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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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gleich meiner Kaffeetasse Dämpfe ausströmte? Es muß jn nicht gerade Wasser sein,
was da verdunstet. -- Aber den Mars mit einer Kasfetnsse zu vergleichen -- wie
v. U. unwissenschaftlich!


König Johanns Gedicht auf die Geburt König Alberts.

Vor
kurzem ist in dem Verlage von Bernhard Tanchnitz in Leipzig eine Sammlung
der Dichtungen des Königs Johann von Sachsen erschienen, die sicherlich
in weiten Kreisen große Freude hervorrufen wird. Ein Teil der Gedichte ist zwar
schon 1878 in dem Charcikterbilde des Königs, das der Staatsminister Dr. von Falken¬
stein herausgegeben hat, veröffentlicht worden. Vermehrt und vervollständigt hat
das dort Gebotene dann der Vorsteher der Sekundvgenitnrbibliothek Geheimer Hof¬
rat Petzholdt in seinem Buche "Aus dein Nachlasse des Königs Johann von Sachsen"
(Dresden, 1880) und in einer Reihe kleinerer Veröffentlichungen in Zeitschriften
und Zeitungen. Da diese aber zerstreut und dem großen Publikum nicht leicht
erreichbar sind, blieb immer der Wunsch bestehn nach einer zugänglichen vollständigen
Sammlung. Dieser Wunsch ist nun durch die Königin Carola erfüllt worden,
und zwar nicht bloß auf ihre Anregung, sondern unter ihrer thätigen Mitwirkung:
sie nennt sich selbst als Herausgeberin nicht nur auf dem Titelblatt, sondern auch
in dem kurzen Geleitswort, das sie dem Buche mitgegeben hat: "Jn dankbarer
und verehrnngsvvller Erinnerung an den teuer"?, geliebten Verstorbnen im An¬
schluß an seinen hundertjährigen Geburtstag zu wohlthätigen Zwecken herausgegeben
von Carola, Königin-Witwe von Sachsen." Natürlich hat die hohe Fron einen
sachkundigen Helfer gehabt, der sich nicht genannt hat, ans dessen Feder aber das
Vorwort geflossen ist, das über die Entstehung des Buches kurz berichtet.

Was der Sammlung noch besondern Wert verleiht, ist das, daß sie sich nicht
darauf beschränkt hat, das früher zerstreut Veröffentlichte zu vereinigen, sondern daß
sie auch eine Anzahl bisher noch unbekannter Gedichte (vierundzwanzig) hinzugefügt
und die Texte der schon bekannten zum Teil berichtigt hat nach einer Handschrift,
die nnvermuteterweise im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar zu Tage gekommen ist.
Goethe hatte im Jahre 1829 den Wunsch geäußert, die Gedichte des Prinzen Johann
kennen zu lernen. Der sächsische Gesandte am großherzoglichen Hofe in Weimar
übernahm die Vermittlung, und "ein sehr sauber geschriebnes Manuskript mit zwei-
undzwanzig Gedichten des Prinzen wurde an Goethe gesandt." Dieses Manuskript
wurde im Februar d. I. dem Prinzen Johann Georg von Sachsen bei einem Be¬
suche des Goethe-Schiller-Archivs vorgelegt. Eine genaue Durchsicht, die dann vor¬
genommen wurde, ergab uicht nur manche Textverbessernngen zu den bei Falken¬
stein und Petzholdt abgedruckten Gedichten, sondern auch elf bisher uoch uicht bekannte
Dichtungen aus der Jugendzeit des Prinzen. In der vorliegenden Sammlung
sind die vierundzwanzig neu hinzugetummenen mit einem Stern bezeichnet. Welche
davon aus der an Goethe gesandten Handschrift stammen, und welche Gedichte
überhaupt diese Handschrift enthält, erfahren wir nicht. Doch ist ihr höchst wahr¬
scheinlich entnommen eine interessante Beigabe zu der vorliegenden Sammlung'
ein Faksimile des schönen Gedichts, das Prinz Johann ans die Geburt seines ersten
Sohnes, des Prinzen Albert, gedichtet hat.

Der bekannte Lyriker Karl Angust Förster (gestorben 1841 als Professor am
Kadettenhause in Dresden), unter andern, der Verfasser des Gedichts "Erinnerung
und Hoffnung," dessen Anfangszeiten (Was vergangen, kehrt nicht wieder usw.)
znhligemal angeführt und benutzt worden sind, hatte das frohe Ereignis der Geburt
des Prinzen dnrch einen poetischen Glückwunsch "Lcnzesfreude" gefeiert. Diesen be¬
antwortete Prinz Johann mit dem Gedicht, das in der vorliegenden Sammlung unter
der Überschrift "Vatergedanken am 2!;. April 1828" wieder abgedruckt und zu¬
gleich in einer getreuen Nachbildung der Handschrift des Prinzen (doch wohl aus
dem Goethe-Schiller-Archiv) beigegeben ist.n

Die Schriftzüge des Prinzen werden Ungeübten ans den ersten Blick nicht gaz
leicht leserlich erscheinen. Aber in wenig Augenblicken hat man sich eingelesen, und


gleich meiner Kaffeetasse Dämpfe ausströmte? Es muß jn nicht gerade Wasser sein,
was da verdunstet. — Aber den Mars mit einer Kasfetnsse zu vergleichen — wie
v. U. unwissenschaftlich!


