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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zrieg zu führen, aber eine solche Empörung kann nur durch Schrecken gebändigt
werden. stach der Unterwerfung mag sich wohlwollende Fürsorge mit der Strenge
verbinden, jede unzeitige Humanität aber würde bei den Eingebornen nur den
Eindruck der Schwäche der deutschen Herrschaft, der Unfähigkeit, sich mit Macht
zu behaupten, von neuem hervorrufen und den Keim zu künftigen Aufständen legen.
Es würde überhaupt töricht sein, zu glauben, daß der jetzige Aufstand der letzte
sein werde. Empörungen größern oder geringem Umfangs werden mit dem An¬
wachsen der eingebornen Bevölkerung immer wiederkehren, bis sie durch die Umsicht
und vor allem durch die Energie der deutschen Verwaltung überzeugt worden sind,
daß sie mit dem Kopf gegen die Mauer rennen. Das lehrt die Kolonialgeschichte
aller Völker, und wir haben doch kein Vorzugsrecht, daß es uns darin besser er-
gehn müsse, weil wir von den andern nichts gelernt und die Dinge zumal im
Reichstage so ungeschickt wie möglich angefangen haben. Gerade die Geschichte der
Kapkolonie ist hierin außerordentlich lehrreich, und die Kolonialverwaltung sollte
"Z" ihren Denkschriften einen Abriß daraus a,ni usum publicum beifügen.




Politische Pädagogik für Preußen

(Leipzig, Paul Schimmelwitz, 1904)
betitelt Fr. Kretzschmar ein Werk, das dazu bestimmt ist, die Lehrer, Ver-
waltungsbeamten, Geistlichen, Ärzte, Parlamentarier, Publizisten über den gegen¬
wärtigen Stand des Erziehungswesens auf allen Gebieten zu unterrichten. Der
vorliegende erste Band behandelt die "Erziehungsobjekte" in achtzehn Kapiteln
(das physiologische, das psychologische Studium des Kindes, Schaffung der hygie¬
nischen Bedingungen, die hygienische Kontrolle, Unterhaltsfürsorge, Aufenthnlts-
fürsorge, Waiseufürsorge, Kinderarbeit, Eigentumsfürsorge, Kleinkindesalter, Kindes¬
alter, Kriminalität der Jugend, Zwnngserziehuug, Jünglingsalter, Volkshochschule",
Bibliotheken, Volksuuterhaltung, der Bildungswert der Frauenbewegung). Der
zweite Band wird die Unterrichtsfächer und die Schulgattungen behandeln. Der
Verfasser räsoniert nicht, fällt keine abschließenden Urteile, für die ja auch die
Zeit noch gar nicht gekommen ist; aber er führt sehr viele Urteile von Autoritäten
an, informiert vollständig und in einer anziehenden Form, aus der ein warmes
Herz spricht. Und dieses alles in Bänden von sehr bescheidnen Umfange; der
erste hat nnr 183 Seiten. Viel voluminöser (724 Seiten Lexikonoktav) ist ein
Werk von ganz andrer Art: Jugendlehre. Ein Buch für Eltern, Lehrer und
Geistliche von Dr. Fr. W. Foerfter, Privatdozent für Philosophie am eidgenössischen
Polytechnikum und an der Universität Zürich. (Berlin, Georg Reimer, 1904.)
Foerfter hat als eifriger Mitarbeiter an der ethischen Bewegung seit 1897 in
Zürich ethische Kurse für Knaben und Mädchen verschiedner Altersstufen veran¬
staltet. Er hält solche für notwendig unter den heutigen Zeitumständen, unter
anderen auch wegen der Spaltung in Konfessionen und konfessions-, ja religionslose
Gruppen, ist jedoch keineswegs der Meinung, daß sein Moralunterricht den Religions¬
unterricht ersetzen solle: "Gerade die pädagogische Praxis hat in ihm die Über¬
zeugung von der unvergänglichen ethischen und pädagogischen Bedeutung der
Religion aufs höchste verstärkt." Für die Frische der Jugend fürchtet er keine
Gefahr von einem besondern ethischen Unterricht; eben die Anleitung, die er in
seinem Buche gibt, beweist, daß damit nicht gewöhnliches Moralisieren gemeint ist.
Es wird bei jedem der zu behandelnden Gegenstände einerseits an die den Kindern
bekannte Wirklichkeit, an ihre eignen Erlebnisse, andrerseits an ihre Empfindungen,
Neigungen und Strebungen angeknüpft. Die edlern unter diesen werden wach¬
gerufen und zu Bundesgenossen des Lehrers gemacht, der besonders bei jeder
Gelegenheit an das Kraftgefühl der Knaben appelliert und sie davon überzeugt,
daß ethisches Verhalten wahres Heldentum ist. Die Anleitungen werden durch
die Mitteilung von Erfahrungen illustriert, die der Verfasser in der Unterhaltung
mit seinen Zöglingen gesammelt hat, und es ist rührend und ergreifend zu sehen,
wie tief sein Blick in ihre Seelen und in ihre Häuslichkeit eingedrungen ist, und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Zrieg zu führen, aber eine solche Empörung kann nur durch Schrecken gebändigt
werden. stach der Unterwerfung mag sich wohlwollende Fürsorge mit der Strenge
verbinden, jede unzeitige Humanität aber würde bei den Eingebornen nur den
Eindruck der Schwäche der deutschen Herrschaft, der Unfähigkeit, sich mit Macht
zu behaupten, von neuem hervorrufen und den Keim zu künftigen Aufständen legen.
Es würde überhaupt töricht sein, zu glauben, daß der jetzige Aufstand der letzte
sein werde. Empörungen größern oder geringem Umfangs werden mit dem An¬
wachsen der eingebornen Bevölkerung immer wiederkehren, bis sie durch die Umsicht
und vor allem durch die Energie der deutschen Verwaltung überzeugt worden sind,
daß sie mit dem Kopf gegen die Mauer rennen. Das lehrt die Kolonialgeschichte
aller Völker, und wir haben doch kein Vorzugsrecht, daß es uns darin besser er-
gehn müsse, weil wir von den andern nichts gelernt und die Dinge zumal im
Reichstage so ungeschickt wie möglich angefangen haben. Gerade die Geschichte der
Kapkolonie ist hierin außerordentlich lehrreich, und die Kolonialverwaltung sollte
»Z» ihren Denkschriften einen Abriß daraus a,ni usum publicum beifügen.




