Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.^eimotsehnsucht nachdrückliche Strafe" empfohlen. Jmhoff kaufte sich von seinem geldbednrftigen Heimatsehnsucht N Inssy Torrnnd ovelle von (Fortsetzung) K>s War um die Zeit des Fastenniarktes. Maria halte schon ein paar¬ Denk bloß, Mutter, sie waren mit Bntjers auf dem Jahrmarkt, rapportierte Und als Maria die bitterlich schluchzenden ins Verhör nahm, kams heraus, Die Mutter wurde blaß und rot und wehrte mit beiden Händen. Genug, *) Vgl. Ich. Rich, Dmnelson, Zur Geschichte der Sächsischen Politik 1706--1709. Dis¬
sertation von Helsingfors 1878, S. 10ff. Vgl. mich Leben und Denkwürdigkeiten des NeichS- grnfcn usw. von der Schulenburg, 1834, l, 288 ff. ^eimotsehnsucht nachdrückliche Strafe" empfohlen. Jmhoff kaufte sich von seinem geldbednrftigen Heimatsehnsucht N Inssy Torrnnd ovelle von (Fortsetzung) K>s War um die Zeit des Fastenniarktes. Maria halte schon ein paar¬ Denk bloß, Mutter, sie waren mit Bntjers auf dem Jahrmarkt, rapportierte Und als Maria die bitterlich schluchzenden ins Verhör nahm, kams heraus, Die Mutter wurde blaß und rot und wehrte mit beiden Händen. Genug, *) Vgl. Ich. Rich, Dmnelson, Zur Geschichte der Sächsischen Politik 1706—1709. Dis¬
sertation von Helsingfors 1878, S. 10ff. Vgl. mich Leben und Denkwürdigkeiten des NeichS- grnfcn usw. von der Schulenburg, 1834, l, 288 ff. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0440" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/300939"/> <fw type="header" place="top"> ^eimotsehnsucht</fw><lb/> <p xml:id="ID_1771" prev="#ID_1770"> nachdrückliche Strafe" empfohlen. Jmhoff kaufte sich von seinem geldbednrftigen<lb/> Fürsten mit 40000 Talern los, Pfingsten aber, der über solche befreiende<lb/> Mittel nicht verfügte, starb 1735 als Gefangner ans dein Königstein. In dem<lb/> Prozeß erscheint Pfingsten als der schuldigere Teil. Wir können uns aber<lb/> heute auch auf Grund des wenigen vorhandnen Materials von einer wesentlichen<lb/> Schuld nicht überzeugen.") Denn wenn August unter andern? behauptete, daß<lb/> er zur Abdankung nur gewillt gewesen sei, wenn Karl sein Stammland ver¬<lb/> schone, sonst aber nur eine Teilung Polens zur Grundlage des Friedens geplant<lb/> hätte, so wußte er doch andrerseits schon seit Jahren ganz genau, daß Karl eine<lb/> andre Bedingung als Abdankung nicht anerkannte, und daß er trotz seiner<lb/> Verbindungen mit den Seemächten augenblicklich und auch in nächst absehbarer<lb/> Zeit gar kein Mittel in der Hand hatte, andre Bedingungen durchzusetzen.<lb/> Und wenn es im Berichte der Untersuchungskommission vom 21. April 1708<lb/> heißt, daß Pfingsten nach seiner Ankunft bei August in Petrikau am 15. Oktober<lb/> 1706 „zwar von der unternommnen Friedensverhandlnng einigen Rapport<lb/> getan, aber gestehen müsse, daß er Ihrer Königlichen Majestät weder das vvll-<lb/> zogne Friedensinstrument vorgezeigt, noch auch eröffnet habe, daß der Friede<lb/> wirklich geschlossen sei" — so klingt das doch angesichts der ganzen Lage<lb/> schlechterdings unglaublich.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Heimatsehnsucht<lb/> N<note type="byline"> Inssy Torrnnd</note> ovelle von<lb/> (Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_1772"> K>s War um die Zeit des Fastenniarktes. Maria halte schon ein paar¬<lb/> mal nach den Kindern ausgeschaut, die längst aus der Nachmittags¬<lb/> schule zurück sein mußten. Es wurde fünf, der Kaffee stand im<lb/> Ofenrohr, aber Anneliese und Toni kamen immer noch nicht. Da<lb/> schickte die Mutter den Großen, der schulfrei war, ans, um sie zu<lb/> I suchen, und wollte sich eine halbe Stunde spater gerade in Unruhe<lb/> selber auf den Weg machen, als Hubert die zwei armen Sünder angeschleppt brachte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1773"> Denk bloß, Mutter, sie waren mit Bntjers auf dem Jahrmarkt, rapportierte<lb/> er. Bei der Frau ohne Arme und Beine, Mutter!</p><lb/> <p xml:id="ID_1774"> Und als Maria die bitterlich schluchzenden ins Verhör nahm, kams heraus,<lb/> daß ein paar von Tonis Butjerfrennden das Geschwisterpaar mit Bitten und<lb/> Drohungen überredet hatten, zusammen mit ihnen ans den Jahrmarkt zu gehn.