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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Zwei Seelen

Dcis letzte Licht ging aus, und der Baum stand nun dunkel in der Weih¬
nachtstube.

Ich nahm das Kind auf und trug es durch die sternhelle Mitternacht nach
dem Weidhofe. In grüne Tannenzweige gebettet sah ich da noch der Verschiednem
schnecbleiches Haupt. Lange hatte ich sie nicht mehr gesehen und staunte nun über
die sanfte Stille und den goldnen Frieden, der über ihrem Antlitz ruhte. Nicht
eiuen Augenblick empfand ich Betrübnis, sondern licht und hell ging es mir durch
die Seele. Sie hatte ja auch in der dunkeln Nacht, worin sie nun schon so lange
lebte, die Stimme gehört, die jetzt zwischen Erde und Himmel klang: Mache dich
auf und werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht
auf über dir.

31

Wieder wurde es Frühling. Mit Sturmesgewcilt, das Heer jagender Wolken
vor sich hertreibend, so kam der Frühling zu uns herauf und scheuchte uns in
unsre Häuser. Dort saßen wir, schauten hinnus in das wilde Treiben, horchten
ängstlich auf das Dröhnen und Tosen, den Donner herabstürzender Schneelawinen,
das dumpfe Rauschen und Stöhnen der Wälder. Wir lauschten bange und zugleich
in ungeduldiger Freude, wir wußten es ja, daß der Frühling in unsre Eiswelt
nicht anders als mit Gewalt und Zerstörung eindringen könne.

Es wurde jetzt dunkler um uus her, der Himmel war wolkenverhüllt, und
von den Hängen schwand der altersgraue Schnee. Schwarz und finster erhoben
sich die Berge, nur hier und da noch ein weißer Fleck, und nur die fernen ewig
gebuuducn Gipfel schimmerten bleich durch die Trübe.

Die Wiesenmatten warfen die einst so prächtige und schillernde Decke von sich
nud kamen gelb und braun hervor, aber bald wurde ihnen wieder der sammetgrüne,
blumendnrchwirkte Frühlingsmcmtel gegeben. Eines Morgens war ein lange nicht
gehörtes Tönen in der Luft, das leise anhob, stärker anschwoll und endlich zu einem
wilden Rauschen wurde: der Bach hatte sich von seinen Fesseln freigemacht und warf
sich nun wie in heftigem Zorn über die Steinblöcke, die ihm in sein Bett geworfen
waren. Darauf saug an einem Morgen eine feine Stimme ein erstes zartes Frühlings¬
lied, aber noch an demselben Abend grüßte voll nud tief und mit weithin schallendem
Klang eine Amsel das Abendrot.

Schritt für Schritt mußte sich der Frühling das erstarrte Land erobern-
Was er aber in seine Gewalt gebracht hatte, das erhob er auch zu unbeschreib¬
licher Pracht.

An unserm Hause war es zuerst der Kirschbaum, der das Feierkleid anlegte,
ein armer magrer und unzuverlässiger Bursch, der manchen Tadel hören mußte-
Er mochte denken: Meine Frucht mögt ihr wohl schelten, ich kann sie nicht besser
hervorbringen, aber blühen will ich euch, daß euch die Augen übergehn. Und das
tat er, der Birnbaum machte es ihm nach, und alles, was ein Feierkleid tragen
darf, säumte nun nicht länger. Als das die dunkeln Berge sahen, schüttelten sie
sich, daß alle Wipfel rauschten und das Ächzen weithin gehört wurde, und nun,
nachdem das Rauschen vorüber war, stand much der Wald in frischer Schönheit,
und auf deu finstern Tannen brannten helle Lichter.

Jetzt aber fing es erst an zu klingen und zu singen. Aus dem Schoß der
Erde zogen die lieblichen Blumenkinder in unabsehbarem Festzuge hervor: dunkel¬
blaue Genzianen, das sanfte Alpenglöcklein, die glühende Alpenrose, Aurikeln und
Anemonen und das silberne Edelweiß. Wer nennt die Glocken alle, die da läuteten,
und wer nennt die Sterne alle, die nun aufleuchteten? Die bunten Guirlanden
zogen sich durch die ganze schimmernde und leuchtende Frühlingswelt, durch das
Wiesengrün liefen sie nach dem Walde hin und vom Walde bis hinauf zu dem
letzten einsamen Fels. An jedem Tage wurden ihrer mehr, und die Sonne konnte
sich fast nicht mehr von ihrem Anblick trennen. Unschlüssig, ob sie noch verweilen
oder untergehn solle, blieb sie mit jedem Tage länger am Himmel, und wenn


Zwei Seelen

Dcis letzte Licht ging aus, und der Baum stand nun dunkel in der Weih¬
nachtstube.