Politische Pädagogik für Preußen

(Leipzig, Paul Schimmelwitz, 1904)
betitelt Fr. Kretzschmar ein Werk, das dazu bestimmt ist, die Lehrer, Ver-
waltungsbeamten, Geistlichen, Ärzte, Parlamentarier, Publizisten über den gegen¬
wärtigen Stand des Erziehungswesens auf allen Gebieten zu unterrichten. Der
vorliegende erste Band behandelt die „Erziehungsobjekte" in achtzehn Kapiteln
(das physiologische, das psychologische Studium des Kindes, Schaffung der hygie¬
nischen Bedingungen, die hygienische Kontrolle, Unterhaltsfürsorge, Aufenthnlts-
fürsorge, Waiseufürsorge, Kinderarbeit, Eigentumsfürsorge, Kleinkindesalter, Kindes¬
alter, Kriminalität der Jugend, Zwnngserziehuug, Jünglingsalter, Volkshochschule»,
Bibliotheken, Volksuuterhaltung, der Bildungswert der Frauenbewegung). Der
zweite Band wird die Unterrichtsfächer und die Schulgattungen behandeln. Der
Verfasser räsoniert nicht, fällt keine abschließenden Urteile, für die ja auch die
Zeit noch gar nicht gekommen ist; aber er führt sehr viele Urteile von Autoritäten
an, informiert vollständig und in einer anziehenden Form, aus der ein warmes
Herz spricht. Und dieses alles in Bänden von sehr bescheidnen Umfange; der
erste hat nnr 183 Seiten. Viel voluminöser (724 Seiten Lexikonoktav) ist ein
Werk von ganz andrer Art: Jugendlehre. Ein Buch für Eltern, Lehrer und
Geistliche von Dr. Fr. W. Foerfter, Privatdozent für Philosophie am eidgenössischen
Polytechnikum und an der Universität Zürich. (Berlin, Georg Reimer, 1904.)
Foerfter hat als eifriger Mitarbeiter an der ethischen Bewegung seit 1897 in
Zürich ethische Kurse für Knaben und Mädchen verschiedner Altersstufen veran¬
staltet. Er hält solche für notwendig unter den heutigen Zeitumständen, unter
anderen auch wegen der Spaltung in Konfessionen und konfessions-, ja religionslose
Gruppen, ist jedoch keineswegs der Meinung, daß sein Moralunterricht den Religions¬
unterricht ersetzen solle: „Gerade die pädagogische Praxis hat in ihm die Über¬
zeugung von der unvergänglichen ethischen und pädagogischen Bedeutung der
Religion aufs höchste verstärkt." Für die Frische der Jugend fürchtet er keine
Gefahr von einem besondern ethischen Unterricht; eben die Anleitung, die er in
seinem Buche gibt, beweist, daß damit nicht gewöhnliches Moralisieren gemeint ist.
Es wird bei jedem der zu behandelnden Gegenstände einerseits an die den Kindern
bekannte Wirklichkeit, an ihre eignen Erlebnisse, andrerseits an ihre Empfindungen,
Neigungen und Strebungen angeknüpft. Die edlern unter diesen werden wach¬
gerufen und zu Bundesgenossen des Lehrers gemacht, der besonders bei jeder
Gelegenheit an das Kraftgefühl der Knaben appelliert und sie davon überzeugt,
daß ethisches Verhalten wahres Heldentum ist. Die Anleitungen werden durch
die Mitteilung von Erfahrungen illustriert, die der Verfasser in der Unterhaltung
mit seinen Zöglingen gesammelt hat, und es ist rührend und ergreifend zu sehen,
wie tief sein Blick in ihre Seelen und in ihre Häuslichkeit eingedrungen ist, und


