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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Klabunkerstraße

sich von neuem, während sie die hellen Lichter verfolgte, die von einem Bild zum
andern huschten. Dann schloß sie die Augen und lächelte vor sich hin. Es war
doch ganz gut zu wissen, daß sie noch regieren konnte.

Die folgenden Tage brachten für das Kloster Wittekind allerhand Erstaunliches.
Gräfin Eberstein reiste plötzlich ab; und es hieß, sie würde nicht gleich wieder¬
kommen, sondern plane eine Reise nach dem Süden. Die Äbtissin gab, als sie
gefragt wurde, ausweichende Antworte"; aber allmählich wurde es den andern
Damen klar, daß etwas Sonderbares, Geheimnisvolles geschehen sei. Was war es
gewesen? Niemand wußte es; niemand erfuhr es. Man hörte nur, daß Gräfin
Eberstein eine Wahl zur Äbtissin aus Gesundheitsrücksichten nicht annehmen würde,
und daß man sich deshalb nach einer andern Nachfolgerin umsehen müßte.

Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, daß Gräfin Eberstein nicht fehr beliebt gewesen
war, daß einige Damen sich sogar freuten, sie nicht als Oberin zu bekommen.

Wer soll denn nun Äbtissin werden? fragte Fräulein Amalie von Werkentin.
Sie ging mit ihrer Auguste und mit ihrem Moppi im Klostergarten spazieren, und
die Dienerin berichtete ihr von den Neuigkeiten, die das Kloster bewegten. Auguste
trat einen Käfer tot, der, wie es ihr schien, drohend auf Moppi zulief.

Die Deinen sprechen von Fräulein Asta von Wolffenradt, erwiderte sie. Weil
sie doch so friedfertig ist und nicht so regiersüchtig!

Asta von Wolffenradt? Das ist ja die Tante von meiner kleinen Elsie! Die
alte Dame blieb stehn und wackelte mit dem Kopf. Die Wolffenrcidts sind eine
alte Familie, Auguste.

Jawoll, grä Frölen!

Und Elsie ist auch eine Wolffenradt!

Jawoll, grä Frölen!

Energisch riß Fräulein von Werkentin an Moppis Strippe.

Auguste, wir wollen für die Baronesse Wolffenradt stimmen!

Das find ich auch, grä Frölen!

Auch die andern Damen erwähnten Asta von Wolsfenradts Namen. Wie es
gekommen war, daß ihr Name plötzlich in den Vordergrund des Interesses getreten
war, konnte vielleicht nur die Äbtissin sagen, die viel an sie dachte und von ihr
sprach. Asta war es gewesen, an die die alte Dame zuerst, nach dem Bruch mit Gräfin
Eberstein, geschrieben hatte, und sie war es denn auch, die bei der im September
vorgenommenen Äbtissinnenwahl die Mehrzahl der Stimmen ans sich vereinigte.

Nach vollzogner Wahl stand sie neben Fran von Borkenhagen im Äbtissinnen¬
gemach und sah halb ungläubig auf die alten Bilder nu den Wänden. War es
denn wirklich kein Traum, war das, was sie kaum zu hoffen gewagt, um das sie
innerlich gekämpft und gelitten hatte, war es wirklich in Erfüllung gegangen?

Die alte Äbtissin legte ihr halb zärtlich die Hemd auf die Schulter.

Nun zieh ich hier aus, und Sie ziehn ein; Gott gebe Ihnen Kraft, die Bürde
zu tragen!

Asta küßte ihr die Hand, und über ihre Lippen glitt ein stolzes Lächeln. Sie
fühlte die Kraft in sich, und die Bürde erschien ihr nicht groß.


16

Das war alles vor fünf Jahren geschehen. Nun war die alte Äbtissin, Frau
von Borkenhagen, schon seit vier Jahren tot und auf dem alten Kirchhof inmitten
des Kreuzgangs begraben. Obgleich dieser Friedhof eigentlich keine Toten mehr
aufnehmen dürfte, und sogar die Regierung hatte gefragt werden müssen, ob
der letzte Wunsch der alten Dame noch erfüllt werden könnte. Die Regierung
gab ihre Zustimmung; und wer nun im Kreuzgang spazieren ging, der sah in der
Mitte des Gottesackers ein schlankes Marmorkreuz sich erhebeu und konnte, wenn
er wollte, einen Gedanken zu der alten Frau von Borkenhagen senden. Aber fünf
Jahre sind eine lange Zeit. Die Stiftsdcunen, die lebhaft sprechend durch den


Grenzboten I 1904 71
Die Klabunkerstraße

sich von neuem, während sie die hellen Lichter verfolgte, die von einem Bild zum
andern huschten. Dann schloß sie die Augen und lächelte vor sich hin. Es war
doch ganz gut zu wissen, daß sie noch regieren konnte.

