Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

in drei Zeilen abzudrucken. Es ist an sich ganz wünschenswert, daß von der Sache
kein weiteres Aufheben gemacht wird, aber es scheint einer Anzahl von Zeitungen
im vorliegenden Falle doch sehr schwer zu werden, vor ihren Lesern ihre Voreiligkeit
*Z* einzugestehen.




Denifle von Massillon widerlegt.

Denifle erklärt es für eine ver¬
leumderische Lüge Luthers, daß der Ordenstand nach katholischer Lehre ein Stand der
Vollkommenheit sei, dessen Mitglieder schon durch die bloße Zugehörigkeit zu ihm
und durch die Beobachtung seiner Satzungen Gott wohlgefällig würden; der Orden¬
stand werde nicht als Stand der Vollkommenheit angesehen, sondern als der Stand,
worin sich die Vollkommenheit am leichtesten und sichersten erreichen lasse. Die
zweite dieser Behauptungen ist im vorjährigen 51. Heft der Grenzboten als Irr¬
tum nachgewiesen worden, und von der ersten wurde gesagt, daß sie möglicherweise
dogmatisch korrekt, aber dem katholischen Volke und sogar den Theologen unbekannt
sei. Zufällig nun finden wir in Adam Smiths Theorie der moralischen Gefühle
folgende Stelle aus Massillons Oisoours xrouoneö 5. uns böosäietioll av8 Ärapsanx
ein rSgimsnt as palmae: "Das Beklagenswerteste aber ist für Sie, meine Herren,
daß Sie in einem rauhen und mühseligen Leben, in einem Beruf, dessen Pflichten
vielfach strenger sind als die der strengsten Klöster, für das jenseitige Leben immer
und für das diesseitige sehr oft vergebens leiden. Der Einsiedler, der sein Fleisch
peinigt, wird wenigstens durch die Hoffnung auf die ihm zugesicherte Belohnung
aufrecht erhalten und durch die geheimnisvolle Salbung der Gnade, die das Joch
des Herrn leicht macht. Sie aber, werden Sie es wagen, auf dem Sterbebett
Christo Ihre Anstrengungen und Widerwärtigkeiten vorzuhalten? Werden Sie es
wagen, dafür eine Belohnung zu erbitten? Wie oft haben Sie sich selbst Gewalt
angetan, aber was von all dem soll er als ihm erwiesen hundelt? Die schönsten
Jahre Ihres Lebens haben Sie Ihrem Berufe gewidmet, und zehn Jahre Ihres
Dienstes haben Ihren Leib härter mitgenommen, als ein ganzes Büßerlebcn es
getan hätte. Ach, meine Brüder! ein einziger Tag solcher Leiden würde, wenn
er dem Herrn geweiht worden wäre, Ihnen vielleicht ewige Glückseligkeit gesichert
haben! Eine einzige der Natur schmerzhafte Handlung würde, wenn Sie sie
Christo dargebracht hätten, Ihnen vielleicht das Erbe der Heiligen verbürgt haben!
Und Sie haben solcher Handlungen so viele für die Welt vollbracht -- umsonst!"

Kann man die angebliche lutherische Verleumdung entschiedner als Kirchen¬
lehre verkündigen, als es hier der gelehrte Oratorianer und Bischof von Clermont
tut, der größte aller katholischen Kanzelredner außer Johannes Chrysostomus?
Smith bemerkt dazu: "Die zwecklosen Abtötungen der Mönche den adelnden
Strapazen und Gefahren des Krieges vergleichen, annehmen, daß in den Augen
des Weltenrichters ein auf jene verwendeter Tag mehr Wert habe als ein in den
andern preiswürdig zugebrachtes Leben, das widerstrebt unserm ganzen sittlichen
Empfinden, widerspricht allen Grundsätzen, nach denen unsre Verachtung und unsre
Bewunderung zu regeln die Natur uns anleitet. Der Geist, der sich in dieser
verschrobnen Ansicht kundgibt, reserviert die himmlischen Gefilde den Klosterbrüdern
und verdammt zur Hölle die Helden, die Staatsmänner, die Gesetzgeber, die
Dichter und Philosophen des heidnischen Altertums und auch aus späterer Zeit
alle, die durch Entdeckungen, Erfindungen, ausgezeichnete Leistungen in Kunst und
Wissenschaft das menschliche Dasein gesichert, vervollkommnet und verschönert haben.
Kann man sich darüber wundern, daß eine so seltsame Anwendung der an sich
sehr achtungswerten Lehre (von den jenseitigen Belohnungen und Strafen) diese
manchmal dem Spott und der Verachtung ausgesetzt hat?" Und er zitiert
Voltaires. -


