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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

am Wege -- es brauchen ja nicht immer Burgen und Schlösser zu sein --; er
erklärt die Himmelsrichtungen, den Stand der Sonne, die Baum-- und Strauch¬
arten, bestimmt seltnere Pflanzen: kurz er läßt einmal den gestrengen Pädagogen
zu Hause und ist ein fürsorglicher Vater aller seiner Kinder, der ihren Sinn für
das Gute und Schöne, für die Natur wecken will.

Da tritt nun die Furcht vor der Haftpflicht dazwischen; aus allen Teilen
Deutschlands berichten die Zeitungen derartige Fälle, die auf Schnlausflügen passiert
find, und die Folge ist die Ängstlichkeit und Scheu, die den Lehrer unwillkürlich
beschleicht, wenn er einen Ausflug mit seinen Kindern machen soll. Gerade der
Fall aus Valpriehausen, wenn er sich so zugetragen hat, wie berichtet wird, ist
bezeichnend. Der Lehrer hat einen dienstfreien Sonntag und wird mit seinen
Schulkindern von dem Ortsschulinspektor herangezogen, dem Missionsfeste beizu¬
wohnen. Das ist an sich recht schön und billigenswert: aber bei solcher Gelegen¬
heit, wo viele Erwachsene zusammenkommen und vier verschiedne Schulen anwesend
sind, wo der Lehrer auch auf den Missionsgottesdicnst hören soll, da geht ihm die
Übersicht über seine Schulkinder gar zu leicht verlöre". Ohne eine Kritik dieses
Falles üben zu wollen, muß man sagen, daß es geradezu unmöglich ist, sofort zu
übersehen, ob einige Kinder fehlen, sich seitwärts in die Büsche geschlagen haben und
sich eine andre Unterhaltung suchen, als gerade das Anhören einer Missionspredigt.

Und so ist es in den meisten Fällen: der Lehrer kann nicht wie in der Schule
die Kinder auf engem Raume zusammenhalten, und es giebt immer einige unter¬
nehmungslustige Jungen, die sich der Aufsicht gern entziehen und auf eigne Faust
Abenteuer suchen. Das wissen die Lehrer selbst am besten, und deshalb nimmt es
nicht wunder, wenn sie mit den Ausflügen am liebsten gar nichts mehr zu thun
haben wollen, um sich nicht der Gefahr der Haftpflicht auszusetzen. Sie verlieren
die Freudigkeit an den Wandrnngeu, mich wenn sie sich dnrch Versicherung gegen
Haftpflicht mit dem eignen Geldbeutel eine gewisse Sicherheit wenigstens erkaufen
können. Daß darin Wandel geschafft werden muß, liegt ans der Hand. Die Be¬
ruhigungsverfügungen der Regierungen allein werden es ebensowenig thu", wie die
bon mehreren Seiten schon ins Werk gesetzten gegenseitigen Versicherungen größerer
Lehrerverbände, die ohne größere fortlaufende Geldopfer nicht besteh" können.

Die Grenzboten haben schon wiederholt, z. B. im 54. Jahrgang (1895) -- Prügel¬
strafe -- in Schulfragen klärend gewirkt und einen Meinungsaustausch hervorge¬
rufen, der von den Schulblättern dann beachtet worden ist. Vielleicht gelingt es
"und in dieser äußerst wichtigen Frage der Haftpflicht, eine Verständigung herbei¬
zuführen, ohne die schöne Einrichtung der Schulausflüge aus Furcht vor den etwaigen
Schadenersatzansprüchen fallen zu lassen. Es wäre beklagenswert, wenn man den
Kindern diese alte Sitte nehmen müßte, nnr weil man Unfälle, die nnter besondern
Umständen eintreten können, vermeiden möchte.'


R- Krieg
Ein Schritt zum Christentum der Zukunft.

Jeder Sterbliche muß der
Unzulänglichkeit der Menschennatur seinen Tribut zahlen, und so sind denn Goethe u. a.
in unglücklichen Stunden Worte über Christus und Christentum entschlüpft, die nicht
aus seinem unsterblichen Teil stammen, die aber gewissen untereinander sehr ver-
Ichiednen Leuten den erwünschten Beweis geliefert haben, daß der größte deutsche
^eist zu deu unversöhnlichen Todfeinden unsrer Religion gehöre. Wer ihn jedoch
Wirklich kennt, der weiß, daß er nicht allein zeitlebens tief religiös gewesen, sondern auch
W den Sinn des Christentums tiefer eingedrungen ist als Tausende von Theologen
Und Hunderttausende von frommen Seelen. Es ist deshalb nicht so ungereimt, wie
die Fanatiker von rechts und links behaupten werden, wenn einer von denen, die
aufrichtig wünschen, daß der modernen Welt das Christentum erhalten bleibe, dessen
^gemäße Gestalt bei Goethe zu finden glaubt. Karl Trost berichtet über seinen
6und in der Schrift: Goethe und der Protestantismus des zwanzigsten


Maßgebliches und Unmaßgebliches

am Wege — es brauchen ja nicht immer Burgen und Schlösser zu sein —; er
erklärt die Himmelsrichtungen, den Stand der Sonne, die Baum-- und Strauch¬
arten, bestimmt seltnere Pflanzen: kurz er läßt einmal den gestrengen Pädagogen
zu Hause und ist ein fürsorglicher Vater aller seiner Kinder, der ihren Sinn für
das Gute und Schöne, für die Natur wecken will.

