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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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1904. Mit dem bekannten Apparat von Differenzierung und Jntegrierung wird
die Demokratie als Erlöserin von allem Übel und als Ziel der Entwicklung be¬
wiesen. Praktische Vorschläge für eine Verfassung, die es dem xsupls roi er¬
möglichen könnte, seine Königsgewalt auszuüben, sucht man vergebens darin; ebenso
Auskunft darüber, wie es kommt, daß die Leiden und die Beschwerden des xsuxls roi
immer noch, wenn er sich bei Aufständen mausig macht, mit Pulver und Blei be¬
handelt werden, und das in der demokratischen Republik Frankreich und unter
einer Regierung, die sich auf die Sozialisten stützt; Combes treibe es damit noch
ärger als seine Vorgänger, schalt jüngst entrüstet der Vorwärts.


Lauchstedt.

Es ist schon einmal in den Grenzboten (1881, Ur. 25 und 26) von
Lauchstedt die Rede gewesen, und es wäre deshalb überflüssig, auf die Beziehungen
des dortigen Bades und Theaters zu Goethe und Schiller zurückzukommen, wenn
nicht ganz zwingende Verhältnisse vorlagen. Die preußische Regierung, die Eigen¬
tümerin des Bades, beabsichtigt dessen Aufhebung und die Niederreißung des
Theaters. Nach dem amtlichen Anzeiger für Lauchstedt und Umgebung vom
3. August dieses Jahres liegt folgender Sachverhalt vor: Die seit einer Reihe von
Jahren zwischen Staat und Stadt geführten Verhandlungen auf Übernahme des
fiskalischen Stahlbades Lauchstedt in städtisches Eigentum waren im September 1903
so weit gediehen, daß die unentgeltliche Abtretung des Bades, d. h. des Grund und
Bodens mit Gebäuden erfolgen sollte. Nach den staatlichen Taxen darüber haben
die Gebäude und baulichen Anlagen einen Wert von 48050 Mark, während die
Kosten der Instandsetzung 51985 Mark betragen. Erst durch den Wert des Grund
und Bodens würde der Gesamtwert den Betrag der Kosten für die Instandsetzung
erreichen. Dabei setzte man voraus, daß eine zur Badekasse fließende Provinzial-
rente von jährlich 1573,40 Mark weitergezahlt oder aber zugunsten der Stadt ab¬
gelöst werde. Damit hätte man eine durchgreifende Ausbesserung zur Erhaltung
der alten geschichtlichen Gebäude ausführen und den leider nur schwachen Bade¬
betrieb fortsetzen können. Die Provinzialverwaltung konnte aber weder die dauernde
Fortzahlung der Rente noch deren Ablösung zusagen, und dadurch wurde die Über¬
nahme des Bades in städtische Verwaltung verzögert. Die Angelegenheit ist dem
Herrn Minister von neuem vorgetragen worden, ein amtlicher Bescheid aber ist den
städtischen Behörden von Lauchstedt noch nicht zugegangen; ihre endgiltige Ent¬
schließung steht noch aus, man hört aber von zuverlässiger Seite, daß die schlimmen
Zeitungsberichte, wonach die schadhaften Gebäude abgebrochen werden sollen, auf
tatsächlichen Entschließungen des Herrn Ministers beruhen.

Soweit die Zeitungsnachricht aus Lauchstedt, dessen Bürger an das Gemüt
jedes einzelnen Deutschen appellieren, wie es in demselben Blatte vom 23. Juli
heißt, und bitten, die Stimme mit ihnen zu erheben zu lautem Protest gegen die
Vernichtung eines nationalen Denkmals in einer Zeit, wo es neu geschaffen werden
sollte. Dann werden auch die unablässigen Bemühungen der städtischen Behörden
nicht erfolglos bleiben.

Es ist also zwar anscheinend noch kein endgiltiger Entschluß im Ministerium
gefaßt worden, immerhin aber Grund genug zur Besorgnis vorhanden, daß die
Gebäude zum Abbruch bestimmt und damit alle Erinnerungen an unsre Dichter¬
fürsten aus der Lcmchstedter Zeit vertilgt und für immer vernichtet werden. Es
wäre wahrlich ein schlechter Scherz der Geschichte, wenn im nächsten Frühjahr zum
hundertjährigen Todestage Schillers das Lauchstedter Theater auf Abbruch ver¬
kauft würde. Das Verhältnis des Dichters zu Lauchstedt im Jahre 1803 ist erst
vor einigen Jahren von Albert Pick in den von der Historischen Kommission der
Provinz Sachsen herausgegebnen Neujahrsblättern (Ur. 23) gebührend geschildert
worden, und in Nummer 9 derselben Blätter, die bei Otto Hendel in Halle a. S.
(zu 1 Mark) erscheinen, hat Otto Nasemann die Glanzperiode Lcmchstedts zur Zeit


