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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Die Bodenbenutzung im Deutschen Reiche

le nach frühern Bestimmungen für das Jahr 1903 in Aussicht
genommne amtliche Ermittlung der Bodenbenutzung im Deutschen
Reiche ist wegen der bevorstehenden Neuordnung unsrer Zoll-
politischen Beziehungen zum Auslande schon im Jahre 1900 ge¬
schehn. Die Ergebnisse sind jetzt vom Kaiserlichen Statistischen
Amte veröffentlicht worden.") Sie werden auf die Entscheidung der schwebenden
Zolltariffrnge kaum noch Einfluß haben, aber das vermindert ihren Wert nicht.
Ebensolche Ermittlungen sind in den Jahren 1878, 1883 und 1893 veran¬
staltet worden, sodaß man jetzt die Entwicklung durch einen Zeitraum von
22 Jahren verfolgen kann, und zwar für eine Periode, der die Agrarkrisis
Micr ganz besondern Charakter aufgeprägt hat.

Die Statistik der Bodenbenutzung erfaßt die Gesamtfläche des Deutschen
Reichs, deren Umfang sich nach der Aufnahme vom 1900 auf 54064785 Hektar
stellte. Diese Zahl stimmt weder mit den Ergebnissen der frühern Ermittlungen
der Bodenbenutzung noch mit den Feststellungen genau überein, die bei den aller
Senf Jahre wiederholten Volkszählungen vorgenommen werden. So ergab die
im Sommer 1893 veranstaltete Aufnahme 54043624 Hektar; das waren
267 Hektar mehr, als die Volkszählung vom 1. Dezember 1890 ergeben hatte.
Und die Volkszählung vom 1. Dezember 1900 ergab wieder 9467 Hektar
Mehr als die Aufnahme vom Sommer 1900. Die Verschiedenheiten erklären
steh in der Hauptsache durch Neuvermessuugen, Katasterberichtigungeu und
durch die Aufnahme früher nicht katastrierter Flächen. Der Gewinn dnrch
Anwachsen von Land an den Küsten ist verhältnismüßig sehr gering. Der
Gcbietzuwachs durch die Einverleibung Helgolands und durch einige Grenz¬
regulierungen mit der Schweiz seit 1878 belief sich noch nicht auf 70 Hektar.
Die jüngern Zahlen sind in der Regel als die richtigern anzusehen.



III. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reiches 1902. Die Ergebnisse der
Ermittlung der landwirtschaftlichen Bodenbenutzung im Jahre 1900 (Referent: Regierungsrat
Professor Dr. Manch.
Grenzboten IV 1902 29


Die Bodenbenutzung im Deutschen Reiche

le nach frühern Bestimmungen für das Jahr 1903 in Aussicht
genommne amtliche Ermittlung der Bodenbenutzung im Deutschen
Reiche ist wegen der bevorstehenden Neuordnung unsrer Zoll-
politischen Beziehungen zum Auslande schon im Jahre 1900 ge¬
schehn. Die Ergebnisse sind jetzt vom Kaiserlichen Statistischen
Amte veröffentlicht worden.") Sie werden auf die Entscheidung der schwebenden
Zolltariffrnge kaum noch Einfluß haben, aber das vermindert ihren Wert nicht.
Ebensolche Ermittlungen sind in den Jahren 1878, 1883 und 1893 veran¬
staltet worden, sodaß man jetzt die Entwicklung durch einen Zeitraum von
22 Jahren verfolgen kann, und zwar für eine Periode, der die Agrarkrisis
Micr ganz besondern Charakter aufgeprägt hat.

