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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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In der Residenz zu Uleinhausen

Über den Hof, der oft Leuten ohne Verdienst seine Gunst schenke und
andre, die ihm treu gedient Hütten, schlecht belohne, wird auch bei Moliere
nicht selten hergezogen. Aber es wirkt natürlich viel amüsanter, Friedrich den
Großen selbst im Tone der Mißvergnügten über den Hof klagen zu hören.
Einige wenige Stellen klingen, wie man zum Teil schon früher angemerkt hat,
wörtlich an Moliere an. Wenn Argau (1. Akt, 2. Szene) zu Bardus sagt:
Vstrs bits sse Igoilsiusut Linus, xour uns bits vnilossvlüaus und (3. Akt,
4. Szene): laut, as Lsl sutrs-t-it an-us 1's.räh ä'un xuilosoxlls und Nenne (3. Akt,
6. Szene): Vous ouvlis^ mousisur <zus vous heff Mi1o8oxlls, se vous von"
lÄoQL2, so erinnert das nicht nur an eine Stelle aus Boileaus I^utriu (oiiMt I,
vsrs 12): ?aut as list sutrs-t-it äaus 1'^ins ass äsvots?, sondern auch an die
Worte Dorinens zu Orgon ^artutlö 2. Akt, 2. Szene) ^.u, vous ßtss äsvst, se
vous vous swvorts?. Wie Marotte, die Magd der Chatos (?r^o. riä., 7. Szene)
ihrer Herrin erwidert: ^s u's.i xils axxris courus von" ig, Llotls, so Nerine dem
Bardus: -1s u'g.i xas gxpris 1a xllilossvliis ovinus vous mousisur (3. Akt,
5. Szene). Vielleicht darf man auch den letzten Satz der IZools: V^Iöbrous
sussuMs 1s, un as vstts llsursuss jourus's init den Worten der Schlußszene
des ^pars zusammenstellen: Filous Miir as l'allsArssss, c^us est llsursux ^jour
nous xrssöritö. Vor allem aber möchte ich ein Zitat aus Moliere in dem
freundschaftlichen Rate sehen, den Bardus dem jammernden Mondor gibt: Nsurs
vns, o'sse tout os <ius tu xsux kairs as misux. Hier liegt, wenn ich nicht
irre, eine Entlehnung aus von ^usu (4. Akt, 5. Szene) vor, wo der gefühlvolle
Sohn seinem Vater nachruft: Kours? 1s xlus tot aus vous pourrs?, s'sse 1"
ruisux Ms V0U8 xuissis?! iairs.




In der ResidenMuMleinhausen
MainaUIensen von(Schluß)

^MF!err Kunstmaler Fetter! meldete der Diener, und die Tür schloß sich
geräuschlos hinter dem Eintretenden. Dieser stand ein paar Sekunden
regungslos. Das bläulich überflutete Zimmer drehte sich leise vor
seinen Augen, in seiner Stirn fing es an zu rauschen.

Ah -- Herr Fetter!

! Die Fürstin erhob sich aus ihrem Armsessel und trat ihm entgegen.
Ein mattgrünes Kleid umfloß ihren Körper wellengleich. Dazu paßten auch die weißen
Nymphcien, die in einer venezianischen Schale auf dem Tische standen. Sie glichen
ihr. Ihm war, er berühre eines der kühlen, glatten Blätter mit den Lippen, da
er sich auf ihre Hand niederbeugte. Es durchrieselte ihn kalt, als sänke er von
den glatten Stielen unistrickt in grundlose Tiefen.

Wir erwarten heute Abend -- später -- Gäste, sagte die Fürstin, mit tiefem
Stimmklang, aber da wir in den nächsten Tagen abreisen, wollte ich Sie doch
gern noch einmal sehen. Vor allem, um Ihnen zu danken für das Bild. Es
macht einen wirklich starken Eindruck und ist vornehm in der Technik.


In der Residenz zu Uleinhausen

Über den Hof, der oft Leuten ohne Verdienst seine Gunst schenke und
andre, die ihm treu gedient Hütten, schlecht belohne, wird auch bei Moliere
nicht selten hergezogen. Aber es wirkt natürlich viel amüsanter, Friedrich den
Großen selbst im Tone der Mißvergnügten über den Hof klagen zu hören.
Einige wenige Stellen klingen, wie man zum Teil schon früher angemerkt hat,
wörtlich an Moliere an. Wenn Argau (1. Akt, 2. Szene) zu Bardus sagt:
Vstrs bits sse Igoilsiusut Linus, xour uns bits vnilossvlüaus und (3. Akt,
4. Szene): laut, as Lsl sutrs-t-it an-us 1's.räh ä'un xuilosoxlls und Nenne (3. Akt,
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Worte Dorinens zu Orgon ^artutlö 2. Akt, 2. Szene) ^.u, vous ßtss äsvst, se
vous vous swvorts?. Wie Marotte, die Magd der Chatos (?r^o. riä., 7. Szene)
ihrer Herrin erwidert: ^s u's.i xils axxris courus von« ig, Llotls, so Nerine dem
Bardus: -1s u'g.i xas gxpris 1a xllilossvliis ovinus vous mousisur (3. Akt,
5. Szene). Vielleicht darf man auch den letzten Satz der IZools: V^Iöbrous
sussuMs 1s, un as vstts llsursuss jourus's init den Worten der Schlußszene
des ^pars zusammenstellen: Filous Miir as l'allsArssss, c^us est llsursux ^jour
nous xrssöritö. Vor allem aber möchte ich ein Zitat aus Moliere in dem
freundschaftlichen Rate sehen, den Bardus dem jammernden Mondor gibt: Nsurs
vns, o'sse tout os <ius tu xsux kairs as misux. Hier liegt, wenn ich nicht
irre, eine Entlehnung aus von ^usu (4. Akt, 5. Szene) vor, wo der gefühlvolle
Sohn seinem Vater nachruft: Kours? 1s xlus tot aus vous pourrs?, s'sse 1«
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In der ResidenMuMleinhausen
MainaUIensen von(Schluß)

^MF!err Kunstmaler Fetter! meldete der Diener, und die Tür schloß sich
geräuschlos hinter dem Eintretenden. Dieser stand ein paar Sekunden
regungslos. Das bläulich überflutete Zimmer drehte sich leise vor
seinen Augen, in seiner Stirn fing es an zu rauschen.