<lb/> Mit einer großen lärmenden Kinderschar waren sie von Bude zu Bilde gezogen<lb/> und hatten für ihre paar Pfennige Taschengeld richtig alle Herrlichkeiten der Welt<lb/> gesehen: das Wachsfigurenkabinett und die grausame Ermordung der schonen Gold-<lb/> else, des Sultans Harem, die dickste Frau der Welt und alle Krankheiten des<lb/> menschlichen Leibes —</p><lb/> <p xml:id="ID_1775"> Die Mutter wurde blaß und rot und wehrte mit beiden Händen. Genug,<lb/> genng! Sag mir bloß, Anneliese, wie konntest du dich untersteh», mit fremden<lb/> Jungens zu laufen?</p><lb/> <note xml:id="FID_38" place="foot"> *) Vgl. Ich. Rich, Dmnelson, Zur Geschichte der Sächsischen Politik 1706—1709. Dis¬<lb/> sertation von Helsingfors 1878, S. 10ff. Vgl. mich Leben und Denkwürdigkeiten des NeichS-<lb/> grnfcn usw. von der Schulenburg, 1834, l, 288 ff.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0440]
^eimotsehnsucht
nachdrückliche Strafe" empfohlen. Jmhoff kaufte sich von seinem geldbednrftigen
Fürsten mit 40000 Talern los, Pfingsten aber, der über solche befreiende
Mittel nicht verfügte, starb 1735 als Gefangner ans dein Königstein. In dem
Prozeß erscheint Pfingsten als der schuldigere Teil. Wir können uns aber
heute auch auf Grund des wenigen vorhandnen Materials von einer wesentlichen
Schuld nicht überzeugen.") Denn wenn August unter andern? behauptete, daß
er zur Abdankung nur gewillt gewesen sei, wenn Karl sein Stammland ver¬
schone, sonst aber nur eine Teilung Polens zur Grundlage des Friedens geplant
hätte, so wußte er doch andrerseits schon seit Jahren ganz genau, daß Karl eine
andre Bedingung als Abdankung nicht anerkannte, und daß er trotz seiner
Verbindungen mit den Seemächten augenblicklich und auch in nächst absehbarer
Zeit gar kein Mittel in der Hand hatte, andre Bedingungen durchzusetzen.
Und wenn es im Berichte der Untersuchungskommission vom 21. April 1708
heißt, daß Pfingsten nach seiner Ankunft bei August in Petrikau am 15. Oktober
1706 „zwar von der unternommnen Friedensverhandlnng einigen Rapport
getan, aber gestehen müsse, daß er Ihrer Königlichen Majestät weder das vvll-
zogne Friedensinstrument vorgezeigt, noch auch eröffnet habe, daß der Friede
wirklich geschlossen sei" — so klingt das doch angesichts der ganzen Lage
schlechterdings unglaublich.
Heimatsehnsucht
N Inssy Torrnnd ovelle von
(Fortsetzung)
K>s War um die Zeit des Fastenniarktes. Maria halte schon ein paar¬
mal nach den Kindern ausgeschaut, die längst aus der Nachmittags¬
schule zurück sein mußten. Es wurde fünf, der Kaffee stand im
Ofenrohr, aber Anneliese und Toni kamen immer noch nicht. Da
schickte die Mutter den Großen, der schulfrei war, ans, um sie zu
I suchen, und wollte sich eine halbe Stunde spater gerade in Unruhe
selber auf den Weg machen, als Hubert die zwei armen Sünder angeschleppt brachte.
Denk bloß, Mutter, sie waren mit Bntjers auf dem Jahrmarkt, rapportierte
er. Bei der Frau ohne Arme und Beine, Mutter!
Und als Maria die bitterlich schluchzenden ins Verhör nahm, kams heraus,
daß ein paar von Tonis Butjerfrennden das Geschwisterpaar mit Bitten und
Drohungen überredet hatten, zusammen mit ihnen ans den Jahrmarkt zu gehn.
Mit einer großen lärmenden Kinderschar waren sie von Bude zu Bilde gezogen
und hatten für ihre paar Pfennige Taschengeld richtig alle Herrlichkeiten der Welt
gesehen: das Wachsfigurenkabinett und die grausame Ermordung der schonen Gold-
else, des Sultans Harem, die dickste Frau der Welt und alle Krankheiten des
menschlichen Leibes —
Die Mutter wurde blaß und rot und wehrte mit beiden Händen. Genug,
genng! Sag mir bloß, Anneliese, wie konntest du dich untersteh», mit fremden
Jungens zu laufen?
*) Vgl. Ich. Rich, Dmnelson, Zur Geschichte der Sächsischen Politik 1706—1709. Dis¬
sertation von Helsingfors 1878, S. 10ff. Vgl. mich Leben und Denkwürdigkeiten des NeichS-
grnfcn usw. von der Schulenburg, 1834, l, 288 ff.
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