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[0187] Maßgebliches und Unmaßgebliches Zrieg zu führen, aber eine solche Empörung kann nur durch Schrecken gebändigt werden. stach der Unterwerfung mag sich wohlwollende Fürsorge mit der Strenge verbinden, jede unzeitige Humanität aber würde bei den Eingebornen nur den Eindruck der Schwäche der deutschen Herrschaft, der Unfähigkeit, sich mit Macht zu behaupten, von neuem hervorrufen und den Keim zu künftigen Aufständen legen. Es würde überhaupt töricht sein, zu glauben, daß der jetzige Aufstand der letzte sein werde. Empörungen größern oder geringem Umfangs werden mit dem An¬ wachsen der eingebornen Bevölkerung immer wiederkehren, bis sie durch die Umsicht und vor allem durch die Energie der deutschen Verwaltung überzeugt worden sind, daß sie mit dem Kopf gegen die Mauer rennen. Das lehrt die Kolonialgeschichte aller Völker, und wir haben doch kein Vorzugsrecht, daß es uns darin besser er- gehn müsse, weil wir von den andern nichts gelernt und die Dinge zumal im Reichstage so ungeschickt wie möglich angefangen haben. Gerade die Geschichte der Kapkolonie ist hierin außerordentlich lehrreich, und die Kolonialverwaltung sollte »Z» ihren Denkschriften einen Abriß daraus a,ni usum publicum beifügen. Politische Pädagogik für Preußen (Leipzig, Paul Schimmelwitz, 1904) betitelt Fr. Kretzschmar ein Werk, das dazu bestimmt ist, die Lehrer, Ver- waltungsbeamten, Geistlichen, Ärzte, Parlamentarier, Publizisten über den gegen¬ wärtigen Stand des Erziehungswesens auf allen Gebieten zu unterrichten. Der vorliegende erste Band behandelt die „Erziehungsobjekte" in achtzehn Kapiteln (das physiologische, das psychologische Studium des Kindes, Schaffung der hygie¬ nischen Bedingungen, die hygienische Kontrolle, Unterhaltsfürsorge, Aufenthnlts- fürsorge, Waiseufürsorge, Kinderarbeit, Eigentumsfürsorge, Kleinkindesalter, Kindes¬ alter, Kriminalität der Jugend, Zwnngserziehuug, Jünglingsalter, Volkshochschule», Bibliotheken, Volksuuterhaltung, der Bildungswert der Frauenbewegung). Der zweite Band wird die Unterrichtsfächer und die Schulgattungen behandeln. Der Verfasser räsoniert nicht, fällt keine abschließenden Urteile, für die ja auch die Zeit noch gar nicht gekommen ist; aber er führt sehr viele Urteile von Autoritäten an, informiert vollständig und in einer anziehenden Form, aus der ein warmes Herz spricht. Und dieses alles in Bänden von sehr bescheidnen Umfange; der erste hat nnr 183 Seiten. Viel voluminöser (724 Seiten Lexikonoktav) ist ein Werk von ganz andrer Art: Jugendlehre. Ein Buch für Eltern, Lehrer und Geistliche von Dr. Fr. W. Foerfter, Privatdozent für Philosophie am eidgenössischen Polytechnikum und an der Universität Zürich. (Berlin, Georg Reimer, 1904.) Foerfter hat als eifriger Mitarbeiter an der ethischen Bewegung seit 1897 in Zürich ethische Kurse für Knaben und Mädchen verschiedner Altersstufen veran¬ staltet. Er hält solche für notwendig unter den heutigen Zeitumständen, unter anderen auch wegen der Spaltung in Konfessionen und konfessions-, ja religionslose Gruppen, ist jedoch keineswegs der Meinung, daß sein Moralunterricht den Religions¬ unterricht ersetzen solle: „Gerade die pädagogische Praxis hat in ihm die Über¬ zeugung von der unvergänglichen ethischen und pädagogischen Bedeutung der Religion aufs höchste verstärkt." Für die Frische der Jugend fürchtet er keine Gefahr von einem besondern ethischen Unterricht; eben die Anleitung, die er in seinem Buche gibt, beweist, daß damit nicht gewöhnliches Moralisieren gemeint ist. Es wird bei jedem der zu behandelnden Gegenstände einerseits an die den Kindern bekannte Wirklichkeit, an ihre eignen Erlebnisse, andrerseits an ihre Empfindungen, Neigungen und Strebungen angeknüpft. Die edlern unter diesen werden wach¬ gerufen und zu Bundesgenossen des Lehrers gemacht, der besonders bei jeder Gelegenheit an das Kraftgefühl der Knaben appelliert und sie davon überzeugt, daß ethisches Verhalten wahres Heldentum ist. Die Anleitungen werden durch die Mitteilung von Erfahrungen illustriert, die der Verfasser in der Unterhaltung mit seinen Zöglingen gesammelt hat, und es ist rührend und ergreifend zu sehen, wie tief sein Blick in ihre Seelen und in ihre Häuslichkeit eingedrungen ist, und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_87477/187>, abgerufen am 04.05.2024.