Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Dr. Wilhelm Schmidt, ordentlicher Professor der evangelischen Theologie
in Breslau, stellt in seinem Buche Der Kampf der Weltanschauungen (Berlin,
Trowitzsch K Sohn, 1904) folgende Weltanschauungen dar: den Positivismus, ver¬
treten durch Comte, den Materialismus (Ludwig Büchner), den Monismus von
Hegelschen Ansätzen aus (David Strauß), den Illusionismus (Ludwig Feuerbach),
die Entwicklungstheorie von theistischer Voraussetzung aus (Charles Darwin), den
Monismus auf evolutionistischer Grundlage (Ernst Haeckel), den dualistischen
Monismus (Julius Hart) und den Neukantianismus (Friedrich Albert Lange). Er
weist die UnHaltbarkeit jeder dieser Weltansichten nach und schließt daraus, daß nur
das positive Christentum alle Ansprüche der Vernunft, des Herzens und des Lebens
zu befriedigen vermöge. "Was Lange über den Nihilismus, zu dem ihn der Neu¬
kantianismus konsequent führte, erhob, war das unVerlorne Erbe der christlichen
Weltanschauung, in der er erzogen war. Sie, himmelhoch erhaben über die ver-
nommnen Surrogate, bleibt der Fremdling aus der andern Welt, der allein je
lauger je mehr aus allen Kämpfen zum wirklichen Frieden zu führen vermag."


Für Gebirgsfreunde.

Ohne Frage vertieft die Kenntnis der Natur das
Gefühl für das Schöne und das Erhabne in der Natur. Wir sind geneigt, gerade
darin den wichtigsten der Vorteile zu sehen, die die naturwissenschaftliche Bildung
unserm Geiste bringt. Und was ist bei einer Gebirgswanderung unsrer Auf¬
merksamkeit näher gerückt als das Leben der Pflanzen, die uns als starke Bäume,
als leuchtende Blumen oder als kleine, ängstlich dem Felsen anklebende Moose oder
Flechten vom Fuß der Berge bis in die Firnregionen begleiten und uns wie Ver¬
wandte, denn auch wir sind Leben, vertraut ansprechen. Was wären unsre Ge¬
birge ohne ihre Wälder, Wiesen und Heiden? Was die Alpen ohne Alpenrosen
und Wettertannen? Nichts kann dankbarer sein, als sich in das Pflanzenleben zu
vertiefen, in den Bau und die Lebensformen Einsicht zu gewinnen. Das neue
Buch,*) dessen erste Lieferung uns vorliegt, begrüßen wir schon darum, weil die
ältern Werke von Sendtner, Kerner, Christ jetzt veraltet sind; außerdem flößen uns
die Namen des Herausgebers und seiner Mitarbeiter Vertrauen ein, und wir er¬
warten von der Durchführung des Programms: die Alpenflora auf ihrem Boden
und in ihrer erdgeschichtlichen und klimatischen Bedingtheit darzustellen, reiche Be¬
lehrung nach dem letzten Stand der Wissenschaft. Wer von unsern Lesern einmal
die Erfahrung gemacht hat, wie sogar schon der Einblick in die Klassifikationen der
Lebensformen unsern Naturgenuß erhöht, indem er uns die Pflanzen- und die Tier-
Welt geordnet und gruppiert zur Betrachtung darbietet, wird auch die scheinbar
trocknen Artbeschreibungen, die einem solchen Buche nicht fehlen dürfen, dankbar auf¬
nehmen; denn ist uns nicht jede Pflanze, deren Platz im System und deren Namen
wir kennen, gleichsam persönlich bekannt geworden? --

Nur kurz erwähnen wir einige von den alljährlich zur Reisezeit erscheinenden
Neuauflagen bewährter Führer. Von den Baedekern, die man immer wieder mit
Freude als gute, vertrauenswerte Bekannte begrüßt, ist dieses Jahr in einund¬
dreißigster Auflage das Handbuch "Südbayern, Tirol und Salzburg, Ober- und
Niederösterreich, Steiermark, Körnten und Krain" erschienen, im letzten Jahre in
fechsundzwanzigster Auflage "Österreich-Ungarn." Beide ergänzen einander zum
besten Führer durch die Ostalpen. In den Grundsätzen immer dasselbe Festhalten am
Bewährten bei rastloser Erneuerung und Berichtigung dessen, was die Zeit nimmt
oder bringt: so behaupten die "Baedeker" ihren Rang als die Klassiker unter den
Reiseführern. Für einzelne deutsche Gebirge liegt dieses Jahr die dritte Auflage



