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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

der medizinischen Zunft während ganzer Generationen unberücksichtigt geblieben.
Das Studium und die Arzneimittellehre haben sich fast ausschließlich mit den
Wirkungen der Materie auf den Geist beschäftigt. Aber die Morgenröte des
zwanzigsten Jahrhunderts ist gekommen, und die Richtung, in der die Menschheit
vorwärts schreitet, geht auf die verborgnen Kräfte der Natur zu. Die Ärzte müssen
heute Psychologie studieren und ihren Lehrern in das weite Gebiet der geistigen
Therapie folgen." Der diesen leider ungenannten berühmten Arzt zitiert, ist fest über¬
zeugt, daß alle Krankheiten, wie sie vom verkehrten menschlichen Willen verursacht seien,
so auch vom gebesserter und gereinigten Geiste durch dessen bloßen Willen geheilt
werden können; er stützt sich darauf, daß jede Seelenerregung chemische Ver¬
änderungen in den Säften bewirke, die Milch einer erzürnten Amme zum Beispiel
das Kind vergifte. Der Mann ist ein Jünger von Ralph Waldo Emerson und
heißt Ralph Waldo Trine. Seine Bücher sind in Nordamerika in viel tausend
Exemplaren verbreitet. Das uus vorliegende: In Harmonie mit dem Unend¬
lichen ist, in autorisierter Übersetzung von Dr. Max Christlich, soeben (mit der
Jahreszahl 1905) bei I. Engelhorn in Stuttgart erschienen. Trines Metaphysik
ist die der christlichen Mystiker. Die Ursachen alles Sichtbaren liegen im Unsicht¬
baren. Die Quelle alles Lebens und aller Kraft nennen wir Gott. Der Menschen¬
geist ist Wesenseins mit dem göttlichen, und es hängt nur vom Menschen ab, in
welchem Maße er, sich gegen das Niedre verschließend und nach oben öffnend,
Gottes Kraft in sich aufnehmen, Gott werden will. Was Trine von den Mystikern
unterscheidet, ist seine Welt- und Tatfreudigkeit, und daß er die Armut verwirft.
Nur setzt er als selbstverständlich voraus, daß die äußern Güter nicht als Zweck
behandelt werden, sondern als der Stoff, worin sich des Menschen Geist verwirk¬
licht. Wie die rechte Gesinnung Gesundheit verleiht, so zieht sie auch alle Güter
an, deren der Mensch zur Selbstverwirklichung, zur Vollendung seiner Persönlich¬
keit bedarf.

Im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten mag es verhältnismäßig vielen
möglich sein, sich zu einem solchen Gvttmenschenbewußtsein und Allmachtgefühl
emporzuschwingen. Wir in der Alten Welt fühlen unsre tausendfältige Abhängig¬
keit, die Begrenztheit unsers Wissens und Könnens, so stark, daß die meisten von
uns schon froh sein dürfen, wenn sie im Vertrauen auf den transzendenten Gott
eine zuverlässige Stütze gefunden haben. Auch ist es die Frage, ob mit lauter
menschenfreundlicher Gesinnung ohne einen Zusatz des von Trine gänzlich verworfnen
Zorns wirklich alle aus Bosheit und Unverstand entspringenden Übel überwunden
'werden können, und die Kirchen für so überflüssig zu halten, einer reinen Vernunft-
religion eine solche Anziehungskraft zuzuschreiben, wie der Verfasser tut, verbietet
uns die Erfahrung. Trotz dieser Abweichung in einzelnen wichtigen Punkten stehn
Wir nicht an, das Buch zu empfehlen als ein Schatzkästlein brauchbarer Lebens¬
regeln und als ein Gegengift gegen kleinmütigen Pessimismus und materialistischen
Atheismus. Was diesen betrifft, so meint Trine, Atheisten im strengen Sinne des
Worts gäbe es gar nicht. Aber er fügt hinzu: "Wohl gibt es Ungläubigen und
Atheisten gegenüber manche Vorstellungen, die sich die Menschen von Gott machen --
und Gott sei Dank, daß es solche gibt. Auch fromme und ernste Menschen unter
uns schreiben Gott Dinge zu, die kein Mann und keine Frau, die etwas auf sich
halten, von sich sagen ließen." Auch damit hat er jn Recht.


Beiträge Friedrich Ratzels zu den Grenzboten.

Von unserm lang¬
jährigen Freund und Mitarbeiter sind neben einer größern Reihe kleinerer Bücher-
besprechnngen folgende Abhandlungen und kleinern Artikel, die selbständige Gedanken
..enthalten, in den Grenzboten erschienen:

1888, Heft 37: Die Entfernungen in der Geschichte (5 S.).
1891, ,. 10: Casati und Emin Pascha (10 S);
" 13: Das Buch des Dr. Karl Peters (10 S.).