Die Statistik der Bodenbenutzung erfaßt die Gesamtfläche des Deutschen
Reichs, deren Umfang sich nach der Aufnahme vom 1900 auf 54064785 Hektar
stellte. Diese Zahl stimmt weder mit den Ergebnissen der frühern Ermittlungen
der Bodenbenutzung noch mit den Feststellungen genau überein, die bei den aller
Senf Jahre wiederholten Volkszählungen vorgenommen werden. So ergab die
im Sommer 1893 veranstaltete Aufnahme 54043624 Hektar; das waren
267 Hektar mehr, als die Volkszählung vom 1. Dezember 1890 ergeben hatte.
Und die Volkszählung vom 1. Dezember 1900 ergab wieder 9467 Hektar
Mehr als die Aufnahme vom Sommer 1900. Die Verschiedenheiten erklären
steh in der Hauptsache durch Neuvermessuugen, Katasterberichtigungeu und
durch die Aufnahme früher nicht katastrierter Flächen. Der Gewinn dnrch
Anwachsen von Land an den Küsten ist verhältnismüßig sehr gering. Der
Gcbietzuwachs durch die Einverleibung Helgolands und durch einige Grenz¬
regulierungen mit der Schweiz seit 1878 belief sich noch nicht auf 70 Hektar.
Die jüngern Zahlen sind in der Regel als die richtigern anzusehen.



III. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reiches 1902. Die Ergebnisse der
Ermittlung der landwirtschaftlichen Bodenbenutzung im Jahre 1900 (Referent: Regierungsrat
Professor Dr. Manch.
Grenzboten IV 1902 29
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[0235] [Abbildung] Die Bodenbenutzung im Deutschen Reiche le nach frühern Bestimmungen für das Jahr 1903 in Aussicht genommne amtliche Ermittlung der Bodenbenutzung im Deutschen Reiche ist wegen der bevorstehenden Neuordnung unsrer Zoll- politischen Beziehungen zum Auslande schon im Jahre 1900 ge¬ schehn. Die Ergebnisse sind jetzt vom Kaiserlichen Statistischen Amte veröffentlicht worden.") Sie werden auf die Entscheidung der schwebenden Zolltariffrnge kaum noch Einfluß haben, aber das vermindert ihren Wert nicht. Ebensolche Ermittlungen sind in den Jahren 1878, 1883 und 1893 veran¬ staltet worden, sodaß man jetzt die Entwicklung durch einen Zeitraum von 22 Jahren verfolgen kann, und zwar für eine Periode, der die Agrarkrisis Micr ganz besondern Charakter aufgeprägt hat. Die Statistik der Bodenbenutzung erfaßt die Gesamtfläche des Deutschen Reichs, deren Umfang sich nach der Aufnahme vom 1900 auf 54064785 Hektar stellte. Diese Zahl stimmt weder mit den Ergebnissen der frühern Ermittlungen der Bodenbenutzung noch mit den Feststellungen genau überein, die bei den aller Senf Jahre wiederholten Volkszählungen vorgenommen werden. So ergab die im Sommer 1893 veranstaltete Aufnahme 54043624 Hektar; das waren 267 Hektar mehr, als die Volkszählung vom 1. Dezember 1890 ergeben hatte. Und die Volkszählung vom 1. Dezember 1900 ergab wieder 9467 Hektar Mehr als die Aufnahme vom Sommer 1900. Die Verschiedenheiten erklären steh in der Hauptsache durch Neuvermessuugen, Katasterberichtigungeu und durch die Aufnahme früher nicht katastrierter Flächen. Der Gewinn dnrch Anwachsen von Land an den Küsten ist verhältnismüßig sehr gering. Der Gcbietzuwachs durch die Einverleibung Helgolands und durch einige Grenz¬ regulierungen mit der Schweiz seit 1878 belief sich noch nicht auf 70 Hektar. Die jüngern Zahlen sind in der Regel als die richtigern anzusehen. III. Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reiches 1902. Die Ergebnisse der Ermittlung der landwirtschaftlichen Bodenbenutzung im Jahre 1900 (Referent: Regierungsrat Professor Dr. Manch. Grenzboten IV 1902 29

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/235>, abgerufen am 01.05.2024.