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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Glizabeth percy
Matilda Mailing von(Fortsetzung)
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^lsri^ Olä DnAlsriä . . .

^^SN^^)>apitän Percy durchschritt den langen, steinernen Gang des Wirts¬
hauses -- es war eins der berühmten ländlichen Wirtshäuser des
siebzehnten Jahrhunderts, das zwei- und auch dreihundert Gäste be¬
herbergen konnte -- und pochte an die Tür zu Lady Elizabeths
Vorzimmer. Eine ihrer aufwartenden Damen öffnete -- kriechend,
!halb verlegen.

Kann ich mit Mylady sprechen? fragte er kurz.

Gleich, Kapitän. Mylady macht Toilette, aber es kann ja sein, daß Ihr
trotzdem hineinkommen könnt, sagte sie verbindlich.

Danke, Mistreß! Ich werde warten.

Eine ganze Viertelstunde ging Harry auf und nieder auf dem steinernen Fu߬
boden in dem langen Zimmer, das zum Schlafgemach für Lady Elizabeths Gentle¬
women bestimmt war. Es war so niedrig, daß die Feder seines Hutes fast die ge¬
schwärzten Balken der Decke berührte.

Endlich hörte man Rauschen von Röcken und Kichern und Lachen hinter der
Tür zu dem innern Zimmer. Eine Stimme sagte laut und ermunternd: So,
Mylady -- und die Tür wurde ein klein wenig geöffnet. Harry schlug die Hacken
zusammen und nahm den großen Hut ab.

Durch die halbgeöffnete Tür, die sich sofort wieder schloß, schlüpfte -- nicht
Lady Elizabeth, sondern ein langer, schmächtiger Page in brandgelben Seidenstrümpfen,
die bis an die Hüften reichten, und seidnen Beinkleidern mit vielen Puffen. Unter
der brandgelben Jacke fiel das Hemd faltig um die Taille und durch die geschlitzten
Ärmel tief auf die Hände hinab. Auf dem Kopf, über dem frei herabwallenden,
rotbraunen Haar saß das breite Barett mit einer weißen Feder schief auf dem
linken Ohr. Kapitän Percy stand einen Augenblick da und starrte -- dann setzte
er würdig, ohne ein Wort zu sagen, den Hut wieder auf den Kopf.

Harry ... tönte es halb beklommen, halb flehend mit einem verlegner Lachen.

Er würdigte sie keiner Antwort, wandte sich wieder der Tür zu und legte
schon die Hand auf den Türgriff.

Aber Harry I... Du wolltest doch mit mir reden?

Ich wollte mit Lady Elizabeth Percy reden -- nicht mit einem Clown oder
einem Groom.

Ach, Harry, murmelte sie beschämt und verletzt. Sie fühlte selbst, wie sie
errötete, und ärgerte sich darüber. Es sind ja nur Narrenspossen. Lady Sophia
hat es sich ausgedacht: wir tun es, um unsern Spaß mit Sir Thomas zu treiben,




Glizabeth percy
Matilda Mailing von(Fortsetzung)
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^lsri^ Olä DnAlsriä . . .

^^SN^^)>apitän Percy durchschritt den langen, steinernen Gang des Wirts¬
hauses — es war eins der berühmten ländlichen Wirtshäuser des
siebzehnten Jahrhunderts, das zwei- und auch dreihundert Gäste be¬
herbergen konnte — und pochte an die Tür zu Lady Elizabeths
Vorzimmer. Eine ihrer aufwartenden Damen öffnete — kriechend,
!halb verlegen.

Kann ich mit Mylady sprechen? fragte er kurz.

Gleich, Kapitän. Mylady macht Toilette, aber es kann ja sein, daß Ihr
trotzdem hineinkommen könnt, sagte sie verbindlich.

Danke, Mistreß! Ich werde warten.

Eine ganze Viertelstunde ging Harry auf und nieder auf dem steinernen Fu߬
boden in dem langen Zimmer, das zum Schlafgemach für Lady Elizabeths Gentle¬
women bestimmt war. Es war so niedrig, daß die Feder seines Hutes fast die ge¬
schwärzten Balken der Decke berührte.

Endlich hörte man Rauschen von Röcken und Kichern und Lachen hinter der
Tür zu dem innern Zimmer. Eine Stimme sagte laut und ermunternd: So,
Mylady — und die Tür wurde ein klein wenig geöffnet. Harry schlug die Hacken
zusammen und nahm den großen Hut ab.

