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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vereins gegebnen Vorschriften direkt Drohungen ausgesprochen wurden. Man muß
hoffen, daß die jetzige Krisis dem Flottenverein uicht nur nicht schaden, sondern
ihm und seinen Bestrebungen vielmehr den Gewinn bringen wird, daß er seinem
ursprünglichen Zweck und seinen Aufgaben zurückgegeben und so wieder zu frischem
Leben und zu der innern Tätigkeit gelangen wird, die in den letzten Jahren unter
der falschen Richtung, in die die Agitation geraten war, nicht wenig gelitten hatte.


's*


Vom römischen Grenzwall.

Die vor- und frühgeschichtlichen Ausgrabungen
auf unsern heimischen Fluren Pflegen in weitern Kreisen nicht sonderlich beachtet zu
werden; man kann sich bei den alten, nicht immer sehr kunstvoll hergestellten
"Topfen" aus deu frühsten Zeiten der Deutschen nichts rechtes denken, und die
Arbeiten der Forscher auf diesem zum Teil auch noch wenig geklärten Gebiete
finden außerhalb der Gelehrtenkreise und Altertumsvereine keinen großen Leserkreis,
wie denn auch die öffentliche" Sammlungen in der Regel nur von den Fachleuten
besucht werden, die Studien zu machen haben. Diese wohl nicht zu bestreitende
Tatsache mag darin ihren Grund haben, daß das gefundne Material zu gering¬
fügig ist, als daß daraus wirklich berechtigte Schlüsse auf das Leben und Treiben
der vorgeschichtlichen Menschen gezogen werden könnten; es ist nicht jedermanns
Sache, sich in die vielfach nur auf Vermutungen beruhenden wissenschaftlichen
Forschungen der Vorgeschichte zu vertiefen, und wenn auch hier und da Versuche
gemacht worden sind, aus deu Tongefnßen, den Metallbeigaben und sonstigen Gerät¬
schaften den Kulturzustand eines gewissen Zeitabschnitts nachzuweisen, so müssen
solche Unternehmungen lückenhaft bleiben, bis ein vollständigeres Material gefunden
wird, was zum Beispiel für die sogenannte Steinzeit kaum jemals der Fall sein wird.

Aussichtsvoller und deshalb auch von größerm Interesse für weite Kreise sind
die seit mehreren Jahrzehnten ans Staatskosten betriebnen Ausgrabungen am
römischen Grenzwall, wo wir allerdings schon auf geschichtlichem Boden stehn und
neben den Funden schriftliche Urkunden ergänzend zur Seite haben. Manches Dunkel
ist gelichtet, ein Kastell nach dem andern ist in seinen Umrissen aus dem Boden
entstanden, die illustrierten Zeitschriften haben Beschreibungen und Abbildungen aus
der langen Befestigungslinie von der Donau bis zum Rhein gebracht, und auch die
kleinsten Kreisblätter haben von Zeit zu Zeit ihren Lesern von dem jeweiligen
Stande der Limesforschung mehr oder weniger ausführliche Mitteilungen gemacht.
Seitdem vollends die Saalburg wiedererstanden ist und alljährlich vom Kaiser be¬
sucht wird, der persönlich den Ausgrabungen großes Interesse entgegenbringt, da
ist auch ini Volke der Sinn für die römischen Befestigungen mehr und mehr er¬
wacht, und gerade jetzt ist mau am Werke, auch im nordwestlichen Deutschland die
Spuren der Römer, soweit es noch möglich ist, festzustellen. Einstweilen steht aller¬
dings die Saalburg im Vordergrunde, von der schon im Jahre 1884 A. von Cvhnusen
in seinem Buche "Der römische Grenzwall" geschrieben hat: "Es gibt weder in
Deutschland noch in England oder Frankreich ein Denkmal, welches so klar wie die
Saalburg die Einrichtung des römischen Lagers übersehen läßt. Wie ein Modell
zum Studium für den Militär, für den Schulmann, für deu Architekten wie für jeden
gebildeten Touristen liegt es dn. Seine strategische und taktische Absicht, seine wohn¬
lichen und wirtschaftlichen Anlagen sind ohne Zuhilfenahme von Hypothesen an sich
deutlich. Die Rolle, die es in den Kämpfen zwischen den Römern und den Chadem
und deu Alemannen spielte, rückt es an den Ausgangspunkt unsrer vaterländischen
Geschichte. Ohne ein Kunstwerk zu sein, ist die Saalburg ein Geschichtsdenkmal und
ein Lehrmittel ersten Ranges, das mehr als ein neueres zu uns spricht."

