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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

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2. Die Septemberereignisse*)

3. September. "Wir haben gestern Abend wieder einen Tumult gehabt, bei
welchem dein Hrn. v. E. die Fenster und sogar die Hausthüre eingeschlagen worden.
Hr. v. E. hat mir aber selbst die beruhigende Versicherung gegeben, daß dießmal
keine Studenten Antheil an dem Tumulte genommen haben, sondern bloß andere
Stadtbewohner. Ein abermaliger Beweis, daß Hr. v. E. die ganze Stadt gegen
sich eingenommen hat und daß nicht eher Ruhe und Ordnung in unsre Mauern
zurückkehren wird, als bis dieser Mann anderswo angestellt worden. Den Anlaß
zum Tumulte gab ein sogenannter Polterabend vor einem Hochzeitstage sum Brühles.
Einige Polizeibediente prügelten bei der Gelegenheit einen Hnudwerksburschen, wie
man sagt, unschuldiger Weise. Dieß empörte die übrigen; sie nahmen sich des Ge¬
schlagenen an, schlugen wieder die Polizeibedienten, zogen dann mit Geschrei durch
die Straßen, und verübten zuletzt die oben erwähnte Gewaltthat. Möchte doch
die oberste Behörde sich endlich einmal entschließen, die Quelle des Übels zu ver¬
stopfen!"

4. September. "Am andern Morgen s3. Septembers ließ Hr. v. E. alle Be¬
hörden der Stadt zu einer Konferenz auf dem Polizeiamte einladen. Außer mir
und dem Universitätsrichter waren da der Kreisamtmcmn, der Kriminalrichter, der
regierende Bürgermeister, der Oberstadtschreiber und einige Herren von der Polizei.
Hr. v. E. präsidirte und trug vor. Es wurde beschlossen dnrch Anschläge um
schwarzen Brete und an den Straßenecken der Wiederholung der Unruhen vorzu¬
beugen. Auch erklärte Hr. v. E., er habe ein Kommando Kavallerie requirirt.
Dieses langte auch gestern Abends an, war aber leider sehr schwach, nur 20--30
Mann (mit den Offizieren) stark. Daher konnt' es der Menge nicht imponiren.
Es entstand ein neuer Auflauf, Fenster und Laternen wurden zerschmissen, selbst
die Soldaten mit Steinen geworfen. Viele sind arretirt, auch 2 Studenten, die
aber, weil sie bloß als neugierige Zuschauer ergriffen wurden, sogleich wieder ihre
Freiheit erhielten. Ich fürchte indessen sehr, daß. wenn das Ding so fort dauert,
auch die Studenten sich zum Theile möchten mit fortreißen lassen, so sehr ich sie
davor gewarnt habe.

Es ist schon so lange davon die Rede gewesen, daß eine Kommission von
Dresden nach Leipzig kommen sollte. Warum kommt sie nicht und untersucht den
hiesigen Zustand der Dinge. Gewiß entsteht noch großes Unheil, wenn nicht bald,
recht bald eine Änderung getroffen wird. Hr. v. E. verkennt die Lage der Sachen
und die Stimmung des Publikums so sehr, daß er in der gestrigen Konferenz sagte,
er könne nicht glauben, daß man gegen seine Person etwas habe, sondern nur gegen
seine Stellung als Polizeipräsident. Allein keiner seiner Vorgänger hat dieses
Schicksal gehabt Besonders war sein unmittelbarer Vorgänger allgemein geachtet
und geliebt. Die Schuld muß also doch wohl an der Person, nicht an der
Stellung liegen.

N. S. So eben sagt mir der Pedell, daß auf heute Abend noch 20 M.
Kavallerie in die Stadt kommen, auch die Bürgerschützen als eine Art von Mnm-
zipalgarde Patrouilliren sollen. Das wird wohl für heute helfen. Aber soll das
immer so fort dauern? Da befänden wir uus ja wie im Belagerungszustande!

Einer von den angehaltenen Studenten soll mit großer Naivität gesagt haben,
er habe gar keinen Theil an den Unruhen genommen, aber sich doch nicht enthalten
können Li-avo zu rufen, als er gesehn, daß das Volk dem Hrn. v. E. die Fenster
eingeworfen. Davon nimmt nun derselbe Anlaß zu vermuthe", die Studenten seien
die eigentlichen auewrss rixao, indem das Volk Von ihnen aufgewiegelt worden.
Dem ist aber nicht so. Im Gegentheile hat das Volk die Studenten zur Theil¬
nahme aufgefordert. - So sieht die Leidenschaft alles im verkehrten Lichte!

