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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gewebe das Ansiedlungsgesetz mit scharfem Schnitt schneidet, mit den reichen
Mitteln der Lemberger Jesuiten arbeiten, deren führende Rolle in der polnischen
Bewegung der schier unauflösliche Kitt zwischen Zentrum und Polentum ist.

Übrigens liegeu diese Dinge im protestantischen Nordschleswig nicht viel anders.
Auch dort ist es die -- protestantische -- dänische Geistlichkeit, die durch ihre
dänischen Gottesdienste das heilige Feuer des Dänentums in Brand erhält. Nach
vierzig Jahren deutscher Herrschaft sollten Gottesdienste in dünischer Sprache über¬
haupt überflüssig sein. Wenn man -- wie auch seinerzeit Feldmarschall von Man-
teuffel im Elsaß -- der Ansicht ist, daß für die Bewohner von Grenzprovinzen
die Kenntnis der Sprache des Nachbarlandes notwendig sei, so klingt das ja ohne
Zweifel recht human und weltbürgerlich. Aber dann müßte das Bedürfnis doch
ein gegenseitiges sein. Das ist weder in Dänemark noch in Frankreich der Fall,
und über die Energie, mit der die Polen in Galizien, die Tschechen in Böhmen,
die Magyaren in Ungarn der deutschen Sprache zuleide gehn, die die Sprache
ihres Herrscherhauses und die Dienstsprache ihres vielsprachigen Heeres ist, darüber
sind schon viele dicke Bände geschrieben worden. Die katholische Kirche in den
polnischen Landesteilen zeigt dieselben Erscheinungen wie die protestantische Nord¬
schleswigs. Dort bekämpft der polnische katholische Klerus den deutschen, im
nördlichen Schleswig steht der dänische protestantische Geistliche dem deutschen Pro¬
testanten gegenüber. Ohne diese Haltung der Geistlichkeit würde man zum Beispiel
auf Alsen in der Germanisierung des Landes viel weiter sein. Dort steht aber
doch "die Religion" nicht in Frage, und es liegt die Erwägung nahe, ob man
nicht in der Duldung zu weit geht, wenn man erlaubt, daß sich ein nur politischer
Widerstand hinter Kanzel und Altar zurückzieht unter dem Schutz desselben Staates,
gegen den er sich wendet!

Wenn mit der dänischen Propaganda, zumal bei den guten Beziehungen der
Höfe von Berlin und Kopenhagen, immerhin noch fertig zu werden ist, so hat die
polnische Bewegung, die an dem staatlich organisierten Polentum in Galizien einen
starken Rückhalt findet, längst einen Charakter angenommen, dem gegenüber die
Frage nach der Verfassungsmäßigkeit der anzuwendenden Gegenmittel in die zweite
Reihe tritt. Die Grundbedingung jeder Verfassung ist doch die Zugehörigkeit. Wo
so notorisch gegen diese gearbeitet wird, hat es kaum noch Sinn, die Abwehr in
die engen Grenzen der strikten Verfassungsmäßigkeit zu bannen. Die Verhandlungen
des preußischen Abgeordnetenhauses über die Ansiedlungsnovelle haben auf alle diese
Dinge wieder einmal ein Helles, in die Tiefen dringendes Licht geworfen Es
. wird darauf wohl noch eingehender zurückzukommen sein.




Die ersten Vorboten des Krieges von 1870.

Major von Bruch¬
häuser hat im vorigen Heft der Grenzboten an der Hand der Aufzeichnungen des
italienischen Generals Govone, des Unterhändlers des preußisch-italienischen Allianz¬
vertrags von 1866, eine interessante Zusammenstellung der Vorboten des Krieges
von 1870 gegeben und mit Recht die Schlacht von Königgrätz als den ersten dieser
Vorboten bezeichnet. Hierzu noch einige kleine Ergänzungen. Bekanntlich lief am
5. Juli 1866 ein Telegramm des französischen Kaisers im Hauptquartier zu Horsitz
ein, das die französische Vermittlung ankündigte. Bismarck sah in der Plötzlichen Ab¬
tretung Venetiens ein Ergebnis der in den letzten Wochen zwischen Osterreich und
Frankreich gepflognen geheimen Verhandlungen und erkannte die Absicht Napoleons,
die österreichische Südarmee für die Verteidigung von Wien verfügbar zu machen.
Er äußerte zu seinen Geheimen Räten Abeken und Keudell, .wie Keudell in seinem
Buche "Fürst und Fürstin Bismarck" berichtet, in ernstem Tone: "Nach einigen
Jahren wird Louis voraussichtlich diese Parteinahme gegen uns bedauern, sie kann
ihm teuer zu stehn kommen." Später, nach der Ankunft in Brünn, fand auf dem
dortigen Rathause eine Besprechung zwischen Bismarck und Moltke über die mili¬
tärische Lage im Falle einer bewaffneten Einmischung Frankreichs statt. Eines Abends


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gewebe das Ansiedlungsgesetz mit scharfem Schnitt schneidet, mit den reichen
Mitteln der Lemberger Jesuiten arbeiten, deren führende Rolle in der polnischen
Bewegung der schier unauflösliche Kitt zwischen Zentrum und Polentum ist.

