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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Landschaftsbilder von allen möglichen Aussichtspunkten zu genießen. Jedes
Bild hat seinen eignen Reiz, der Anblick der zur eigentlichen Geschäftsstadt ge-
wordnen Oststadt und des Hafens in der Morgensonne vom Söller der Villa
Marengo aus, die Aussicht vom armenischen Nonnenkloster oder von dem
darüberliegenden Berggipfel auf die gesamte Stadt und die westliche Uferland¬
schaft, von der griechischen Kirche auf die Niederstadt und das Meer und die
von der untergehenden Sonne rötlich bestrahlte Abendlandschaft mit den bunt¬
farbigen, flach gedachten Häusern, den hier gar nicht so ernst erscheinenden
Zypressen dazwischen und den Ruinen der Kaiserburg. Als wir dies Bild hoch
oben in den Grotten der Höhlenkapelle über dem griechischen Kirchhof auf uns
wirken ließen, schallte der allabendlich gegen Sonnenuntergang in der Kaserne
vorn am Hafen auf volltönenden Instrumenten gespickte, sehr melodisch klingende
Zapfenstreich nach einigen Märschen ergreifend zu uns herüber und schloß mit
dem üblichen Hoch aus rauhen Kehlen auf des Großherrn Majestät. Fast noch
schwerer war es, sich dem Zauber der Mondnächte zu entziehn, die über den
Hafen heraufzogen, und deren silberner Glanz die aus dem Abenddunkel heraus¬
glühenden Lichter der Häuser ablöste; wahrhaftig eine Stimmung für ein Märchen
aus Tausend und einer Nacht.




Glizabeth percy
Matilda Mailing von(Fortsetzung)

LIis >vormsg.tsii mola ok i-ggMä stons . . .
Shakespeare
Aber das Schloß der PcrchS)

errp Percy, Kapitän Henry Percy -- auch der Bastard von Alnwick
genannt--- war ebenso wie Lady Elizabeths Vater, der Jarl Jocelyn,
ein Enkel des berühmten Henry Percy, des neunten Jarl von
Northumberland -- tue M^s-ra nark. Als dieser im Herbste anno
vomwi 1632 starb, hinterließ er zwei Söhne: Algernon, den zehnten
I Jarl, der -- wie jedermann weiß -- im Bürgerkrieg Partei für das
Parlament ergriff, und Sir Henry Percy, der wegen seiner Treue gegen die Sache
Karls des Ersten zum Lord Percy von Alnwick ernannt wurde.

Dieser Lord Percy spielte in den vierziger Jahren eine große Rolle unter
den Kavalieren, war einer der kühnsten Neitergenerale seiner Zeit (nach der
Affäre bei Newbury nannte ihn Prinz Ruprecht, der alte Chroniken gelesen hatte,
scherzweise Harry Heißsporn, und den Namen sollte er lange behalten) und be¬
gleitete bei König Karls Tode den Prinzen von Wales nach Holland. Kurz vor
der Restauration, als er schon ein Mann von mehr als fünfzig Jahren war, hielt
er sich eine Zeit lang auf Alnwick auf und hatte mit einem schottischen Presbyter-


Llizabelh percy

Landschaftsbilder von allen möglichen Aussichtspunkten zu genießen. Jedes
Bild hat seinen eignen Reiz, der Anblick der zur eigentlichen Geschäftsstadt ge-
wordnen Oststadt und des Hafens in der Morgensonne vom Söller der Villa
Marengo aus, die Aussicht vom armenischen Nonnenkloster oder von dem
darüberliegenden Berggipfel auf die gesamte Stadt und die westliche Uferland¬
schaft, von der griechischen Kirche auf die Niederstadt und das Meer und die
von der untergehenden Sonne rötlich bestrahlte Abendlandschaft mit den bunt¬
farbigen, flach gedachten Häusern, den hier gar nicht so ernst erscheinenden
Zypressen dazwischen und den Ruinen der Kaiserburg. Als wir dies Bild hoch
oben in den Grotten der Höhlenkapelle über dem griechischen Kirchhof auf uns
wirken ließen, schallte der allabendlich gegen Sonnenuntergang in der Kaserne
vorn am Hafen auf volltönenden Instrumenten gespickte, sehr melodisch klingende
Zapfenstreich nach einigen Märschen ergreifend zu uns herüber und schloß mit
dem üblichen Hoch aus rauhen Kehlen auf des Großherrn Majestät. Fast noch
schwerer war es, sich dem Zauber der Mondnächte zu entziehn, die über den
Hafen heraufzogen, und deren silberner Glanz die aus dem Abenddunkel heraus¬
glühenden Lichter der Häuser ablöste; wahrhaftig eine Stimmung für ein Märchen
aus Tausend und einer Nacht.




