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Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.

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Die Weiterentwicklung der Binnenschiffahrt
in Deutschland

cutschland kann und wird nicht stehn bleiben bei dem Beschluß
des Preußischen Landtags, der den Binncnlandkanal vom Rhein
Inur bis Hannover bewilligt, die Verbindung von dort mit der
Elbe aber abgelehnt hat. Es wird auf die Vervollständigung
^ dieses großen Unternehmens zurückkommen. Außerdem sind "me
wichtige Pläne in der Ausgestaltung begriffen, die sich ohne alle Frage in naher
oder doch nicht allzuferner Zeit durchringen müssen und werden. Unser Vater¬
land ist in vieler Beziehung geradezu ausdrücklich auf die Binnenschiffahrts-
!^aßen angewiesen. Das weite norddeutsche Tiefland wäre längst, schon vor
der Eisenbahnzeit, mit Kanälen durchzogen worden, wenn es nicht durch die un-
>elige Kleinstaaterei zu jeder großen nationalen Tat dieser Art außerstand gesetzt
worden wäre. Wenn das schon in der Zeit geschehen wäre, als Holland sein
Kanalnetz ausbildete, so wäre Deutschland wirtschaftlich weiter, als es ist. Jetzt
wuß das nachgeholt werden. Damit ist wenigstens der eine Vorteil verbunden,
^aß die neuen Wasserstraßen unter Anwendung der vollen Wasserbauwissenschaft
und Wasserbankunst hergestellt werden. Die kläglichen Abmessungen der Ver¬
gangenheit und die falsche Linienführung sind überwundne Standpunkte. Es
"uiß ein einheitliches Netz vou Kanälen hergestellt werden, wie wir es östlich
non der Elbe schon nahezu vollständig haben; es muß sich auf den Westen
ausdehnen und den Rhein umfassen.

Deutschland will und darf nicht rasten. Die Zunahme seiner Volkszahl
UM much nicht eiuen einzigen Augenblick, sie beträgt jährlich 900000 Seelen,
nur diese muß Arbeitsgelegenheit geschafft werden, und das geht nur auf
"und eines Warenverkehrssystems, das allen Anforderungen der Neuzeit ge-
U'classer ist. Nur damit können wir dem Ausland eine ausreichende Konkurrenz
^tgegenstellen und unsern Markt dort erhalten und erweitern. Ein Land, dessen


Grenzboten IV 1906 58


Die Weiterentwicklung der Binnenschiffahrt
in Deutschland

cutschland kann und wird nicht stehn bleiben bei dem Beschluß
des Preußischen Landtags, der den Binncnlandkanal vom Rhein
Inur bis Hannover bewilligt, die Verbindung von dort mit der
Elbe aber abgelehnt hat. Es wird auf die Vervollständigung
^ dieses großen Unternehmens zurückkommen. Außerdem sind »me
wichtige Pläne in der Ausgestaltung begriffen, die sich ohne alle Frage in naher
oder doch nicht allzuferner Zeit durchringen müssen und werden. Unser Vater¬
land ist in vieler Beziehung geradezu ausdrücklich auf die Binnenschiffahrts-
!^aßen angewiesen. Das weite norddeutsche Tiefland wäre längst, schon vor
der Eisenbahnzeit, mit Kanälen durchzogen worden, wenn es nicht durch die un-
>elige Kleinstaaterei zu jeder großen nationalen Tat dieser Art außerstand gesetzt
worden wäre. Wenn das schon in der Zeit geschehen wäre, als Holland sein
Kanalnetz ausbildete, so wäre Deutschland wirtschaftlich weiter, als es ist. Jetzt
wuß das nachgeholt werden. Damit ist wenigstens der eine Vorteil verbunden,
^aß die neuen Wasserstraßen unter Anwendung der vollen Wasserbauwissenschaft
und Wasserbankunst hergestellt werden. Die kläglichen Abmessungen der Ver¬
gangenheit und die falsche Linienführung sind überwundne Standpunkte. Es
"uiß ein einheitliches Netz vou Kanälen hergestellt werden, wie wir es östlich
non der Elbe schon nahezu vollständig haben; es muß sich auf den Westen
ausdehnen und den Rhein umfassen.

Deutschland will und darf nicht rasten. Die Zunahme seiner Volkszahl
UM much nicht eiuen einzigen Augenblick, sie beträgt jährlich 900000 Seelen,
nur diese muß Arbeitsgelegenheit geschafft werden, und das geht nur auf
"und eines Warenverkehrssystems, das allen Anforderungen der Neuzeit ge-
U'classer ist. Nur damit können wir dem Ausland eine ausreichende Konkurrenz
^tgegenstellen und unsern Markt dort erhalten und erweitern. Ein Land, dessen


Grenzboten IV 1906 58
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[0457] [Abbildung] Die Weiterentwicklung der Binnenschiffahrt in Deutschland cutschland kann und wird nicht stehn bleiben bei dem Beschluß des Preußischen Landtags, der den Binncnlandkanal vom Rhein Inur bis Hannover bewilligt, die Verbindung von dort mit der Elbe aber abgelehnt hat. Es wird auf die Vervollständigung ^ dieses großen Unternehmens zurückkommen. Außerdem sind »me wichtige Pläne in der Ausgestaltung begriffen, die sich ohne alle Frage in naher oder doch nicht allzuferner Zeit durchringen müssen und werden. Unser Vater¬ land ist in vieler Beziehung geradezu ausdrücklich auf die Binnenschiffahrts- !^aßen angewiesen. Das weite norddeutsche Tiefland wäre längst, schon vor der Eisenbahnzeit, mit Kanälen durchzogen worden, wenn es nicht durch die un- >elige Kleinstaaterei zu jeder großen nationalen Tat dieser Art außerstand gesetzt worden wäre. Wenn das schon in der Zeit geschehen wäre, als Holland sein Kanalnetz ausbildete, so wäre Deutschland wirtschaftlich weiter, als es ist. Jetzt wuß das nachgeholt werden. Damit ist wenigstens der eine Vorteil verbunden, ^aß die neuen Wasserstraßen unter Anwendung der vollen Wasserbauwissenschaft und Wasserbankunst hergestellt werden. Die kläglichen Abmessungen der Ver¬ gangenheit und die falsche Linienführung sind überwundne Standpunkte. Es "uiß ein einheitliches Netz vou Kanälen hergestellt werden, wie wir es östlich non der Elbe schon nahezu vollständig haben; es muß sich auf den Westen ausdehnen und den Rhein umfassen. Deutschland will und darf nicht rasten. Die Zunahme seiner Volkszahl UM much nicht eiuen einzigen Augenblick, sie beträgt jährlich 900000 Seelen, nur diese muß Arbeitsgelegenheit geschafft werden, und das geht nur auf "und eines Warenverkehrssystems, das allen Anforderungen der Neuzeit ge- U'classer ist. Nur damit können wir dem Ausland eine ausreichende Konkurrenz ^tgegenstellen und unsern Markt dort erhalten und erweitern. Ein Land, dessen Grenzboten IV 1906 58

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341883_300500/457>, abgerufen am 29.04.2024.