6. September. "Endlich... ist unsre Stadt wieder ruhig. Gott sei Dank!



Man vergleiche Richter, "Die Ereignisse in Leipzig während der Tage des S,. 3. und
> Septembers des Jahres ISM nach Mitteilungen von Augenzeugen beschrieben" (y. I,),

2. Die Septemberereignisse*)

3. September. „Wir haben gestern Abend wieder einen Tumult gehabt, bei
welchem dein Hrn. v. E. die Fenster und sogar die Hausthüre eingeschlagen worden.
Hr. v. E. hat mir aber selbst die beruhigende Versicherung gegeben, daß dießmal
keine Studenten Antheil an dem Tumulte genommen haben, sondern bloß andere
Stadtbewohner. Ein abermaliger Beweis, daß Hr. v. E. die ganze Stadt gegen
sich eingenommen hat und daß nicht eher Ruhe und Ordnung in unsre Mauern
zurückkehren wird, als bis dieser Mann anderswo angestellt worden. Den Anlaß
zum Tumulte gab ein sogenannter Polterabend vor einem Hochzeitstage sum Brühles.
Einige Polizeibediente prügelten bei der Gelegenheit einen Hnudwerksburschen, wie
man sagt, unschuldiger Weise. Dieß empörte die übrigen; sie nahmen sich des Ge¬
schlagenen an, schlugen wieder die Polizeibedienten, zogen dann mit Geschrei durch
die Straßen, und verübten zuletzt die oben erwähnte Gewaltthat. Möchte doch
die oberste Behörde sich endlich einmal entschließen, die Quelle des Übels zu ver¬
stopfen!"

4. September. „Am andern Morgen s3. Septembers ließ Hr. v. E. alle Be¬
hörden der Stadt zu einer Konferenz auf dem Polizeiamte einladen. Außer mir
und dem Universitätsrichter waren da der Kreisamtmcmn, der Kriminalrichter, der
regierende Bürgermeister, der Oberstadtschreiber und einige Herren von der Polizei.
Hr. v. E. präsidirte und trug vor. Es wurde beschlossen dnrch Anschläge um
schwarzen Brete und an den Straßenecken der Wiederholung der Unruhen vorzu¬
beugen. Auch erklärte Hr. v. E., er habe ein Kommando Kavallerie requirirt.
Dieses langte auch gestern Abends an, war aber leider sehr schwach, nur 20—30
Mann (mit den Offizieren) stark. Daher konnt' es der Menge nicht imponiren.
Es entstand ein neuer Auflauf, Fenster und Laternen wurden zerschmissen, selbst
die Soldaten mit Steinen geworfen. Viele sind arretirt, auch 2 Studenten, die
aber, weil sie bloß als neugierige Zuschauer ergriffen wurden, sogleich wieder ihre
Freiheit erhielten. Ich fürchte indessen sehr, daß. wenn das Ding so fort dauert,
auch die Studenten sich zum Theile möchten mit fortreißen lassen, so sehr ich sie
davor gewarnt habe.

Es ist schon so lange davon die Rede gewesen, daß eine Kommission von
Dresden nach Leipzig kommen sollte. Warum kommt sie nicht und untersucht den
hiesigen Zustand der Dinge. Gewiß entsteht noch großes Unheil, wenn nicht bald,
recht bald eine Änderung getroffen wird. Hr. v. E. verkennt die Lage der Sachen
und die Stimmung des Publikums so sehr, daß er in der gestrigen Konferenz sagte,
er könne nicht glauben, daß man gegen seine Person etwas habe, sondern nur gegen
seine Stellung als Polizeipräsident. Allein keiner seiner Vorgänger hat dieses
Schicksal gehabt Besonders war sein unmittelbarer Vorgänger allgemein geachtet
und geliebt. Die Schuld muß also doch wohl an der Person, nicht an der
Stellung liegen.

N. S. So eben sagt mir der Pedell, daß auf heute Abend noch 20 M.
Kavallerie in die Stadt kommen, auch die Bürgerschützen als eine Art von Mnm-
zipalgarde Patrouilliren sollen. Das wird wohl für heute helfen. Aber soll das
immer so fort dauern? Da befänden wir uus ja wie im Belagerungszustande!

Einer von den angehaltenen Studenten soll mit großer Naivität gesagt haben,
er habe gar keinen Theil an den Unruhen genommen, aber sich doch nicht enthalten
können Li-avo zu rufen, als er gesehn, daß das Volk dem Hrn. v. E. die Fenster
eingeworfen. Davon nimmt nun derselbe Anlaß zu vermuthe», die Studenten seien
die eigentlichen auewrss rixao, indem das Volk Von ihnen aufgewiegelt worden.
Dem ist aber nicht so. Im Gegentheile hat das Volk die Studenten zur Theil¬
nahme aufgefordert. - So sieht die Leidenschaft alles im verkehrten Lichte!

