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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

Seitdem der Staatssekretär des Reichsmarineamts im Februar
dieses Jahres der Budgetkommission des Reichstags eine Mitteilung über die für
die Wintersession beabsichtigte Flottenvorlage gemacht hatte, hat diese nicht aufgehört,
Gegenstand der Diskussion zu sein. Viele Kreise, namentlich die des Flottenvereins,
waren damals überrascht davon, daß die Forderung nicht höher sein sollte. Es
ist bekannt, und diese Anschauung ja auch in den Grenzboten wiederholt vertreten
worden, daß die Erwartungen bedeutend weiter gingen und sich vor allen: auf den
beschleunigten Ausbau der Schlachtflotte richteten; vom Flottenverein wurde darüber
hinaus die Vermehrung um ein fünftes Geschwader befürwortet. Die Marine¬
verwaltung hätte ja nun sicherlich so gut wie sechs Panzerkreuzer auch fünf neue
Linienschiffe fordern können, wenn sie den Vorteil, den jene durch größere Schnellig¬
keit gewähren, durch größere Kampffähigkeit dieser hätte ausgleichen wollen. Der
finanzielle Unterschied, durch stärkere Panzerung, schwerere Artillerie und etwas
stärkere Besatzung, wäre vielleicht nicht so schwer ins Gewicht gefallen. Aber Admiral
von Tirpitz hat es sich vorgesetzt, die durch die beiden vorigen Flottengesetze ge¬
schaffne Basis nicht zu verlassen und jede Weiterentwicklung der Flotte streng in
dem Rahmen des bestehenden Gesetzes zu halten. Das ist auch mit der neuen
Novelle der Fall. Die Forderung für die "Auslandflotte," die in dem Gesetze von
1900 enthalten war, ist bekanntlich vom Reichstage seinerzeit vorläufig abgelehnt
worden. Die unmittelbare Antwort, die die Geschichte darauf gab, war der Aus¬
bruch der chinesischen Wirren, der u. a. die Entsendung einer Linienschiffsdivision
dorthin zur Folge hatte. Vielleicht wäre es ein Gebot der Konsequenz gewesen,
im Hinblick auf die Sachlage in Ostasien die abgelehnten Auslandschiffe sofort im
Jahre 1901 von neuem zu fordern. Was den Staatssekretär davon abgehalten
haben mag, war wohl wesentlich die Erwägung, alle vorhandnen Kräfte auf die
Steigerung der Qualität der Schlachtflotte zu konzentrieren, denn alles, was wir
zur und über See erstreben wollen und erreichen können, bedarf des Hintergrundes
einer starken Schlachtflotte in der Heimat, deren Verteidigung doch auch für die
Flotte die oberste Aufgabe ist. Ist eine solche Schlachtflotte vorhanden, so werden
die Kreuzer draußen auch von den andern Seemächten respektiert, ist keine vor¬
handen, so haben die Kreuzer höchstens den Wert ihrer eignen Gefechtskraft, der
bei den kleinen geschützten Kreuzern nur gleichwertigen oder geringern Schiffen
gegenüber von Belang ist und auch bei den großen geschützten Kreuzern den
Panzerkreuzern der andern Nationen gegenüber leider sehr eingebüßt hat. Dieser
Umstand hat zu dem sehr richtigen Entschluß geführt, von der früher beabsichtigten
Vermehrung der kleinen Kreuzer für Zwecke des Auslanddienstes einstweilen ab¬
zusehen und statt dessen starke und schnellgehende Panzerkreuzer einzuführen, die
aber auch die Seeschlacht nicht nur nicht zu schenen brauchen, sondern in ihr mit¬
zuwirken haben. Daneben ist durch Vergrößerung der Hochseetorpedoschiffe, bei andern
Nationen Torpedobootzerstörer genannt, ein Typ geschaffen worden, der durch seine
Schnelligkeit unter Umständen auch den kleinen Kreuzer im überseeischen Dienst zu
ersetzen und bei der Schlachtflotte im Angriff wie in der Verteidigung wertvolle
Dienste zu leisten vermag. Es war demnach nicht nur die Zahl der Divisionen,
sondern auch die Zahl der immer verwendungsbereiten Fahrzeuge dieser Gattung zu
erhöhen. Beides geschieht durch die neue Novelle, die die im Flottengesetz vor¬
gesehenen sechzehn Divisionen (zu sechs Schiffen) auf vierundzwanzig vermehrt und
die Zahl der verwendnngsbereiten Fahrzeuge auf ungefähr hundert bemißt.

Der Wert einer Schlachtslotte beruht nun aber nicht allein in der Zahl der
Schiffe, in ihrer Artillerie, Panzerung und Schnelligkeit, sondern hauptsächlich
mit auf der Qualität der Besatzung, sowohl der Offiziere wie der Mannschaften.
Je größer und komplizierter die Linienschiffe werden, je mehr sich dadurch die
Besatzung in Spezialiflenabteilungen auflöst, die Stäbe immer größer werden, desto


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Maßgebliches und Unmaßgebliches
Reichsspiegel.