Übrigens liegeu diese Dinge im protestantischen Nordschleswig nicht viel anders.
Auch dort ist es die — protestantische — dänische Geistlichkeit, die durch ihre
dänischen Gottesdienste das heilige Feuer des Dänentums in Brand erhält. Nach
vierzig Jahren deutscher Herrschaft sollten Gottesdienste in dünischer Sprache über¬
haupt überflüssig sein. Wenn man — wie auch seinerzeit Feldmarschall von Man-
teuffel im Elsaß — der Ansicht ist, daß für die Bewohner von Grenzprovinzen
die Kenntnis der Sprache des Nachbarlandes notwendig sei, so klingt das ja ohne
Zweifel recht human und weltbürgerlich. Aber dann müßte das Bedürfnis doch
ein gegenseitiges sein. Das ist weder in Dänemark noch in Frankreich der Fall,
und über die Energie, mit der die Polen in Galizien, die Tschechen in Böhmen,
die Magyaren in Ungarn der deutschen Sprache zuleide gehn, die die Sprache
ihres Herrscherhauses und die Dienstsprache ihres vielsprachigen Heeres ist, darüber
sind schon viele dicke Bände geschrieben worden. Die katholische Kirche in den
polnischen Landesteilen zeigt dieselben Erscheinungen wie die protestantische Nord¬
schleswigs. Dort bekämpft der polnische katholische Klerus den deutschen, im
nördlichen Schleswig steht der dänische protestantische Geistliche dem deutschen Pro¬
testanten gegenüber. Ohne diese Haltung der Geistlichkeit würde man zum Beispiel
auf Alsen in der Germanisierung des Landes viel weiter sein. Dort steht aber
doch „die Religion" nicht in Frage, und es liegt die Erwägung nahe, ob man
nicht in der Duldung zu weit geht, wenn man erlaubt, daß sich ein nur politischer
Widerstand hinter Kanzel und Altar zurückzieht unter dem Schutz desselben Staates,
gegen den er sich wendet!

Wenn mit der dänischen Propaganda, zumal bei den guten Beziehungen der
Höfe von Berlin und Kopenhagen, immerhin noch fertig zu werden ist, so hat die
polnische Bewegung, die an dem staatlich organisierten Polentum in Galizien einen
starken Rückhalt findet, längst einen Charakter angenommen, dem gegenüber die
Frage nach der Verfassungsmäßigkeit der anzuwendenden Gegenmittel in die zweite
Reihe tritt. Die Grundbedingung jeder Verfassung ist doch die Zugehörigkeit. Wo
so notorisch gegen diese gearbeitet wird, hat es kaum noch Sinn, die Abwehr in
die engen Grenzen der strikten Verfassungsmäßigkeit zu bannen. Die Verhandlungen
des preußischen Abgeordnetenhauses über die Ansiedlungsnovelle haben auf alle diese
Dinge wieder einmal ein Helles, in die Tiefen dringendes Licht geworfen Es
. wird darauf wohl noch eingehender zurückzukommen sein.




Die ersten Vorboten des Krieges von 1870.

Major von Bruch¬
häuser hat im vorigen Heft der Grenzboten an der Hand der Aufzeichnungen des
italienischen Generals Govone, des Unterhändlers des preußisch-italienischen Allianz¬
vertrags von 1866, eine interessante Zusammenstellung der Vorboten des Krieges
von 1870 gegeben und mit Recht die Schlacht von Königgrätz als den ersten dieser
Vorboten bezeichnet. Hierzu noch einige kleine Ergänzungen. Bekanntlich lief am
5. Juli 1866 ein Telegramm des französischen Kaisers im Hauptquartier zu Horsitz
ein, das die französische Vermittlung ankündigte. Bismarck sah in der Plötzlichen Ab¬
tretung Venetiens ein Ergebnis der in den letzten Wochen zwischen Osterreich und
Frankreich gepflognen geheimen Verhandlungen und erkannte die Absicht Napoleons,
die österreichische Südarmee für die Verteidigung von Wien verfügbar zu machen.
Er äußerte zu seinen Geheimen Räten Abeken und Keudell, .wie Keudell in seinem
Buche „Fürst und Fürstin Bismarck" berichtet, in ernstem Tone: „Nach einigen
Jahren wird Louis voraussichtlich diese Parteinahme gegen uns bedauern, sie kann
ihm teuer zu stehn kommen." Später, nach der Ankunft in Brünn, fand auf dem
dortigen Rathause eine Besprechung zwischen Bismarck und Moltke über die mili¬
tärische Lage im Falle einer bewaffneten Einmischung Frankreichs statt. Eines Abends