Ich nahm das Kind auf und trug es durch die sternhelle Mitternacht nach
dem Weidhofe. In grüne Tannenzweige gebettet sah ich da noch der Verschiednem
schnecbleiches Haupt. Lange hatte ich sie nicht mehr gesehen und staunte nun über
die sanfte Stille und den goldnen Frieden, der über ihrem Antlitz ruhte. Nicht
eiuen Augenblick empfand ich Betrübnis, sondern licht und hell ging es mir durch
die Seele. Sie hatte ja auch in der dunkeln Nacht, worin sie nun schon so lange
lebte, die Stimme gehört, die jetzt zwischen Erde und Himmel klang: Mache dich
auf und werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht
auf über dir.

31

Wieder wurde es Frühling. Mit Sturmesgewcilt, das Heer jagender Wolken
vor sich hertreibend, so kam der Frühling zu uns herauf und scheuchte uns in
unsre Häuser. Dort saßen wir, schauten hinnus in das wilde Treiben, horchten
ängstlich auf das Dröhnen und Tosen, den Donner herabstürzender Schneelawinen,
das dumpfe Rauschen und Stöhnen der Wälder. Wir lauschten bange und zugleich
in ungeduldiger Freude, wir wußten es ja, daß der Frühling in unsre Eiswelt
nicht anders als mit Gewalt und Zerstörung eindringen könne.

Es wurde jetzt dunkler um uus her, der Himmel war wolkenverhüllt, und
von den Hängen schwand der altersgraue Schnee. Schwarz und finster erhoben
sich die Berge, nur hier und da noch ein weißer Fleck, und nur die fernen ewig
gebuuducn Gipfel schimmerten bleich durch die Trübe.

Die Wiesenmatten warfen die einst so prächtige und schillernde Decke von sich
nud kamen gelb und braun hervor, aber bald wurde ihnen wieder der sammetgrüne,
blumendnrchwirkte Frühlingsmcmtel gegeben. Eines Morgens war ein lange nicht
gehörtes Tönen in der Luft, das leise anhob, stärker anschwoll und endlich zu einem
wilden Rauschen wurde: der Bach hatte sich von seinen Fesseln freigemacht und warf
sich nun wie in heftigem Zorn über die Steinblöcke, die ihm in sein Bett geworfen
waren. Darauf saug an einem Morgen eine feine Stimme ein erstes zartes Frühlings¬
lied, aber noch an demselben Abend grüßte voll nud tief und mit weithin schallendem
Klang eine Amsel das Abendrot.

Schritt für Schritt mußte sich der Frühling das erstarrte Land erobern-
Was er aber in seine Gewalt gebracht hatte, das erhob er auch zu unbeschreib¬
licher Pracht.

An unserm Hause war es zuerst der Kirschbaum, der das Feierkleid anlegte,
ein armer magrer und unzuverlässiger Bursch, der manchen Tadel hören mußte-
Er mochte denken: Meine Frucht mögt ihr wohl schelten, ich kann sie nicht besser
hervorbringen, aber blühen will ich euch, daß euch die Augen übergehn. Und das
tat er, der Birnbaum machte es ihm nach, und alles, was ein Feierkleid tragen
darf, säumte nun nicht länger. Als das die dunkeln Berge sahen, schüttelten sie
sich, daß alle Wipfel rauschten und das Ächzen weithin gehört wurde, und nun,
nachdem das Rauschen vorüber war, stand much der Wald in frischer Schönheit,
und auf deu finstern Tannen brannten helle Lichter.

Jetzt aber fing es erst an zu klingen und zu singen. Aus dem Schoß der
Erde zogen die lieblichen Blumenkinder in unabsehbarem Festzuge hervor: dunkel¬
blaue Genzianen, das sanfte Alpenglöcklein, die glühende Alpenrose, Aurikeln und
Anemonen und das silberne Edelweiß. Wer nennt die Glocken alle, die da läuteten,
und wer nennt die Sterne alle, die nun aufleuchteten? Die bunten Guirlanden
zogen sich durch die ganze schimmernde und leuchtende Frühlingswelt, durch das
Wiesengrün liefen sie nach dem Walde hin und vom Walde bis hinauf zu dem
letzten einsamen Fels. An jedem Tage wurden ihrer mehr, und die Sonne konnte
sich fast nicht mehr von ihrem Anblick trennen. Unschlüssig, ob sie noch verweilen
oder untergehn solle, blieb sie mit jedem Tage länger am Himmel, und wenn