Von" ^ ^iillgü "Kgo ol <!volo ?I"ton,
Oivin Loin"rs, ölogusnt diooron usw.

Ganz so schlimm steht bei Massillon die Sache nicht, wie es Smith dar-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

in drei Zeilen abzudrucken. Es ist an sich ganz wünschenswert, daß von der Sache
kein weiteres Aufheben gemacht wird, aber es scheint einer Anzahl von Zeitungen
im vorliegenden Falle doch sehr schwer zu werden, vor ihren Lesern ihre Voreiligkeit
*Z* einzugestehen.




Denifle von Massillon widerlegt.

Denifle erklärt es für eine ver¬
leumderische Lüge Luthers, daß der Ordenstand nach katholischer Lehre ein Stand der
Vollkommenheit sei, dessen Mitglieder schon durch die bloße Zugehörigkeit zu ihm
und durch die Beobachtung seiner Satzungen Gott wohlgefällig würden; der Orden¬
stand werde nicht als Stand der Vollkommenheit angesehen, sondern als der Stand,
worin sich die Vollkommenheit am leichtesten und sichersten erreichen lasse. Die
zweite dieser Behauptungen ist im vorjährigen 51. Heft der Grenzboten als Irr¬
tum nachgewiesen worden, und von der ersten wurde gesagt, daß sie möglicherweise
dogmatisch korrekt, aber dem katholischen Volke und sogar den Theologen unbekannt
sei. Zufällig nun finden wir in Adam Smiths Theorie der moralischen Gefühle
folgende Stelle aus Massillons Oisoours xrouoneö 5. uns böosäietioll av8 Ärapsanx
ein rSgimsnt as palmae: „Das Beklagenswerteste aber ist für Sie, meine Herren,
daß Sie in einem rauhen und mühseligen Leben, in einem Beruf, dessen Pflichten
vielfach strenger sind als die der strengsten Klöster, für das jenseitige Leben immer
und für das diesseitige sehr oft vergebens leiden. Der Einsiedler, der sein Fleisch
peinigt, wird wenigstens durch die Hoffnung auf die ihm zugesicherte Belohnung
aufrecht erhalten und durch die geheimnisvolle Salbung der Gnade, die das Joch
des Herrn leicht macht. Sie aber, werden Sie es wagen, auf dem Sterbebett
Christo Ihre Anstrengungen und Widerwärtigkeiten vorzuhalten? Werden Sie es
wagen, dafür eine Belohnung zu erbitten? Wie oft haben Sie sich selbst Gewalt
angetan, aber was von all dem soll er als ihm erwiesen hundelt? Die schönsten
Jahre Ihres Lebens haben Sie Ihrem Berufe gewidmet, und zehn Jahre Ihres
Dienstes haben Ihren Leib härter mitgenommen, als ein ganzes Büßerlebcn es
getan hätte. Ach, meine Brüder! ein einziger Tag solcher Leiden würde, wenn
er dem Herrn geweiht worden wäre, Ihnen vielleicht ewige Glückseligkeit gesichert
haben! Eine einzige der Natur schmerzhafte Handlung würde, wenn Sie sie
Christo dargebracht hätten, Ihnen vielleicht das Erbe der Heiligen verbürgt haben!
Und Sie haben solcher Handlungen so viele für die Welt vollbracht — umsonst!"