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LIis >vormsg.tsii mola ok i-ggMä stons . . .
Shakespeare
Aber das Schloß der PcrchS)

errp Percy, Kapitän Henry Percy — auch der Bastard von Alnwick
genannt—- war ebenso wie Lady Elizabeths Vater, der Jarl Jocelyn,
ein Enkel des berühmten Henry Percy, des neunten Jarl von
Northumberland — tue M^s-ra nark. Als dieser im Herbste anno
vomwi 1632 starb, hinterließ er zwei Söhne: Algernon, den zehnten
I Jarl, der — wie jedermann weiß — im Bürgerkrieg Partei für das
Parlament ergriff, und Sir Henry Percy, der wegen seiner Treue gegen die Sache
Karls des Ersten zum Lord Percy von Alnwick ernannt wurde.

Dieser Lord Percy spielte in den vierziger Jahren eine große Rolle unter
den Kavalieren, war einer der kühnsten Neitergenerale seiner Zeit (nach der
Affäre bei Newbury nannte ihn Prinz Ruprecht, der alte Chroniken gelesen hatte,
scherzweise Harry Heißsporn, und den Namen sollte er lange behalten) und be¬
gleitete bei König Karls Tode den Prinzen von Wales nach Holland. Kurz vor
der Restauration, als er schon ein Mann von mehr als fünfzig Jahren war, hielt
er sich eine Zeit lang auf Alnwick auf und hatte mit einem schottischen Presbyter-


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[0270] Llizabelh percy Landschaftsbilder von allen möglichen Aussichtspunkten zu genießen. Jedes Bild hat seinen eignen Reiz, der Anblick der zur eigentlichen Geschäftsstadt ge- wordnen Oststadt und des Hafens in der Morgensonne vom Söller der Villa Marengo aus, die Aussicht vom armenischen Nonnenkloster oder von dem darüberliegenden Berggipfel auf die gesamte Stadt und die westliche Uferland¬ schaft, von der griechischen Kirche auf die Niederstadt und das Meer und die von der untergehenden Sonne rötlich bestrahlte Abendlandschaft mit den bunt¬ farbigen, flach gedachten Häusern, den hier gar nicht so ernst erscheinenden Zypressen dazwischen und den Ruinen der Kaiserburg. Als wir dies Bild hoch oben in den Grotten der Höhlenkapelle über dem griechischen Kirchhof auf uns wirken ließen, schallte der allabendlich gegen Sonnenuntergang in der Kaserne vorn am Hafen auf volltönenden Instrumenten gespickte, sehr melodisch klingende Zapfenstreich nach einigen Märschen ergreifend zu uns herüber und schloß mit dem üblichen Hoch aus rauhen Kehlen auf des Großherrn Majestät. Fast noch schwerer war es, sich dem Zauber der Mondnächte zu entziehn, die über den Hafen heraufzogen, und deren silberner Glanz die aus dem Abenddunkel heraus¬ glühenden Lichter der Häuser ablöste; wahrhaftig eine Stimmung für ein Märchen aus Tausend und einer Nacht. Glizabeth percy Matilda Mailing von(Fortsetzung) LIis >vormsg.tsii mola ok i-ggMä stons . . . Shakespeare Aber das Schloß der PcrchS) errp Percy, Kapitän Henry Percy — auch der Bastard von Alnwick genannt—- war ebenso wie Lady Elizabeths Vater, der Jarl Jocelyn, ein Enkel des berühmten Henry Percy, des neunten Jarl von Northumberland — tue M^s-ra nark. Als dieser im Herbste anno vomwi 1632 starb, hinterließ er zwei Söhne: Algernon, den zehnten I Jarl, der — wie jedermann weiß — im Bürgerkrieg Partei für das Parlament ergriff, und Sir Henry Percy, der wegen seiner Treue gegen die Sache Karls des Ersten zum Lord Percy von Alnwick ernannt wurde. Dieser Lord Percy spielte in den vierziger Jahren eine große Rolle unter den Kavalieren, war einer der kühnsten Neitergenerale seiner Zeit (nach der Affäre bei Newbury nannte ihn Prinz Ruprecht, der alte Chroniken gelesen hatte, scherzweise Harry Heißsporn, und den Namen sollte er lange behalten) und be¬ gleitete bei König Karls Tode den Prinzen von Wales nach Holland. Kurz vor der Restauration, als er schon ein Mann von mehr als fünfzig Jahren war, hielt er sich eine Zeit lang auf Alnwick auf und hatte mit einem schottischen Presbyter-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/270>, abgerufen am 30.04.2024.