Die folgenden Tage brachten für das Kloster Wittekind allerhand Erstaunliches.
Gräfin Eberstein reiste plötzlich ab; und es hieß, sie würde nicht gleich wieder¬
kommen, sondern plane eine Reise nach dem Süden. Die Äbtissin gab, als sie
gefragt wurde, ausweichende Antworte»; aber allmählich wurde es den andern
Damen klar, daß etwas Sonderbares, Geheimnisvolles geschehen sei. Was war es
gewesen? Niemand wußte es; niemand erfuhr es. Man hörte nur, daß Gräfin
Eberstein eine Wahl zur Äbtissin aus Gesundheitsrücksichten nicht annehmen würde,
und daß man sich deshalb nach einer andern Nachfolgerin umsehen müßte.

Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, daß Gräfin Eberstein nicht fehr beliebt gewesen
war, daß einige Damen sich sogar freuten, sie nicht als Oberin zu bekommen.

Wer soll denn nun Äbtissin werden? fragte Fräulein Amalie von Werkentin.
Sie ging mit ihrer Auguste und mit ihrem Moppi im Klostergarten spazieren, und
die Dienerin berichtete ihr von den Neuigkeiten, die das Kloster bewegten. Auguste
trat einen Käfer tot, der, wie es ihr schien, drohend auf Moppi zulief.

Die Deinen sprechen von Fräulein Asta von Wolffenradt, erwiderte sie. Weil
sie doch so friedfertig ist und nicht so regiersüchtig!

Asta von Wolffenradt? Das ist ja die Tante von meiner kleinen Elsie! Die
alte Dame blieb stehn und wackelte mit dem Kopf. Die Wolffenrcidts sind eine
alte Familie, Auguste.

Jawoll, grä Frölen!

Und Elsie ist auch eine Wolffenradt!

Jawoll, grä Frölen!

Energisch riß Fräulein von Werkentin an Moppis Strippe.

Auguste, wir wollen für die Baronesse Wolffenradt stimmen!

Das find ich auch, grä Frölen!

Auch die andern Damen erwähnten Asta von Wolsfenradts Namen. Wie es
gekommen war, daß ihr Name plötzlich in den Vordergrund des Interesses getreten
war, konnte vielleicht nur die Äbtissin sagen, die viel an sie dachte und von ihr
sprach. Asta war es gewesen, an die die alte Dame zuerst, nach dem Bruch mit Gräfin
Eberstein, geschrieben hatte, und sie war es denn auch, die bei der im September
vorgenommenen Äbtissinnenwahl die Mehrzahl der Stimmen ans sich vereinigte.

Nach vollzogner Wahl stand sie neben Fran von Borkenhagen im Äbtissinnen¬
gemach und sah halb ungläubig auf die alten Bilder nu den Wänden. War es
denn wirklich kein Traum, war das, was sie kaum zu hoffen gewagt, um das sie
innerlich gekämpft und gelitten hatte, war es wirklich in Erfüllung gegangen?

Die alte Äbtissin legte ihr halb zärtlich die Hemd auf die Schulter.

Nun zieh ich hier aus, und Sie ziehn ein; Gott gebe Ihnen Kraft, die Bürde
zu tragen!

Asta küßte ihr die Hand, und über ihre Lippen glitt ein stolzes Lächeln. Sie
fühlte die Kraft in sich, und die Bürde erschien ihr nicht groß.


16

Das war alles vor fünf Jahren geschehen. Nun war die alte Äbtissin, Frau
von Borkenhagen, schon seit vier Jahren tot und auf dem alten Kirchhof inmitten
des Kreuzgangs begraben. Obgleich dieser Friedhof eigentlich keine Toten mehr
aufnehmen dürfte, und sogar die Regierung hatte gefragt werden müssen, ob
der letzte Wunsch der alten Dame noch erfüllt werden könnte. Die Regierung
gab ihre Zustimmung; und wer nun im Kreuzgang spazieren ging, der sah in der
Mitte des Gottesackers ein schlankes Marmorkreuz sich erhebeu und konnte, wenn
er wollte, einen Gedanken zu der alten Frau von Borkenhagen senden. Aber fünf
Jahre sind eine lange Zeit. Die Stiftsdcunen, die lebhaft sprechend durch den