Kann man die angebliche lutherische Verleumdung entschiedner als Kirchen¬
lehre verkündigen, als es hier der gelehrte Oratorianer und Bischof von Clermont
tut, der größte aller katholischen Kanzelredner außer Johannes Chrysostomus?
Smith bemerkt dazu: „Die zwecklosen Abtötungen der Mönche den adelnden
Strapazen und Gefahren des Krieges vergleichen, annehmen, daß in den Augen
des Weltenrichters ein auf jene verwendeter Tag mehr Wert habe als ein in den
andern preiswürdig zugebrachtes Leben, das widerstrebt unserm ganzen sittlichen
Empfinden, widerspricht allen Grundsätzen, nach denen unsre Verachtung und unsre
Bewunderung zu regeln die Natur uns anleitet. Der Geist, der sich in dieser
verschrobnen Ansicht kundgibt, reserviert die himmlischen Gefilde den Klosterbrüdern
und verdammt zur Hölle die Helden, die Staatsmänner, die Gesetzgeber, die
Dichter und Philosophen des heidnischen Altertums und auch aus späterer Zeit
alle, die durch Entdeckungen, Erfindungen, ausgezeichnete Leistungen in Kunst und
Wissenschaft das menschliche Dasein gesichert, vervollkommnet und verschönert haben.
Kann man sich darüber wundern, daß eine so seltsame Anwendung der an sich
sehr achtungswerten Lehre (von den jenseitigen Belohnungen und Strafen) diese
manchmal dem Spott und der Verachtung ausgesetzt hat?" Und er zitiert
Voltaires. -


Von» ^ ^iillgü »Kgo ol <!volo ?I»ton,
Oivin Loin»rs, ölogusnt diooron usw.