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[0061] Maßgebliches und Unmaßgebliches Gewebe das Ansiedlungsgesetz mit scharfem Schnitt schneidet, mit den reichen Mitteln der Lemberger Jesuiten arbeiten, deren führende Rolle in der polnischen Bewegung der schier unauflösliche Kitt zwischen Zentrum und Polentum ist. Übrigens liegeu diese Dinge im protestantischen Nordschleswig nicht viel anders. Auch dort ist es die — protestantische — dänische Geistlichkeit, die durch ihre dänischen Gottesdienste das heilige Feuer des Dänentums in Brand erhält. Nach vierzig Jahren deutscher Herrschaft sollten Gottesdienste in dünischer Sprache über¬ haupt überflüssig sein. Wenn man — wie auch seinerzeit Feldmarschall von Man- teuffel im Elsaß — der Ansicht ist, daß für die Bewohner von Grenzprovinzen die Kenntnis der Sprache des Nachbarlandes notwendig sei, so klingt das ja ohne Zweifel recht human und weltbürgerlich. Aber dann müßte das Bedürfnis doch ein gegenseitiges sein. Das ist weder in Dänemark noch in Frankreich der Fall, und über die Energie, mit der die Polen in Galizien, die Tschechen in Böhmen, die Magyaren in Ungarn der deutschen Sprache zuleide gehn, die die Sprache ihres Herrscherhauses und die Dienstsprache ihres vielsprachigen Heeres ist, darüber sind schon viele dicke Bände geschrieben worden. Die katholische Kirche in den polnischen Landesteilen zeigt dieselben Erscheinungen wie die protestantische Nord¬ schleswigs. Dort bekämpft der polnische katholische Klerus den deutschen, im nördlichen Schleswig steht der dänische protestantische Geistliche dem deutschen Pro¬ testanten gegenüber. Ohne diese Haltung der Geistlichkeit würde man zum Beispiel auf Alsen in der Germanisierung des Landes viel weiter sein. Dort steht aber doch „die Religion" nicht in Frage, und es liegt die Erwägung nahe, ob man nicht in der Duldung zu weit geht, wenn man erlaubt, daß sich ein nur politischer Widerstand hinter Kanzel und Altar zurückzieht unter dem Schutz desselben Staates, gegen den er sich wendet! Wenn mit der dänischen Propaganda, zumal bei den guten Beziehungen der Höfe von Berlin und Kopenhagen, immerhin noch fertig zu werden ist, so hat die polnische Bewegung, die an dem staatlich organisierten Polentum in Galizien einen starken Rückhalt findet, längst einen Charakter angenommen, dem gegenüber die Frage nach der Verfassungsmäßigkeit der anzuwendenden Gegenmittel in die zweite Reihe tritt. Die Grundbedingung jeder Verfassung ist doch die Zugehörigkeit. Wo so notorisch gegen diese gearbeitet wird, hat es kaum noch Sinn, die Abwehr in die engen Grenzen der strikten Verfassungsmäßigkeit zu bannen. Die Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses über die Ansiedlungsnovelle haben auf alle diese Dinge wieder einmal ein Helles, in die Tiefen dringendes Licht geworfen Es . wird darauf wohl noch eingehender zurückzukommen sein. Die ersten Vorboten des Krieges von 1870. Major von Bruch¬ häuser hat im vorigen Heft der Grenzboten an der Hand der Aufzeichnungen des italienischen Generals Govone, des Unterhändlers des preußisch-italienischen Allianz¬ vertrags von 1866, eine interessante Zusammenstellung der Vorboten des Krieges von 1870 gegeben und mit Recht die Schlacht von Königgrätz als den ersten dieser Vorboten bezeichnet. Hierzu noch einige kleine Ergänzungen. Bekanntlich lief am 5. Juli 1866 ein Telegramm des französischen Kaisers im Hauptquartier zu Horsitz ein, das die französische Vermittlung ankündigte. Bismarck sah in der Plötzlichen Ab¬ tretung Venetiens ein Ergebnis der in den letzten Wochen zwischen Osterreich und Frankreich gepflognen geheimen Verhandlungen und erkannte die Absicht Napoleons, die österreichische Südarmee für die Verteidigung von Wien verfügbar zu machen. Er äußerte zu seinen Geheimen Räten Abeken und Keudell, .wie Keudell in seinem Buche „Fürst und Fürstin Bismarck" berichtet, in ernstem Tone: „Nach einigen Jahren wird Louis voraussichtlich diese Parteinahme gegen uns bedauern, sie kann ihm teuer zu stehn kommen." Später, nach der Ankunft in Brünn, fand auf dem dortigen Rathause eine Besprechung zwischen Bismarck und Moltke über die mili¬ tärische Lage im Falle einer bewaffneten Einmischung Frankreichs statt. Eines Abends

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/61>, abgerufen am 27.04.2024.