*) Das Pflanzenleben der Alpen. Eine Schilderung der Hochgebirgsflora von
Dr. C. Schroeter, Professor der Botanik am eidgenöfstschen Polytechnikum in Zürich unter Mit¬
wirkung von Dr. A. Günthart, Fräulein Marie Jerosch und Professor Dr. P. Vogler. Mit
vielen Abbildungen, Tafeln und Tabellen. Zeichnungen von Ludwig Schroeter. Zürich Albreckt
Raustein, 1904. ^ ^
Grenzboten III 1904 24
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Dr. Wilhelm Schmidt, ordentlicher Professor der evangelischen Theologie
in Breslau, stellt in seinem Buche Der Kampf der Weltanschauungen (Berlin,
Trowitzsch K Sohn, 1904) folgende Weltanschauungen dar: den Positivismus, ver¬
treten durch Comte, den Materialismus (Ludwig Büchner), den Monismus von
Hegelschen Ansätzen aus (David Strauß), den Illusionismus (Ludwig Feuerbach),
die Entwicklungstheorie von theistischer Voraussetzung aus (Charles Darwin), den
Monismus auf evolutionistischer Grundlage (Ernst Haeckel), den dualistischen
Monismus (Julius Hart) und den Neukantianismus (Friedrich Albert Lange). Er
weist die UnHaltbarkeit jeder dieser Weltansichten nach und schließt daraus, daß nur
das positive Christentum alle Ansprüche der Vernunft, des Herzens und des Lebens
zu befriedigen vermöge. „Was Lange über den Nihilismus, zu dem ihn der Neu¬
kantianismus konsequent führte, erhob, war das unVerlorne Erbe der christlichen
Weltanschauung, in der er erzogen war. Sie, himmelhoch erhaben über die ver-
nommnen Surrogate, bleibt der Fremdling aus der andern Welt, der allein je
lauger je mehr aus allen Kämpfen zum wirklichen Frieden zu führen vermag."


Für Gebirgsfreunde.

Ohne Frage vertieft die Kenntnis der Natur das
Gefühl für das Schöne und das Erhabne in der Natur. Wir sind geneigt, gerade
darin den wichtigsten der Vorteile zu sehen, die die naturwissenschaftliche Bildung
unserm Geiste bringt. Und was ist bei einer Gebirgswanderung unsrer Auf¬
merksamkeit näher gerückt als das Leben der Pflanzen, die uns als starke Bäume,
als leuchtende Blumen oder als kleine, ängstlich dem Felsen anklebende Moose oder
Flechten vom Fuß der Berge bis in die Firnregionen begleiten und uns wie Ver¬
wandte, denn auch wir sind Leben, vertraut ansprechen. Was wären unsre Ge¬
birge ohne ihre Wälder, Wiesen und Heiden? Was die Alpen ohne Alpenrosen
und Wettertannen? Nichts kann dankbarer sein, als sich in das Pflanzenleben zu
vertiefen, in den Bau und die Lebensformen Einsicht zu gewinnen. Das neue
Buch,*) dessen erste Lieferung uns vorliegt, begrüßen wir schon darum, weil die
ältern Werke von Sendtner, Kerner, Christ jetzt veraltet sind; außerdem flößen uns
die Namen des Herausgebers und seiner Mitarbeiter Vertrauen ein, und wir er¬
warten von der Durchführung des Programms: die Alpenflora auf ihrem Boden
und in ihrer erdgeschichtlichen und klimatischen Bedingtheit darzustellen, reiche Be¬
lehrung nach dem letzten Stand der Wissenschaft. Wer von unsern Lesern einmal
die Erfahrung gemacht hat, wie sogar schon der Einblick in die Klassifikationen der
Lebensformen unsern Naturgenuß erhöht, indem er uns die Pflanzen- und die Tier-
Welt geordnet und gruppiert zur Betrachtung darbietet, wird auch die scheinbar
trocknen Artbeschreibungen, die einem solchen Buche nicht fehlen dürfen, dankbar auf¬
nehmen; denn ist uns nicht jede Pflanze, deren Platz im System und deren Namen
wir kennen, gleichsam persönlich bekannt geworden? —

