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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

seien eingegangen, denn nachdem unter Sixtus dem Fünften die ökonomische Selb¬
ständigkeit der römischen Stadtgemeinde geschwunden sei, habe man keinen Grund
mehr gehabt, Spiele zu feiern, die in Beziehung zu der ehemaligen Macht des
römischen Reichs standen und dazu dienen sollten, die Erinnerung daran aufrecht
F. Runtze zu erhalten und zu beleben.


Der Kunstschreiber in Hemdsärmeln.

Es ist kein Wunder, daß die
heutige Überproduktion in der Kunstschriftstellerei allmählich von recht zweifelhaften
Folgen für die Qualität der Ware zu werden beginnt. Wir möchten mit folgender
kleinen Musterkarte einmal die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Unverfroren¬
heit von einigen der beteiligten Herren lenken. Im letzten Hefte des "Museums"
ist an drei Stellen von Simon und Delila die Rede. In einem andern kürz¬
lich erschienenen Hefte dieser Sammlung läßt man die alten Florentiner "sich an
der geographisch treuen Vedute des Arnotciles begnügen" und sieht, wie vor
Filippinos "blasser Luft feines Ast- und Blattwerk zierliche Formen spreizt." In
dem ersten Hefte dieses Jahrgangs spricht Friedländer von einer Triologie
Dürers; von einer solchen Form aus verbreitet sich doch eine Art Übeln Geruchs
über den ganzen Aufsatz. In der eben erschienenen Böcklinmonographie von Fritz
von Ostini wimmelt es von Druckfehlern wie: in diesen Gemälde, diesen farbigsten
allen Böcklins, sub svseis aetgrnitatos. Sie redet von Trypttchen und "dem
Francesco da Rimini, dessen Arrangement." Sie bezeichnet etwas als "direkte
Ausnahme," andres als "echt böcklinsch." Sie zitiert "In Höhlen wohnt des
Drachen alte Brut." Etwas ersetzt sie ein für allemal flott durch was: "Gustav
Floerke wisse was, hieß es," "der abgeschlagne Hechtkopf des Drachen zeigt so was
wie ein ironisches Grinsen." Seite 60 heißt es: "Böcklin konnte in bezug auf
Bildnismalerei wohl "mitreden", zählt doch der Bilderkatalog etliche siebzig
Bildnisse von seiner Hand auf; da konnte er doch Wohl schon mitreden." El ja,
da konnte er mitreden. Wir empfehlen diese Biographie wie die ganze Angelegen¬
heit dem Briefkasten des Kladderadatsch.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will), Grunow in Leipzig -- Druck von Karl Marquart in Leipzig


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Maßgebliches und Unmaßgebliches

seien eingegangen, denn nachdem unter Sixtus dem Fünften die ökonomische Selb¬
ständigkeit der römischen Stadtgemeinde geschwunden sei, habe man keinen Grund
mehr gehabt, Spiele zu feiern, die in Beziehung zu der ehemaligen Macht des
römischen Reichs standen und dazu dienen sollten, die Erinnerung daran aufrecht
F. Runtze zu erhalten und zu beleben.


Der Kunstschreiber in Hemdsärmeln.