Ah — Herr Fetter!

! Die Fürstin erhob sich aus ihrem Armsessel und trat ihm entgegen.
Ein mattgrünes Kleid umfloß ihren Körper wellengleich. Dazu paßten auch die weißen
Nymphcien, die in einer venezianischen Schale auf dem Tische standen. Sie glichen
ihr. Ihm war, er berühre eines der kühlen, glatten Blätter mit den Lippen, da
er sich auf ihre Hand niederbeugte. Es durchrieselte ihn kalt, als sänke er von
den glatten Stielen unistrickt in grundlose Tiefen.

Wir erwarten heute Abend — später — Gäste, sagte die Fürstin, mit tiefem
Stimmklang, aber da wir in den nächsten Tagen abreisen, wollte ich Sie doch
gern noch einmal sehen. Vor allem, um Ihnen zu danken für das Bild. Es
macht einen wirklich starken Eindruck und ist vornehm in der Technik.


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[0278] In der Residenz zu Uleinhausen Über den Hof, der oft Leuten ohne Verdienst seine Gunst schenke und andre, die ihm treu gedient Hütten, schlecht belohne, wird auch bei Moliere nicht selten hergezogen. Aber es wirkt natürlich viel amüsanter, Friedrich den Großen selbst im Tone der Mißvergnügten über den Hof klagen zu hören. Einige wenige Stellen klingen, wie man zum Teil schon früher angemerkt hat, wörtlich an Moliere an. Wenn Argau (1. Akt, 2. Szene) zu Bardus sagt: Vstrs bits sse Igoilsiusut Linus, xour uns bits vnilossvlüaus und (3. Akt, 4. Szene): laut, as Lsl sutrs-t-it an-us 1's.räh ä'un xuilosoxlls und Nenne (3. Akt, 6. Szene): Vous ouvlis^ mousisur <zus vous heff Mi1o8oxlls, se vous von« lÄoQL2, so erinnert das nicht nur an eine Stelle aus Boileaus I^utriu (oiiMt I, vsrs 12): ?aut as list sutrs-t-it äaus 1'^ins ass äsvots?, sondern auch an die Worte Dorinens zu Orgon ^artutlö 2. Akt, 2. Szene) ^.u, vous ßtss äsvst, se vous vous swvorts?. Wie Marotte, die Magd der Chatos (?r^o. riä., 7. Szene) ihrer Herrin erwidert: ^s u's.i xils axxris courus von« ig, Llotls, so Nerine dem Bardus: -1s u'g.i xas gxpris 1a xllilossvliis ovinus vous mousisur (3. Akt, 5. Szene). Vielleicht darf man auch den letzten Satz der IZools: V^Iöbrous sussuMs 1s, un as vstts llsursuss jourus's init den Worten der Schlußszene des ^pars zusammenstellen: Filous Miir as l'allsArssss, c^us est llsursux ^jour nous xrssöritö. Vor allem aber möchte ich ein Zitat aus Moliere in dem freundschaftlichen Rate sehen, den Bardus dem jammernden Mondor gibt: Nsurs vns, o'sse tout os <ius tu xsux kairs as misux. Hier liegt, wenn ich nicht irre, eine Entlehnung aus von ^usu (4. Akt, 5. Szene) vor, wo der gefühlvolle Sohn seinem Vater nachruft: Kours? 1s xlus tot aus vous pourrs?, s'sse 1« ruisux Ms V0U8 xuissis?! iairs. In der ResidenMuMleinhausen MainaUIensen von(Schluß) ^MF!err Kunstmaler Fetter! meldete der Diener, und die Tür schloß sich geräuschlos hinter dem Eintretenden. Dieser stand ein paar Sekunden regungslos. Das bläulich überflutete Zimmer drehte sich leise vor seinen Augen, in seiner Stirn fing es an zu rauschen. Ah — Herr Fetter! ! Die Fürstin erhob sich aus ihrem Armsessel und trat ihm entgegen. Ein mattgrünes Kleid umfloß ihren Körper wellengleich. Dazu paßten auch die weißen Nymphcien, die in einer venezianischen Schale auf dem Tische standen. Sie glichen ihr. Ihm war, er berühre eines der kühlen, glatten Blätter mit den Lippen, da er sich auf ihre Hand niederbeugte. Es durchrieselte ihn kalt, als sänke er von den glatten Stielen unistrickt in grundlose Tiefen. Wir erwarten heute Abend — später — Gäste, sagte die Fürstin, mit tiefem Stimmklang, aber da wir in den nächsten Tagen abreisen, wollte ich Sie doch gern noch einmal sehen. Vor allem, um Ihnen zu danken für das Bild. Es macht einen wirklich starken Eindruck und ist vornehm in der Technik.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/278>, abgerufen am 29.04.2024.