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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Soviel von den Sozialdemokraten. Aber auch die Konservativen sollten ein¬
sehen, daß sie sich am besten dienen, wenn sie ihrer Zeit dienen. Der Landwirt¬
schaft treibende Teil der deutschen Konservativen muß vor allen Dingen dazu bei¬
tragen, die Frage zu klären i bis zu welchem Grade und unter welchen Bedingungen
ist der landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland noch steigerungsfähig? Wir
glauben, daß im gegenwärtigen Angenblicke Deutschland bei normalen Ernten noch
nicht nötig hätte, Brodgetreide in größerm Umfange aus dem Auslande zu beziehn,
wenn sich die deutsche Landwirtschaft danach einrichtete. Aber auch wenn die
Grenze der Leistungsfähigkeit in naher Zeit erreicht wäre, so hat die konservative
Partei doch so gut wie alle andern, alle als Sohne des gemeinsamen Vater¬
landes, ein sehr ernstes Interesse daran, daß Deutschland in der Lage bleibt, die
dann notwendige Getreideeinfuhr (im Jahre 1925 für wenigstens 30 Millionen
Menschen!) mit seiner eignen Gütererzeugung, also mit einer gesicherten Ausfuhr
zu bezahlen; gesichert auf den Märkten fremder Erdteile dnrch die Zunahme des
deutschen Einflusses, gesichert auf den Wogen der Weltmeere durch eine achtung¬
gebietende Kriegsflagge. In einer arbeitfreudigen Industrie wird sich die deutsche
Landwirtschaft immer ihre beste Kundin erhalten, deren Gedeihen sie im eigensten
Interesse und ohne Selbstverleugnung fördern muß. -- Gelänge es der Mehrheit
des Reichstags, sich in der neuen Gesetzgebnngsperiode zu dieser Erkenntnis ihrer
dringendsten Pflichten durchzuringen, so würde das ein großer Segen für Deutsch¬
lands Zukunft sein.

Die Marine im Jahreshaushalt von 1904.

Seit dem Ftvtteugesetz von
1900 wendet sich dem Marinevorauschlag alljährlich wachsendes Interesse zu. Bei deu
einen, weil sie sich überzeugen wollen, daß er sich genau innerhalb des Nahmens
des Flottengesetzes hält und keine Ansätze zu neuen Formationen und Erweiterungen
birgt, bei andern, weil sie im Gegenteil die Entwicklung der Flotte mit einiger
Ungeduld begleiten, die ans der zunehmenden Erkenntnis der Bedeutung dieses
Teiles unsrer Wehrkraft bericht; bei einer dritten Gruppe endlich, weil der Marine-
Voranschlag das langsame und stille Wachstum unsrer Seegeltung in dem gleichmäßigen
harmonischen Ausbau aller Zweige unsers Marinewesens am deutlichsten veran¬
schaulicht. Es handelt sich bei einer Flotte ja nicht allein um die Schiffe. Außer
diesen sind zu Lande wie zu Wasser noch tausenderlei Maßnahmen geboten, die
für den planmäßigen Fortgang der Flvttenschöpfung fast ein lehrreicheres und
interessanteres Bild bieten als die für den Schiffsbau geforderte" Raten. Im
Etat für 1904 darf man hierzu rechnen die Errichtung eines Konstruktions- und
eines Waffeudepartements im Reichs-Marineamt, das danach aus fünf Departements
bestehn wird, ferner das Anwachsen der verschiedensten Beamtenkategorien, sowie
der sachlichen Kosten bei den Zentralbehörden. Auch der Marine-Justizdienst hat
eine Erweiterung erfahren, ebenso der kirchliche in den Kosten der gottesdienst-
lichen Verrichtungen. Die Seeoffiziere sind um 140, die Ingenieure um 16 Stellen
vermehrt. Die Matrosendivisiouen haben eine Erhöhung um 800, die Werftdivi¬
sionen um 1009, die Torpedoabteilungeu um 300, die Matroseuartillerie um
64 Köpfe erfahren: zusammen 2173 -- die letztgenannte" "infolge Vermehrung der
Geschütze vorhandner Küstenwerke und des Baues neuer Küstcnwerkc" (bekanntlich
werden die Küstenwerke der Nordsee von der Matrosenartillerie, die der Ostsee
mit Ausnahme von Kiel und Friedrichsort vom Fußartillerieregimeut Ur. 2 der
Landarmee besetzt). Eine neue "Vermessuugskompagnie" zur Ausbildung des Ver¬
messungspersonals ist gebildet worden, der Voranschlag beantragt die nötige Ausstattung
mit Booten, Betriebs- und Ausbildnngsmaterial. Das ärztliche Personal ist w"
11 Stellen, das Sanitätspersonal um 30 Stellen gewachsen (im ganzen 193 Ärzte,
310 Sanitätsmannschnfteu). Auch sonst veranlaßt die Zunahme der Mariue-
mannschaften, die Vermehrung der Kasernen, Lazarett-, Gefängnis- und Festungs-
bauten ein Anwachsen des Personals in den verschiedensten Dienstzweigen und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Soviel von den Sozialdemokraten. Aber auch die Konservativen sollten ein¬
sehen, daß sie sich am besten dienen, wenn sie ihrer Zeit dienen. Der Landwirt¬
schaft treibende Teil der deutschen Konservativen muß vor allen Dingen dazu bei¬
tragen, die Frage zu klären i bis zu welchem Grade und unter welchen Bedingungen
ist der landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland noch steigerungsfähig? Wir
glauben, daß im gegenwärtigen Angenblicke Deutschland bei normalen Ernten noch
nicht nötig hätte, Brodgetreide in größerm Umfange aus dem Auslande zu beziehn,
wenn sich die deutsche Landwirtschaft danach einrichtete. Aber auch wenn die
Grenze der Leistungsfähigkeit in naher Zeit erreicht wäre, so hat die konservative
Partei doch so gut wie alle andern, alle als Sohne des gemeinsamen Vater¬
landes, ein sehr ernstes Interesse daran, daß Deutschland in der Lage bleibt, die
dann notwendige Getreideeinfuhr (im Jahre 1925 für wenigstens 30 Millionen
Menschen!) mit seiner eignen Gütererzeugung, also mit einer gesicherten Ausfuhr
zu bezahlen; gesichert auf den Märkten fremder Erdteile dnrch die Zunahme des
deutschen Einflusses, gesichert auf den Wogen der Weltmeere durch eine achtung¬
gebietende Kriegsflagge. In einer arbeitfreudigen Industrie wird sich die deutsche
Landwirtschaft immer ihre beste Kundin erhalten, deren Gedeihen sie im eigensten
Interesse und ohne Selbstverleugnung fördern muß. — Gelänge es der Mehrheit
des Reichstags, sich in der neuen Gesetzgebnngsperiode zu dieser Erkenntnis ihrer
dringendsten Pflichten durchzuringen, so würde das ein großer Segen für Deutsch¬
lands Zukunft sein.

