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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wichtige Epochen des Tags zu markieren und auszurufen, wie der Hahn, der den
Tagesanbruch verkündigte. Sondern es kam darauf an, Apparate zu erfinde", die
den ganzen Sonnenlauf mitmachten, und die Tag und Nacht fortgingen wie die
Sonne: das waren die Räderuhren, die dem zwölften Jahrhundert angehören, mit
denen man wohl solche Signale zu verbinden Pflegte, sodaß sie schlugen, die aber
ein Stück Astronomie bedeuten, und deren Zeiger einen mit dem Himmel selbst
identischen Kreis beschreibt.

So waren also die Menschen zu guter Letzt wieder auf die Sonnenuhr ge¬
kommen? Weit gefehlt. Die Sonnenuhr geht nicht mit der Sonne, sie ist keine
der Sonne entsprechende und ihre Bewegung leitende zweite Sonne, sondern nur
eine auf den Sonnenschein berechnete Vorrichtung, eine Art Spiegel, den man der
Sonne vorhält. Eine Bäuerin stellt sich nordwärts, hält die Finger gegen eine
lichte Stelle des Himmels und ruft: Gleich drei Uhr! -- oder sie blickt nach dem
verdorrten Baum auf dem Hofe. Ist der Schatten beim Brunnen, so zcigts neun
Uhr Vormittags; steigt er bis an den Krautgarten hinüber, so ists Mittag; und
kommt er zum Schweinestall, so ists Vesperzeit. Auf dem Abendberge in der
Schweiz, hinter dem die Sonne zu Golde geht, steht eine alte Tanne, die in
Därligen die Siebenuhrtanne genannt wird. Überall kennt man die Bergspitzen,
über denen die Sonne zu gewissen Tageszeiten zu stehn pflegt, und die danach
Morgen-, Mittags- und Abendberge heißen. Die Sonne muß freilich immer her¬
halten, mittelbar oder unmittelbar; das uralte Horologium steht jedermann zur
Verfügung, und die Landleute wissen es zu benutzen. Aber daran, die Sonne
gleichsam zu stehle", und wie Prometheus das Feuer, so die Zeit vom Himmel
herabzuholen und in die Stube zu hängen, ja in die Westentasche zu stecken, daran
denken die Tröpfe nicht.

Das haben die Uhrmacher getan.


Rudolf Aleinpaul
Biologisches Christentum.

Der Novellist Wilhelm Fischer in Graz hat
unter dem Titel Poetenphilosophie (bei Georg Müller in Leipzig und München,
1904) eine geistvolle Studie herausgegeben, die uns den liebenswürdigen Dichter
als einen kräftigen und originellen Denker enthüllt. Unter allen Versuchen, den
Idealismus und eine idealistische Ethik biologisch zu begründen, die uns bisher
vorgekommen sind, ist der von Fischer der erste, den wir als gelungen bezeichnen
zu dürfen glauben, womit nicht gesagt sein soll, daß wir mit jeder einzelnen seiner
Ableitungen und Erklärungen einverstanden wären. Eingeschaltet ist eine von der
Phantasie entworfne, aber nicht phantastische, sondern aus wissenschaftlichen Wahr¬
scheinlichkeiten zusammengefügte Geschichte der vieltausendjährigen Entwicklung einer
Affenart zum redenden Menschen. Um den Standpunkt des Verfassers anzudeuten
und zum Lesen seines Buchs einzuladen, zitieren wir einige Stellen: "Es bleibt
ein durch keine Wissenschaft zu erklärendes Ereignis, wie die Vernunft in die Welt
gekommen ist, durch die, wie anzunehmen, der tierische in einen menschlichen Orga¬
nismus umgewandelt ward. Die tausend Jahre erklären es nicht, und wenn sie
auch noch um einige Nullen vermehrt werden; denn das Selbstbewußtsein ist
augenblicklich oder niemals im gesunden und gereiften Organismus." "Ein reiner
Geist, wenn es einen solchen gäbe, könnte auf keinen Körper einwirken. Gott ver¬
ändert sich nie; dadurch ist ihm aber jede Wirkung versagt, denn jede Wirkung
verändert auch deu Wirkender. Und doch wirkt Gott, die Welt ist seine Wirkung
oder Schöpfung, er ihre höchste Ursache, ihr Schöpfer. Gott kann also nur körper¬
lich, das heißt, in der Welt wirken, nicht rein geistig, das heißt, außerhalb der
Welt. ... Die sich verkörpernde Wirkung Gottes ist sein eingeborner Sohn, der
Mensch Christus, und er ist es durch den heiligen Geist. ... So ist der Gott,
der einen Menschenleib annahm, um den Tiermenschen zum Gottmenschen zu er-
unt dafür litt und am Kreuze starb, in seiner Dreieinigkeit ein tieferes
-Weltsymbol als der über Wolken thronende einzige Gott." "Die Welt als Ganzes


Maßgebliches und Unmaßgebliches

wichtige Epochen des Tags zu markieren und auszurufen, wie der Hahn, der den
Tagesanbruch verkündigte. Sondern es kam darauf an, Apparate zu erfinde», die
den ganzen Sonnenlauf mitmachten, und die Tag und Nacht fortgingen wie die
Sonne: das waren die Räderuhren, die dem zwölften Jahrhundert angehören, mit
denen man wohl solche Signale zu verbinden Pflegte, sodaß sie schlugen, die aber
ein Stück Astronomie bedeuten, und deren Zeiger einen mit dem Himmel selbst
identischen Kreis beschreibt.

