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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Elizabeth percy
Matilda Mailing von(Fortsetzung)

lizabeth sollte bald Gelegenheit haben, ihr Versprechen zu halten.

Sir Thomas hat kein Glück im Spiel, sagte Königsmark. Ebenso
wie sie hatte er den Jrländer und den Baronet am Spieltisch beob¬
achtet.

Hat er überhaupt Glück in irgendeines? fragte Lady Elizabeth
mit einem etwas verächtlichen Lachen.

Und das könnt Ihr fragen -- Ihr, Lady Ogle? Karl Königsmark sah
mit seinen großen, schelmischen Augen ans sie hinab. (Die tanzten, sagte Lady
Elizabeth.)

Ach ... Sie war noch nicht recht an den Jargon gewöhnt, errötete leicht
und fühlte sich ein wenig dumm. Aber es währte nicht lange. Im nächsten
Augenblick sah sie ihm unerschrocken, fast herausfordernd ins Gesicht und antwortete:

Ich weiß wohl, was das Sprichwort sagt, aber hier -- das versichere ich
Ihnen hoch und teuer -- paßt es gar nicht. Sir Thomas hat nicht mehr Glück in
der Liebe als ... als .. . Sie genierte sich, den armen Lord Jeffries zu nennen,
an den sie dachte, und war trotz allem altmodisch genug, es unzart zu finden, da
sie Gast auf seiner Hochzeit war. Er nimmt mich meines Geldes wegen, und ich
nehme ihn des seinen wegen. Glaubt Ihr denn, Graf Königsmark, daß das etwas
mit dem Glück oder dem Unglück im Spiel zu tun hat?

Madame, sagte Königsmark, über sie gebeugt, und obwohl sie fühlte, daß sie
bis an den Hals hinab errötete, hielt sie mutig seinen unverschämten und zudring¬
lichen Blick aus. Ich frage Euch auf Ehre und Gewissen: Ist Sir Thomas es
wert, daß manch ein Mann ^- ich scheue mich nicht, zusagen: der besser ist als
er -- mit Schmerzen und bitterm Chagrin in sein Grab fahren soll, weil . . .
weil ...

Er beugte sich plötzlich tief hinab und küßte die Spitzen an ihrem Kleide.
Ach, Bella Rubbia! seufzte er warm, sie mit dem spanischen Namen benennend, von
°em er zu sagen Pflegte, daß er so gut für sie passe.

Lady Elizabeth war geschmeichelt und entzückt, gar uicht mehr verlegen. Sie
Sog das Kleid zu sich heran -- als sie das tat, kam ihre Hand statt dessen mit
seinen Lippen in Berührung -- und sah lächelnd hinab in die strahlenden
"lauen Augen unter dem blonden, seidenweichen Haar, das zu befühlen sie fast Lust
verspürte.

Lady Sophia sieht zu Ihnen herüber, sagte sie bedeutungsvoll, mit einem
plötzlichen Bedürfnis, ihn wissen zu lassen -- daß sie es wisse.

Lady Sophia Wright? . . . fragte er unschuldig mit einer so starken Betonung
des Nachnamens, als gäbe es für ihn viele Sophias, aber nur eine Elizabeth.




Elizabeth percy
Matilda Mailing von(Fortsetzung)

lizabeth sollte bald Gelegenheit haben, ihr Versprechen zu halten.

Sir Thomas hat kein Glück im Spiel, sagte Königsmark. Ebenso
wie sie hatte er den Jrländer und den Baronet am Spieltisch beob¬
achtet.

Hat er überhaupt Glück in irgendeines? fragte Lady Elizabeth
mit einem etwas verächtlichen Lachen.

Und das könnt Ihr fragen — Ihr, Lady Ogle? Karl Königsmark sah
mit seinen großen, schelmischen Augen ans sie hinab. (Die tanzten, sagte Lady
Elizabeth.)

Ach ... Sie war noch nicht recht an den Jargon gewöhnt, errötete leicht
und fühlte sich ein wenig dumm. Aber es währte nicht lange. Im nächsten
Augenblick sah sie ihm unerschrocken, fast herausfordernd ins Gesicht und antwortete:

Ich weiß wohl, was das Sprichwort sagt, aber hier — das versichere ich
Ihnen hoch und teuer — paßt es gar nicht. Sir Thomas hat nicht mehr Glück in
der Liebe als ... als .. . Sie genierte sich, den armen Lord Jeffries zu nennen,
an den sie dachte, und war trotz allem altmodisch genug, es unzart zu finden, da
sie Gast auf seiner Hochzeit war. Er nimmt mich meines Geldes wegen, und ich
nehme ihn des seinen wegen. Glaubt Ihr denn, Graf Königsmark, daß das etwas
mit dem Glück oder dem Unglück im Spiel zu tun hat?