Seitdem der Staatssekretär des Reichsmarineamts im Februar
dieses Jahres der Budgetkommission des Reichstags eine Mitteilung über die für
die Wintersession beabsichtigte Flottenvorlage gemacht hatte, hat diese nicht aufgehört,
Gegenstand der Diskussion zu sein. Viele Kreise, namentlich die des Flottenvereins,
waren damals überrascht davon, daß die Forderung nicht höher sein sollte. Es
ist bekannt, und diese Anschauung ja auch in den Grenzboten wiederholt vertreten
worden, daß die Erwartungen bedeutend weiter gingen und sich vor allen: auf den
beschleunigten Ausbau der Schlachtflotte richteten; vom Flottenverein wurde darüber
hinaus die Vermehrung um ein fünftes Geschwader befürwortet. Die Marine¬
verwaltung hätte ja nun sicherlich so gut wie sechs Panzerkreuzer auch fünf neue
Linienschiffe fordern können, wenn sie den Vorteil, den jene durch größere Schnellig¬
keit gewähren, durch größere Kampffähigkeit dieser hätte ausgleichen wollen. Der
finanzielle Unterschied, durch stärkere Panzerung, schwerere Artillerie und etwas
stärkere Besatzung, wäre vielleicht nicht so schwer ins Gewicht gefallen. Aber Admiral
von Tirpitz hat es sich vorgesetzt, die durch die beiden vorigen Flottengesetze ge¬
schaffne Basis nicht zu verlassen und jede Weiterentwicklung der Flotte streng in
dem Rahmen des bestehenden Gesetzes zu halten. Das ist auch mit der neuen
Novelle der Fall. Die Forderung für die „Auslandflotte," die in dem Gesetze von
1900 enthalten war, ist bekanntlich vom Reichstage seinerzeit vorläufig abgelehnt
worden. Die unmittelbare Antwort, die die Geschichte darauf gab, war der Aus¬
bruch der chinesischen Wirren, der u. a. die Entsendung einer Linienschiffsdivision
dorthin zur Folge hatte. Vielleicht wäre es ein Gebot der Konsequenz gewesen,
im Hinblick auf die Sachlage in Ostasien die abgelehnten Auslandschiffe sofort im
Jahre 1901 von neuem zu fordern. Was den Staatssekretär davon abgehalten
haben mag, war wohl wesentlich die Erwägung, alle vorhandnen Kräfte auf die
Steigerung der Qualität der Schlachtflotte zu konzentrieren, denn alles, was wir
zur und über See erstreben wollen und erreichen können, bedarf des Hintergrundes
einer starken Schlachtflotte in der Heimat, deren Verteidigung doch auch für die
Flotte die oberste Aufgabe ist. Ist eine solche Schlachtflotte vorhanden, so werden
die Kreuzer draußen auch von den andern Seemächten respektiert, ist keine vor¬
handen, so haben die Kreuzer höchstens den Wert ihrer eignen Gefechtskraft, der
bei den kleinen geschützten Kreuzern nur gleichwertigen oder geringern Schiffen
gegenüber von Belang ist und auch bei den großen geschützten Kreuzern den
Panzerkreuzern der andern Nationen gegenüber leider sehr eingebüßt hat. Dieser
Umstand hat zu dem sehr richtigen Entschluß geführt, von der früher beabsichtigten
Vermehrung der kleinen Kreuzer für Zwecke des Auslanddienstes einstweilen ab¬
zusehen und statt dessen starke und schnellgehende Panzerkreuzer einzuführen, die
aber auch die Seeschlacht nicht nur nicht zu schenen brauchen, sondern in ihr mit¬
zuwirken haben. Daneben ist durch Vergrößerung der Hochseetorpedoschiffe, bei andern
Nationen Torpedobootzerstörer genannt, ein Typ geschaffen worden, der durch seine
Schnelligkeit unter Umständen auch den kleinen Kreuzer im überseeischen Dienst zu
ersetzen und bei der Schlachtflotte im Angriff wie in der Verteidigung wertvolle
Dienste zu leisten vermag. Es war demnach nicht nur die Zahl der Divisionen,
sondern auch die Zahl der immer verwendungsbereiten Fahrzeuge dieser Gattung zu
erhöhen. Beides geschieht durch die neue Novelle, die die im Flottengesetz vor¬
gesehenen sechzehn Divisionen (zu sechs Schiffen) auf vierundzwanzig vermehrt und
die Zahl der verwendnngsbereiten Fahrzeuge auf ungefähr hundert bemißt.