Grenzboten IV 1904 72
Maßgebliches und Unmaßgebliches

der medizinischen Zunft während ganzer Generationen unberücksichtigt geblieben.
Das Studium und die Arzneimittellehre haben sich fast ausschließlich mit den
Wirkungen der Materie auf den Geist beschäftigt. Aber die Morgenröte des
zwanzigsten Jahrhunderts ist gekommen, und die Richtung, in der die Menschheit
vorwärts schreitet, geht auf die verborgnen Kräfte der Natur zu. Die Ärzte müssen
heute Psychologie studieren und ihren Lehrern in das weite Gebiet der geistigen
Therapie folgen." Der diesen leider ungenannten berühmten Arzt zitiert, ist fest über¬
zeugt, daß alle Krankheiten, wie sie vom verkehrten menschlichen Willen verursacht seien,
so auch vom gebesserter und gereinigten Geiste durch dessen bloßen Willen geheilt
werden können; er stützt sich darauf, daß jede Seelenerregung chemische Ver¬
änderungen in den Säften bewirke, die Milch einer erzürnten Amme zum Beispiel
das Kind vergifte. Der Mann ist ein Jünger von Ralph Waldo Emerson und
heißt Ralph Waldo Trine. Seine Bücher sind in Nordamerika in viel tausend
Exemplaren verbreitet. Das uus vorliegende: In Harmonie mit dem Unend¬
lichen ist, in autorisierter Übersetzung von Dr. Max Christlich, soeben (mit der
Jahreszahl 1905) bei I. Engelhorn in Stuttgart erschienen. Trines Metaphysik
ist die der christlichen Mystiker. Die Ursachen alles Sichtbaren liegen im Unsicht¬
baren. Die Quelle alles Lebens und aller Kraft nennen wir Gott. Der Menschen¬
geist ist Wesenseins mit dem göttlichen, und es hängt nur vom Menschen ab, in
welchem Maße er, sich gegen das Niedre verschließend und nach oben öffnend,
Gottes Kraft in sich aufnehmen, Gott werden will. Was Trine von den Mystikern
unterscheidet, ist seine Welt- und Tatfreudigkeit, und daß er die Armut verwirft.
Nur setzt er als selbstverständlich voraus, daß die äußern Güter nicht als Zweck
behandelt werden, sondern als der Stoff, worin sich des Menschen Geist verwirk¬
licht. Wie die rechte Gesinnung Gesundheit verleiht, so zieht sie auch alle Güter
an, deren der Mensch zur Selbstverwirklichung, zur Vollendung seiner Persönlich¬
keit bedarf.

Im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten mag es verhältnismäßig vielen
möglich sein, sich zu einem solchen Gvttmenschenbewußtsein und Allmachtgefühl
emporzuschwingen. Wir in der Alten Welt fühlen unsre tausendfältige Abhängig¬
keit, die Begrenztheit unsers Wissens und Könnens, so stark, daß die meisten von
uns schon froh sein dürfen, wenn sie im Vertrauen auf den transzendenten Gott
eine zuverlässige Stütze gefunden haben. Auch ist es die Frage, ob mit lauter
menschenfreundlicher Gesinnung ohne einen Zusatz des von Trine gänzlich verworfnen
Zorns wirklich alle aus Bosheit und Unverstand entspringenden Übel überwunden
'werden können, und die Kirchen für so überflüssig zu halten, einer reinen Vernunft-
religion eine solche Anziehungskraft zuzuschreiben, wie der Verfasser tut, verbietet
uns die Erfahrung. Trotz dieser Abweichung in einzelnen wichtigen Punkten stehn
Wir nicht an, das Buch zu empfehlen als ein Schatzkästlein brauchbarer Lebens¬
regeln und als ein Gegengift gegen kleinmütigen Pessimismus und materialistischen
Atheismus. Was diesen betrifft, so meint Trine, Atheisten im strengen Sinne des
Worts gäbe es gar nicht. Aber er fügt hinzu: „Wohl gibt es Ungläubigen und
Atheisten gegenüber manche Vorstellungen, die sich die Menschen von Gott machen —
und Gott sei Dank, daß es solche gibt. Auch fromme und ernste Menschen unter
uns schreiben Gott Dinge zu, die kein Mann und keine Frau, die etwas auf sich
halten, von sich sagen ließen." Auch damit hat er jn Recht.


Beiträge Friedrich Ratzels zu den Grenzboten.

Von unserm lang¬
jährigen Freund und Mitarbeiter sind neben einer größern Reihe kleinerer Bücher-
besprechnngen folgende Abhandlungen und kleinern Artikel, die selbständige Gedanken
..enthalten, in den Grenzboten erschienen:

1888, Heft 37: Die Entfernungen in der Geschichte (5 S.).
1891, ,. 10: Casati und Emin Pascha (10 S);
„ 13: Das Buch des Dr. Karl Peters (10 S.).

