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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gewiß ist Witwen- und Waisenfürsorge eine edle Sache, und in diesem Sinne
ist sie schon vor zwanzig Jahren amtlich den Idealen der deutschen Sozialpolitik
beigezählt worden. Aber jedes Ding zu seiner Zeit. Kommt wieder einmal ein
Milliardenregen über Deutschland, so mag sofort eine erkleckliche Summe für diese
und für ähnliche Zwecke abgezweigt werden; es wäre das in den siebziger Jahren eine
recht nützliche Anlage gewesen. Aber so lange wir in den dringlichsten Fragen der
Landesvertetdiguug mit jeder Million kargen müssen, und so lange das Reich fort¬
gesetzt gezwungen ist, Schulden zu machen und die Einzelstaaten bis zur Verwirrung
ihrer Finanzen zu belasten, hat es keinen Sinn, mit neuen Wohltätigkeitseinrich¬
tungen zu prunken, die tatsächlich doch nur auf dem Wege des Schuldenmachens
realisierbar sind.

Die schlechte Finanzlage hat denn auch bet den Heeresvorlagen das Wort
geführt, und weit über die konservativen Kreise hinaus herrscht allgemeines Er¬
staunen, daß das Erstgeburtsrecht der dreijährige" Dienstzeit um ein solches Linsen¬
gericht verkauft werden soll, wie es die Forderungen des Kriegsministers darstellen.
Bemerkenswerterweise geschieht darin für die Offiziere gar nichts. Aber der Offizier¬
ersatz läßt qualitativ und quantitativ nach, und die aussichtslose Friedenszeit ist nicht
danach angetan, den Andrang zu mehren. Einundvierzig Jnfanterieregimenter des
Heeres haben nur zwei Bataillone, statt der fehlenden einundvierzig werden sieben
verlangt, die in fünf Jahren aufgestellt werden sollen; somit fehlen der Armee bis
1910 noch vierunddreißig Jnfanteriebataillone, die im Kriegsfalle aus Reserven
formiert werden müssen -- schwerlich eine wünschenswerte Einrichtung. Und woher
kommen dann die Offizierkorps? Wieviel werden unsre ohnehin meist zu schwach
dotierten Jnfanterieregimenter dann abgeben können? Mit Offizieren des Be¬
urlaubtenstandes allein läßt sich die Sache doch nicht machen. Im Jahre 1910
können vielleicht weitere zehn Bataillone in Aussicht genommen werden, die andern
Fußtruppen werden ja dann wohl gesättigt sein, aber bis dahin wird es eine ganze
Anzahl von Divisionen geben, die das vom Kriegsminister geforderte Minimum
von zwölf Bataillonen nicht aufzuweisen vermögen. So hat zum Beispiel die
vierzigste (sächsische) Division nur elf Bataillone und gar keine Kavallerie. Das
fehlende Bataillon ist gefordert, wird aber 1905 noch nicht aufgestellt, sondern
nur em Kavallerieregiment mit Hilfe zweier Eskadrons Jäger zu Pferde. Gänzlich
fehlt die Kavallerie ferner bei der achtunddreißigsten, der nennunddreißigsten und
der sechsten bayrischen Division. Die zehnte Division (Posen) hat nur ein Regiment
Kavallerie. Nach Errichtung der neun Regimenter wird jede Division wenigstens
über eine Kavalleriebrignde zu zwei Regimentern verfügen können, von denen
sie dann im Kriegsfalle je eine zur Formierung der Kavalleriedivisionen abzugeben
haben. Die ueununddreißigste Division (Kolmar) hat nur acht Bataillone Infanterie,
sie würde also von den sieben neu zu errichtenden des preußischen Anteils allein
vier beanspruchen müssen, aber der siebenunddreißigsten Division in Altenstein
geht es gerade ebenso! Was will solchen Lücken gegenüber eine so geringfügige
Jnfanterieverstärkuug sagen! Der Vorwärts ironisiert sich selbst, wenn er in großem
Plakatdruck Geschrei erhebt über die neuen Anforderungen des "Militärmolochs"
und hinterher bekennt, daß es sich um zehntausend Mann innerhalb fünf Jahren
handelt! An Menschenmaterial für die noch ausstehenden vierunddreißig Bataillone
hätte es in diesen fünf Jahren noch nicht gefehlt -- aber an Geld und an
Lehrpersonal. Auch dieses Lehrpersonal ist wesentlich eine Geldfrage, in der der
Staat mit den Löhnen der industriellen Unternehmungen usw. nicht zu konkurrieren
vermag, weder in den Aktivstelluugen noch in den sogenannten Zivilversorgungen
I n diesem Umstand aber liegt für unser Heer die größte Gefahr.




Kaltes Blut!

