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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Schichten der Nation unbefriedigt läßt, deren Einkommen aus Gehalt und geistiger
Tätigkeit mit jenem Aufschwung nicht nur nicht S chritt zu halten vermag, sondern
deren Existenz im Gegenteil durch ihn in jeder Richtung verteuert wird. Zu dem
dadurch hervorgerufnen Mißbehagen gesellt sich d er Mangel idealer politischer Ziele,
denen nachzustreben ehemals für diese Kreise gleichsam der Lebensinhalt war.
Bismarck äußerte einmal am späten Abend seines Lebens, daß er sich nach großen
Bedenken zur Kolonialpolitik nur deshalb entschlossen habe, um der Nation wieder
ideale Ziele zu geben, die der Deutsche haben müsse, wenn er nicht auf Abwege
geraten solle. Auch damit ist ein wesentlicher Grund der heutigen Schwarzseherei
berührt.

Die Erkenntnis der Notwendigkeit, den Deutschen ideale Ziele zu geben, be¬
seelt auch den Kaiser. In diesem Sinne hat er den Ausbau der Flotte in die
Hand genommen und damit an eine Saite geschlagen, die im deutschen Volke immer
hellen Klang gibt; in diesem Sinne hat er einst von dem "größern Deutschland"
gesprochen, das er fest an das heimatliche Reich angliedern wolle. Damit waren aber
nicht Eroberungen jenseits der Meere gemeint, sondern es sollten nur auf jede
Weise die geistigen Bande gestärkt werden, die die zahlreichen Deutschen in andern
Weltteilen mit der Heimat verknüpfen, damit sie dieser dort nicht verloren gehen,
sondern dem Deutschtum erhalten bleiben. Wie weit Ideal und Leben auch auf
diesem Gebiete voneinander abweichen, zeigt die Tatsache, daß, obwohl seit jener
Kaiserlichen Rede mehr als zehn Jahre verflossen sind, es bis heute nicht möglich
gewesen ist, dem Reichstage ein Gesetz vorzulegen, das den Verlust der Reichsan¬
gehörigkeit in einer der Würde des Deutschen Reiches angemessenen Weise regelt!
Wenn die Parteien in unserm Reichstage mehr von ihren Pflichten für Staatsnot¬
wendigkeiten und weniger von parlamentarischen, fraktionellen und persönlichen Eitel¬
ketten durchdrungen und geleitet würden, in denen sich heute unser Parlamentaris¬
mus schier erschöpft, würde das nicht möglich sein. Und da kommen wir auf ein
weiteres Element der Schwarzseherei: das tiefe Mißfallen an der Volksvertretung,
das weite nationalgesinnte Kreise der Nation erfaßt hat. Das Jahr 1908 -- wenn
nicht früher -- soll uns einen neuen Reichstag bringen, die Parteien scheinen dieses-
mal sehr frühzeitig mit den Vorbereitungen zu beginnen. Ob daraus endlich ein auf
d ^z* er Höhe seiner Aufgabe stehender Reichstag hervorgehen wird?




Kunstverständnis?

Man spricht soviel von Kunstverständnis heutzutage
und betreibt es mit so vielerlei Mitteln, als: kunstgeschichtlichen Unterricht, kunst¬
kritischen Vorträgen usw. meist ohne andern Nutzen als den, daß man Namen und
Werke lernt und Renaissance und Biedermeierstil geläufig unterscheiden kann. Was
aber hat das im Grunde mit Kunst zu tun, mit der Kunst, die den innern Menschen
bildet? Ein solches Wissen über Kunst und von Kunstwerken kann eine Hilfe -- keine
übermäßig große! -- zum Verständnis werden, aber nur unter der Voraussetzung,
daß man diese Mittel nicht mit dem Zweck verwechselt, sondern sich bewußt bleibt,
worauf es zuletzt ankommt. Nämlich nicht so sehr darauf, daß wir ein Kunstwerk
nach Stil, Geschichte, Inhalt begreifen, sondern weit mehr darauf, daß es uns
ergreift, daß es zu unsrer Seele sprechen kann.