So waren also die Menschen zu guter Letzt wieder auf die Sonnenuhr ge¬
kommen? Weit gefehlt. Die Sonnenuhr geht nicht mit der Sonne, sie ist keine
der Sonne entsprechende und ihre Bewegung leitende zweite Sonne, sondern nur
eine auf den Sonnenschein berechnete Vorrichtung, eine Art Spiegel, den man der
Sonne vorhält. Eine Bäuerin stellt sich nordwärts, hält die Finger gegen eine
lichte Stelle des Himmels und ruft: Gleich drei Uhr! — oder sie blickt nach dem
verdorrten Baum auf dem Hofe. Ist der Schatten beim Brunnen, so zcigts neun
Uhr Vormittags; steigt er bis an den Krautgarten hinüber, so ists Mittag; und
kommt er zum Schweinestall, so ists Vesperzeit. Auf dem Abendberge in der
Schweiz, hinter dem die Sonne zu Golde geht, steht eine alte Tanne, die in
Därligen die Siebenuhrtanne genannt wird. Überall kennt man die Bergspitzen,
über denen die Sonne zu gewissen Tageszeiten zu stehn pflegt, und die danach
Morgen-, Mittags- und Abendberge heißen. Die Sonne muß freilich immer her¬
halten, mittelbar oder unmittelbar; das uralte Horologium steht jedermann zur
Verfügung, und die Landleute wissen es zu benutzen. Aber daran, die Sonne
gleichsam zu stehle», und wie Prometheus das Feuer, so die Zeit vom Himmel
herabzuholen und in die Stube zu hängen, ja in die Westentasche zu stecken, daran
denken die Tröpfe nicht.

Das haben die Uhrmacher getan.


Rudolf Aleinpaul
Biologisches Christentum.

Der Novellist Wilhelm Fischer in Graz hat
unter dem Titel Poetenphilosophie (bei Georg Müller in Leipzig und München,
1904) eine geistvolle Studie herausgegeben, die uns den liebenswürdigen Dichter
als einen kräftigen und originellen Denker enthüllt. Unter allen Versuchen, den
Idealismus und eine idealistische Ethik biologisch zu begründen, die uns bisher
vorgekommen sind, ist der von Fischer der erste, den wir als gelungen bezeichnen
zu dürfen glauben, womit nicht gesagt sein soll, daß wir mit jeder einzelnen seiner
Ableitungen und Erklärungen einverstanden wären. Eingeschaltet ist eine von der
Phantasie entworfne, aber nicht phantastische, sondern aus wissenschaftlichen Wahr¬
scheinlichkeiten zusammengefügte Geschichte der vieltausendjährigen Entwicklung einer
Affenart zum redenden Menschen. Um den Standpunkt des Verfassers anzudeuten
und zum Lesen seines Buchs einzuladen, zitieren wir einige Stellen: „Es bleibt
ein durch keine Wissenschaft zu erklärendes Ereignis, wie die Vernunft in die Welt
gekommen ist, durch die, wie anzunehmen, der tierische in einen menschlichen Orga¬
nismus umgewandelt ward. Die tausend Jahre erklären es nicht, und wenn sie
auch noch um einige Nullen vermehrt werden; denn das Selbstbewußtsein ist
augenblicklich oder niemals im gesunden und gereiften Organismus." „Ein reiner
Geist, wenn es einen solchen gäbe, könnte auf keinen Körper einwirken. Gott ver¬
ändert sich nie; dadurch ist ihm aber jede Wirkung versagt, denn jede Wirkung
verändert auch deu Wirkender. Und doch wirkt Gott, die Welt ist seine Wirkung
oder Schöpfung, er ihre höchste Ursache, ihr Schöpfer. Gott kann also nur körper¬
lich, das heißt, in der Welt wirken, nicht rein geistig, das heißt, außerhalb der
Welt. ... Die sich verkörpernde Wirkung Gottes ist sein eingeborner Sohn, der
Mensch Christus, und er ist es durch den heiligen Geist. ... So ist der Gott,
der einen Menschenleib annahm, um den Tiermenschen zum Gottmenschen zu er-
unt dafür litt und am Kreuze starb, in seiner Dreieinigkeit ein tieferes
-Weltsymbol als der über Wolken thronende einzige Gott." „Die Welt als Ganzes


