscii. E^l die Widerstände verwandeln die sittliche Idee in sittlichen
Willen; ohne Widerstände würden wir nur in der Vorstellung leben, und unsre
äugend wäre eine gemalte Tugend, eine spottwvhlfeile Tugend: was kostet denn
^ B. ein Neues Testament? Das Böse stammt also nicht von einem Teufel,
wildem fließt mit Notwendigkeit ans dem Schöpferwille», der in Gott entstand,
^ndem die Heiligkeit von der Liebe besiegt wurde. — Das orthodoxe Luthertum
wnsz doch noch ziemlich viel Anhänger haben, wenn ein Buch wie das von Wilhelm
'^vhnert, Pastor in Waldenburg i. Seht., fünf Anflügen erlebt: Kirche, Kirchen
Und Sekten samt deren Unterscheidungslehren, nach dem Worte Gottes und den
ntherischen Bckenntnisschriften dargestellt. (Leipzig, E. Ungleich, 1900.) Die
ätherische Kirche ist nach ihm nicht eine neue, erst seit der Reformation bestehende,
ändern die alte, von den katholischen Irrlehren gereinigte und wiedererstauduc
^'vstvlische Kirche. „Der Kern und Stern ihrer Lehre ist die Rechtfertigung des
^"übers allein dnrch den Glauben an Jesum Christum. Jede andre Kirche, die
el . « Kennzeichen nicht mehr in vollem Maße besitzt, ist zwar noch Kirche, aber
"e kranke und verderbte, gefälschte oder falsche Kirche." Das gilt von der römischen,
der reformierten und von der nnierien Kirche. (S. ".5 bis 37.) Die sehr


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[0687] Maßgebliches und Unmaßgebliches Arbeit aufgebaute pessimistische Theorie für einen Besitz hält, deu mau nicht leicht¬ sinnig preisgeben dürfe, so nennt man seinen jetzigen Optimismus grundlos und behauptet, das Glück, das man genießt, sei eigentlich keins. Für jedermann ist nun freilich das Glück nicht, das sich der arme reiche Landesmann — das ist Lvrms bürgerlicher Name — errungen hat. Es steht dem buddhistischen Nirwana sehr nahe: eine innere Heiterkeit, die darauf beruht, daß er auf alles Begehren verzichtet und das Weltweben, wie es Richard Wagner vielleicht nennen würde, als ein unterhaltendes Schauspiel betrachtet, das vor ihm aufgeführt wird, das ihn aber persönlich nichts angeht. „Das ganze vielgepriesene Glück des menschliche» Selbstbewußtseins besteht nur darin, daß es das einzige Mittel ist, den Zauber des Bewußtlosen wahrzunehmen"; z. B. des Ablaufs der Jahreszeiten. Deu zu genießen, leitet das Büchlein an, nicht etwa die sogenannten Naturschönheiten. Die, behauptet Lorm, genieße man überhaupt nicht in natura, sondern mir im Bilde, w der Kunst! ein Freund von ihm sei ledig geblieben, weil er keine junge Dame siefnnden habe, die ehrlich genug gewesen wäre zu gesteh«, daß sie die Natürliche Tochter gelesen, oder wenn sie das über sich brachte, daß sie dieses Drama lang- Weilig gefunden habe, und daß die schöne Natur nicht zum aushalte» sei, „wenn sie verbunden ist mit dumpfen Bauernstuben, schlechter Kost, Insektenstichen, Ab¬ wesenheit jeglicher Bequemlichkeit und Geselligkeit." Diese Betrachtungen geben sich als Aufzeichnungen eines Mannes, der dnrch ein furchtbares Leid in die Einsamkeit getrieben worden ist, nud dessen romantische Geschichte als Einleitung g"r anmutig erzählt wird. Schriften über Religion. Karl König hat dem jüngst angezeigten Küchlein ein zweites, ebenso gutes nachgeschickt: Im Kampf um Gott und um das eigne Ich. Ernsthafte Plaudereien. (Freiburg i. B. und Leipzig, Paul ^aetzel. 2. Auflage 1902.) Ein paar Proben! Die Unmöglichkeit, das Leben zu enträtseln, „könnte einen zum resignierten Pessimisten machen. Ich würde vielleicht auch einer, wenn ich das Leben zweimal leben könnte. Aber einmal, und es sich verderben um des Verstandesbruchteils willen, der einem fehlt, um ganz Verstand zu sein — nein! Da bin ich mir im übrigen viel zu wertvoll. . . . Das Leben ^, was wir aus ihm machen. Seht ihr denn nicht, daß aus dem Buche des ^ebens jeder mir sich selber herausliest? Der Frosch liest Fliegen, die Enle Mäuse, vie Schnecke ihren Salat — das sind die einzigen Buchstabe» im großen Welten- ^U'he, für die sie offne Auge» haben. . . . Es giebt nichts Nmnierenderes für den Menschen, als sich durch eine konstruierte bessere Welt diese wirkliche Welt zu berekeln." Dem Problem des Übels und der Sünde schaut der Verfasser unerschrocken Ms Gesicht. Er löst es ungefähr so wie wir, nur daß wirs nicht so schön zu ^gen wisscii. E^l die Widerstände verwandeln die sittliche Idee in sittlichen Willen; ohne Widerstände würden wir nur in der Vorstellung leben, und unsre äugend wäre eine gemalte Tugend, eine spottwvhlfeile Tugend: was kostet denn ^ B. ein Neues Testament? Das Böse stammt also nicht von einem Teufel, wildem fließt mit Notwendigkeit ans dem Schöpferwille», der in Gott entstand, ^ndem die Heiligkeit von der Liebe besiegt wurde. — Das orthodoxe Luthertum wnsz doch noch ziemlich viel Anhänger haben, wenn ein Buch wie das von Wilhelm '^vhnert, Pastor in Waldenburg i. Seht., fünf Anflügen erlebt: Kirche, Kirchen Und Sekten samt deren Unterscheidungslehren, nach dem Worte Gottes und den ntherischen Bckenntnisschriften dargestellt. (Leipzig, E. Ungleich, 1900.) Die ätherische Kirche ist nach ihm nicht eine neue, erst seit der Reformation bestehende, ändern die alte, von den katholischen Irrlehren gereinigte und wiedererstauduc ^'vstvlische Kirche. „Der Kern und Stern ihrer Lehre ist die Rechtfertigung des ^"übers allein dnrch den Glauben an Jesum Christum. Jede andre Kirche, die el . « Kennzeichen nicht mehr in vollem Maße besitzt, ist zwar noch Kirche, aber "e kranke und verderbte, gefälschte oder falsche Kirche." Das gilt von der römischen, der reformierten und von der nnierien Kirche. (S. ".5 bis 37.) Die sehr

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/687>, abgerufen am 29.04.2024.