Wer selbst zu viel spricht, der kaun nicht hören, was ihm die oftmals stummen
Werke der Kunst zu sagen haben. Allem Großen und Ernster gegenüber, und
dazu gehört ganz sicher auch jedes wahre Kunstwerk, bedarf es der Sammlung und
des Ernstes. Es ist ein großer Irrtum, die Worte "Ernst ist das Leben, heiter
P die Kunst" so aufzufassen, als stünde die Kunst abseits vom Leben und sei nur
und, müßige Stunden angenehm auszufüllen. Genuß im landläufigen Sinne des


Grenzboten III 1906 8S
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Schichten der Nation unbefriedigt läßt, deren Einkommen aus Gehalt und geistiger
Tätigkeit mit jenem Aufschwung nicht nur nicht S chritt zu halten vermag, sondern
deren Existenz im Gegenteil durch ihn in jeder Richtung verteuert wird. Zu dem
dadurch hervorgerufnen Mißbehagen gesellt sich d er Mangel idealer politischer Ziele,
denen nachzustreben ehemals für diese Kreise gleichsam der Lebensinhalt war.
Bismarck äußerte einmal am späten Abend seines Lebens, daß er sich nach großen
Bedenken zur Kolonialpolitik nur deshalb entschlossen habe, um der Nation wieder
ideale Ziele zu geben, die der Deutsche haben müsse, wenn er nicht auf Abwege
geraten solle. Auch damit ist ein wesentlicher Grund der heutigen Schwarzseherei
berührt.

Die Erkenntnis der Notwendigkeit, den Deutschen ideale Ziele zu geben, be¬
seelt auch den Kaiser. In diesem Sinne hat er den Ausbau der Flotte in die
Hand genommen und damit an eine Saite geschlagen, die im deutschen Volke immer
hellen Klang gibt; in diesem Sinne hat er einst von dem „größern Deutschland"
gesprochen, das er fest an das heimatliche Reich angliedern wolle. Damit waren aber
nicht Eroberungen jenseits der Meere gemeint, sondern es sollten nur auf jede
Weise die geistigen Bande gestärkt werden, die die zahlreichen Deutschen in andern
Weltteilen mit der Heimat verknüpfen, damit sie dieser dort nicht verloren gehen,
sondern dem Deutschtum erhalten bleiben. Wie weit Ideal und Leben auch auf
diesem Gebiete voneinander abweichen, zeigt die Tatsache, daß, obwohl seit jener
Kaiserlichen Rede mehr als zehn Jahre verflossen sind, es bis heute nicht möglich
gewesen ist, dem Reichstage ein Gesetz vorzulegen, das den Verlust der Reichsan¬
gehörigkeit in einer der Würde des Deutschen Reiches angemessenen Weise regelt!
Wenn die Parteien in unserm Reichstage mehr von ihren Pflichten für Staatsnot¬
wendigkeiten und weniger von parlamentarischen, fraktionellen und persönlichen Eitel¬
ketten durchdrungen und geleitet würden, in denen sich heute unser Parlamentaris¬
mus schier erschöpft, würde das nicht möglich sein. Und da kommen wir auf ein
weiteres Element der Schwarzseherei: das tiefe Mißfallen an der Volksvertretung,
das weite nationalgesinnte Kreise der Nation erfaßt hat. Das Jahr 1908 — wenn
nicht früher — soll uns einen neuen Reichstag bringen, die Parteien scheinen dieses-
mal sehr frühzeitig mit den Vorbereitungen zu beginnen. Ob daraus endlich ein auf
d ^z* er Höhe seiner Aufgabe stehender Reichstag hervorgehen wird?




Kunstverständnis?

Man spricht soviel von Kunstverständnis heutzutage
und betreibt es mit so vielerlei Mitteln, als: kunstgeschichtlichen Unterricht, kunst¬
kritischen Vorträgen usw. meist ohne andern Nutzen als den, daß man Namen und
Werke lernt und Renaissance und Biedermeierstil geläufig unterscheiden kann. Was
aber hat das im Grunde mit Kunst zu tun, mit der Kunst, die den innern Menschen
bildet? Ein solches Wissen über Kunst und von Kunstwerken kann eine Hilfe — keine
übermäßig große! — zum Verständnis werden, aber nur unter der Voraussetzung,
daß man diese Mittel nicht mit dem Zweck verwechselt, sondern sich bewußt bleibt,
worauf es zuletzt ankommt. Nämlich nicht so sehr darauf, daß wir ein Kunstwerk
nach Stil, Geschichte, Inhalt begreifen, sondern weit mehr darauf, daß es uns
ergreift, daß es zu unsrer Seele sprechen kann.

Wer selbst zu viel spricht, der kaun nicht hören, was ihm die oftmals stummen
Werke der Kunst zu sagen haben. Allem Großen und Ernster gegenüber, und
dazu gehört ganz sicher auch jedes wahre Kunstwerk, bedarf es der Sammlung und
des Ernstes. Es ist ein großer Irrtum, die Worte „Ernst ist das Leben, heiter
P die Kunst" so aufzufassen, als stünde die Kunst abseits vom Leben und sei nur
und, müßige Stunden angenehm auszufüllen. Genuß im landläufigen Sinne des


Grenzboten III 1906 8S
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/649>, abgerufen am 30.04.2024.