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[0780] Maßgebliches und Unmaßgebliches wichtige Epochen des Tags zu markieren und auszurufen, wie der Hahn, der den Tagesanbruch verkündigte. Sondern es kam darauf an, Apparate zu erfinde», die den ganzen Sonnenlauf mitmachten, und die Tag und Nacht fortgingen wie die Sonne: das waren die Räderuhren, die dem zwölften Jahrhundert angehören, mit denen man wohl solche Signale zu verbinden Pflegte, sodaß sie schlugen, die aber ein Stück Astronomie bedeuten, und deren Zeiger einen mit dem Himmel selbst identischen Kreis beschreibt. So waren also die Menschen zu guter Letzt wieder auf die Sonnenuhr ge¬ kommen? Weit gefehlt. Die Sonnenuhr geht nicht mit der Sonne, sie ist keine der Sonne entsprechende und ihre Bewegung leitende zweite Sonne, sondern nur eine auf den Sonnenschein berechnete Vorrichtung, eine Art Spiegel, den man der Sonne vorhält. Eine Bäuerin stellt sich nordwärts, hält die Finger gegen eine lichte Stelle des Himmels und ruft: Gleich drei Uhr! — oder sie blickt nach dem verdorrten Baum auf dem Hofe. Ist der Schatten beim Brunnen, so zcigts neun Uhr Vormittags; steigt er bis an den Krautgarten hinüber, so ists Mittag; und kommt er zum Schweinestall, so ists Vesperzeit. Auf dem Abendberge in der Schweiz, hinter dem die Sonne zu Golde geht, steht eine alte Tanne, die in Därligen die Siebenuhrtanne genannt wird. Überall kennt man die Bergspitzen, über denen die Sonne zu gewissen Tageszeiten zu stehn pflegt, und die danach Morgen-, Mittags- und Abendberge heißen. Die Sonne muß freilich immer her¬ halten, mittelbar oder unmittelbar; das uralte Horologium steht jedermann zur Verfügung, und die Landleute wissen es zu benutzen. Aber daran, die Sonne gleichsam zu stehle», und wie Prometheus das Feuer, so die Zeit vom Himmel herabzuholen und in die Stube zu hängen, ja in die Westentasche zu stecken, daran denken die Tröpfe nicht. Das haben die Uhrmacher getan. Rudolf Aleinpaul Biologisches Christentum. Der Novellist Wilhelm Fischer in Graz hat unter dem Titel Poetenphilosophie (bei Georg Müller in Leipzig und München, 1904) eine geistvolle Studie herausgegeben, die uns den liebenswürdigen Dichter als einen kräftigen und originellen Denker enthüllt. Unter allen Versuchen, den Idealismus und eine idealistische Ethik biologisch zu begründen, die uns bisher vorgekommen sind, ist der von Fischer der erste, den wir als gelungen bezeichnen zu dürfen glauben, womit nicht gesagt sein soll, daß wir mit jeder einzelnen seiner Ableitungen und Erklärungen einverstanden wären. Eingeschaltet ist eine von der Phantasie entworfne, aber nicht phantastische, sondern aus wissenschaftlichen Wahr¬ scheinlichkeiten zusammengefügte Geschichte der vieltausendjährigen Entwicklung einer Affenart zum redenden Menschen. Um den Standpunkt des Verfassers anzudeuten und zum Lesen seines Buchs einzuladen, zitieren wir einige Stellen: „Es bleibt ein durch keine Wissenschaft zu erklärendes Ereignis, wie die Vernunft in die Welt gekommen ist, durch die, wie anzunehmen, der tierische in einen menschlichen Orga¬ nismus umgewandelt ward. Die tausend Jahre erklären es nicht, und wenn sie auch noch um einige Nullen vermehrt werden; denn das Selbstbewußtsein ist augenblicklich oder niemals im gesunden und gereiften Organismus." „Ein reiner Geist, wenn es einen solchen gäbe, könnte auf keinen Körper einwirken. Gott ver¬ ändert sich nie; dadurch ist ihm aber jede Wirkung versagt, denn jede Wirkung verändert auch deu Wirkender. Und doch wirkt Gott, die Welt ist seine Wirkung oder Schöpfung, er ihre höchste Ursache, ihr Schöpfer. Gott kann also nur körper¬ lich, das heißt, in der Welt wirken, nicht rein geistig, das heißt, außerhalb der Welt. ... Die sich verkörpernde Wirkung Gottes ist sein eingeborner Sohn, der Mensch Christus, und er ist es durch den heiligen Geist. ... So ist der Gott, der einen Menschenleib annahm, um den Tiermenschen zum Gottmenschen zu er- unt dafür litt und am Kreuze starb, in seiner Dreieinigkeit ein tieferes -Weltsymbol als der über Wolken thronende einzige Gott." „Die Welt als Ganzes

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/780>, abgerufen am 03.05.2024.