Durch die halbgeöffnete Tür, die sich sofort wieder schloß, schlüpfte — nicht
Lady Elizabeth, sondern ein langer, schmächtiger Page in brandgelben Seidenstrümpfen,
die bis an die Hüften reichten, und seidnen Beinkleidern mit vielen Puffen. Unter
der brandgelben Jacke fiel das Hemd faltig um die Taille und durch die geschlitzten
Ärmel tief auf die Hände hinab. Auf dem Kopf, über dem frei herabwallenden,
rotbraunen Haar saß das breite Barett mit einer weißen Feder schief auf dem
linken Ohr. Kapitän Percy stand einen Augenblick da und starrte — dann setzte
er würdig, ohne ein Wort zu sagen, den Hut wieder auf den Kopf.

Harry ... tönte es halb beklommen, halb flehend mit einem verlegner Lachen.

Er würdigte sie keiner Antwort, wandte sich wieder der Tür zu und legte
schon die Hand auf den Türgriff.

Aber Harry I... Du wolltest doch mit mir reden?

Ich wollte mit Lady Elizabeth Percy reden — nicht mit einem Clown oder
einem Groom.

Ach, Harry, murmelte sie beschämt und verletzt. Sie fühlte selbst, wie sie
errötete, und ärgerte sich darüber. Es sind ja nur Narrenspossen. Lady Sophia
hat es sich ausgedacht: wir tun es, um unsern Spaß mit Sir Thomas zu treiben,


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[0374] [Abbildung] Glizabeth percy Matilda Mailing von(Fortsetzung) ^ ^lsri^ Olä DnAlsriä . . . ^^SN^^)>apitän Percy durchschritt den langen, steinernen Gang des Wirts¬ hauses — es war eins der berühmten ländlichen Wirtshäuser des siebzehnten Jahrhunderts, das zwei- und auch dreihundert Gäste be¬ herbergen konnte — und pochte an die Tür zu Lady Elizabeths Vorzimmer. Eine ihrer aufwartenden Damen öffnete — kriechend, !halb verlegen. Kann ich mit Mylady sprechen? fragte er kurz. Gleich, Kapitän. Mylady macht Toilette, aber es kann ja sein, daß Ihr trotzdem hineinkommen könnt, sagte sie verbindlich. Danke, Mistreß! Ich werde warten. Eine ganze Viertelstunde ging Harry auf und nieder auf dem steinernen Fu߬ boden in dem langen Zimmer, das zum Schlafgemach für Lady Elizabeths Gentle¬ women bestimmt war. Es war so niedrig, daß die Feder seines Hutes fast die ge¬ schwärzten Balken der Decke berührte. Endlich hörte man Rauschen von Röcken und Kichern und Lachen hinter der Tür zu dem innern Zimmer. Eine Stimme sagte laut und ermunternd: So, Mylady — und die Tür wurde ein klein wenig geöffnet. Harry schlug die Hacken zusammen und nahm den großen Hut ab. Durch die halbgeöffnete Tür, die sich sofort wieder schloß, schlüpfte — nicht Lady Elizabeth, sondern ein langer, schmächtiger Page in brandgelben Seidenstrümpfen, die bis an die Hüften reichten, und seidnen Beinkleidern mit vielen Puffen. Unter der brandgelben Jacke fiel das Hemd faltig um die Taille und durch die geschlitzten Ärmel tief auf die Hände hinab. Auf dem Kopf, über dem frei herabwallenden, rotbraunen Haar saß das breite Barett mit einer weißen Feder schief auf dem linken Ohr. Kapitän Percy stand einen Augenblick da und starrte — dann setzte er würdig, ohne ein Wort zu sagen, den Hut wieder auf den Kopf. Harry ... tönte es halb beklommen, halb flehend mit einem verlegner Lachen. Er würdigte sie keiner Antwort, wandte sich wieder der Tür zu und legte schon die Hand auf den Türgriff. Aber Harry I... Du wolltest doch mit mir reden? Ich wollte mit Lady Elizabeth Percy reden — nicht mit einem Clown oder einem Groom. Ach, Harry, murmelte sie beschämt und verletzt. Sie fühlte selbst, wie sie errötete, und ärgerte sich darüber. Es sind ja nur Narrenspossen. Lady Sophia hat es sich ausgedacht: wir tun es, um unsern Spaß mit Sir Thomas zu treiben,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/374>, abgerufen am 30.04.2024.