Da tritt nun die Furcht vor der Haftpflicht dazwischen; aus allen Teilen
Deutschlands berichten die Zeitungen derartige Fälle, die auf Schnlausflügen passiert
find, und die Folge ist die Ängstlichkeit und Scheu, die den Lehrer unwillkürlich
beschleicht, wenn er einen Ausflug mit seinen Kindern machen soll. Gerade der
Fall aus Valpriehausen, wenn er sich so zugetragen hat, wie berichtet wird, ist
bezeichnend. Der Lehrer hat einen dienstfreien Sonntag und wird mit seinen
Schulkindern von dem Ortsschulinspektor herangezogen, dem Missionsfeste beizu¬
wohnen. Das ist an sich recht schön und billigenswert: aber bei solcher Gelegen¬
heit, wo viele Erwachsene zusammenkommen und vier verschiedne Schulen anwesend
sind, wo der Lehrer auch auf den Missionsgottesdicnst hören soll, da geht ihm die
Übersicht über seine Schulkinder gar zu leicht verlöre«. Ohne eine Kritik dieses
Falles üben zu wollen, muß man sagen, daß es geradezu unmöglich ist, sofort zu
übersehen, ob einige Kinder fehlen, sich seitwärts in die Büsche geschlagen haben und
sich eine andre Unterhaltung suchen, als gerade das Anhören einer Missionspredigt.

Und so ist es in den meisten Fällen: der Lehrer kann nicht wie in der Schule
die Kinder auf engem Raume zusammenhalten, und es giebt immer einige unter¬
nehmungslustige Jungen, die sich der Aufsicht gern entziehen und auf eigne Faust
Abenteuer suchen. Das wissen die Lehrer selbst am besten, und deshalb nimmt es
nicht wunder, wenn sie mit den Ausflügen am liebsten gar nichts mehr zu thun
haben wollen, um sich nicht der Gefahr der Haftpflicht auszusetzen. Sie verlieren
die Freudigkeit an den Wandrnngeu, mich wenn sie sich dnrch Versicherung gegen
Haftpflicht mit dem eignen Geldbeutel eine gewisse Sicherheit wenigstens erkaufen
können. Daß darin Wandel geschafft werden muß, liegt ans der Hand. Die Be¬
ruhigungsverfügungen der Regierungen allein werden es ebensowenig thu», wie die
bon mehreren Seiten schon ins Werk gesetzten gegenseitigen Versicherungen größerer
Lehrerverbände, die ohne größere fortlaufende Geldopfer nicht besteh» können.

Die Grenzboten haben schon wiederholt, z. B. im 54. Jahrgang (1895) — Prügel¬
strafe — in Schulfragen klärend gewirkt und einen Meinungsaustausch hervorge¬
rufen, der von den Schulblättern dann beachtet worden ist. Vielleicht gelingt es
"und in dieser äußerst wichtigen Frage der Haftpflicht, eine Verständigung herbei¬
zuführen, ohne die schöne Einrichtung der Schulausflüge aus Furcht vor den etwaigen
Schadenersatzansprüchen fallen zu lassen. Es wäre beklagenswert, wenn man den
Kindern diese alte Sitte nehmen müßte, nnr weil man Unfälle, die nnter besondern
Umständen eintreten können, vermeiden möchte.'


R- Krieg
Ein Schritt zum Christentum der Zukunft.

Jeder Sterbliche muß der
Unzulänglichkeit der Menschennatur seinen Tribut zahlen, und so sind denn Goethe u. a.
in unglücklichen Stunden Worte über Christus und Christentum entschlüpft, die nicht
aus seinem unsterblichen Teil stammen, die aber gewissen untereinander sehr ver-
Ichiednen Leuten den erwünschten Beweis geliefert haben, daß der größte deutsche
^eist zu deu unversöhnlichen Todfeinden unsrer Religion gehöre. Wer ihn jedoch
Wirklich kennt, der weiß, daß er nicht allein zeitlebens tief religiös gewesen, sondern auch
W den Sinn des Christentums tiefer eingedrungen ist als Tausende von Theologen
Und Hunderttausende von frommen Seelen. Es ist deshalb nicht so ungereimt, wie
die Fanatiker von rechts und links behaupten werden, wenn einer von denen, die
aufrichtig wünschen, daß der modernen Welt das Christentum erhalten bleibe, dessen
^gemäße Gestalt bei Goethe zu finden glaubt. Karl Trost berichtet über seinen
6und in der Schrift: Goethe und der Protestantismus des zwanzigsten