Es ist kein Wunder, daß die
heutige Überproduktion in der Kunstschriftstellerei allmählich von recht zweifelhaften
Folgen für die Qualität der Ware zu werden beginnt. Wir möchten mit folgender
kleinen Musterkarte einmal die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Unverfroren¬
heit von einigen der beteiligten Herren lenken. Im letzten Hefte des „Museums"
ist an drei Stellen von Simon und Delila die Rede. In einem andern kürz¬
lich erschienenen Hefte dieser Sammlung läßt man die alten Florentiner „sich an
der geographisch treuen Vedute des Arnotciles begnügen" und sieht, wie vor
Filippinos „blasser Luft feines Ast- und Blattwerk zierliche Formen spreizt." In
dem ersten Hefte dieses Jahrgangs spricht Friedländer von einer Triologie
Dürers; von einer solchen Form aus verbreitet sich doch eine Art Übeln Geruchs
über den ganzen Aufsatz. In der eben erschienenen Böcklinmonographie von Fritz
von Ostini wimmelt es von Druckfehlern wie: in diesen Gemälde, diesen farbigsten
allen Böcklins, sub svseis aetgrnitatos. Sie redet von Trypttchen und „dem
Francesco da Rimini, dessen Arrangement." Sie bezeichnet etwas als „direkte
Ausnahme," andres als „echt böcklinsch." Sie zitiert „In Höhlen wohnt des
Drachen alte Brut." Etwas ersetzt sie ein für allemal flott durch was: „Gustav
Floerke wisse was, hieß es," „der abgeschlagne Hechtkopf des Drachen zeigt so was
wie ein ironisches Grinsen." Seite 60 heißt es: „Böcklin konnte in bezug auf
Bildnismalerei wohl »mitreden«, zählt doch der Bilderkatalog etliche siebzig
Bildnisse von seiner Hand auf; da konnte er doch Wohl schon mitreden." El ja,
da konnte er mitreden. Wir empfehlen diese Biographie wie die ganze Angelegen¬
heit dem Briefkasten des Kladderadatsch.




Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Will), Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig


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[0434] Maßgebliches und Unmaßgebliches seien eingegangen, denn nachdem unter Sixtus dem Fünften die ökonomische Selb¬ ständigkeit der römischen Stadtgemeinde geschwunden sei, habe man keinen Grund mehr gehabt, Spiele zu feiern, die in Beziehung zu der ehemaligen Macht des römischen Reichs standen und dazu dienen sollten, die Erinnerung daran aufrecht F. Runtze zu erhalten und zu beleben. Der Kunstschreiber in Hemdsärmeln. Es ist kein Wunder, daß die heutige Überproduktion in der Kunstschriftstellerei allmählich von recht zweifelhaften Folgen für die Qualität der Ware zu werden beginnt. Wir möchten mit folgender kleinen Musterkarte einmal die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Unverfroren¬ heit von einigen der beteiligten Herren lenken. Im letzten Hefte des „Museums" ist an drei Stellen von Simon und Delila die Rede. In einem andern kürz¬ lich erschienenen Hefte dieser Sammlung läßt man die alten Florentiner „sich an der geographisch treuen Vedute des Arnotciles begnügen" und sieht, wie vor Filippinos „blasser Luft feines Ast- und Blattwerk zierliche Formen spreizt." In dem ersten Hefte dieses Jahrgangs spricht Friedländer von einer Triologie Dürers; von einer solchen Form aus verbreitet sich doch eine Art Übeln Geruchs über den ganzen Aufsatz. In der eben erschienenen Böcklinmonographie von Fritz von Ostini wimmelt es von Druckfehlern wie: in diesen Gemälde, diesen farbigsten allen Böcklins, sub svseis aetgrnitatos. Sie redet von Trypttchen und „dem Francesco da Rimini, dessen Arrangement." Sie bezeichnet etwas als „direkte Ausnahme," andres als „echt böcklinsch." Sie zitiert „In Höhlen wohnt des Drachen alte Brut." Etwas ersetzt sie ein für allemal flott durch was: „Gustav Floerke wisse was, hieß es," „der abgeschlagne Hechtkopf des Drachen zeigt so was wie ein ironisches Grinsen." Seite 60 heißt es: „Böcklin konnte in bezug auf Bildnismalerei wohl »mitreden«, zählt doch der Bilderkatalog etliche siebzig Bildnisse von seiner Hand auf; da konnte er doch Wohl schon mitreden." El ja, da konnte er mitreden. Wir empfehlen diese Biographie wie die ganze Angelegen¬ heit dem Briefkasten des Kladderadatsch. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Will), Grunow in Leipzig — Druck von Karl Marquart in Leipzig O. 5^., KUs-l^sMW ^(Z0l.v

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/434>, abgerufen am 27.04.2024.