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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr.

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Feuer I

Eine Stunde verging reich der andern, und endlich wurde ich durch einen
Schutzmann aufgesucht und in das Stadtteilhnus bestellt.

Dort saß Jemeljcm Afanasjewitsch und war wütend wie ein gereizter Stier.

Der Teufel soll die ganze Musik holen, rief er mir grimmig entgegen, als
ich eintrat. Können Sie sich vorstellen, was ich ausgerichtet habe? Einen Aus¬
putzer habe ich erhalten, eine Nase so lang wie die verfluchte morsche Brücke über
den Fluß. Es ist ein Jammer mit Vorgesetzten, denen der rechte Sinn fehlt. Da
wird nur danach gefragt, was in die Augen fallt. Da spielt nur der äußere Schein
eine Rolle. In der Türkei gibt doch der Herrgott jedem, dein er in seiner Gnade
ein Amt zukommen läßt, auch deu Verstand dazu. Mvrdelement, er sollte es bei
uns ebenfalls tun! Wer bet der Polizei dient, kann ohne Verstand uicht aus¬
kommen, und wenn er auch Polizeimeister ist!

Ich wagte nichts zu sage". Ich fürchtete den erregten Mann noch mehr zu
erzürnen. Er mäßigte sich aber schon selbst, zündete eine Papiros an und erklärte
mir, der Polizeimeister habe seinen Bericht ziemlich teilnahmlos angehört und ihm
dann einen Verweis erteilt, daß er sein Hauptaugenmerk nicht auf die belebtere
Marktseite gerichtet habe. Die Snudseite, wohin der Chef der Provinz nie die
Nase stecke, hätte zuletzt vorgenommen werden sollen, und er wolle sie gar nicht
sehen. Er habe dabei sogar einen dummen Vergleich gemacht und gesagt, wenn
man eine Kuh zur Ausstellung bringen "volle, müsse man das Waschen und Bürsten
am Kopfe beginnen, und nicht am Schwänze.

Ich habe mir freilich erlaubt, sagte Jemeljcm Afanasjewitsch höhnisch, ihm
darauf zu erwidern, daß ich andrer Meinung sei und die Reinigung einer Kuh
immer vom Schwänze beginnen lassen würde, wenn ich Vie Hanssteller wäre, da
der Schwanz der Teil sei, deu die Kuh am häufigsten beschmutze. Haha! Sie
hätten scheu solle", was für Augen er dazu machte! Die alte Ruine -- der da --
nun, der Aufseher vom dritte" Stadtteil war dabei und wurde bleich vor Schreck.
Hol sie alle der Teufel!

19

Ich hatte mich darauf gefreut, Mahada mitteilen zu können, wie der Polizei-
rneister meinen Bezirk in Augenschein genommen, mir vielleicht seine Zufriedenheit
ausgesprochen und wohl gar eine aufmunternde Andeutung hätte fallen lassen.
Statt dessen schlich ich nun betrübt zu ihr und fand einen Fremden in lebhafter
Unterhaltung mit der Mutter. Es war das erstemal seit dem Beginn meiner
Bekanntschaft, daß ein Mann das Hans besuchte, und zwar ein Offizier. Der letzte
Umstand hätte nach dem, was ich von dem frühern Verkehr Mahadas mit dieser
Menschengattung hatte hören müssen, gerade nicht angenehm auf mich gewirkt, wenn
ich in gewöhnlicher Verfassung gewesen wäre. In dem gedrückten Seelenzustande,
worin ich war, war mir die Anwesenheit der Uniform doppelt zuwider und
empörte mich, namentlich als ich sah, wie die Mutter ihre Freude über den Gast,
den sie mir als alten, lieben Bekannten vorstellte, an den Tag legte. Mahada
verhielt sich freilich ziemlich still und sogar einigermaßen kalt und abstoßend gegen
den Offizier.

Dieser war eine ungewöhnliche und angenehme Erscheinung. Das konnte ich
ihm trotz aller Mißgunst nicht absprechen. Er war kernig und breitschultrig, be¬
nahm sich ruhig und sicher. Er erinnerte durch nichts an die Geckenhaftigkeit und
Hohlheit, die nicht selten in jungen Offizieren steckt oder von ihnen zur Schau ge¬
tragen wird. Er war auch uicht sehr jung, jedenfalls einige Jahre älter als ich.
Das "icht hübsche aber regelmäßige Gesicht verriet kalte U"erschrockenheit und
deutete durch seiue dunkle Färbung und den großen kohlschwarzen Bart auf süd¬
ländische Abstammung.

Er erzählte eben von seinen Schicksalen. Er hatte bei einem der Regimenter
gestanden, die bis zum vorigen Jahre hier in Garnison gewesen waren. Jetzt
hatte es sich so glücklich getroffen, daß es ihm gelungen war, sich in das Regiment


Feuer I

Eine Stunde verging reich der andern, und endlich wurde ich durch einen
Schutzmann aufgesucht und in das Stadtteilhnus bestellt.