Ganz so schlimm steht bei Massillon die Sache nicht, wie es Smith dar-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0430" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294049"/>
              <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
              <p xml:id="ID_1947" prev="#ID_1946"> in drei Zeilen abzudrucken. Es ist an sich ganz wünschenswert, daß von der Sache<lb/>
kein weiteres Aufheben gemacht wird, aber es scheint einer Anzahl von Zeitungen<lb/>
im vorliegenden Falle doch sehr schwer zu werden, vor ihren Lesern ihre Voreiligkeit<lb/><note type="byline"> *Z*</note> einzugestehen. </p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Denifle von Massillon widerlegt.</head>
            <p xml:id="ID_1948"> Denifle erklärt es für eine ver¬<lb/>
leumderische Lüge Luthers, daß der Ordenstand nach katholischer Lehre ein Stand der<lb/>
Vollkommenheit sei, dessen Mitglieder schon durch die bloße Zugehörigkeit zu ihm<lb/>
und durch die Beobachtung seiner Satzungen Gott wohlgefällig würden; der Orden¬<lb/>
stand werde nicht als Stand der Vollkommenheit angesehen, sondern als der Stand,<lb/>
worin sich die Vollkommenheit am leichtesten und sichersten erreichen lasse. Die<lb/>
zweite dieser Behauptungen ist im vorjährigen 51. Heft der Grenzboten als Irr¬<lb/>
tum nachgewiesen worden, und von der ersten wurde gesagt, daß sie möglicherweise<lb/>
dogmatisch korrekt, aber dem katholischen Volke und sogar den Theologen unbekannt<lb/>
sei. Zufällig nun finden wir in Adam Smiths Theorie der moralischen Gefühle<lb/>
folgende Stelle aus Massillons Oisoours xrouoneö 5. uns böosäietioll av8 Ärapsanx<lb/>
ein rSgimsnt as palmae: &#x201E;Das Beklagenswerteste aber ist für Sie, meine Herren,<lb/>
daß Sie in einem rauhen und mühseligen Leben, in einem Beruf, dessen Pflichten<lb/>
vielfach strenger sind als die der strengsten Klöster, für das jenseitige Leben immer<lb/>
und für das diesseitige sehr oft vergebens leiden. Der Einsiedler, der sein Fleisch<lb/>
peinigt, wird wenigstens durch die Hoffnung auf die ihm zugesicherte Belohnung<lb/>
aufrecht erhalten und durch die geheimnisvolle Salbung der Gnade, die das Joch<lb/>
des Herrn leicht macht. Sie aber, werden Sie es wagen, auf dem Sterbebett<lb/>
Christo Ihre Anstrengungen und Widerwärtigkeiten vorzuhalten? Werden Sie es<lb/>
wagen, dafür eine Belohnung zu erbitten? Wie oft haben Sie sich selbst Gewalt<lb/>
angetan, aber was von all dem soll er als ihm erwiesen hundelt? Die schönsten<lb/>
Jahre Ihres Lebens haben Sie Ihrem Berufe gewidmet, und zehn Jahre Ihres<lb/>
Dienstes haben Ihren Leib härter mitgenommen, als ein ganzes Büßerlebcn es<lb/>
getan hätte. Ach, meine Brüder! ein einziger Tag solcher Leiden würde, wenn<lb/>
er dem Herrn geweiht worden wäre, Ihnen vielleicht ewige Glückseligkeit gesichert<lb/>
haben! Eine einzige der Natur schmerzhafte Handlung würde, wenn Sie sie<lb/>
Christo dargebracht hätten, Ihnen vielleicht das Erbe der Heiligen verbürgt haben!<lb/>
Und Sie haben solcher Handlungen so viele für die Welt vollbracht &#x2014; umsonst!"</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1949"> Kann man die angebliche lutherische Verleumdung entschiedner als Kirchen¬<lb/>
lehre verkündigen, als es hier der gelehrte Oratorianer und Bischof von Clermont<lb/>
tut, der größte aller katholischen Kanzelredner außer Johannes Chrysostomus?<lb/>
Smith bemerkt dazu: &#x201E;Die zwecklosen Abtötungen der Mönche den adelnden<lb/>
Strapazen und Gefahren des Krieges vergleichen, annehmen, daß in den Augen<lb/>
des Weltenrichters ein auf jene verwendeter Tag mehr Wert habe als ein in den<lb/>
andern preiswürdig zugebrachtes Leben, das widerstrebt unserm ganzen sittlichen<lb/>
Empfinden, widerspricht allen Grundsätzen, nach denen unsre Verachtung und unsre<lb/>
Bewunderung zu regeln die Natur uns anleitet. Der Geist, der sich in dieser<lb/>
verschrobnen Ansicht kundgibt, reserviert die himmlischen Gefilde den Klosterbrüdern<lb/>
und verdammt zur Hölle die Helden, die Staatsmänner, die Gesetzgeber, die<lb/>
Dichter und Philosophen des heidnischen Altertums und auch aus späterer Zeit<lb/>
alle, die durch Entdeckungen, Erfindungen, ausgezeichnete Leistungen in Kunst und<lb/>
Wissenschaft das menschliche Dasein gesichert, vervollkommnet und verschönert haben.<lb/>
Kann man sich darüber wundern, daß eine so seltsame Anwendung der an sich<lb/>
sehr achtungswerten Lehre (von den jenseitigen Belohnungen und Strafen) diese<lb/>