Der Wert einer Schlachtslotte beruht nun aber nicht allein in der Zahl der
Schiffe, in ihrer Artillerie, Panzerung und Schnelligkeit, sondern hauptsächlich
mit auf der Qualität der Besatzung, sowohl der Offiziere wie der Mannschaften.
Je größer und komplizierter die Linienschiffe werden, je mehr sich dadurch die
Besatzung in Spezialiflenabteilungen auflöst, die Stäbe immer größer werden, desto


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[0456] Maßgebliches und Unmaßgebliches Maßgebliches und Unmaßgebliches Reichsspiegel. Seitdem der Staatssekretär des Reichsmarineamts im Februar dieses Jahres der Budgetkommission des Reichstags eine Mitteilung über die für die Wintersession beabsichtigte Flottenvorlage gemacht hatte, hat diese nicht aufgehört, Gegenstand der Diskussion zu sein. Viele Kreise, namentlich die des Flottenvereins, waren damals überrascht davon, daß die Forderung nicht höher sein sollte. Es ist bekannt, und diese Anschauung ja auch in den Grenzboten wiederholt vertreten worden, daß die Erwartungen bedeutend weiter gingen und sich vor allen: auf den beschleunigten Ausbau der Schlachtflotte richteten; vom Flottenverein wurde darüber hinaus die Vermehrung um ein fünftes Geschwader befürwortet. Die Marine¬ verwaltung hätte ja nun sicherlich so gut wie sechs Panzerkreuzer auch fünf neue Linienschiffe fordern können, wenn sie den Vorteil, den jene durch größere Schnellig¬ keit gewähren, durch größere Kampffähigkeit dieser hätte ausgleichen wollen. Der finanzielle Unterschied, durch stärkere Panzerung, schwerere Artillerie und etwas stärkere Besatzung, wäre vielleicht nicht so schwer ins Gewicht gefallen. Aber Admiral von Tirpitz hat es sich vorgesetzt, die durch die beiden vorigen Flottengesetze ge¬ schaffne Basis nicht zu verlassen und jede Weiterentwicklung der Flotte streng in dem Rahmen des bestehenden Gesetzes zu halten. Das ist auch mit der neuen Novelle der Fall. Die Forderung für die „Auslandflotte," die in dem Gesetze von 1900 enthalten war, ist bekanntlich vom Reichstage seinerzeit vorläufig abgelehnt worden. Die unmittelbare Antwort, die die Geschichte darauf gab, war der Aus¬ bruch der chinesischen Wirren, der u. a. die Entsendung einer Linienschiffsdivision dorthin zur Folge hatte. Vielleicht wäre es ein Gebot der Konsequenz gewesen, im Hinblick auf die Sachlage in Ostasien die abgelehnten Auslandschiffe sofort im Jahre 1901 von neuem zu fordern. Was den Staatssekretär davon abgehalten haben mag, war wohl wesentlich die Erwägung, alle vorhandnen Kräfte auf die Steigerung der Qualität der Schlachtflotte zu konzentrieren, denn alles, was wir zur und über See erstreben wollen und erreichen können, bedarf des Hintergrundes einer starken Schlachtflotte in der Heimat, deren Verteidigung doch auch für die Flotte die oberste Aufgabe ist. Ist eine solche Schlachtflotte vorhanden, so werden die Kreuzer draußen auch von den andern Seemächten respektiert, ist keine vor¬ handen, so haben die Kreuzer höchstens den Wert ihrer eignen Gefechtskraft, der bei den kleinen geschützten Kreuzern nur gleichwertigen oder geringern Schiffen gegenüber von Belang ist und auch bei den großen geschützten Kreuzern den Panzerkreuzern der andern Nationen gegenüber leider sehr eingebüßt hat. Dieser Umstand hat zu dem sehr richtigen Entschluß geführt, von der früher beabsichtigten Vermehrung der kleinen Kreuzer für Zwecke des Auslanddienstes einstweilen ab¬ zusehen und statt dessen starke und schnellgehende Panzerkreuzer einzuführen, die aber auch die Seeschlacht nicht nur nicht zu schenen brauchen, sondern in ihr mit¬ zuwirken haben. Daneben ist durch Vergrößerung der Hochseetorpedoschiffe, bei andern Nationen Torpedobootzerstörer genannt, ein Typ geschaffen worden, der durch seine Schnelligkeit unter Umständen auch den kleinen Kreuzer im überseeischen Dienst zu ersetzen und bei der Schlachtflotte im Angriff wie in der Verteidigung wertvolle Dienste zu leisten vermag. Es war demnach nicht nur die Zahl der Divisionen, sondern auch die Zahl der immer verwendungsbereiten Fahrzeuge dieser Gattung zu erhöhen. Beides geschieht durch die neue Novelle, die die im Flottengesetz vor¬ gesehenen sechzehn Divisionen (zu sechs Schiffen) auf vierundzwanzig vermehrt und die Zahl der verwendnngsbereiten Fahrzeuge auf ungefähr hundert bemißt. Der Wert einer Schlachtslotte beruht nun aber nicht allein in der Zahl der Schiffe, in ihrer Artillerie, Panzerung und Schnelligkeit, sondern hauptsächlich mit auf der Qualität der Besatzung, sowohl der Offiziere wie der Mannschaften. Je größer und komplizierter die Linienschiffe werden, je mehr sich dadurch die Besatzung in Spezialiflenabteilungen auflöst, die Stäbe immer größer werden, desto

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296010/456>, abgerufen am 07.05.2024.