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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Spanische Kultur im achtzehnten Jahrhundert

nichts weiter will als eine Hebung des Proletariats; nicht in Feindschaft,
sondern in Bundesgenossenschaft mit den andern Schichten der Bevölkerung,
der sich Vaterland und Religion nicht rauben lassen will, und der sich der
sozialen Revolution in den Weg stellt. Neben diesen Aufgaben ist die Frage,
ob der Arbeiter seine Ersparnisse in der Sparkasse oder im Geldschrank des
Arbeitgebers anlegt, vergleichsweise von geringerer Bedeutung und kann jeden¬
falls nicht als aller sozialen Weisheit letzter Schluß angesehen werden.


Franz ZVugk


Spanische Kultur im achtzehnten Jahrhundert

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^Q^)!in 48. Heft des Jahrgangs 1904 der Grenzboten haben wir
einiges aus der Zeit des Konflikts zwischen Spanien und
Napoleon dem Ersten mitgeteilt nach Abhandlungen von Des¬
devises du Dezert. Der Artikel hat Herrn Desdevises, der
I Professor der Geschichte an der Universität zu Clermont-Ferrand
in der Auvergne ist, zu einigen Sendungen veranlaßt, die uns in den Stand
setzen, näheres über diesen Forscher mitzuteilen und aus einigen seiner Schriften
weitere Belehrungen über die Pyrenüenhalbinsel und ihr Volk zu schöpfen.
Desdevises hat Spanien seit 1881 siebenmal bereist, sich das einemal fünf,
ein andresmal vier Monate dort aufgehalten, die bedeutendsten Archive durch¬
forscht und 57 größere und kleinere Arbeiten über Spanien veröffentlicht; vier
weitere reifen dem Druck entgegen. Im Jahre 1907 gedenkt er den Bitten
katcilonischer Freunde zu willfahren, ausschließlich Katalonien zu bereisen, Land
und Leute gründlich kennen zu lernen und dann ein Werk über den (ÄWIani8me-
m schreiben. Das Verzeichnis seiner Schriften über Spanien, das er uns zu
übersenden die Güte hat, schließt er mit der unsern deutschen Studenten sehr
zu empfehlenden Variante eines ihrer ehrwürdigsten Lieder: Iiadoreinus iZitur,
Mvsnss aum, Luinus. Die bedeutendste seiner Arbeiten ist das dreibändige
Werk: I/MxgSus 3vus I'anoien ü^uns, dessen dritter Band: I^g, Rivlie-Lss se
^ Civilisation (karis, 8ooiöt6 ?ran?M8S ä'Iinxrimsris et as livrairis, imoisuns
^ibrairig I^s^one, Onäin se 1904) uns vorliegt (die ersten beiden Bände
behandeln die spanische Gesellschaft im achtzehnten Jahrhundert und die In¬
stitutionen).

Obwohl Spanien in den letzten beiden Jahrhunderten sozusagen außerhalb
Europa gelegen hat, ist es doch auch damals nicht unberührt von der euro¬
päischen Politik, den wirtschaftlichen und geistigen Bewegungen Europas ge¬
blieben, und so manches von dem Unerfreulichen, was Desdevises zu beschreiben
hat. war damals ein Gebrechen, an dem die ganze zivilisierte Menschheit litt.


Grenzboten III 1906 26
Spanische Kultur im achtzehnten Jahrhundert

nichts weiter will als eine Hebung des Proletariats; nicht in Feindschaft,
sondern in Bundesgenossenschaft mit den andern Schichten der Bevölkerung,
der sich Vaterland und Religion nicht rauben lassen will, und der sich der
sozialen Revolution in den Weg stellt. Neben diesen Aufgaben ist die Frage,
ob der Arbeiter seine Ersparnisse in der Sparkasse oder im Geldschrank des
Arbeitgebers anlegt, vergleichsweise von geringerer Bedeutung und kann jeden¬
falls nicht als aller sozialen Weisheit letzter Schluß angesehen werden.


