Die Grenzboten. Jg. 65, 1906, Viertes Vierteljahr.Aschabad und Umgegend H. Toepfer Reiseerinnerungen von 1 eneral U.s Fürsorge ermöglichte uns einen Besuch der Ruinen Aschabad und Umgegend H. Toepfer Reiseerinnerungen von 1 eneral U.s Fürsorge ermöglichte uns einen Besuch der Ruinen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0551" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301050"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341883_300500/figures/grenzboten_341883_300500_301050_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aschabad und Umgegend<lb/><note type="byline"> H. Toepfer</note> Reiseerinnerungen von<lb/> 1 </head><lb/> <p xml:id="ID_2264" next="#ID_2265"> eneral U.s Fürsorge ermöglichte uns einen Besuch der Ruinen<lb/> der Tekinzenfestuug Geol-tepe unter sachkundiger Führung eines<lb/> Geueralstabsoffiziers. „Fünfzehn Minuten Aufenthalt! heißt es<lb/> jetzt für den Fahrgast der Transkaspischen Eisenbahn, die das<lb/> Gelände durchschneidet, wo vor fünfundzwanzig Jahren einer der<lb/> heißesten Kämpfe um die Sicherung des zentralcisiatischeu Besitzes Rußlands<lb/> ausgefochten und dem Naubstcmt der Tekinzen ein Ende gemacht worden ist."<lb/> So ungefähr begann der auch mit der Feder gewandte Maler Wereschtschagin in<lb/> einer kleinen Skizze seine Teilnahme an diesem Kampfe zu schildern. Man muß<lb/> jedoch das Land gesehen und eine klare Schilderung der Ereignisse an Ort und<lb/> Stelle gehört haben, wenn man den Wagemut Skobeljeffs und seines kleinen<lb/> Detachemcnts gehörig würdigen will. Nach der mit vielen Verlusten verknüpften<lb/> Abweisung des ungenügend vorbereiteten Angriffs des Generals Lomakin im<lb/> Jahre 1879 war es zur Herstellung des geschädigten Ansehens bei den Asiaten<lb/> unbedingt geboten, die Tekinzen zu bezwingen. Skobeljeff ging streng planmäßig<lb/> an seine Aufgabe, schuf sich in den obengenannten Orten befestigte Etappenpunkte,<lb/> in denen er ausreichende Vorräte aufstapeln ließ, und besetzte nach einer im<lb/> Sommer 1880 ausgeführten gewaltsamen Erkundung am 12. Dezember den Ort<lb/> Jegan-Batyr-Kala. Hierher schob er, nachdem der damalige Oberst Kuropatkin<lb/> ihm durch einen anstrengenden Gewaltmarsch durch die Kcirä-Kumwüste von<lb/> Petro-Alexandrowsk her Verstärkungen zugeführt hatte, den größten Teil seiner<lb/> Truppen und Magazine vor. Am 1. Januar 1881 wurde Jangi-Kala (zwei<lb/> Kilometer von Geol-tepe) genommen und als Park eingerichtet, während in<lb/> Germab ein Verpflegungsmagazin angelegt wurde. Geol-tepe, ein unregel¬<lb/> mäßiges Viereck von etwas mehr als vier Kilometer Umfang, war mit einem<lb/> Erdwall von vier Metern Höhe und zehn Metern Stärke und einem etwa fünf<lb/> Meter breiten, drei Meter tiefen Graben umgeben und wurde von 25000 Waffen-<lb/> sähigen, darunter 5000 Reitern, verteidigt — 20000 Weiber und Kinder waren<lb/> ihren Angehörigen in die Festung gefolgt. Der Wall war mit Scharten und<lb/> Traversen reichlich versehen, eine Anzahl Torausgänge waren durch trapez¬<lb/> förmige oder runde Wallvorsprünge besonders geschützt; auf der Südseite, wo<lb/> der russische Angriff erwartet werden mußte, waren Schützengräben und eine</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0551]
[Abbildung]
Aschabad und Umgegend
H. Toepfer Reiseerinnerungen von
1
eneral U.s Fürsorge ermöglichte uns einen Besuch der Ruinen
der Tekinzenfestuug Geol-tepe unter sachkundiger Führung eines
Geueralstabsoffiziers. „Fünfzehn Minuten Aufenthalt! heißt es
jetzt für den Fahrgast der Transkaspischen Eisenbahn, die das
Gelände durchschneidet, wo vor fünfundzwanzig Jahren einer der
heißesten Kämpfe um die Sicherung des zentralcisiatischeu Besitzes Rußlands
ausgefochten und dem Naubstcmt der Tekinzen ein Ende gemacht worden ist."
So ungefähr begann der auch mit der Feder gewandte Maler Wereschtschagin in
einer kleinen Skizze seine Teilnahme an diesem Kampfe zu schildern. Man muß
jedoch das Land gesehen und eine klare Schilderung der Ereignisse an Ort und
Stelle gehört haben, wenn man den Wagemut Skobeljeffs und seines kleinen
Detachemcnts gehörig würdigen will. Nach der mit vielen Verlusten verknüpften
Abweisung des ungenügend vorbereiteten Angriffs des Generals Lomakin im
Jahre 1879 war es zur Herstellung des geschädigten Ansehens bei den Asiaten
unbedingt geboten, die Tekinzen zu bezwingen. Skobeljeff ging streng planmäßig
an seine Aufgabe, schuf sich in den obengenannten Orten befestigte Etappenpunkte,
in denen er ausreichende Vorräte aufstapeln ließ, und besetzte nach einer im
Sommer 1880 ausgeführten gewaltsamen Erkundung am 12. Dezember den Ort
Jegan-Batyr-Kala. Hierher schob er, nachdem der damalige Oberst Kuropatkin
ihm durch einen anstrengenden Gewaltmarsch durch die Kcirä-Kumwüste von
Petro-Alexandrowsk her Verstärkungen zugeführt hatte, den größten Teil seiner
Truppen und Magazine vor. Am 1. Januar 1881 wurde Jangi-Kala (zwei
Kilometer von Geol-tepe) genommen und als Park eingerichtet, während in
Germab ein Verpflegungsmagazin angelegt wurde. Geol-tepe, ein unregel¬
mäßiges Viereck von etwas mehr als vier Kilometer Umfang, war mit einem
Erdwall von vier Metern Höhe und zehn Metern Stärke und einem etwa fünf
Meter breiten, drei Meter tiefen Graben umgeben und wurde von 25000 Waffen-
sähigen, darunter 5000 Reitern, verteidigt — 20000 Weiber und Kinder waren
ihren Angehörigen in die Festung gefolgt. Der Wall war mit Scharten und
Traversen reichlich versehen, eine Anzahl Torausgänge waren durch trapez¬
förmige oder runde Wallvorsprünge besonders geschützt; auf der Südseite, wo
der russische Angriff erwartet werden mußte, waren Schützengräben und eine
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