. Nun ist auch noch in der letzten Provinz des zisleithanischen
Österreichs der Nationalitätenhader zum Ausbruch gekommen; deutsche und italienische


Grenzboten IV 1904 gy
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Gewiß ist Witwen- und Waisenfürsorge eine edle Sache, und in diesem Sinne
ist sie schon vor zwanzig Jahren amtlich den Idealen der deutschen Sozialpolitik
beigezählt worden. Aber jedes Ding zu seiner Zeit. Kommt wieder einmal ein
Milliardenregen über Deutschland, so mag sofort eine erkleckliche Summe für diese
und für ähnliche Zwecke abgezweigt werden; es wäre das in den siebziger Jahren eine
recht nützliche Anlage gewesen. Aber so lange wir in den dringlichsten Fragen der
Landesvertetdiguug mit jeder Million kargen müssen, und so lange das Reich fort¬
gesetzt gezwungen ist, Schulden zu machen und die Einzelstaaten bis zur Verwirrung
ihrer Finanzen zu belasten, hat es keinen Sinn, mit neuen Wohltätigkeitseinrich¬
tungen zu prunken, die tatsächlich doch nur auf dem Wege des Schuldenmachens
realisierbar sind.

Die schlechte Finanzlage hat denn auch bet den Heeresvorlagen das Wort
geführt, und weit über die konservativen Kreise hinaus herrscht allgemeines Er¬
staunen, daß das Erstgeburtsrecht der dreijährige» Dienstzeit um ein solches Linsen¬
gericht verkauft werden soll, wie es die Forderungen des Kriegsministers darstellen.
Bemerkenswerterweise geschieht darin für die Offiziere gar nichts. Aber der Offizier¬
ersatz läßt qualitativ und quantitativ nach, und die aussichtslose Friedenszeit ist nicht
danach angetan, den Andrang zu mehren. Einundvierzig Jnfanterieregimenter des
Heeres haben nur zwei Bataillone, statt der fehlenden einundvierzig werden sieben
verlangt, die in fünf Jahren aufgestellt werden sollen; somit fehlen der Armee bis
1910 noch vierunddreißig Jnfanteriebataillone, die im Kriegsfalle aus Reserven
formiert werden müssen — schwerlich eine wünschenswerte Einrichtung. Und woher
kommen dann die Offizierkorps? Wieviel werden unsre ohnehin meist zu schwach
dotierten Jnfanterieregimenter dann abgeben können? Mit Offizieren des Be¬
urlaubtenstandes allein läßt sich die Sache doch nicht machen. Im Jahre 1910
können vielleicht weitere zehn Bataillone in Aussicht genommen werden, die andern
Fußtruppen werden ja dann wohl gesättigt sein, aber bis dahin wird es eine ganze
Anzahl von Divisionen geben, die das vom Kriegsminister geforderte Minimum
von zwölf Bataillonen nicht aufzuweisen vermögen. So hat zum Beispiel die
vierzigste (sächsische) Division nur elf Bataillone und gar keine Kavallerie. Das
fehlende Bataillon ist gefordert, wird aber 1905 noch nicht aufgestellt, sondern
nur em Kavallerieregiment mit Hilfe zweier Eskadrons Jäger zu Pferde. Gänzlich
fehlt die Kavallerie ferner bei der achtunddreißigsten, der nennunddreißigsten und
der sechsten bayrischen Division. Die zehnte Division (Posen) hat nur ein Regiment
Kavallerie. Nach Errichtung der neun Regimenter wird jede Division wenigstens
über eine Kavalleriebrignde zu zwei Regimentern verfügen können, von denen
sie dann im Kriegsfalle je eine zur Formierung der Kavalleriedivisionen abzugeben
haben. Die ueununddreißigste Division (Kolmar) hat nur acht Bataillone Infanterie,
sie würde also von den sieben neu zu errichtenden des preußischen Anteils allein
vier beanspruchen müssen, aber der siebenunddreißigsten Division in Altenstein
geht es gerade ebenso! Was will solchen Lücken gegenüber eine so geringfügige
Jnfanterieverstärkuug sagen! Der Vorwärts ironisiert sich selbst, wenn er in großem
Plakatdruck Geschrei erhebt über die neuen Anforderungen des „Militärmolochs"
und hinterher bekennt, daß es sich um zehntausend Mann innerhalb fünf Jahren
handelt! An Menschenmaterial für die noch ausstehenden vierunddreißig Bataillone
hätte es in diesen fünf Jahren noch nicht gefehlt — aber an Geld und an
Lehrpersonal. Auch dieses Lehrpersonal ist wesentlich eine Geldfrage, in der der
Staat mit den Löhnen der industriellen Unternehmungen usw. nicht zu konkurrieren
vermag, weder in den Aktivstelluugen noch in den sogenannten Zivilversorgungen
I n diesem Umstand aber liegt für unser Heer die größte Gefahr.




Kaltes Blut!