Franz ZVugk


Spanische Kultur im achtzehnten Jahrhundert

^i>/HMH
^Q^)!in 48. Heft des Jahrgangs 1904 der Grenzboten haben wir
einiges aus der Zeit des Konflikts zwischen Spanien und
Napoleon dem Ersten mitgeteilt nach Abhandlungen von Des¬
devises du Dezert. Der Artikel hat Herrn Desdevises, der
I Professor der Geschichte an der Universität zu Clermont-Ferrand
in der Auvergne ist, zu einigen Sendungen veranlaßt, die uns in den Stand
setzen, näheres über diesen Forscher mitzuteilen und aus einigen seiner Schriften
weitere Belehrungen über die Pyrenüenhalbinsel und ihr Volk zu schöpfen.
Desdevises hat Spanien seit 1881 siebenmal bereist, sich das einemal fünf,
ein andresmal vier Monate dort aufgehalten, die bedeutendsten Archive durch¬
forscht und 57 größere und kleinere Arbeiten über Spanien veröffentlicht; vier
weitere reifen dem Druck entgegen. Im Jahre 1907 gedenkt er den Bitten
katcilonischer Freunde zu willfahren, ausschließlich Katalonien zu bereisen, Land
und Leute gründlich kennen zu lernen und dann ein Werk über den (ÄWIani8me-
m schreiben. Das Verzeichnis seiner Schriften über Spanien, das er uns zu
übersenden die Güte hat, schließt er mit der unsern deutschen Studenten sehr
zu empfehlenden Variante eines ihrer ehrwürdigsten Lieder: Iiadoreinus iZitur,
Mvsnss aum, Luinus. Die bedeutendste seiner Arbeiten ist das dreibändige
Werk: I/MxgSus 3vus I'anoien ü^uns, dessen dritter Band: I^g, Rivlie-Lss se
^ Civilisation (karis, 8ooiöt6 ?ran?M8S ä'Iinxrimsris et as livrairis, imoisuns
^ibrairig I^s^one, Onäin se 1904) uns vorliegt (die ersten beiden Bände
behandeln die spanische Gesellschaft im achtzehnten Jahrhundert und die In¬
stitutionen).

Obwohl Spanien in den letzten beiden Jahrhunderten sozusagen außerhalb
Europa gelegen hat, ist es doch auch damals nicht unberührt von der euro¬
päischen Politik, den wirtschaftlichen und geistigen Bewegungen Europas ge¬
blieben, und so manches von dem Unerfreulichen, was Desdevises zu beschreiben
hat. war damals ein Gebrechen, an dem die ganze zivilisierte Menschheit litt.


Grenzboten III 1906 26
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[0197] Spanische Kultur im achtzehnten Jahrhundert nichts weiter will als eine Hebung des Proletariats; nicht in Feindschaft, sondern in Bundesgenossenschaft mit den andern Schichten der Bevölkerung, der sich Vaterland und Religion nicht rauben lassen will, und der sich der sozialen Revolution in den Weg stellt. Neben diesen Aufgaben ist die Frage, ob der Arbeiter seine Ersparnisse in der Sparkasse oder im Geldschrank des Arbeitgebers anlegt, vergleichsweise von geringerer Bedeutung und kann jeden¬ falls nicht als aller sozialen Weisheit letzter Schluß angesehen werden. Franz ZVugk Spanische Kultur im achtzehnten Jahrhundert ^i>/HMH ^Q^)!in 48. Heft des Jahrgangs 1904 der Grenzboten haben wir einiges aus der Zeit des Konflikts zwischen Spanien und Napoleon dem Ersten mitgeteilt nach Abhandlungen von Des¬ devises du Dezert. Der Artikel hat Herrn Desdevises, der I Professor der Geschichte an der Universität zu Clermont-Ferrand in der Auvergne ist, zu einigen Sendungen veranlaßt, die uns in den Stand setzen, näheres über diesen Forscher mitzuteilen und aus einigen seiner Schriften weitere Belehrungen über die Pyrenüenhalbinsel und ihr Volk zu schöpfen. Desdevises hat Spanien seit 1881 siebenmal bereist, sich das einemal fünf, ein andresmal vier Monate dort aufgehalten, die bedeutendsten Archive durch¬ forscht und 57 größere und kleinere Arbeiten über Spanien veröffentlicht; vier weitere reifen dem Druck entgegen. Im Jahre 1907 gedenkt er den Bitten katcilonischer Freunde zu willfahren, ausschließlich Katalonien zu bereisen, Land und Leute gründlich kennen zu lernen und dann ein Werk über den (ÄWIani8me- m schreiben. Das Verzeichnis seiner Schriften über Spanien, das er uns zu übersenden die Güte hat, schließt er mit der unsern deutschen Studenten sehr zu empfehlenden Variante eines ihrer ehrwürdigsten Lieder: Iiadoreinus iZitur, Mvsnss aum, Luinus. Die bedeutendste seiner Arbeiten ist das dreibändige Werk: I/MxgSus 3vus I'anoien ü^uns, dessen dritter Band: I^g, Rivlie-Lss se ^ Civilisation (karis, 8ooiöt6 ?ran?M8S ä'Iinxrimsris et as livrairis, imoisuns ^ibrairig I^s^one, Onäin se 1904) uns vorliegt (die ersten beiden Bände behandeln die spanische Gesellschaft im achtzehnten Jahrhundert und die In¬ stitutionen). Obwohl Spanien in den letzten beiden Jahrhunderten sozusagen außerhalb Europa gelegen hat, ist es doch auch damals nicht unberührt von der euro¬ päischen Politik, den wirtschaftlichen und geistigen Bewegungen Europas ge¬ blieben, und so manches von dem Unerfreulichen, was Desdevises zu beschreiben hat. war damals ein Gebrechen, an dem die ganze zivilisierte Menschheit litt. Grenzboten III 1906 26

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/197>, abgerufen am 30.04.2024.