Die Marine im Jahreshaushalt von 1904.

Seit dem Ftvtteugesetz von
1900 wendet sich dem Marinevorauschlag alljährlich wachsendes Interesse zu. Bei deu
einen, weil sie sich überzeugen wollen, daß er sich genau innerhalb des Nahmens
des Flottengesetzes hält und keine Ansätze zu neuen Formationen und Erweiterungen
birgt, bei andern, weil sie im Gegenteil die Entwicklung der Flotte mit einiger
Ungeduld begleiten, die ans der zunehmenden Erkenntnis der Bedeutung dieses
Teiles unsrer Wehrkraft bericht; bei einer dritten Gruppe endlich, weil der Marine-
Voranschlag das langsame und stille Wachstum unsrer Seegeltung in dem gleichmäßigen
harmonischen Ausbau aller Zweige unsers Marinewesens am deutlichsten veran¬
schaulicht. Es handelt sich bei einer Flotte ja nicht allein um die Schiffe. Außer
diesen sind zu Lande wie zu Wasser noch tausenderlei Maßnahmen geboten, die
für den planmäßigen Fortgang der Flvttenschöpfung fast ein lehrreicheres und
interessanteres Bild bieten als die für den Schiffsbau geforderte» Raten. Im
Etat für 1904 darf man hierzu rechnen die Errichtung eines Konstruktions- und
eines Waffeudepartements im Reichs-Marineamt, das danach aus fünf Departements
bestehn wird, ferner das Anwachsen der verschiedensten Beamtenkategorien, sowie
der sachlichen Kosten bei den Zentralbehörden. Auch der Marine-Justizdienst hat
eine Erweiterung erfahren, ebenso der kirchliche in den Kosten der gottesdienst-
lichen Verrichtungen. Die Seeoffiziere sind um 140, die Ingenieure um 16 Stellen
vermehrt. Die Matrosendivisiouen haben eine Erhöhung um 800, die Werftdivi¬
sionen um 1009, die Torpedoabteilungeu um 300, die Matroseuartillerie um
64 Köpfe erfahren: zusammen 2173 — die letztgenannte» „infolge Vermehrung der
Geschütze vorhandner Küstenwerke und des Baues neuer Küstcnwerkc" (bekanntlich
werden die Küstenwerke der Nordsee von der Matrosenartillerie, die der Ostsee
mit Ausnahme von Kiel und Friedrichsort vom Fußartillerieregimeut Ur. 2 der
Landarmee besetzt). Eine neue „Vermessuugskompagnie" zur Ausbildung des Ver¬
messungspersonals ist gebildet worden, der Voranschlag beantragt die nötige Ausstattung
mit Booten, Betriebs- und Ausbildnngsmaterial. Das ärztliche Personal ist w»
11 Stellen, das Sanitätspersonal um 30 Stellen gewachsen (im ganzen 193 Ärzte,
310 Sanitätsmannschnfteu). Auch sonst veranlaßt die Zunahme der Mariue-
mannschaften, die Vermehrung der Kasernen, Lazarett-, Gefängnis- und Festungs-
bauten ein Anwachsen des Personals in den verschiedensten Dienstzweigen und