Die seit jenem grundlegenden Werke Cohcmsens in den beiden letzten Jahr¬
zehnten vollbrachte wissenschaftliche Arbeit vieler Gelehrten über die Ausgrabungen
am Grenzwall ist im Limesblatt und in einer Reihe von Zeitschriften, besonders
in den Bonner Jahrbüchern, der Westdeutscheu Zeitschrift, den Nassauer Annalen,
im Schwäbischen Merkur und in den Neuen Heidelberger Jahrbüchern veröffentlicht


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vereins gegebnen Vorschriften direkt Drohungen ausgesprochen wurden. Man muß
hoffen, daß die jetzige Krisis dem Flottenverein uicht nur nicht schaden, sondern
ihm und seinen Bestrebungen vielmehr den Gewinn bringen wird, daß er seinem
ursprünglichen Zweck und seinen Aufgaben zurückgegeben und so wieder zu frischem
Leben und zu der innern Tätigkeit gelangen wird, die in den letzten Jahren unter
der falschen Richtung, in die die Agitation geraten war, nicht wenig gelitten hatte.


's*


Vom römischen Grenzwall.

Die vor- und frühgeschichtlichen Ausgrabungen
auf unsern heimischen Fluren Pflegen in weitern Kreisen nicht sonderlich beachtet zu
werden; man kann sich bei den alten, nicht immer sehr kunstvoll hergestellten
„Topfen" aus deu frühsten Zeiten der Deutschen nichts rechtes denken, und die
Arbeiten der Forscher auf diesem zum Teil auch noch wenig geklärten Gebiete
finden außerhalb der Gelehrtenkreise und Altertumsvereine keinen großen Leserkreis,
wie denn auch die öffentliche» Sammlungen in der Regel nur von den Fachleuten
besucht werden, die Studien zu machen haben. Diese wohl nicht zu bestreitende
Tatsache mag darin ihren Grund haben, daß das gefundne Material zu gering¬
fügig ist, als daß daraus wirklich berechtigte Schlüsse auf das Leben und Treiben
der vorgeschichtlichen Menschen gezogen werden könnten; es ist nicht jedermanns
Sache, sich in die vielfach nur auf Vermutungen beruhenden wissenschaftlichen
Forschungen der Vorgeschichte zu vertiefen, und wenn auch hier und da Versuche
gemacht worden sind, aus deu Tongefnßen, den Metallbeigaben und sonstigen Gerät¬
schaften den Kulturzustand eines gewissen Zeitabschnitts nachzuweisen, so müssen
solche Unternehmungen lückenhaft bleiben, bis ein vollständigeres Material gefunden
wird, was zum Beispiel für die sogenannte Steinzeit kaum jemals der Fall sein wird.

Aussichtsvoller und deshalb auch von größerm Interesse für weite Kreise sind
die seit mehreren Jahrzehnten ans Staatskosten betriebnen Ausgrabungen am
römischen Grenzwall, wo wir allerdings schon auf geschichtlichem Boden stehn und
neben den Funden schriftliche Urkunden ergänzend zur Seite haben. Manches Dunkel
ist gelichtet, ein Kastell nach dem andern ist in seinen Umrissen aus dem Boden
entstanden, die illustrierten Zeitschriften haben Beschreibungen und Abbildungen aus
der langen Befestigungslinie von der Donau bis zum Rhein gebracht, und auch die
kleinsten Kreisblätter haben von Zeit zu Zeit ihren Lesern von dem jeweiligen
Stande der Limesforschung mehr oder weniger ausführliche Mitteilungen gemacht.
Seitdem vollends die Saalburg wiedererstanden ist und alljährlich vom Kaiser be¬
sucht wird, der persönlich den Ausgrabungen großes Interesse entgegenbringt, da
ist auch ini Volke der Sinn für die römischen Befestigungen mehr und mehr er¬
wacht, und gerade jetzt ist mau am Werke, auch im nordwestlichen Deutschland die
Spuren der Römer, soweit es noch möglich ist, festzustellen. Einstweilen steht aller¬
dings die Saalburg im Vordergrunde, von der schon im Jahre 1884 A. von Cvhnusen
in seinem Buche „Der römische Grenzwall" geschrieben hat: „Es gibt weder in
Deutschland noch in England oder Frankreich ein Denkmal, welches so klar wie die
Saalburg die Einrichtung des römischen Lagers übersehen läßt. Wie ein Modell
zum Studium für den Militär, für den Schulmann, für deu Architekten wie für jeden
gebildeten Touristen liegt es dn. Seine strategische und taktische Absicht, seine wohn¬
lichen und wirtschaftlichen Anlagen sind ohne Zuhilfenahme von Hypothesen an sich
deutlich. Die Rolle, die es in den Kämpfen zwischen den Römern und den Chadem
und deu Alemannen spielte, rückt es an den Ausgangspunkt unsrer vaterländischen
Geschichte. Ohne ein Kunstwerk zu sein, ist die Saalburg ein Geschichtsdenkmal und
ein Lehrmittel ersten Ranges, das mehr als ein neueres zu uns spricht."