Dort saß Jemeljcm Afanasjewitsch und war wütend wie ein gereizter Stier.

Der Teufel soll die ganze Musik holen, rief er mir grimmig entgegen, als
ich eintrat. Können Sie sich vorstellen, was ich ausgerichtet habe? Einen Aus¬
putzer habe ich erhalten, eine Nase so lang wie die verfluchte morsche Brücke über
den Fluß. Es ist ein Jammer mit Vorgesetzten, denen der rechte Sinn fehlt. Da
wird nur danach gefragt, was in die Augen fallt. Da spielt nur der äußere Schein
eine Rolle. In der Türkei gibt doch der Herrgott jedem, dein er in seiner Gnade
ein Amt zukommen läßt, auch deu Verstand dazu. Mvrdelement, er sollte es bei
uns ebenfalls tun! Wer bet der Polizei dient, kann ohne Verstand uicht aus¬
kommen, und wenn er auch Polizeimeister ist!

Ich wagte nichts zu sage». Ich fürchtete den erregten Mann noch mehr zu
erzürnen. Er mäßigte sich aber schon selbst, zündete eine Papiros an und erklärte
mir, der Polizeimeister habe seinen Bericht ziemlich teilnahmlos angehört und ihm
dann einen Verweis erteilt, daß er sein Hauptaugenmerk nicht auf die belebtere
Marktseite gerichtet habe. Die Snudseite, wohin der Chef der Provinz nie die
Nase stecke, hätte zuletzt vorgenommen werden sollen, und er wolle sie gar nicht
sehen. Er habe dabei sogar einen dummen Vergleich gemacht und gesagt, wenn
man eine Kuh zur Ausstellung bringen »volle, müsse man das Waschen und Bürsten
am Kopfe beginnen, und nicht am Schwänze.

Ich habe mir freilich erlaubt, sagte Jemeljcm Afanasjewitsch höhnisch, ihm
darauf zu erwidern, daß ich andrer Meinung sei und die Reinigung einer Kuh
immer vom Schwänze beginnen lassen würde, wenn ich Vie Hanssteller wäre, da
der Schwanz der Teil sei, deu die Kuh am häufigsten beschmutze. Haha! Sie
hätten scheu solle», was für Augen er dazu machte! Die alte Ruine — der da —
nun, der Aufseher vom dritte» Stadtteil war dabei und wurde bleich vor Schreck.
Hol sie alle der Teufel!

19

Ich hatte mich darauf gefreut, Mahada mitteilen zu können, wie der Polizei-
rneister meinen Bezirk in Augenschein genommen, mir vielleicht seine Zufriedenheit
ausgesprochen und wohl gar eine aufmunternde Andeutung hätte fallen lassen.
Statt dessen schlich ich nun betrübt zu ihr und fand einen Fremden in lebhafter
Unterhaltung mit der Mutter. Es war das erstemal seit dem Beginn meiner
Bekanntschaft, daß ein Mann das Hans besuchte, und zwar ein Offizier. Der letzte
Umstand hätte nach dem, was ich von dem frühern Verkehr Mahadas mit dieser
Menschengattung hatte hören müssen, gerade nicht angenehm auf mich gewirkt, wenn
ich in gewöhnlicher Verfassung gewesen wäre. In dem gedrückten Seelenzustande,
worin ich war, war mir die Anwesenheit der Uniform doppelt zuwider und
empörte mich, namentlich als ich sah, wie die Mutter ihre Freude über den Gast,
den sie mir als alten, lieben Bekannten vorstellte, an den Tag legte. Mahada
verhielt sich freilich ziemlich still und sogar einigermaßen kalt und abstoßend gegen
den Offizier.

Dieser war eine ungewöhnliche und angenehme Erscheinung. Das konnte ich
ihm trotz aller Mißgunst nicht absprechen. Er war kernig und breitschultrig, be¬
nahm sich ruhig und sicher. Er erinnerte durch nichts an die Geckenhaftigkeit und
Hohlheit, die nicht selten in jungen Offizieren steckt oder von ihnen zur Schau ge¬
tragen wird. Er war auch uicht sehr jung, jedenfalls einige Jahre älter als ich.
Das »icht hübsche aber regelmäßige Gesicht verriet kalte U»erschrockenheit und
deutete durch seiue dunkle Färbung und den großen kohlschwarzen Bart auf süd¬
ländische Abstammung.