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[0345] Maßgebliches und Unmaßgebliches am Wege — es brauchen ja nicht immer Burgen und Schlösser zu sein —; er erklärt die Himmelsrichtungen, den Stand der Sonne, die Baum-- und Strauch¬ arten, bestimmt seltnere Pflanzen: kurz er läßt einmal den gestrengen Pädagogen zu Hause und ist ein fürsorglicher Vater aller seiner Kinder, der ihren Sinn für das Gute und Schöne, für die Natur wecken will. Da tritt nun die Furcht vor der Haftpflicht dazwischen; aus allen Teilen Deutschlands berichten die Zeitungen derartige Fälle, die auf Schnlausflügen passiert find, und die Folge ist die Ängstlichkeit und Scheu, die den Lehrer unwillkürlich beschleicht, wenn er einen Ausflug mit seinen Kindern machen soll. Gerade der Fall aus Valpriehausen, wenn er sich so zugetragen hat, wie berichtet wird, ist bezeichnend. Der Lehrer hat einen dienstfreien Sonntag und wird mit seinen Schulkindern von dem Ortsschulinspektor herangezogen, dem Missionsfeste beizu¬ wohnen. Das ist an sich recht schön und billigenswert: aber bei solcher Gelegen¬ heit, wo viele Erwachsene zusammenkommen und vier verschiedne Schulen anwesend sind, wo der Lehrer auch auf den Missionsgottesdicnst hören soll, da geht ihm die Übersicht über seine Schulkinder gar zu leicht verlöre«. Ohne eine Kritik dieses Falles üben zu wollen, muß man sagen, daß es geradezu unmöglich ist, sofort zu übersehen, ob einige Kinder fehlen, sich seitwärts in die Büsche geschlagen haben und sich eine andre Unterhaltung suchen, als gerade das Anhören einer Missionspredigt. Und so ist es in den meisten Fällen: der Lehrer kann nicht wie in der Schule die Kinder auf engem Raume zusammenhalten, und es giebt immer einige unter¬ nehmungslustige Jungen, die sich der Aufsicht gern entziehen und auf eigne Faust Abenteuer suchen. Das wissen die Lehrer selbst am besten, und deshalb nimmt es nicht wunder, wenn sie mit den Ausflügen am liebsten gar nichts mehr zu thun haben wollen, um sich nicht der Gefahr der Haftpflicht auszusetzen. Sie verlieren die Freudigkeit an den Wandrnngeu, mich wenn sie sich dnrch Versicherung gegen Haftpflicht mit dem eignen Geldbeutel eine gewisse Sicherheit wenigstens erkaufen können. Daß darin Wandel geschafft werden muß, liegt ans der Hand. Die Be¬ ruhigungsverfügungen der Regierungen allein werden es ebensowenig thu», wie die bon mehreren Seiten schon ins Werk gesetzten gegenseitigen Versicherungen größerer Lehrerverbände, die ohne größere fortlaufende Geldopfer nicht besteh» können. Die Grenzboten haben schon wiederholt, z. B. im 54. Jahrgang (1895) — Prügel¬ strafe — in Schulfragen klärend gewirkt und einen Meinungsaustausch hervorge¬ rufen, der von den Schulblättern dann beachtet worden ist. Vielleicht gelingt es "und in dieser äußerst wichtigen Frage der Haftpflicht, eine Verständigung herbei¬ zuführen, ohne die schöne Einrichtung der Schulausflüge aus Furcht vor den etwaigen Schadenersatzansprüchen fallen zu lassen. Es wäre beklagenswert, wenn man den Kindern diese alte Sitte nehmen müßte, nnr weil man Unfälle, die nnter besondern Umständen eintreten können, vermeiden möchte.' R- Krieg Ein Schritt zum Christentum der Zukunft. Jeder Sterbliche muß der Unzulänglichkeit der Menschennatur seinen Tribut zahlen, und so sind denn Goethe u. a. in unglücklichen Stunden Worte über Christus und Christentum entschlüpft, die nicht aus seinem unsterblichen Teil stammen, die aber gewissen untereinander sehr ver- Ichiednen Leuten den erwünschten Beweis geliefert haben, daß der größte deutsche ^eist zu deu unversöhnlichen Todfeinden unsrer Religion gehöre. Wer ihn jedoch Wirklich kennt, der weiß, daß er nicht allein zeitlebens tief religiös gewesen, sondern auch W den Sinn des Christentums tiefer eingedrungen ist als Tausende von Theologen Und Hunderttausende von frommen Seelen. Es ist deshalb nicht so ungereimt, wie die Fanatiker von rechts und links behaupten werden, wenn einer von denen, die aufrichtig wünschen, daß der modernen Welt das Christentum erhalten bleibe, dessen ^gemäße Gestalt bei Goethe zu finden glaubt. Karl Trost berichtet über seinen 6und in der Schrift: Goethe und der Protestantismus des zwanzigsten

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_238787/345>, abgerufen am 02.05.2024.