6. September. „Endlich... ist unsre Stadt wieder ruhig. Gott sei Dank!



Man vergleiche Richter, „Die Ereignisse in Leipzig während der Tage des S,. 3. und
> Septembers des Jahres ISM nach Mitteilungen von Augenzeugen beschrieben" (y. I,),
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[0273] 2. Die Septemberereignisse*) 3. September. „Wir haben gestern Abend wieder einen Tumult gehabt, bei welchem dein Hrn. v. E. die Fenster und sogar die Hausthüre eingeschlagen worden. Hr. v. E. hat mir aber selbst die beruhigende Versicherung gegeben, daß dießmal keine Studenten Antheil an dem Tumulte genommen haben, sondern bloß andere Stadtbewohner. Ein abermaliger Beweis, daß Hr. v. E. die ganze Stadt gegen sich eingenommen hat und daß nicht eher Ruhe und Ordnung in unsre Mauern zurückkehren wird, als bis dieser Mann anderswo angestellt worden. Den Anlaß zum Tumulte gab ein sogenannter Polterabend vor einem Hochzeitstage sum Brühles. Einige Polizeibediente prügelten bei der Gelegenheit einen Hnudwerksburschen, wie man sagt, unschuldiger Weise. Dieß empörte die übrigen; sie nahmen sich des Ge¬ schlagenen an, schlugen wieder die Polizeibedienten, zogen dann mit Geschrei durch die Straßen, und verübten zuletzt die oben erwähnte Gewaltthat. Möchte doch die oberste Behörde sich endlich einmal entschließen, die Quelle des Übels zu ver¬ stopfen!" 4. September. „Am andern Morgen s3. Septembers ließ Hr. v. E. alle Be¬ hörden der Stadt zu einer Konferenz auf dem Polizeiamte einladen. Außer mir und dem Universitätsrichter waren da der Kreisamtmcmn, der Kriminalrichter, der regierende Bürgermeister, der Oberstadtschreiber und einige Herren von der Polizei. Hr. v. E. präsidirte und trug vor. Es wurde beschlossen dnrch Anschläge um schwarzen Brete und an den Straßenecken der Wiederholung der Unruhen vorzu¬ beugen. Auch erklärte Hr. v. E., er habe ein Kommando Kavallerie requirirt. Dieses langte auch gestern Abends an, war aber leider sehr schwach, nur 20—30 Mann (mit den Offizieren) stark. Daher konnt' es der Menge nicht imponiren. Es entstand ein neuer Auflauf, Fenster und Laternen wurden zerschmissen, selbst die Soldaten mit Steinen geworfen. Viele sind arretirt, auch 2 Studenten, die aber, weil sie bloß als neugierige Zuschauer ergriffen wurden, sogleich wieder ihre Freiheit erhielten. Ich fürchte indessen sehr, daß. wenn das Ding so fort dauert, auch die Studenten sich zum Theile möchten mit fortreißen lassen, so sehr ich sie davor gewarnt habe. Es ist schon so lange davon die Rede gewesen, daß eine Kommission von Dresden nach Leipzig kommen sollte. Warum kommt sie nicht und untersucht den hiesigen Zustand der Dinge. Gewiß entsteht noch großes Unheil, wenn nicht bald, recht bald eine Änderung getroffen wird. Hr. v. E. verkennt die Lage der Sachen und die Stimmung des Publikums so sehr, daß er in der gestrigen Konferenz sagte, er könne nicht glauben, daß man gegen seine Person etwas habe, sondern nur gegen seine Stellung als Polizeipräsident. Allein keiner seiner Vorgänger hat dieses Schicksal gehabt Besonders war sein unmittelbarer Vorgänger allgemein geachtet und geliebt. Die Schuld muß also doch wohl an der Person, nicht an der Stellung liegen. N. S. So eben sagt mir der Pedell, daß auf heute Abend noch 20 M. Kavallerie in die Stadt kommen, auch die Bürgerschützen als eine Art von Mnm- zipalgarde Patrouilliren sollen. Das wird wohl für heute helfen. Aber soll das immer so fort dauern? Da befänden wir uus ja wie im Belagerungszustande! Einer von den angehaltenen Studenten soll mit großer Naivität gesagt haben, er habe gar keinen Theil an den Unruhen genommen, aber sich doch nicht enthalten können Li-avo zu rufen, als er gesehn, daß das Volk dem Hrn. v. E. die Fenster eingeworfen. Davon nimmt nun derselbe Anlaß zu vermuthe», die Studenten seien die eigentlichen auewrss rixao, indem das Volk Von ihnen aufgewiegelt worden. Dem ist aber nicht so. Im Gegentheile hat das Volk die Studenten zur Theil¬ nahme aufgefordert. - So sieht die Leidenschaft alles im verkehrten Lichte! 6. September. „Endlich... ist unsre Stadt wieder ruhig. Gott sei Dank! Man vergleiche Richter, „Die Ereignisse in Leipzig während der Tage des S,. 3. und > Septembers des Jahres ISM nach Mitteilungen von Augenzeugen beschrieben" (y. I,),

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/273>, abgerufen am 03.05.2024.