. Nun ist auch noch in der letzten Provinz des zisleithanischen
Österreichs der Nationalitätenhader zum Ausbruch gekommen; deutsche und italienische


Grenzboten IV 1904 gy
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[0595] Maßgebliches und Unmaßgebliches Gewiß ist Witwen- und Waisenfürsorge eine edle Sache, und in diesem Sinne ist sie schon vor zwanzig Jahren amtlich den Idealen der deutschen Sozialpolitik beigezählt worden. Aber jedes Ding zu seiner Zeit. Kommt wieder einmal ein Milliardenregen über Deutschland, so mag sofort eine erkleckliche Summe für diese und für ähnliche Zwecke abgezweigt werden; es wäre das in den siebziger Jahren eine recht nützliche Anlage gewesen. Aber so lange wir in den dringlichsten Fragen der Landesvertetdiguug mit jeder Million kargen müssen, und so lange das Reich fort¬ gesetzt gezwungen ist, Schulden zu machen und die Einzelstaaten bis zur Verwirrung ihrer Finanzen zu belasten, hat es keinen Sinn, mit neuen Wohltätigkeitseinrich¬ tungen zu prunken, die tatsächlich doch nur auf dem Wege des Schuldenmachens realisierbar sind. Die schlechte Finanzlage hat denn auch bet den Heeresvorlagen das Wort geführt, und weit über die konservativen Kreise hinaus herrscht allgemeines Er¬ staunen, daß das Erstgeburtsrecht der dreijährige» Dienstzeit um ein solches Linsen¬ gericht verkauft werden soll, wie es die Forderungen des Kriegsministers darstellen. Bemerkenswerterweise geschieht darin für die Offiziere gar nichts. Aber der Offizier¬ ersatz läßt qualitativ und quantitativ nach, und die aussichtslose Friedenszeit ist nicht danach angetan, den Andrang zu mehren. Einundvierzig Jnfanterieregimenter des Heeres haben nur zwei Bataillone, statt der fehlenden einundvierzig werden sieben verlangt, die in fünf Jahren aufgestellt werden sollen; somit fehlen der Armee bis 1910 noch vierunddreißig Jnfanteriebataillone, die im Kriegsfalle aus Reserven formiert werden müssen — schwerlich eine wünschenswerte Einrichtung. Und woher kommen dann die Offizierkorps? Wieviel werden unsre ohnehin meist zu schwach dotierten Jnfanterieregimenter dann abgeben können? Mit Offizieren des Be¬ urlaubtenstandes allein läßt sich die Sache doch nicht machen. Im Jahre 1910 können vielleicht weitere zehn Bataillone in Aussicht genommen werden, die andern Fußtruppen werden ja dann wohl gesättigt sein, aber bis dahin wird es eine ganze Anzahl von Divisionen geben, die das vom Kriegsminister geforderte Minimum von zwölf Bataillonen nicht aufzuweisen vermögen. So hat zum Beispiel die vierzigste (sächsische) Division nur elf Bataillone und gar keine Kavallerie. Das fehlende Bataillon ist gefordert, wird aber 1905 noch nicht aufgestellt, sondern nur em Kavallerieregiment mit Hilfe zweier Eskadrons Jäger zu Pferde. Gänzlich fehlt die Kavallerie ferner bei der achtunddreißigsten, der nennunddreißigsten und der sechsten bayrischen Division. Die zehnte Division (Posen) hat nur ein Regiment Kavallerie. Nach Errichtung der neun Regimenter wird jede Division wenigstens über eine Kavalleriebrignde zu zwei Regimentern verfügen können, von denen sie dann im Kriegsfalle je eine zur Formierung der Kavalleriedivisionen abzugeben haben. Die ueununddreißigste Division (Kolmar) hat nur acht Bataillone Infanterie, sie würde also von den sieben neu zu errichtenden des preußischen Anteils allein vier beanspruchen müssen, aber der siebenunddreißigsten Division in Altenstein geht es gerade ebenso! Was will solchen Lücken gegenüber eine so geringfügige Jnfanterieverstärkuug sagen! Der Vorwärts ironisiert sich selbst, wenn er in großem Plakatdruck Geschrei erhebt über die neuen Anforderungen des „Militärmolochs" und hinterher bekennt, daß es sich um zehntausend Mann innerhalb fünf Jahren handelt! An Menschenmaterial für die noch ausstehenden vierunddreißig Bataillone hätte es in diesen fünf Jahren noch nicht gefehlt — aber an Geld und an Lehrpersonal. Auch dieses Lehrpersonal ist wesentlich eine Geldfrage, in der der Staat mit den Löhnen der industriellen Unternehmungen usw. nicht zu konkurrieren vermag, weder in den Aktivstelluugen noch in den sogenannten Zivilversorgungen I n diesem Umstand aber liegt für unser Heer die größte Gefahr. Kaltes Blut! . Nun ist auch noch in der letzten Provinz des zisleithanischen Österreichs der Nationalitätenhader zum Ausbruch gekommen; deutsche und italienische Grenzboten IV 1904 gy

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/595>, abgerufen am 03.05.2024.