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Rodeo: vox xoxuli vox Äoi. ?Mi8, 1?Aix ^.Ich-n, Könsvo se 6soi'Z' vt v'«,
1904. Mit dem bekannten Apparat von Differenzierung und Jntegrierung wird
die Demokratie als Erlöserin von allem Übel und als Ziel der Entwicklung be¬
wiesen. Praktische Vorschläge für eine Verfassung, die es dem xsupls roi er¬
möglichen könnte, seine Königsgewalt auszuüben, sucht man vergebens darin; ebenso
Auskunft darüber, wie es kommt, daß die Leiden und die Beschwerden des xsuxls roi
immer noch, wenn er sich bei Aufständen mausig macht, mit Pulver und Blei be¬
handelt werden, und das in der demokratischen Republik Frankreich und unter
einer Regierung, die sich auf die Sozialisten stützt; Combes treibe es damit noch
ärger als seine Vorgänger, schalt jüngst entrüstet der Vorwärts.


Lauchstedt.

Es ist schon einmal in den Grenzboten (1881, Ur. 25 und 26) von
Lauchstedt die Rede gewesen, und es wäre deshalb überflüssig, auf die Beziehungen
des dortigen Bades und Theaters zu Goethe und Schiller zurückzukommen, wenn
nicht ganz zwingende Verhältnisse vorlagen. Die preußische Regierung, die Eigen¬
tümerin des Bades, beabsichtigt dessen Aufhebung und die Niederreißung des
Theaters. Nach dem amtlichen Anzeiger für Lauchstedt und Umgebung vom
3. August dieses Jahres liegt folgender Sachverhalt vor: Die seit einer Reihe von
Jahren zwischen Staat und Stadt geführten Verhandlungen auf Übernahme des
fiskalischen Stahlbades Lauchstedt in städtisches Eigentum waren im September 1903
so weit gediehen, daß die unentgeltliche Abtretung des Bades, d. h. des Grund und
Bodens mit Gebäuden erfolgen sollte. Nach den staatlichen Taxen darüber haben
die Gebäude und baulichen Anlagen einen Wert von 48050 Mark, während die
Kosten der Instandsetzung 51985 Mark betragen. Erst durch den Wert des Grund
und Bodens würde der Gesamtwert den Betrag der Kosten für die Instandsetzung
erreichen. Dabei setzte man voraus, daß eine zur Badekasse fließende Provinzial-
rente von jährlich 1573,40 Mark weitergezahlt oder aber zugunsten der Stadt ab¬
gelöst werde. Damit hätte man eine durchgreifende Ausbesserung zur Erhaltung
der alten geschichtlichen Gebäude ausführen und den leider nur schwachen Bade¬
betrieb fortsetzen können. Die Provinzialverwaltung konnte aber weder die dauernde
Fortzahlung der Rente noch deren Ablösung zusagen, und dadurch wurde die Über¬
nahme des Bades in städtische Verwaltung verzögert. Die Angelegenheit ist dem
Herrn Minister von neuem vorgetragen worden, ein amtlicher Bescheid aber ist den
städtischen Behörden von Lauchstedt noch nicht zugegangen; ihre endgiltige Ent¬
schließung steht noch aus, man hört aber von zuverlässiger Seite, daß die schlimmen
Zeitungsberichte, wonach die schadhaften Gebäude abgebrochen werden sollen, auf
tatsächlichen Entschließungen des Herrn Ministers beruhen.

Soweit die Zeitungsnachricht aus Lauchstedt, dessen Bürger an das Gemüt
jedes einzelnen Deutschen appellieren, wie es in demselben Blatte vom 23. Juli
heißt, und bitten, die Stimme mit ihnen zu erheben zu lautem Protest gegen die
Vernichtung eines nationalen Denkmals in einer Zeit, wo es neu geschaffen werden
sollte. Dann werden auch die unablässigen Bemühungen der städtischen Behörden
nicht erfolglos bleiben.

Es ist also zwar anscheinend noch kein endgiltiger Entschluß im Ministerium
gefaßt worden, immerhin aber Grund genug zur Besorgnis vorhanden, daß die
Gebäude zum Abbruch bestimmt und damit alle Erinnerungen an unsre Dichter¬
fürsten aus der Lcmchstedter Zeit vertilgt und für immer vernichtet werden. Es
wäre wahrlich ein schlechter Scherz der Geschichte, wenn im nächsten Frühjahr zum
hundertjährigen Todestage Schillers das Lauchstedter Theater auf Abbruch ver¬
kauft würde. Das Verhältnis des Dichters zu Lauchstedt im Jahre 1803 ist erst
vor einigen Jahren von Albert Pick in den von der Historischen Kommission der
Provinz Sachsen herausgegebnen Neujahrsblättern (Ur. 23) gebührend geschildert
worden, und in Nummer 9 derselben Blätter, die bei Otto Hendel in Halle a. S.
(zu 1 Mark) erscheinen, hat Otto Nasemann die Glanzperiode Lcmchstedts zur Zeit