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[0674] Maßgebliches und Unmaßgebliches Soviel von den Sozialdemokraten. Aber auch die Konservativen sollten ein¬ sehen, daß sie sich am besten dienen, wenn sie ihrer Zeit dienen. Der Landwirt¬ schaft treibende Teil der deutschen Konservativen muß vor allen Dingen dazu bei¬ tragen, die Frage zu klären i bis zu welchem Grade und unter welchen Bedingungen ist der landwirtschaftliche Betrieb in Deutschland noch steigerungsfähig? Wir glauben, daß im gegenwärtigen Angenblicke Deutschland bei normalen Ernten noch nicht nötig hätte, Brodgetreide in größerm Umfange aus dem Auslande zu beziehn, wenn sich die deutsche Landwirtschaft danach einrichtete. Aber auch wenn die Grenze der Leistungsfähigkeit in naher Zeit erreicht wäre, so hat die konservative Partei doch so gut wie alle andern, alle als Sohne des gemeinsamen Vater¬ landes, ein sehr ernstes Interesse daran, daß Deutschland in der Lage bleibt, die dann notwendige Getreideeinfuhr (im Jahre 1925 für wenigstens 30 Millionen Menschen!) mit seiner eignen Gütererzeugung, also mit einer gesicherten Ausfuhr zu bezahlen; gesichert auf den Märkten fremder Erdteile dnrch die Zunahme des deutschen Einflusses, gesichert auf den Wogen der Weltmeere durch eine achtung¬ gebietende Kriegsflagge. In einer arbeitfreudigen Industrie wird sich die deutsche Landwirtschaft immer ihre beste Kundin erhalten, deren Gedeihen sie im eigensten Interesse und ohne Selbstverleugnung fördern muß. — Gelänge es der Mehrheit des Reichstags, sich in der neuen Gesetzgebnngsperiode zu dieser Erkenntnis ihrer dringendsten Pflichten durchzuringen, so würde das ein großer Segen für Deutsch¬ lands Zukunft sein. Die Marine im Jahreshaushalt von 1904. Seit dem Ftvtteugesetz von 1900 wendet sich dem Marinevorauschlag alljährlich wachsendes Interesse zu. Bei deu einen, weil sie sich überzeugen wollen, daß er sich genau innerhalb des Nahmens des Flottengesetzes hält und keine Ansätze zu neuen Formationen und Erweiterungen birgt, bei andern, weil sie im Gegenteil die Entwicklung der Flotte mit einiger Ungeduld begleiten, die ans der zunehmenden Erkenntnis der Bedeutung dieses Teiles unsrer Wehrkraft bericht; bei einer dritten Gruppe endlich, weil der Marine- Voranschlag das langsame und stille Wachstum unsrer Seegeltung in dem gleichmäßigen harmonischen Ausbau aller Zweige unsers Marinewesens am deutlichsten veran¬ schaulicht. Es handelt sich bei einer Flotte ja nicht allein um die Schiffe. Außer diesen sind zu Lande wie zu Wasser noch tausenderlei Maßnahmen geboten, die für den planmäßigen Fortgang der Flvttenschöpfung fast ein lehrreicheres und interessanteres Bild bieten als die für den Schiffsbau geforderte» Raten. Im Etat für 1904 darf man hierzu rechnen die Errichtung eines Konstruktions- und eines Waffeudepartements im Reichs-Marineamt, das danach aus fünf Departements bestehn wird, ferner das Anwachsen der verschiedensten Beamtenkategorien, sowie der sachlichen Kosten bei den Zentralbehörden. Auch der Marine-Justizdienst hat eine Erweiterung erfahren, ebenso der kirchliche in den Kosten der gottesdienst- lichen Verrichtungen. Die Seeoffiziere sind um 140, die Ingenieure um 16 Stellen vermehrt. Die Matrosendivisiouen haben eine Erhöhung um 800, die Werftdivi¬ sionen um 1009, die Torpedoabteilungeu um 300, die Matroseuartillerie um 64 Köpfe erfahren: zusammen 2173 — die letztgenannte» „infolge Vermehrung der Geschütze vorhandner Küstenwerke und des Baues neuer Küstcnwerkc" (bekanntlich werden die Küstenwerke der Nordsee von der Matrosenartillerie, die der Ostsee mit Ausnahme von Kiel und Friedrichsort vom Fußartillerieregimeut Ur. 2 der Landarmee besetzt). Eine neue „Vermessuugskompagnie" zur Ausbildung des Ver¬ messungspersonals ist gebildet worden, der Voranschlag beantragt die nötige Ausstattung mit Booten, Betriebs- und Ausbildnngsmaterial. Das ärztliche Personal ist w» 11 Stellen, das Sanitätspersonal um 30 Stellen gewachsen (im ganzen 193 Ärzte, 310 Sanitätsmannschnfteu). Auch sonst veranlaßt die Zunahme der Mariue- mannschaften, die Vermehrung der Kasernen, Lazarett-, Gefängnis- und Festungs- bauten ein Anwachsen des Personals in den verschiedensten Dienstzweigen und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/674>, abgerufen am 05.05.2024.