Madame, sagte Königsmark, über sie gebeugt, und obwohl sie fühlte, daß sie
bis an den Hals hinab errötete, hielt sie mutig seinen unverschämten und zudring¬
lichen Blick aus. Ich frage Euch auf Ehre und Gewissen: Ist Sir Thomas es
wert, daß manch ein Mann ^- ich scheue mich nicht, zusagen: der besser ist als
er — mit Schmerzen und bitterm Chagrin in sein Grab fahren soll, weil . . .
weil ...

Er beugte sich plötzlich tief hinab und küßte die Spitzen an ihrem Kleide.
Ach, Bella Rubbia! seufzte er warm, sie mit dem spanischen Namen benennend, von
°em er zu sagen Pflegte, daß er so gut für sie passe.

Lady Elizabeth war geschmeichelt und entzückt, gar uicht mehr verlegen. Sie
Sog das Kleid zu sich heran — als sie das tat, kam ihre Hand statt dessen mit
seinen Lippen in Berührung — und sah lächelnd hinab in die strahlenden
"lauen Augen unter dem blonden, seidenweichen Haar, das zu befühlen sie fast Lust
verspürte.

Lady Sophia sieht zu Ihnen herüber, sagte sie bedeutungsvoll, mit einem
plötzlichen Bedürfnis, ihn wissen zu lassen — daß sie es wisse.

Lady Sophia Wright? . . . fragte er unschuldig mit einer so starken Betonung
des Nachnamens, als gäbe es für ihn viele Sophias, aber nur eine Elizabeth.


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[0483] [Abbildung] Elizabeth percy Matilda Mailing von(Fortsetzung) lizabeth sollte bald Gelegenheit haben, ihr Versprechen zu halten. Sir Thomas hat kein Glück im Spiel, sagte Königsmark. Ebenso wie sie hatte er den Jrländer und den Baronet am Spieltisch beob¬ achtet. Hat er überhaupt Glück in irgendeines? fragte Lady Elizabeth mit einem etwas verächtlichen Lachen. Und das könnt Ihr fragen — Ihr, Lady Ogle? Karl Königsmark sah mit seinen großen, schelmischen Augen ans sie hinab. (Die tanzten, sagte Lady Elizabeth.) Ach ... Sie war noch nicht recht an den Jargon gewöhnt, errötete leicht und fühlte sich ein wenig dumm. Aber es währte nicht lange. Im nächsten Augenblick sah sie ihm unerschrocken, fast herausfordernd ins Gesicht und antwortete: Ich weiß wohl, was das Sprichwort sagt, aber hier — das versichere ich Ihnen hoch und teuer — paßt es gar nicht. Sir Thomas hat nicht mehr Glück in der Liebe als ... als .. . Sie genierte sich, den armen Lord Jeffries zu nennen, an den sie dachte, und war trotz allem altmodisch genug, es unzart zu finden, da sie Gast auf seiner Hochzeit war. Er nimmt mich meines Geldes wegen, und ich nehme ihn des seinen wegen. Glaubt Ihr denn, Graf Königsmark, daß das etwas mit dem Glück oder dem Unglück im Spiel zu tun hat? Madame, sagte Königsmark, über sie gebeugt, und obwohl sie fühlte, daß sie bis an den Hals hinab errötete, hielt sie mutig seinen unverschämten und zudring¬ lichen Blick aus. Ich frage Euch auf Ehre und Gewissen: Ist Sir Thomas es wert, daß manch ein Mann ^- ich scheue mich nicht, zusagen: der besser ist als er — mit Schmerzen und bitterm Chagrin in sein Grab fahren soll, weil . . . weil ... Er beugte sich plötzlich tief hinab und küßte die Spitzen an ihrem Kleide. Ach, Bella Rubbia! seufzte er warm, sie mit dem spanischen Namen benennend, von °em er zu sagen Pflegte, daß er so gut für sie passe. Lady Elizabeth war geschmeichelt und entzückt, gar uicht mehr verlegen. Sie Sog das Kleid zu sich heran — als sie das tat, kam ihre Hand statt dessen mit seinen Lippen in Berührung — und sah lächelnd hinab in die strahlenden "lauen Augen unter dem blonden, seidenweichen Haar, das zu befühlen sie fast Lust verspürte. Lady Sophia sieht zu Ihnen herüber, sagte sie bedeutungsvoll, mit einem plötzlichen Bedürfnis, ihn wissen zu lassen — daß sie es wisse. Lady Sophia Wright? . . . fragte er unschuldig mit einer so starken Betonung des Nachnamens, als gäbe es für ihn viele Sophias, aber nur eine Elizabeth.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/483>, abgerufen am 30.04.2024.