Grenzboten IV 1904 72
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[0537] Maßgebliches und Unmaßgebliches der medizinischen Zunft während ganzer Generationen unberücksichtigt geblieben. Das Studium und die Arzneimittellehre haben sich fast ausschließlich mit den Wirkungen der Materie auf den Geist beschäftigt. Aber die Morgenröte des zwanzigsten Jahrhunderts ist gekommen, und die Richtung, in der die Menschheit vorwärts schreitet, geht auf die verborgnen Kräfte der Natur zu. Die Ärzte müssen heute Psychologie studieren und ihren Lehrern in das weite Gebiet der geistigen Therapie folgen." Der diesen leider ungenannten berühmten Arzt zitiert, ist fest über¬ zeugt, daß alle Krankheiten, wie sie vom verkehrten menschlichen Willen verursacht seien, so auch vom gebesserter und gereinigten Geiste durch dessen bloßen Willen geheilt werden können; er stützt sich darauf, daß jede Seelenerregung chemische Ver¬ änderungen in den Säften bewirke, die Milch einer erzürnten Amme zum Beispiel das Kind vergifte. Der Mann ist ein Jünger von Ralph Waldo Emerson und heißt Ralph Waldo Trine. Seine Bücher sind in Nordamerika in viel tausend Exemplaren verbreitet. Das uus vorliegende: In Harmonie mit dem Unend¬ lichen ist, in autorisierter Übersetzung von Dr. Max Christlich, soeben (mit der Jahreszahl 1905) bei I. Engelhorn in Stuttgart erschienen. Trines Metaphysik ist die der christlichen Mystiker. Die Ursachen alles Sichtbaren liegen im Unsicht¬ baren. Die Quelle alles Lebens und aller Kraft nennen wir Gott. Der Menschen¬ geist ist Wesenseins mit dem göttlichen, und es hängt nur vom Menschen ab, in welchem Maße er, sich gegen das Niedre verschließend und nach oben öffnend, Gottes Kraft in sich aufnehmen, Gott werden will. Was Trine von den Mystikern unterscheidet, ist seine Welt- und Tatfreudigkeit, und daß er die Armut verwirft. Nur setzt er als selbstverständlich voraus, daß die äußern Güter nicht als Zweck behandelt werden, sondern als der Stoff, worin sich des Menschen Geist verwirk¬ licht. Wie die rechte Gesinnung Gesundheit verleiht, so zieht sie auch alle Güter an, deren der Mensch zur Selbstverwirklichung, zur Vollendung seiner Persönlich¬ keit bedarf. Im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten mag es verhältnismäßig vielen möglich sein, sich zu einem solchen Gvttmenschenbewußtsein und Allmachtgefühl emporzuschwingen. Wir in der Alten Welt fühlen unsre tausendfältige Abhängig¬ keit, die Begrenztheit unsers Wissens und Könnens, so stark, daß die meisten von uns schon froh sein dürfen, wenn sie im Vertrauen auf den transzendenten Gott eine zuverlässige Stütze gefunden haben. Auch ist es die Frage, ob mit lauter menschenfreundlicher Gesinnung ohne einen Zusatz des von Trine gänzlich verworfnen Zorns wirklich alle aus Bosheit und Unverstand entspringenden Übel überwunden 'werden können, und die Kirchen für so überflüssig zu halten, einer reinen Vernunft- religion eine solche Anziehungskraft zuzuschreiben, wie der Verfasser tut, verbietet uns die Erfahrung. Trotz dieser Abweichung in einzelnen wichtigen Punkten stehn Wir nicht an, das Buch zu empfehlen als ein Schatzkästlein brauchbarer Lebens¬ regeln und als ein Gegengift gegen kleinmütigen Pessimismus und materialistischen Atheismus. Was diesen betrifft, so meint Trine, Atheisten im strengen Sinne des Worts gäbe es gar nicht. Aber er fügt hinzu: „Wohl gibt es Ungläubigen und Atheisten gegenüber manche Vorstellungen, die sich die Menschen von Gott machen — und Gott sei Dank, daß es solche gibt. Auch fromme und ernste Menschen unter uns schreiben Gott Dinge zu, die kein Mann und keine Frau, die etwas auf sich halten, von sich sagen ließen." Auch damit hat er jn Recht. Beiträge Friedrich Ratzels zu den Grenzboten. Von unserm lang¬ jährigen Freund und Mitarbeiter sind neben einer größern Reihe kleinerer Bücher- besprechnngen folgende Abhandlungen und kleinern Artikel, die selbständige Gedanken ..enthalten, in den Grenzboten erschienen: 1888, Heft 37: Die Entfernungen in der Geschichte (5 S.). 1891, ,. 10: Casati und Emin Pascha (10 S); „ 13: Das Buch des Dr. Karl Peters (10 S.). Grenzboten IV 1904 72

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/537>, abgerufen am 03.05.2024.