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[0870] Zwei Seelen Dcis letzte Licht ging aus, und der Baum stand nun dunkel in der Weih¬ nachtstube. Ich nahm das Kind auf und trug es durch die sternhelle Mitternacht nach dem Weidhofe. In grüne Tannenzweige gebettet sah ich da noch der Verschiednem schnecbleiches Haupt. Lange hatte ich sie nicht mehr gesehen und staunte nun über die sanfte Stille und den goldnen Frieden, der über ihrem Antlitz ruhte. Nicht eiuen Augenblick empfand ich Betrübnis, sondern licht und hell ging es mir durch die Seele. Sie hatte ja auch in der dunkeln Nacht, worin sie nun schon so lange lebte, die Stimme gehört, die jetzt zwischen Erde und Himmel klang: Mache dich auf und werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir. 31 Wieder wurde es Frühling. Mit Sturmesgewcilt, das Heer jagender Wolken vor sich hertreibend, so kam der Frühling zu uns herauf und scheuchte uns in unsre Häuser. Dort saßen wir, schauten hinnus in das wilde Treiben, horchten ängstlich auf das Dröhnen und Tosen, den Donner herabstürzender Schneelawinen, das dumpfe Rauschen und Stöhnen der Wälder. Wir lauschten bange und zugleich in ungeduldiger Freude, wir wußten es ja, daß der Frühling in unsre Eiswelt nicht anders als mit Gewalt und Zerstörung eindringen könne. Es wurde jetzt dunkler um uus her, der Himmel war wolkenverhüllt, und von den Hängen schwand der altersgraue Schnee. Schwarz und finster erhoben sich die Berge, nur hier und da noch ein weißer Fleck, und nur die fernen ewig gebuuducn Gipfel schimmerten bleich durch die Trübe. Die Wiesenmatten warfen die einst so prächtige und schillernde Decke von sich nud kamen gelb und braun hervor, aber bald wurde ihnen wieder der sammetgrüne, blumendnrchwirkte Frühlingsmcmtel gegeben. Eines Morgens war ein lange nicht gehörtes Tönen in der Luft, das leise anhob, stärker anschwoll und endlich zu einem wilden Rauschen wurde: der Bach hatte sich von seinen Fesseln freigemacht und warf sich nun wie in heftigem Zorn über die Steinblöcke, die ihm in sein Bett geworfen waren. Darauf saug an einem Morgen eine feine Stimme ein erstes zartes Frühlings¬ lied, aber noch an demselben Abend grüßte voll nud tief und mit weithin schallendem Klang eine Amsel das Abendrot. Schritt für Schritt mußte sich der Frühling das erstarrte Land erobern- Was er aber in seine Gewalt gebracht hatte, das erhob er auch zu unbeschreib¬ licher Pracht. An unserm Hause war es zuerst der Kirschbaum, der das Feierkleid anlegte, ein armer magrer und unzuverlässiger Bursch, der manchen Tadel hören mußte- Er mochte denken: Meine Frucht mögt ihr wohl schelten, ich kann sie nicht besser hervorbringen, aber blühen will ich euch, daß euch die Augen übergehn. Und das tat er, der Birnbaum machte es ihm nach, und alles, was ein Feierkleid tragen darf, säumte nun nicht länger. Als das die dunkeln Berge sahen, schüttelten sie sich, daß alle Wipfel rauschten und das Ächzen weithin gehört wurde, und nun, nachdem das Rauschen vorüber war, stand much der Wald in frischer Schönheit, und auf deu finstern Tannen brannten helle Lichter. Jetzt aber fing es erst an zu klingen und zu singen. Aus dem Schoß der Erde zogen die lieblichen Blumenkinder in unabsehbarem Festzuge hervor: dunkel¬ blaue Genzianen, das sanfte Alpenglöcklein, die glühende Alpenrose, Aurikeln und Anemonen und das silberne Edelweiß. Wer nennt die Glocken alle, die da läuteten, und wer nennt die Sterne alle, die nun aufleuchteten? Die bunten Guirlanden zogen sich durch die ganze schimmernde und leuchtende Frühlingswelt, durch das Wiesengrün liefen sie nach dem Walde hin und vom Walde bis hinauf zu dem letzten einsamen Fels. An jedem Tage wurden ihrer mehr, und die Sonne konnte sich fast nicht mehr von ihrem Anblick trennen. Unschlüssig, ob sie noch verweilen oder untergehn solle, blieb sie mit jedem Tage länger am Himmel, und wenn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/870>, abgerufen am 05.05.2024.