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[0493] Maßgebliches und Unmaßgebliches Rodeo: vox xoxuli vox Äoi. ?Mi8, 1?Aix ^.Ich-n, Könsvo se 6soi'Z' vt v'«, 1904. Mit dem bekannten Apparat von Differenzierung und Jntegrierung wird die Demokratie als Erlöserin von allem Übel und als Ziel der Entwicklung be¬ wiesen. Praktische Vorschläge für eine Verfassung, die es dem xsupls roi er¬ möglichen könnte, seine Königsgewalt auszuüben, sucht man vergebens darin; ebenso Auskunft darüber, wie es kommt, daß die Leiden und die Beschwerden des xsuxls roi immer noch, wenn er sich bei Aufständen mausig macht, mit Pulver und Blei be¬ handelt werden, und das in der demokratischen Republik Frankreich und unter einer Regierung, die sich auf die Sozialisten stützt; Combes treibe es damit noch ärger als seine Vorgänger, schalt jüngst entrüstet der Vorwärts. Lauchstedt. Es ist schon einmal in den Grenzboten (1881, Ur. 25 und 26) von Lauchstedt die Rede gewesen, und es wäre deshalb überflüssig, auf die Beziehungen des dortigen Bades und Theaters zu Goethe und Schiller zurückzukommen, wenn nicht ganz zwingende Verhältnisse vorlagen. Die preußische Regierung, die Eigen¬ tümerin des Bades, beabsichtigt dessen Aufhebung und die Niederreißung des Theaters. Nach dem amtlichen Anzeiger für Lauchstedt und Umgebung vom 3. August dieses Jahres liegt folgender Sachverhalt vor: Die seit einer Reihe von Jahren zwischen Staat und Stadt geführten Verhandlungen auf Übernahme des fiskalischen Stahlbades Lauchstedt in städtisches Eigentum waren im September 1903 so weit gediehen, daß die unentgeltliche Abtretung des Bades, d. h. des Grund und Bodens mit Gebäuden erfolgen sollte. Nach den staatlichen Taxen darüber haben die Gebäude und baulichen Anlagen einen Wert von 48050 Mark, während die Kosten der Instandsetzung 51985 Mark betragen. Erst durch den Wert des Grund und Bodens würde der Gesamtwert den Betrag der Kosten für die Instandsetzung erreichen. Dabei setzte man voraus, daß eine zur Badekasse fließende Provinzial- rente von jährlich 1573,40 Mark weitergezahlt oder aber zugunsten der Stadt ab¬ gelöst werde. Damit hätte man eine durchgreifende Ausbesserung zur Erhaltung der alten geschichtlichen Gebäude ausführen und den leider nur schwachen Bade¬ betrieb fortsetzen können. Die Provinzialverwaltung konnte aber weder die dauernde Fortzahlung der Rente noch deren Ablösung zusagen, und dadurch wurde die Über¬ nahme des Bades in städtische Verwaltung verzögert. Die Angelegenheit ist dem Herrn Minister von neuem vorgetragen worden, ein amtlicher Bescheid aber ist den städtischen Behörden von Lauchstedt noch nicht zugegangen; ihre endgiltige Ent¬ schließung steht noch aus, man hört aber von zuverlässiger Seite, daß die schlimmen Zeitungsberichte, wonach die schadhaften Gebäude abgebrochen werden sollen, auf tatsächlichen Entschließungen des Herrn Ministers beruhen. Soweit die Zeitungsnachricht aus Lauchstedt, dessen Bürger an das Gemüt jedes einzelnen Deutschen appellieren, wie es in demselben Blatte vom 23. Juli heißt, und bitten, die Stimme mit ihnen zu erheben zu lautem Protest gegen die Vernichtung eines nationalen Denkmals in einer Zeit, wo es neu geschaffen werden sollte. Dann werden auch die unablässigen Bemühungen der städtischen Behörden nicht erfolglos bleiben. Es ist also zwar anscheinend noch kein endgiltiger Entschluß im Ministerium gefaßt worden, immerhin aber Grund genug zur Besorgnis vorhanden, daß die Gebäude zum Abbruch bestimmt und damit alle Erinnerungen an unsre Dichter¬ fürsten aus der Lcmchstedter Zeit vertilgt und für immer vernichtet werden. Es wäre wahrlich ein schlechter Scherz der Geschichte, wenn im nächsten Frühjahr zum hundertjährigen Todestage Schillers das Lauchstedter Theater auf Abbruch ver¬ kauft würde. Das Verhältnis des Dichters zu Lauchstedt im Jahre 1803 ist erst vor einigen Jahren von Albert Pick in den von der Historischen Kommission der Provinz Sachsen herausgegebnen Neujahrsblättern (Ur. 23) gebührend geschildert worden, und in Nummer 9 derselben Blätter, die bei Otto Hendel in Halle a. S. (zu 1 Mark) erscheinen, hat Otto Nasemann die Glanzperiode Lcmchstedts zur Zeit

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/493>, abgerufen am 28.04.2024.