Nur kurz erwähnen wir einige von den alljährlich zur Reisezeit erscheinenden
Neuauflagen bewährter Führer. Von den Baedekern, die man immer wieder mit
Freude als gute, vertrauenswerte Bekannte begrüßt, ist dieses Jahr in einund¬
dreißigster Auflage das Handbuch „Südbayern, Tirol und Salzburg, Ober- und
Niederösterreich, Steiermark, Körnten und Krain" erschienen, im letzten Jahre in
fechsundzwanzigster Auflage „Österreich-Ungarn." Beide ergänzen einander zum
besten Führer durch die Ostalpen. In den Grundsätzen immer dasselbe Festhalten am
Bewährten bei rastloser Erneuerung und Berichtigung dessen, was die Zeit nimmt
oder bringt: so behaupten die „Baedeker" ihren Rang als die Klassiker unter den
Reiseführern. Für einzelne deutsche Gebirge liegt dieses Jahr die dritte Auflage



*) Das Pflanzenleben der Alpen. Eine Schilderung der Hochgebirgsflora von
Dr. C. Schroeter, Professor der Botanik am eidgenöfstschen Polytechnikum in Zürich unter Mit¬
wirkung von Dr. A. Günthart, Fräulein Marie Jerosch und Professor Dr. P. Vogler. Mit
vielen Abbildungen, Tafeln und Tabellen. Zeichnungen von Ludwig Schroeter. Zürich Albreckt
Raustein, 1904. ^ ^
Grenzboten III 1904 24
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0185" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294602"/>
            <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_757"> Dr. Wilhelm Schmidt, ordentlicher Professor der evangelischen Theologie<lb/>
in Breslau, stellt in seinem Buche Der Kampf der Weltanschauungen (Berlin,<lb/>
Trowitzsch K Sohn, 1904) folgende Weltanschauungen dar: den Positivismus, ver¬<lb/>
treten durch Comte, den Materialismus (Ludwig Büchner), den Monismus von<lb/>
Hegelschen Ansätzen aus (David Strauß), den Illusionismus (Ludwig Feuerbach),<lb/>
die Entwicklungstheorie von theistischer Voraussetzung aus (Charles Darwin), den<lb/>
Monismus auf evolutionistischer Grundlage (Ernst Haeckel), den dualistischen<lb/>
Monismus (Julius Hart) und den Neukantianismus (Friedrich Albert Lange). Er<lb/>
weist die UnHaltbarkeit jeder dieser Weltansichten nach und schließt daraus, daß nur<lb/>
das positive Christentum alle Ansprüche der Vernunft, des Herzens und des Lebens<lb/>
zu befriedigen vermöge. &#x201E;Was Lange über den Nihilismus, zu dem ihn der Neu¬<lb/>
kantianismus konsequent führte, erhob, war das unVerlorne Erbe der christlichen<lb/>
Weltanschauung, in der er erzogen war.  Sie, himmelhoch erhaben über die ver-<lb/>
nommnen Surrogate, bleibt der Fremdling aus der andern Welt, der allein je<lb/>
lauger je mehr aus allen Kämpfen zum wirklichen Frieden zu führen vermag."</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Für Gebirgsfreunde. </head>
            <p xml:id="ID_758"> Ohne Frage vertieft die Kenntnis der Natur das<lb/>
Gefühl für das Schöne und das Erhabne in der Natur. Wir sind geneigt, gerade<lb/>
darin den wichtigsten der Vorteile zu sehen, die die naturwissenschaftliche Bildung<lb/>
unserm Geiste bringt.  Und was ist bei einer Gebirgswanderung unsrer Auf¬<lb/>
merksamkeit näher gerückt als das Leben der Pflanzen, die uns als starke Bäume,<lb/>
als leuchtende Blumen oder als kleine, ängstlich dem Felsen anklebende Moose oder<lb/>
Flechten vom Fuß der Berge bis in die Firnregionen begleiten und uns wie Ver¬<lb/>
wandte, denn auch wir sind Leben, vertraut ansprechen.  Was wären unsre Ge¬<lb/>
birge ohne ihre Wälder, Wiesen und Heiden?  Was die Alpen ohne Alpenrosen<lb/>