König Johanns Gedicht auf die Geburt König Alberts.

Vor
kurzem ist in dem Verlage von Bernhard Tanchnitz in Leipzig eine Sammlung
der Dichtungen des Königs Johann von Sachsen erschienen, die sicherlich
in weiten Kreisen große Freude hervorrufen wird. Ein Teil der Gedichte ist zwar
schon 1878 in dem Charcikterbilde des Königs, das der Staatsminister Dr. von Falken¬
stein herausgegeben hat, veröffentlicht worden. Vermehrt und vervollständigt hat
das dort Gebotene dann der Vorsteher der Sekundvgenitnrbibliothek Geheimer Hof¬
rat Petzholdt in seinem Buche „Aus dein Nachlasse des Königs Johann von Sachsen"
(Dresden, 1880) und in einer Reihe kleinerer Veröffentlichungen in Zeitschriften
und Zeitungen. Da diese aber zerstreut und dem großen Publikum nicht leicht
erreichbar sind, blieb immer der Wunsch bestehn nach einer zugänglichen vollständigen
Sammlung. Dieser Wunsch ist nun durch die Königin Carola erfüllt worden,
und zwar nicht bloß auf ihre Anregung, sondern unter ihrer thätigen Mitwirkung:
sie nennt sich selbst als Herausgeberin nicht nur auf dem Titelblatt, sondern auch
in dem kurzen Geleitswort, das sie dem Buche mitgegeben hat: „Jn dankbarer
und verehrnngsvvller Erinnerung an den teuer«?, geliebten Verstorbnen im An¬
schluß an seinen hundertjährigen Geburtstag zu wohlthätigen Zwecken herausgegeben
von Carola, Königin-Witwe von Sachsen." Natürlich hat die hohe Fron einen
sachkundigen Helfer gehabt, der sich nicht genannt hat, ans dessen Feder aber das
Vorwort geflossen ist, das über die Entstehung des Buches kurz berichtet.

Was der Sammlung noch besondern Wert verleiht, ist das, daß sie sich nicht
darauf beschränkt hat, das früher zerstreut Veröffentlichte zu vereinigen, sondern daß
sie auch eine Anzahl bisher noch unbekannter Gedichte (vierundzwanzig) hinzugefügt
und die Texte der schon bekannten zum Teil berichtigt hat nach einer Handschrift,
die nnvermuteterweise im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar zu Tage gekommen ist.
Goethe hatte im Jahre 1829 den Wunsch geäußert, die Gedichte des Prinzen Johann
kennen zu lernen. Der sächsische Gesandte am großherzoglichen Hofe in Weimar
übernahm die Vermittlung, und „ein sehr sauber geschriebnes Manuskript mit zwei-
undzwanzig Gedichten des Prinzen wurde an Goethe gesandt." Dieses Manuskript
wurde im Februar d. I. dem Prinzen Johann Georg von Sachsen bei einem Be¬
suche des Goethe-Schiller-Archivs vorgelegt. Eine genaue Durchsicht, die dann vor¬
genommen wurde, ergab uicht nur manche Textverbessernngen zu den bei Falken¬
stein und Petzholdt abgedruckten Gedichten, sondern auch elf bisher uoch uicht bekannte
Dichtungen aus der Jugendzeit des Prinzen. In der vorliegenden Sammlung
sind die vierundzwanzig neu hinzugetummenen mit einem Stern bezeichnet. Welche
davon aus der an Goethe gesandten Handschrift stammen, und welche Gedichte
überhaupt diese Handschrift enthält, erfahren wir nicht. Doch ist ihr höchst wahr¬
scheinlich entnommen eine interessante Beigabe zu der vorliegenden Sammlung'
ein Faksimile des schönen Gedichts, das Prinz Johann ans die Geburt seines ersten
Sohnes, des Prinzen Albert, gedichtet hat.

Der bekannte Lyriker Karl Angust Förster (gestorben 1841 als Professor am
Kadettenhause in Dresden), unter andern, der Verfasser des Gedichts „Erinnerung
und Hoffnung," dessen Anfangszeiten (Was vergangen, kehrt nicht wieder usw.)
znhligemal angeführt und benutzt worden sind, hatte das frohe Ereignis der Geburt
des Prinzen dnrch einen poetischen Glückwunsch „Lcnzesfreude" gefeiert. Diesen be¬
antwortete Prinz Johann mit dem Gedicht, das in der vorliegenden Sammlung unter
der Überschrift „Vatergedanken am 2!;. April 1828" wieder abgedruckt und zu¬
gleich in einer getreuen Nachbildung der Handschrift des Prinzen (doch wohl aus
dem Goethe-Schiller-Archiv) beigegeben ist.n

Die Schriftzüge des Prinzen werden Ungeübten ans den ersten Blick nicht gaz
leicht leserlich erscheinen. Aber in wenig Augenblicken hat man sich eingelesen, und


