Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.George Meredith als Psycholog , Es hat bisher in viele" Fällen zur Klärung solcher schwieriger Ver- George Neredith als Psycholog Lrnst Groth von chvpenhciuer nennt den Roman einen "Guckkasten, darin man die Abschnitt aus der von Ernst Groth verfaßten, demnächst erscheinenden "Englischen
Literatur der Gegenwart" in der zweiten Auflage von Müllers "Geschichte der englischen Lite¬ ratur". Zwei Bände. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. ^ George Meredith als Psycholog , Es hat bisher in viele» Fällen zur Klärung solcher schwieriger Ver- George Neredith als Psycholog Lrnst Groth von chvpenhciuer nennt den Roman einen „Guckkasten, darin man die Abschnitt aus der von Ernst Groth verfaßten, demnächst erscheinenden „Englischen
Literatur der Gegenwart" in der zweiten Auflage von Müllers „Geschichte der englischen Lite¬ ratur". Zwei Bände. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. ^ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0363" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/301617"/> <fw type="header" place="top"> George Meredith als Psycholog</fw><lb/> <p xml:id="ID_1314"> , Es hat bisher in viele» Fällen zur Klärung solcher schwieriger Ver-<lb/> mögensverhältnisse an einer absolut unabhängigen, vertrauenswürdiger Instanz<lb/> gefehlt. In privaten Kreisen wird es freudig begrüßt werden, daß diese Lücke<lb/> durch die Treuhandvereinigungen ausgefüllt wird. Im Interesse einer soliden<lb/> Weiterentwicklung unsers Kreditverkehrs ist den Vereinigungen insbesondre für<lb/> die Ausdehnung ihrer Revisionstätigkeit der beste Erfolg zu wünschen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> George Neredith als Psycholog<lb/><note type="byline"> Lrnst Groth</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_1315" next="#ID_1316"> chvpenhciuer nennt den Roman einen „Guckkasten, darin man die<lb/> Spähnen und Konvulsionen des geängstigten menschlichen Herzens<lb/> betrachtet". Treten hierbei die objektiven Ereignisse, die äußere<lb/> Handlung und das anschauliche Leben ganz hinter die Schilderung<lb/> der inner» Vorgänge, des seelischen Lebens und der subjektiven<lb/> Auffassungen zurück, und entwirft uns der Autor ein Bild von dem allmäh¬<lb/> lichen Keimen, Wachsen und Herrschen einer Seelenerregung, einer Gemüts¬<lb/> stimmung, einer Leidenschaft, schildert er die Entwicklung einer Idee oder eines<lb/> Unternehmens von den ersten unscheinbaren Anfängen und dem dämmernden<lb/> Zustande an bis zur vollen, alles beherrschenden Klarheit, so entsteht eine<lb/> Biographie des innern Menschen, der psychologische Roman.*) Es ist er¬<lb/> klärlich, daß diese Gattung der Novellistik, zu deren Verständnis ein fein<lb/> organisiertes Seelenleben, viel Selbstbeobachtung und liebevolle Verinnerlichung<lb/> notwendig sind, auf die große Masse des Lesepublikums nicht rechnen darf;<lb/> denn der Durchschnittsleser will äußere Handlung, sichtbare Verwicklungen und<lb/> den Kampf vollendeter Leidenschaften. Der Psycholog aber wird stets Gefahr<lb/> laufen, sich bei der vorsichtigen Enthüllung der oft unbewußt wirkenden Motive<lb/> und bei der gewissenhaften Analyse der innern Vorgänge, der Phänomene des<lb/> Herzens und des Geistes in mikroskopische Kleinmalerei zu verlieren oder dem<lb/> sinnigen Nachgehen, dem Meditativen und Moralisierenden einen zu breiten<lb/> Raum gewähren. Daher kommt es, daß der psychologische Roman oft