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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr.

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Die zukünftige Welchandelslime rund um die Grde

i le Hamburg-Amerika-Linie hat mit dem Gonldschen Eisenbahutrust,
der die Verbindungen zwischen Newyork und Kmisas City be¬
herrscht^ und mit der Stilwellschen Bahngesellschaft, die eine Linie
I von Kansas City nach dem mexikanischen Hafen Topolobampo am
Stillen Ozean baut, eine Verkehrsallianz geschlossen, die ihr dem¬
nächst die Kontrolle über einen fortlaufenden Handelsweg rund um die Erde geben
wird, da sie ihrerseits auch eine Linie von Topolobampo nach Ostnsien einrichten
will und schon Linien von Hamburg nach Ostasien und Newyork im Betrieb hat.
Wenn mich die Vollendung der Stilwellschen Eisenbahn noch einige Jahre dauern
wird, so ist es doch unstreitig ein neues Zeichen von dem weitschauenden Scharf¬
sinn des Generaldirektors Vcillin, daß er es verstanden hat, sich nach vielen
vergeblichen Vertragsverhandlungen mit andern pazifischen Eisenbahngesellschaften
jetzt mit einem Eisenbahnunternehmer zu assoziieren, das voraussichtlich nach
seiner Vollendung eines der wichtigsten in Nordamerika sein wird.

Die Stilwellsche Linie, die den offiziellen Namen Kansas City, Mexico and
Orient Railway führt, wird in Verbindung mit der Gould-Linie die kürzeste
nordamerikanische Verbindung zwischen dem Stillen und dem Atlantischen Ozean
sein, und zwar ungefähr fünfhundert englische Meilen kürzer als irgendeine der
jetzigen Pacisicbahncu. Sie erreicht den Golf von Kalifornien an der Stelle, wo
er in den Ozean mündet. Topolobampo ist der einzige Hafen an der pazifischen
Küste, wo die größten Seeschiffe direkt an die Küste kommen und ihre Ladungen
löschen oder laden können ohne zu leichtern. Der Hafen liegt in einer weiten
natürlichen Bucht, die nach dem Ozean zu eine verhältnismäßig schmale Einfahrt
hat und gegen Winde gesichert ist. In bezug ans die günstige geographische Lage
kann auf dem amerikanischen Kontinent nur Rio de Janeiro mit Topolobampo
verglichen werden. Daß es sich nicht eher zu einem Hafenplatz ersten Ranges
entwickeln konnte, lag allein an der sich zwischen ihm und dem Hinterkante nuf-


Grmzboten UI 1906 1


Die zukünftige Welchandelslime rund um die Grde

i le Hamburg-Amerika-Linie hat mit dem Gonldschen Eisenbahutrust,
der die Verbindungen zwischen Newyork und Kmisas City be¬
herrscht^ und mit der Stilwellschen Bahngesellschaft, die eine Linie
I von Kansas City nach dem mexikanischen Hafen Topolobampo am
Stillen Ozean baut, eine Verkehrsallianz geschlossen, die ihr dem¬
nächst die Kontrolle über einen fortlaufenden Handelsweg rund um die Erde geben
wird, da sie ihrerseits auch eine Linie von Topolobampo nach Ostnsien einrichten
will und schon Linien von Hamburg nach Ostasien und Newyork im Betrieb hat.
Wenn mich die Vollendung der Stilwellschen Eisenbahn noch einige Jahre dauern
wird, so ist es doch unstreitig ein neues Zeichen von dem weitschauenden Scharf¬
sinn des Generaldirektors Vcillin, daß er es verstanden hat, sich nach vielen
vergeblichen Vertragsverhandlungen mit andern pazifischen Eisenbahngesellschaften
jetzt mit einem Eisenbahnunternehmer zu assoziieren, das voraussichtlich nach
seiner Vollendung eines der wichtigsten in Nordamerika sein wird.

Die Stilwellsche Linie, die den offiziellen Namen Kansas City, Mexico and
Orient Railway führt, wird in Verbindung mit der Gould-Linie die kürzeste
nordamerikanische Verbindung zwischen dem Stillen und dem Atlantischen Ozean
sein, und zwar ungefähr fünfhundert englische Meilen kürzer als irgendeine der
jetzigen Pacisicbahncu. Sie erreicht den Golf von Kalifornien an der Stelle, wo
er in den Ozean mündet. Topolobampo ist der einzige Hafen an der pazifischen
Küste, wo die größten Seeschiffe direkt an die Küste kommen und ihre Ladungen
löschen oder laden können ohne zu leichtern. Der Hafen liegt in einer weiten
natürlichen Bucht, die nach dem Ozean zu eine verhältnismäßig schmale Einfahrt
hat und gegen Winde gesichert ist. In bezug ans die günstige geographische Lage
kann auf dem amerikanischen Kontinent nur Rio de Janeiro mit Topolobampo
verglichen werden. Daß es sich nicht eher zu einem Hafenplatz ersten Ranges
entwickeln konnte, lag allein an der sich zwischen ihm und dem Hinterkante nuf-


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[0009] [Abbildung] Die zukünftige Welchandelslime rund um die Grde i le Hamburg-Amerika-Linie hat mit dem Gonldschen Eisenbahutrust, der die Verbindungen zwischen Newyork und Kmisas City be¬ herrscht^ und mit der Stilwellschen Bahngesellschaft, die eine Linie I von Kansas City nach dem mexikanischen Hafen Topolobampo am Stillen Ozean baut, eine Verkehrsallianz geschlossen, die ihr dem¬ nächst die Kontrolle über einen fortlaufenden Handelsweg rund um die Erde geben wird, da sie ihrerseits auch eine Linie von Topolobampo nach Ostnsien einrichten will und schon Linien von Hamburg nach Ostasien und Newyork im Betrieb hat. Wenn mich die Vollendung der Stilwellschen Eisenbahn noch einige Jahre dauern wird, so ist es doch unstreitig ein neues Zeichen von dem weitschauenden Scharf¬ sinn des Generaldirektors Vcillin, daß er es verstanden hat, sich nach vielen vergeblichen Vertragsverhandlungen mit andern pazifischen Eisenbahngesellschaften jetzt mit einem Eisenbahnunternehmer zu assoziieren, das voraussichtlich nach seiner Vollendung eines der wichtigsten in Nordamerika sein wird. Die Stilwellsche Linie, die den offiziellen Namen Kansas City, Mexico and Orient Railway führt, wird in Verbindung mit der Gould-Linie die kürzeste nordamerikanische Verbindung zwischen dem Stillen und dem Atlantischen Ozean sein, und zwar ungefähr fünfhundert englische Meilen kürzer als irgendeine der jetzigen Pacisicbahncu. Sie erreicht den Golf von Kalifornien an der Stelle, wo er in den Ozean mündet. Topolobampo ist der einzige Hafen an der pazifischen Küste, wo die größten Seeschiffe direkt an die Küste kommen und ihre Ladungen löschen oder laden können ohne zu leichtern. Der Hafen liegt in einer weiten natürlichen Bucht, die nach dem Ozean zu eine verhältnismäßig schmale Einfahrt hat und gegen Winde gesichert ist. In bezug ans die günstige geographische Lage kann auf dem amerikanischen Kontinent nur Rio de Janeiro mit Topolobampo verglichen werden. Daß es sich nicht eher zu einem Hafenplatz ersten Ranges entwickeln konnte, lag allein an der sich zwischen ihm und dem Hinterkante nuf- Grmzboten UI 1906 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_299786/9>, abgerufen am 30.04.2024.