manchmal dem Spott und der Verachtung ausgesetzt hat?"  Und er zitiert<lb/>
Voltaires. -</p><lb/>
            <quote> Von» ^ ^iillgü »Kgo ol &lt;!volo ?I»ton,<lb/>
Oivin Loin»rs, ölogusnt diooron usw.</quote><lb/>
            <p xml:id="ID_1950" next="#ID_1951"> Ganz so schlimm steht bei Massillon die Sache nicht, wie es Smith dar-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0430] Maßgebliches und Unmaßgebliches in drei Zeilen abzudrucken. Es ist an sich ganz wünschenswert, daß von der Sache kein weiteres Aufheben gemacht wird, aber es scheint einer Anzahl von Zeitungen im vorliegenden Falle doch sehr schwer zu werden, vor ihren Lesern ihre Voreiligkeit *Z* einzugestehen. Denifle von Massillon widerlegt. Denifle erklärt es für eine ver¬ leumderische Lüge Luthers, daß der Ordenstand nach katholischer Lehre ein Stand der Vollkommenheit sei, dessen Mitglieder schon durch die bloße Zugehörigkeit zu ihm und durch die Beobachtung seiner Satzungen Gott wohlgefällig würden; der Orden¬ stand werde nicht als Stand der Vollkommenheit angesehen, sondern als der Stand, worin sich die Vollkommenheit am leichtesten und sichersten erreichen lasse. Die zweite dieser Behauptungen ist im vorjährigen 51. Heft der Grenzboten als Irr¬ tum nachgewiesen worden, und von der ersten wurde gesagt, daß sie möglicherweise dogmatisch korrekt, aber dem katholischen Volke und sogar den Theologen unbekannt sei. Zufällig nun finden wir in Adam Smiths Theorie der moralischen Gefühle folgende Stelle aus Massillons Oisoours xrouoneö 5. uns böosäietioll av8 Ärapsanx ein rSgimsnt as palmae: „Das Beklagenswerteste aber ist für Sie, meine Herren, daß Sie in einem rauhen und mühseligen Leben, in einem Beruf, dessen Pflichten vielfach strenger sind als die der strengsten Klöster, für das jenseitige Leben immer und für das diesseitige sehr oft vergebens leiden. Der Einsiedler, der sein Fleisch peinigt, wird wenigstens durch die Hoffnung auf die ihm zugesicherte Belohnung aufrecht erhalten und durch die geheimnisvolle Salbung der Gnade, die das Joch des Herrn leicht macht. Sie aber, werden Sie es wagen, auf dem Sterbebett Christo Ihre Anstrengungen und Widerwärtigkeiten vorzuhalten? Werden Sie es wagen, dafür eine Belohnung zu erbitten? Wie oft haben Sie sich selbst Gewalt angetan, aber was von all dem soll er als ihm erwiesen hundelt? Die schönsten Jahre Ihres Lebens haben Sie Ihrem Berufe gewidmet, und zehn Jahre Ihres Dienstes haben Ihren Leib härter mitgenommen, als ein ganzes Büßerlebcn es getan hätte. Ach, meine Brüder! ein einziger Tag solcher Leiden würde, wenn er dem Herrn geweiht worden wäre, Ihnen vielleicht ewige Glückseligkeit gesichert haben! Eine einzige der Natur schmerzhafte Handlung würde, wenn Sie sie Christo dargebracht hätten, Ihnen vielleicht das Erbe der Heiligen verbürgt haben! Und Sie haben solcher Handlungen so viele für die Welt vollbracht — umsonst!" Kann man die angebliche lutherische Verleumdung entschiedner als Kirchen¬ lehre verkündigen, als es hier der gelehrte Oratorianer und Bischof von Clermont tut, der größte aller katholischen Kanzelredner außer Johannes Chrysostomus? Smith bemerkt dazu: „Die zwecklosen Abtötungen der Mönche den adelnden Strapazen und Gefahren des Krieges vergleichen, annehmen, daß in den Augen des Weltenrichters ein auf jene verwendeter Tag mehr Wert habe als ein in den andern preiswürdig zugebrachtes Leben, das widerstrebt unserm ganzen sittlichen Empfinden, widerspricht allen Grundsätzen, nach denen unsre Verachtung und unsre Bewunderung zu regeln die Natur uns anleitet. Der Geist, der sich in dieser verschrobnen Ansicht kundgibt, reserviert die himmlischen Gefilde den Klosterbrüdern und verdammt zur Hölle die Helden, die Staatsmänner, die Gesetzgeber, die Dichter und Philosophen des heidnischen Altertums und auch aus späterer Zeit alle, die durch Entdeckungen, Erfindungen, ausgezeichnete Leistungen in Kunst und Wissenschaft das menschliche Dasein gesichert, vervollkommnet und verschönert haben. Kann man sich darüber wundern, daß eine so seltsame Anwendung der an sich sehr achtungswerten Lehre (von den jenseitigen Belohnungen und Strafen) diese manchmal dem Spott und der Verachtung ausgesetzt hat?" Und er zitiert Voltaires. - Von» ^ ^iillgü »Kgo ol <!volo ?I»ton, Oivin Loin»rs, ölogusnt diooron usw. Ganz so schlimm steht bei Massillon die Sache nicht, wie es Smith dar-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/430
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_293618/430>, abgerufen am 03.05.2024.