und Wettertannen? Nichts kann dankbarer sein, als sich in das Pflanzenleben zu<lb/>
vertiefen, in den Bau und die Lebensformen Einsicht zu gewinnen.  Das neue<lb/>
Buch,*) dessen erste Lieferung uns vorliegt, begrüßen wir schon darum, weil die<lb/>
ältern Werke von Sendtner, Kerner, Christ jetzt veraltet sind; außerdem flößen uns<lb/>
die Namen des Herausgebers und seiner Mitarbeiter Vertrauen ein, und wir er¬<lb/>
warten von der Durchführung des Programms: die Alpenflora auf ihrem Boden<lb/>
und in ihrer erdgeschichtlichen und klimatischen Bedingtheit darzustellen, reiche Be¬<lb/>
lehrung nach dem letzten Stand der Wissenschaft.  Wer von unsern Lesern einmal<lb/>
die Erfahrung gemacht hat, wie sogar schon der Einblick in die Klassifikationen der<lb/>
Lebensformen unsern Naturgenuß erhöht, indem er uns die Pflanzen- und die Tier-<lb/>
Welt geordnet und gruppiert zur Betrachtung darbietet, wird auch die scheinbar<lb/>
trocknen Artbeschreibungen, die einem solchen Buche nicht fehlen dürfen, dankbar auf¬<lb/>
nehmen; denn ist uns nicht jede Pflanze, deren Platz im System und deren Namen<lb/>
wir kennen, gleichsam persönlich bekannt geworden? &#x2014;</p><lb/>
            <p xml:id="ID_759" next="#ID_760"> Nur kurz erwähnen wir einige von den alljährlich zur Reisezeit erscheinenden<lb/>
Neuauflagen bewährter Führer. Von den Baedekern, die man immer wieder mit<lb/>
Freude als gute, vertrauenswerte Bekannte begrüßt, ist dieses Jahr in einund¬<lb/>
dreißigster Auflage das Handbuch &#x201E;Südbayern, Tirol und Salzburg, Ober- und<lb/>
Niederösterreich, Steiermark, Körnten und Krain" erschienen, im letzten Jahre in<lb/>
fechsundzwanzigster Auflage &#x201E;Österreich-Ungarn." Beide ergänzen einander zum<lb/>
besten Führer durch die Ostalpen. In den Grundsätzen immer dasselbe Festhalten am<lb/>
Bewährten bei rastloser Erneuerung und Berichtigung dessen, was die Zeit nimmt<lb/>
oder bringt: so behaupten die &#x201E;Baedeker" ihren Rang als die Klassiker unter den<lb/>
Reiseführern.  Für einzelne deutsche Gebirge liegt dieses Jahr die dritte Auflage</p><lb/>
            <note xml:id="FID_19" place="foot"> *) Das Pflanzenleben der Alpen. Eine Schilderung der Hochgebirgsflora von<lb/>
Dr. C. Schroeter, Professor der Botanik am eidgenöfstschen Polytechnikum in Zürich unter Mit¬<lb/>
wirkung von Dr. A. Günthart, Fräulein Marie Jerosch und Professor Dr. P. Vogler. Mit<lb/>
vielen Abbildungen, Tafeln und Tabellen. Zeichnungen von Ludwig Schroeter. Zürich Albreckt<lb/>
Raustein, 1904. ^ ^</note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1904 24</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0185] Maßgebliches und Unmaßgebliches Dr. Wilhelm Schmidt, ordentlicher Professor der evangelischen Theologie in Breslau, stellt in seinem Buche Der Kampf der Weltanschauungen (Berlin, Trowitzsch K Sohn, 1904) folgende Weltanschauungen dar: den Positivismus, ver¬ treten durch Comte, den Materialismus (Ludwig Büchner), den Monismus von Hegelschen Ansätzen aus (David Strauß), den Illusionismus (Ludwig Feuerbach), die Entwicklungstheorie von theistischer Voraussetzung aus (Charles Darwin), den Monismus auf evolutionistischer Grundlage (Ernst Haeckel), den dualistischen Monismus (Julius Hart) und den Neukantianismus (Friedrich Albert Lange). Er weist die UnHaltbarkeit jeder dieser Weltansichten nach und schließt daraus, daß nur das positive Christentum alle Ansprüche der Vernunft, des Herzens und des Lebens zu befriedigen vermöge. „Was Lange