Er erzählte eben von seinen Schicksalen. Er hatte bei einem der Regimenter
gestanden, die bis zum vorigen Jahre hier in Garnison gewesen waren. Jetzt
hatte es sich so glücklich getroffen, daß es ihm gelungen war, sich in das Regiment


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[0174] Feuer I Eine Stunde verging reich der andern, und endlich wurde ich durch einen Schutzmann aufgesucht und in das Stadtteilhnus bestellt. Dort saß Jemeljcm Afanasjewitsch und war wütend wie ein gereizter Stier. Der Teufel soll die ganze Musik holen, rief er mir grimmig entgegen, als ich eintrat. Können Sie sich vorstellen, was ich ausgerichtet habe? Einen Aus¬ putzer habe ich erhalten, eine Nase so lang wie die verfluchte morsche Brücke über den Fluß. Es ist ein Jammer mit Vorgesetzten, denen der rechte Sinn fehlt. Da wird nur danach gefragt, was in die Augen fallt. Da spielt nur der äußere Schein eine Rolle. In der Türkei gibt doch der Herrgott jedem, dein er in seiner Gnade ein Amt zukommen läßt, auch deu Verstand dazu. Mvrdelement, er sollte es bei uns ebenfalls tun! Wer bet der Polizei dient, kann ohne Verstand uicht aus¬ kommen, und wenn er auch Polizeimeister ist! Ich wagte nichts zu sage». Ich fürchtete den erregten Mann noch mehr zu erzürnen. Er mäßigte sich aber schon selbst, zündete eine Papiros an und erklärte mir, der Polizeimeister habe seinen Bericht ziemlich teilnahmlos angehört und ihm dann einen Verweis erteilt, daß er sein Hauptaugenmerk nicht auf die belebtere Marktseite gerichtet habe. Die Snudseite, wohin der Chef der Provinz nie die Nase stecke, hätte zuletzt vorgenommen werden sollen, und er wolle sie gar nicht sehen. Er habe dabei sogar einen dummen Vergleich gemacht und gesagt, wenn man eine Kuh zur Ausstellung bringen »volle, müsse man das Waschen und Bürsten am Kopfe beginnen, und nicht am Schwänze. Ich habe mir freilich erlaubt, sagte Jemeljcm Afanasjewitsch höhnisch, ihm darauf zu erwidern, daß ich andrer Meinung sei und die Reinigung einer Kuh immer vom Schwänze beginnen lassen würde, wenn ich Vie Hanssteller wäre, da der Schwanz der Teil sei, deu die Kuh am häufigsten beschmutze. Haha! Sie hätten scheu solle», was für Augen er dazu machte! Die alte Ruine — der da — nun, der Aufseher vom dritte» Stadtteil war dabei und wurde bleich vor Schreck. Hol sie alle der Teufel! 19 Ich hatte mich darauf gefreut, Mahada mitteilen zu können, wie der Polizei- rneister meinen Bezirk in Augenschein genommen, mir vielleicht seine Zufriedenheit ausgesprochen und wohl gar eine aufmunternde Andeutung hätte fallen lassen. Statt dessen schlich ich nun betrübt zu ihr und fand einen Fremden in lebhafter Unterhaltung mit der Mutter. Es war das erstemal seit dem Beginn meiner Bekanntschaft, daß ein Mann das Hans besuchte, und zwar ein Offizier. Der letzte Umstand hätte nach dem, was ich von dem frühern Verkehr Mahadas mit dieser Menschengattung hatte hören müssen, gerade nicht angenehm auf mich gewirkt, wenn ich in gewöhnlicher Verfassung gewesen wäre. In dem gedrückten Seelenzustande, worin ich war, war mir die Anwesenheit der Uniform doppelt zuwider und empörte mich, namentlich als ich sah, wie die Mutter ihre Freude über den Gast, den sie mir als alten, lieben Bekannten vorstellte, an den Tag legte. Mahada verhielt sich freilich ziemlich still und sogar einigermaßen kalt und abstoßend gegen den Offizier. Dieser war eine ungewöhnliche und angenehme Erscheinung. Das konnte ich ihm trotz aller Mißgunst nicht absprechen. Er war kernig und breitschultrig, be¬ nahm sich ruhig und sicher. Er erinnerte durch nichts an die Geckenhaftigkeit und Hohlheit, die nicht selten in jungen Offizieren steckt oder von ihnen zur Schau ge¬ tragen wird. Er war auch uicht sehr jung, jedenfalls einige Jahre älter als ich. Das »icht hübsche aber regelmäßige Gesicht verriet kalte U»erschrockenheit und deutete durch seiue dunkle Färbung und den großen kohlschwarzen Bart auf süd¬ ländische Abstammung. Er erzählte eben von seinen Schicksalen. Er hatte bei einem der Regimenter gestanden, die bis zum vorigen Jahre hier in Garnison gewesen waren. Jetzt hatte es sich so glücklich getroffen, daß es ihm gelungen war, sich in das Regiment

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_240381/174>, abgerufen am 04.05.2024.