Die seit jenem grundlegenden Werke Cohcmsens in den beiden letzten Jahr¬
zehnten vollbrachte wissenschaftliche Arbeit vieler Gelehrten über die Ausgrabungen
am Grenzwall ist im Limesblatt und in einer Reihe von Zeitschriften, besonders
in den Bonner Jahrbüchern, der Westdeutscheu Zeitschrift, den Nassauer Annalen,
im Schwäbischen Merkur und in den Neuen Heidelberger Jahrbüchern veröffentlicht


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[0457] Maßgebliches und Unmaßgebliches Vereins gegebnen Vorschriften direkt Drohungen ausgesprochen wurden. Man muß hoffen, daß die jetzige Krisis dem Flottenverein uicht nur nicht schaden, sondern ihm und seinen Bestrebungen vielmehr den Gewinn bringen wird, daß er seinem ursprünglichen Zweck und seinen Aufgaben zurückgegeben und so wieder zu frischem Leben und zu der innern Tätigkeit gelangen wird, die in den letzten Jahren unter der falschen Richtung, in die die Agitation geraten war, nicht wenig gelitten hatte. 's* Vom römischen Grenzwall. Die vor- und frühgeschichtlichen Ausgrabungen auf unsern heimischen Fluren Pflegen in weitern Kreisen nicht sonderlich beachtet zu werden; man kann sich bei den alten, nicht immer sehr kunstvoll hergestellten „Topfen" aus deu frühsten Zeiten der Deutschen nichts rechtes denken, und die Arbeiten der Forscher auf diesem zum Teil auch noch wenig geklärten Gebiete finden außerhalb der Gelehrtenkreise und Altertumsvereine keinen großen Leserkreis, wie denn auch die öffentliche» Sammlungen in der Regel nur von den Fachleuten besucht werden, die Studien zu machen haben. Diese wohl nicht zu bestreitende Tatsache mag darin ihren Grund haben, daß das gefundne Material zu gering¬ fügig ist, als daß daraus wirklich berechtigte Schlüsse auf das Leben und Treiben der vorgeschichtlichen Menschen gezogen werden könnten; es ist nicht jedermanns Sache, sich in die vielfach nur auf Vermutungen beruhenden wissenschaftlichen Forschungen der Vorgeschichte zu vertiefen, und wenn auch hier und da Versuche gemacht worden sind, aus deu Tongefnßen, den Metallbeigaben und sonstigen Gerät¬ schaften den Kulturzustand eines gewissen Zeitabschnitts nachzuweisen, so müssen solche Unternehmungen lückenhaft bleiben, bis ein vollständigeres Material gefunden wird, was zum Beispiel für die sogenannte Steinzeit kaum jemals der Fall sein wird. Aussichtsvoller und deshalb auch von größerm Interesse für weite Kreise sind die seit mehreren Jahrzehnten ans Staatskosten betriebnen Ausgrabungen am römischen Grenzwall, wo wir allerdings schon auf geschichtlichem Boden stehn und neben den Funden schriftliche Urkunden ergänzend zur Seite haben. Manches Dunkel ist gelichtet, ein Kastell nach dem andern ist in seinen Umrissen aus dem Boden entstanden, die illustrierten Zeitschriften haben Beschreibungen und Abbildungen aus der langen Befestigungslinie von der Donau bis zum Rhein gebracht, und auch die kleinsten Kreisblätter haben von Zeit zu Zeit ihren Lesern von dem jeweiligen Stande der Limesforschung mehr oder weniger ausführliche Mitteilungen gemacht. Seitdem vollends die Saalburg wiedererstanden ist und alljährlich vom Kaiser be¬ sucht wird, der persönlich den Ausgrabungen großes Interesse entgegenbringt, da ist auch ini Volke der Sinn für die römischen Befestigungen mehr und mehr er¬ wacht, und gerade jetzt ist mau am Werke, auch im nordwestlichen Deutschland die Spuren der Römer, soweit es noch möglich ist, festzustellen. Einstweilen steht aller¬ dings die Saalburg im Vordergrunde, von der schon im Jahre 1884 A. von Cvhnusen in seinem Buche „Der römische Grenzwall" geschrieben hat: „Es gibt weder in Deutschland noch in England oder Frankreich ein Denkmal, welches so klar wie die Saalburg die Einrichtung des römischen Lagers übersehen läßt. Wie ein Modell zum Studium für den Militär, für den Schulmann, für deu Architekten wie für jeden gebildeten Touristen liegt es dn. Seine strategische und taktische Absicht, seine wohn¬ lichen und wirtschaftlichen Anlagen sind ohne Zuhilfenahme von Hypothesen an sich deutlich. Die Rolle, die es in den Kämpfen zwischen den Römern und den Chadem und deu Alemannen spielte, rückt es an den Ausgangspunkt unsrer vaterländischen Geschichte. Ohne ein Kunstwerk zu sein, ist die Saalburg ein Geschichtsdenkmal und ein Lehrmittel ersten Ranges, das mehr als ein neueres zu uns spricht." Die seit jenem grundlegenden Werke Cohcmsens in den beiden letzten Jahr¬ zehnten vollbrachte wissenschaftliche Arbeit vieler Gelehrten über die Ausgrabungen am Grenzwall ist im Limesblatt und in einer Reihe von Zeitschriften, besonders in den Bonner Jahrbüchern, der Westdeutscheu Zeitschrift, den Nassauer Annalen, im Schwäbischen Merkur und in den Neuen Heidelberger Jahrbüchern veröffentlicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/457>, abgerufen am 07.05.2024.