über den Nihilismus, zu dem ihn der Neu¬ kantianismus konsequent führte, erhob, war das unVerlorne Erbe der christlichen Weltanschauung, in der er erzogen war. Sie, himmelhoch erhaben über die ver- nommnen Surrogate, bleibt der Fremdling aus der andern Welt, der allein je lauger je mehr aus allen Kämpfen zum wirklichen Frieden zu führen vermag." Für Gebirgsfreunde. Ohne Frage vertieft die Kenntnis der Natur das Gefühl für das Schöne und das Erhabne in der Natur. Wir sind geneigt, gerade darin den wichtigsten der Vorteile zu sehen, die die naturwissenschaftliche Bildung unserm Geiste bringt. Und was ist bei einer Gebirgswanderung unsrer Auf¬ merksamkeit näher gerückt als das Leben der Pflanzen, die uns als starke Bäume, als leuchtende Blumen oder als kleine, ängstlich dem Felsen anklebende Moose oder Flechten vom Fuß der Berge bis in die Firnregionen begleiten und uns wie Ver¬ wandte, denn auch wir sind Leben, vertraut ansprechen. Was wären unsre Ge¬ birge ohne ihre Wälder, Wiesen und Heiden? Was die Alpen ohne Alpenrosen und Wettertannen? Nichts kann dankbarer sein, als sich in das Pflanzenleben zu vertiefen, in den Bau und die Lebensformen Einsicht zu gewinnen. Das neue Buch,*) dessen erste Lieferung uns vorliegt, begrüßen wir schon darum, weil die ältern Werke von Sendtner, Kerner, Christ jetzt veraltet sind; außerdem flößen uns die Namen des Herausgebers und seiner Mitarbeiter Vertrauen ein, und wir er¬ warten von der Durchführung des Programms: die Alpenflora auf ihrem Boden und in ihrer erdgeschichtlichen und klimatischen Bedingtheit darzustellen, reiche Be¬ lehrung nach dem letzten Stand der Wissenschaft. Wer von unsern Lesern einmal die Erfahrung gemacht hat, wie sogar schon der Einblick in die Klassifikationen der Lebensformen unsern Naturgenuß erhöht, indem er uns die Pflanzen- und die Tier- Welt geordnet und gruppiert zur Betrachtung darbietet, wird auch die scheinbar trocknen Artbeschreibungen, die einem solchen Buche nicht fehlen dürfen, dankbar auf¬ nehmen; denn ist uns nicht jede Pflanze, deren Platz im System und deren Namen wir kennen, gleichsam persönlich bekannt geworden? — Nur kurz erwähnen wir einige von den alljährlich zur Reisezeit erscheinenden Neuauflagen bewährter Führer. Von den Baedekern, die man immer wieder mit Freude als gute, vertrauenswerte Bekannte begrüßt, ist dieses Jahr in einund¬ dreißigster Auflage das Handbuch „Südbayern, Tirol und Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Steiermark, Körnten und Krain" erschienen, im letzten Jahre in fechsundzwanzigster Auflage „Österreich-Ungarn." Beide ergänzen einander zum besten Führer durch die Ostalpen. In den Grundsätzen immer dasselbe Festhalten am Bewährten bei rastloser Erneuerung und Berichtigung dessen, was die Zeit nimmt oder bringt: so behaupten die „Baedeker" ihren Rang als die Klassiker unter den Reiseführern. Für einzelne deutsche Gebirge liegt dieses Jahr die dritte Auflage *) Das Pflanzenleben der Alpen. Eine Schilderung der Hochgebirgsflora von Dr. C. Schroeter, Professor der Botanik am eidgenöfstschen Polytechnikum in Zürich unter Mit¬ wirkung von Dr. A. Günthart, Fräulein Marie Jerosch und Professor Dr. P. Vogler. Mit vielen Abbildungen, Tafeln und Tabellen. Zeichnungen von Ludwig Schroeter. Zürich Albreckt Raustein, 1904. ^ ^ Grenzboten III 1904 24

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/185
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/185>, abgerufen am 27.04.2024.