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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gesetzlicher Bestimmungen darüber bedarf es nicht. Daß alle solche Erörterungen
der welsischen Blätter während der letzten Wochen an der Stelle, auf die diese
welfische Gestaltung der Druckerschwärze gemünzt war, irgend einen für sie nützlichen
Eindruck gemacht hätten, werden diese Blätter selbst nicht glauben. Gerade das
Gegenteil dürfte der Fall gewesen sein. Für den "Friedensschluß mit Hannover,"
wie die welfische Phrase lautet, gibt es seit nchtunddreißig Jahren kein
Objekt mehr. Auch die Regentschaft in Braunschweig währt schon zwanzig Jahre.




Die nationalökonomische Lehre vom Kredit. Von Dr. Johann von Komorzunski,
k. k. a. o. Universitiitsvrofessor in Wien. Innsbruck, Wngnersche Universitntsbuchhandlung, 1908

Der Verfasser charakterisiert den Tausch oder Kauf und den Kredit als die
beiden Mittel, die Hemmnisse der Produktion zu heben, die aus der Verteilung
der Produktionswerkzeuge an eine Unzahl unabhängiger Sonderwirtschaften ent¬
springen. Der Kredit führt der Produktion dnrch die Übertragung der Ver¬
fügungsgewalt an die geeigneten Personen Vermögeusanteile zu, die ohne ihn un¬
genutzt bleiben würden. Die Wirkungsweise des Kredits, seine verschiednen Formen,
darunter auch der Sozietätskredit in seinen mancherlei Abarten, die den Kredit
vermittelnden Anstalten und gemeinnützigen Genossenschaften werden genau beschriebe",
und die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen der wichtigsten Staaten zusammen¬
gestellt. Manche theoretische Irrtümer, zum Beispiel, daß der Kredit für sich allein
schon neues Kapital schaffe, daß ein "ungünstiger" Kurs der Devisen zu dem
Schlüsse auf eine ungünstige Handelsbilanz berechtige, widerlegt der Verfasser sehr
eingehend und überzeugend. Dagegen behandelt er praktische und zurzeit brennende
Fragen, wie die nach der besten Einrichtung der Hypothekenbanken, zu kurz. Das
Buch könnte fürs Studium und zum Nachschlagen empfohlen werden, wenn nicht
die reichliche Hälfte ein unnützer Ballast wäre. Auf 269 Seiten werden die Be¬
griffe Vermögen, Einkommen und Kapital abgehandelt und mit großem scholastischen
Scharfsinn die Ansichten zahlreicher Nationalökonomen über diese Gegenstände
kritisiert und berichtigt. Das trägt zum Verständnis des Kredits nichts bei und
würde auch in einem Lehrbuch der gesamten Volkswirtschaft zu viel sein. Wenn
Adam Smith als der allererste den Zusammenhang aller wichtigen volkswirtschaft¬
lichen Vorgänge im ganzen richtig darstellt, wenn List und Carey zeigen, wie
solider Wohlstand und höhere Kultur nur bei inniger Durchdringung und Wechsel¬
wirkung von Landwirtschaft und Gewerbe entsteh" können, wenn List und Rod-
bertus beweisen, daß Kapital nicht durch Sparen, sondern durch Arbeit geschaffen
wird, wenn Rodbertus klar macht, daß in der arbeitteiligen Volkswirtschaft kein
Arbeiter das Produkt seiner Arbeit oder dessen vollen Wert bekommen kann, und
wenn er beschreibt, wie die Verteilung des Jahresprodukts der Volksarbeit unter
der Einwirkung der bestehenden Staatseinrichtungen und Gesetze vor sich geht,
wenn Karl Marx die innern Widersprüche der bestehenden Produktionsordnung,
die periodische Krisen erzeugen müssen, nachweist, so erschließt jede dieser Leistungen
eine neue Erkenntnis, die als Richtschnur der Politik für alle Zeiten Wert behält.
Und wenn Röscher die Hauptergebnisse der Einzelforschuugeu zusammenfaßt und
mit unzähligen geschichtlichen Tatsachen beleuchtet, so leistet er dem Studenten wie
dem Praktiker einen guten Dienst. Wenn dagegen Komorzynski ein paar hundert
Definitionen, die zum Teil längst vergessene Gelehrte aufgestellt haben, kritisiert
und jede Schattierung, die der Gelehrtenscharfsinn je einmal um einem der drei
Begriffe bemerkt hat, auf ihre Echtheit prüft, so verdunkelt das diese Begriffe mehr,
als es sie beleuchtet, und verschüttet das praktisch Wichtige nnter scholastischen Wust-
Uud mögen seine eignen Definitionen und Unterscheidungen auch unbedingt die
richtigen sein, so wird, weil er doch ihre allgemeine Anerkennung nicht durchsetzen
kann, mit ihnen nur der Ballast vermehrt, den man den Studierenden aufbürdet.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

gesetzlicher Bestimmungen darüber bedarf es nicht. Daß alle solche Erörterungen
der welsischen Blätter während der letzten Wochen an der Stelle, auf die diese
welfische Gestaltung der Druckerschwärze gemünzt war, irgend einen für sie nützlichen
Eindruck gemacht hätten, werden diese Blätter selbst nicht glauben. Gerade das
Gegenteil dürfte der Fall gewesen sein. Für den „Friedensschluß mit Hannover,"
wie die welfische Phrase lautet, gibt es seit nchtunddreißig Jahren kein
Objekt mehr. Auch die Regentschaft in Braunschweig währt schon zwanzig Jahre.