Grenzboten I 1904 71
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[0553] Die Klabunkerstraße sich von neuem, während sie die hellen Lichter verfolgte, die von einem Bild zum andern huschten. Dann schloß sie die Augen und lächelte vor sich hin. Es war doch ganz gut zu wissen, daß sie noch regieren konnte. Die folgenden Tage brachten für das Kloster Wittekind allerhand Erstaunliches. Gräfin Eberstein reiste plötzlich ab; und es hieß, sie würde nicht gleich wieder¬ kommen, sondern plane eine Reise nach dem Süden. Die Äbtissin gab, als sie gefragt wurde, ausweichende Antworte»; aber allmählich wurde es den andern Damen klar, daß etwas Sonderbares, Geheimnisvolles geschehen sei. Was war es gewesen? Niemand wußte es; niemand erfuhr es. Man hörte nur, daß Gräfin Eberstein eine Wahl zur Äbtissin aus Gesundheitsrücksichten nicht annehmen würde, und daß man sich deshalb nach einer andern Nachfolgerin umsehen müßte. Bei dieser Gelegenheit zeigte sich, daß Gräfin Eberstein nicht fehr beliebt gewesen war, daß einige Damen sich sogar freuten, sie nicht als Oberin zu bekommen. Wer soll denn nun Äbtissin werden? fragte Fräulein Amalie von Werkentin. Sie ging mit ihrer Auguste und mit ihrem Moppi im Klostergarten spazieren, und die Dienerin berichtete ihr von den Neuigkeiten, die das Kloster bewegten. Auguste trat einen Käfer tot, der, wie es ihr schien, drohend auf Moppi zulief. Die Deinen sprechen von Fräulein Asta von Wolffenradt, erwiderte sie. Weil sie doch so friedfertig ist und nicht so regiersüchtig! Asta von Wolffenradt? Das ist ja die Tante von meiner kleinen Elsie! Die alte Dame blieb stehn und wackelte mit dem Kopf. Die Wolffenrcidts sind eine alte Familie, Auguste. Jawoll, grä Frölen! Und Elsie ist auch eine Wolffenradt! Jawoll, grä Frölen! Energisch riß Fräulein von Werkentin an Moppis Strippe. Auguste, wir wollen für die Baronesse Wolffenradt stimmen! Das find ich auch, grä Frölen! Auch die andern Damen erwähnten Asta von Wolsfenradts Namen. Wie es gekommen war, daß ihr Name plötzlich in den Vordergrund des Interesses getreten war, konnte vielleicht nur die Äbtissin sagen, die viel an sie dachte und von ihr sprach. Asta war es gewesen, an die die alte Dame zuerst, nach dem Bruch mit Gräfin Eberstein, geschrieben hatte, und sie war es denn auch, die bei der im September vorgenommenen Äbtissinnenwahl die Mehrzahl der Stimmen ans sich vereinigte. Nach vollzogner Wahl stand sie neben Fran von Borkenhagen im Äbtissinnen¬ gemach und sah halb ungläubig auf die alten Bilder nu den Wänden. War es denn wirklich kein Traum, war das, was sie kaum zu hoffen gewagt, um das sie innerlich gekämpft und gelitten hatte, war es wirklich in Erfüllung gegangen? Die alte Äbtissin legte ihr halb zärtlich die Hemd auf die Schulter. Nun zieh ich hier aus, und Sie ziehn ein; Gott gebe Ihnen Kraft, die Bürde zu tragen! Asta küßte ihr die Hand, und über ihre Lippen glitt ein stolzes Lächeln. Sie fühlte die Kraft in sich, und die Bürde erschien ihr nicht groß. 16 Das war alles vor fünf Jahren geschehen. Nun war die alte Äbtissin, Frau von Borkenhagen, schon seit vier Jahren tot und auf dem alten Kirchhof inmitten des Kreuzgangs begraben. Obgleich dieser Friedhof eigentlich keine Toten mehr aufnehmen dürfte, und sogar die Regierung hatte gefragt werden müssen, ob der letzte Wunsch der alten Dame noch erfüllt werden könnte. Die Regierung gab ihre Zustimmung; und wer nun im Kreuzgang spazieren ging, der sah in der Mitte des Gottesackers ein schlankes Marmorkreuz sich erhebeu und konnte, wenn er wollte, einen Gedanken zu der alten Frau von Borkenhagen senden. Aber fünf Jahre sind eine lange Zeit. Die Stiftsdcunen, die lebhaft sprechend durch den Grenzboten I 1904 71

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/553>, abgerufen am 06.05.2024.