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[0288] gleich meiner Kaffeetasse Dämpfe ausströmte? Es muß jn nicht gerade Wasser sein, was da verdunstet. — Aber den Mars mit einer Kasfetnsse zu vergleichen — wie v. U. unwissenschaftlich! König Johanns Gedicht auf die Geburt König Alberts. Vor kurzem ist in dem Verlage von Bernhard Tanchnitz in Leipzig eine Sammlung der Dichtungen des Königs Johann von Sachsen erschienen, die sicherlich in weiten Kreisen große Freude hervorrufen wird. Ein Teil der Gedichte ist zwar schon 1878 in dem Charcikterbilde des Königs, das der Staatsminister Dr. von Falken¬ stein herausgegeben hat, veröffentlicht worden. Vermehrt und vervollständigt hat das dort Gebotene dann der Vorsteher der Sekundvgenitnrbibliothek Geheimer Hof¬ rat Petzholdt in seinem Buche „Aus dein Nachlasse des Königs Johann von Sachsen" (Dresden, 1880) und in einer Reihe kleinerer Veröffentlichungen in Zeitschriften und Zeitungen. Da diese aber zerstreut und dem großen Publikum nicht leicht erreichbar sind, blieb immer der Wunsch bestehn nach einer zugänglichen vollständigen Sammlung. Dieser Wunsch ist nun durch die Königin Carola erfüllt worden, und zwar nicht bloß auf ihre Anregung, sondern unter ihrer thätigen Mitwirkung: sie nennt sich selbst als Herausgeberin nicht nur auf dem Titelblatt, sondern auch in dem kurzen Geleitswort, das sie dem Buche mitgegeben hat: „Jn dankbarer und verehrnngsvvller Erinnerung an den teuer«?, geliebten Verstorbnen im An¬ schluß an seinen hundertjährigen Geburtstag zu wohlthätigen Zwecken herausgegeben von Carola, Königin-Witwe von Sachsen." Natürlich hat die hohe Fron einen sachkundigen Helfer gehabt, der sich nicht genannt hat, ans dessen Feder aber das Vorwort geflossen ist, das über die Entstehung des Buches kurz berichtet. Was der Sammlung noch besondern Wert verleiht, ist das, daß sie sich nicht darauf beschränkt hat, das früher zerstreut Veröffentlichte zu vereinigen, sondern daß sie auch eine Anzahl bisher noch unbekannter Gedichte (vierundzwanzig) hinzugefügt und die Texte der schon bekannten zum Teil berichtigt hat nach einer Handschrift, die nnvermuteterweise im Goethe-Schiller-Archiv in Weimar zu Tage gekommen ist. Goethe hatte im Jahre 1829 den Wunsch geäußert, die Gedichte des Prinzen Johann kennen zu lernen. Der sächsische Gesandte am großherzoglichen Hofe in Weimar übernahm die Vermittlung, und „ein sehr sauber geschriebnes Manuskript mit zwei- undzwanzig Gedichten des Prinzen wurde an Goethe gesandt." Dieses Manuskript wurde im Februar d. I. dem Prinzen Johann Georg von Sachsen bei einem Be¬ suche des Goethe-Schiller-Archivs vorgelegt. Eine genaue Durchsicht, die dann vor¬ genommen wurde, ergab uicht nur manche Textverbessernngen zu den bei Falken¬ stein und Petzholdt abgedruckten Gedichten, sondern auch elf bisher uoch uicht bekannte Dichtungen aus der Jugendzeit des Prinzen. In der vorliegenden Sammlung sind die vierundzwanzig neu hinzugetummenen mit einem Stern bezeichnet. Welche davon aus der an Goethe gesandten Handschrift stammen, und welche Gedichte überhaupt diese Handschrift enthält, erfahren wir nicht. Doch ist ihr höchst wahr¬ scheinlich entnommen eine interessante Beigabe zu der vorliegenden Sammlung' ein Faksimile des schönen Gedichts, das Prinz Johann ans die Geburt seines ersten Sohnes, des Prinzen Albert, gedichtet hat. Der bekannte Lyriker Karl Angust Förster (gestorben 1841 als Professor am Kadettenhause in Dresden), unter andern, der Verfasser des Gedichts „Erinnerung und Hoffnung," dessen Anfangszeiten (Was vergangen, kehrt nicht wieder usw.) znhligemal angeführt und benutzt worden sind, hatte das frohe Ereignis der Geburt des Prinzen dnrch einen poetischen Glückwunsch „Lcnzesfreude" gefeiert. Diesen be¬ antwortete Prinz Johann mit dem Gedicht, das in der vorliegenden Sammlung unter der Überschrift „Vatergedanken am 2!;. April 1828" wieder abgedruckt und zu¬ gleich in einer getreuen Nachbildung der Handschrift des Prinzen (doch wohl aus dem Goethe-Schiller-Archiv) beigegeben ist.n Die Schriftzüge des Prinzen werden Ungeübten ans den ersten Blick nicht gaz leicht leserlich erscheinen. Aber in wenig Augenblicken hat man sich eingelesen, und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/288>, abgerufen am 02.05.2024.