Die nationalökonomische Lehre vom Kredit. Von Dr. Johann von Komorzunski,
k. k. a. o. Universitiitsvrofessor in Wien. Innsbruck, Wngnersche Universitntsbuchhandlung, 1908

Der Verfasser charakterisiert den Tausch oder Kauf und den Kredit als die
beiden Mittel, die Hemmnisse der Produktion zu heben, die aus der Verteilung
der Produktionswerkzeuge an eine Unzahl unabhängiger Sonderwirtschaften ent¬
springen. Der Kredit führt der Produktion dnrch die Übertragung der Ver¬
fügungsgewalt an die geeigneten Personen Vermögeusanteile zu, die ohne ihn un¬
genutzt bleiben würden. Die Wirkungsweise des Kredits, seine verschiednen Formen,
darunter auch der Sozietätskredit in seinen mancherlei Abarten, die den Kredit
vermittelnden Anstalten und gemeinnützigen Genossenschaften werden genau beschriebe«,
und die betreffenden gesetzlichen Bestimmungen der wichtigsten Staaten zusammen¬
gestellt. Manche theoretische Irrtümer, zum Beispiel, daß der Kredit für sich allein
schon neues Kapital schaffe, daß ein „ungünstiger" Kurs der Devisen zu dem
Schlüsse auf eine ungünstige Handelsbilanz berechtige, widerlegt der Verfasser sehr
eingehend und überzeugend. Dagegen behandelt er praktische und zurzeit brennende
Fragen, wie die nach der besten Einrichtung der Hypothekenbanken, zu kurz. Das
Buch könnte fürs Studium und zum Nachschlagen empfohlen werden, wenn nicht
die reichliche Hälfte ein unnützer Ballast wäre. Auf 269 Seiten werden die Be¬
griffe Vermögen, Einkommen und Kapital abgehandelt und mit großem scholastischen
Scharfsinn die Ansichten zahlreicher Nationalökonomen über diese Gegenstände
kritisiert und berichtigt. Das trägt zum Verständnis des Kredits nichts bei und
würde auch in einem Lehrbuch der gesamten Volkswirtschaft zu viel sein. Wenn
Adam Smith als der allererste den Zusammenhang aller wichtigen volkswirtschaft¬
lichen Vorgänge im ganzen richtig darstellt, wenn List und Carey zeigen, wie
solider Wohlstand und höhere Kultur nur bei inniger Durchdringung und Wechsel¬
wirkung von Landwirtschaft und Gewerbe entsteh» können, wenn List und Rod-
bertus beweisen, daß Kapital nicht durch Sparen, sondern durch Arbeit geschaffen
wird, wenn Rodbertus klar macht, daß in der arbeitteiligen Volkswirtschaft kein
Arbeiter das Produkt seiner Arbeit oder dessen vollen Wert bekommen kann, und
wenn er beschreibt, wie die Verteilung des Jahresprodukts der Volksarbeit unter
der Einwirkung der bestehenden Staatseinrichtungen und Gesetze vor sich geht,
wenn Karl Marx die innern Widersprüche der bestehenden Produktionsordnung,
die periodische Krisen erzeugen müssen, nachweist, so erschließt jede dieser Leistungen
eine neue Erkenntnis, die als Richtschnur der Politik für alle Zeiten Wert behält.
Und wenn Röscher die Hauptergebnisse der Einzelforschuugeu zusammenfaßt und
mit unzähligen geschichtlichen Tatsachen beleuchtet, so leistet er dem Studenten wie
dem Praktiker einen guten Dienst. Wenn dagegen Komorzynski ein paar hundert
Definitionen, die zum Teil längst vergessene Gelehrte aufgestellt haben, kritisiert
und jede Schattierung, die der Gelehrtenscharfsinn je einmal um einem der drei
Begriffe bemerkt hat, auf ihre Echtheit prüft, so verdunkelt das diese Begriffe mehr,
als es sie beleuchtet, und verschüttet das praktisch Wichtige nnter scholastischen Wust-
Uud mögen seine eignen Definitionen und Unterscheidungen auch unbedingt die
richtigen sein, so wird, weil er doch ihre allgemeine Anerkennung nicht durchsetzen
kann, mit ihnen nur der Ballast vermehrt, den man den Studierenden aufbürdet.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/552>, abgerufen am 27.04.2024.