nur<lb/> zum Gefäß für die sozialethischen Anschauungen des Schriftstellers wird, für<lb/> seine individuellen Gedankengebilde, für Aphorismen und Maximen. Das alles<lb/> wäre freilich im Grunde kein Fehler, denn was könnte der epischen Dichtung<lb/> angemessener sein als Gedankenreichtum und Gedankentiefe, und was ist er¬<lb/> quickender, als in einem Roman eine Fülle von Lebensweisheit und Lebens-</p><lb/> <note xml:id="FID_43" place="foot"> Abschnitt aus der von Ernst Groth verfaßten, demnächst erscheinenden „Englischen<lb/> Literatur der Gegenwart" in der zweiten Auflage von Müllers „Geschichte der englischen Lite¬<lb/> ratur". Zwei Bände. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. ^</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0363]
George Meredith als Psycholog
, Es hat bisher in viele» Fällen zur Klärung solcher schwieriger Ver-
mögensverhältnisse an einer absolut unabhängigen, vertrauenswürdiger Instanz
gefehlt. In privaten Kreisen wird es freudig begrüßt werden, daß diese Lücke
durch die Treuhandvereinigungen ausgefüllt wird. Im Interesse einer soliden
Weiterentwicklung unsers Kreditverkehrs ist den Vereinigungen insbesondre für
die Ausdehnung ihrer Revisionstätigkeit der beste Erfolg zu wünschen.
George Neredith als Psycholog
Lrnst Groth von
chvpenhciuer nennt den Roman einen „Guckkasten, darin man die
Spähnen und Konvulsionen des geängstigten menschlichen Herzens
betrachtet". Treten hierbei die objektiven Ereignisse, die äußere
Handlung und das anschauliche Leben ganz hinter die Schilderung
der inner» Vorgänge, des seelischen Lebens und der subjektiven
Auffassungen zurück, und entwirft uns der Autor ein Bild von dem allmäh¬
lichen Keimen, Wachsen und Herrschen einer Seelenerregung, einer Gemüts¬
stimmung, einer Leidenschaft, schildert er die Entwicklung einer Idee oder eines
Unternehmens von den ersten unscheinbaren Anfängen und dem dämmernden
Zustande an bis zur vollen, alles beherrschenden Klarheit, so entsteht eine
Biographie des innern Menschen, der psychologische Roman.*) Es ist er¬
klärlich, daß diese Gattung der Novellistik, zu deren Verständnis ein fein
organisiertes Seelenleben, viel Selbstbeobachtung und liebevolle Verinnerlichung
notwendig sind, auf die große Masse des Lesepublikums nicht rechnen darf;
denn der Durchschnittsleser will äußere Handlung, sichtbare Verwicklungen und
den Kampf vollendeter Leidenschaften. Der Psycholog aber wird stets Gefahr
laufen, sich bei der vorsichtigen Enthüllung der oft unbewußt wirkenden Motive
und bei der gewissenhaften Analyse der innern Vorgänge, der Phänomene des
Herzens und des Geistes in mikroskopische Kleinmalerei zu verlieren oder dem
sinnigen Nachgehen, dem Meditativen und Moralisierenden einen zu breiten
Raum gewähren. Daher kommt es, daß der psychologische Roman oft nur
zum Gefäß für die sozialethischen Anschauungen des Schriftstellers wird, für
seine individuellen Gedankengebilde, für Aphorismen und Maximen. Das alles
wäre freilich im Grunde kein Fehler, denn was könnte der epischen Dichtung
angemessener sein als Gedankenreichtum und Gedankentiefe, und was ist er¬
quickender, als in einem Roman eine Fülle von Lebensweisheit und Lebens-
Abschnitt aus der von Ernst Groth verfaßten, demnächst erscheinenden „Englischen
Literatur der Gegenwart" in der zweiten Auflage von Müllers „Geschichte der englischen Lite¬
ratur". Zwei Bände. Leipzig und Wien, Bibliographisches Institut. ^
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