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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Professorswurst und Dienstagwurst heißt. Gener von Kaisersberg läßt die. Bauern
von einem Pfaffen sagen, der ihnen paßt: er macht uns feine kurze Predig und
sagt von langen Bratwürsten. In Jsenheim ruft der Metzger dem Jungen zu, der
beim Schweineschlachten mit dem Teller in der Hand zusieht, wenn die Exkremente
zum Vorschein kommen: Kumm, du bekummsts Vorwürstle!
'

O jerum, was isch diß for e Welt! Zidder dWelt uf dr Welt isch, hon ich
noch ken Welt g'sehn, wie die Welt wo uf dr Welt isch!


Zum Kapitel Sprachdummheiten.

Unser geliebtes Juristendeutsch ist
um ein Wort bereichert worden, das wir allen Aktenmenschen nicht dringend genug
zum täglichen Gebrauch empfehlen können. In einem an die Leipziger Neuesten
Nachrichten gerichteten und von diesen abgedruckten Briefe des Geheimen Rats Pro¬
fessor Dr. Wach über die Finanzlage des Meißner Dombaus heißt es zum Schluß:
"Im übrigen ist die Fortführung und Beendigung des Baues als gesichert anzu¬
sehen, ohne daß irgend welches Zusammenwirken mit Preußen sich vernotwendigt."
Wieder ein Beweis, daß die Sprache die Ära des papiernen Stils noch nicht über¬
wunden hat und rüstig weiter "sich verschwülstigt"!








Maßgebliches und Unmaßgebliches

Professorswurst und Dienstagwurst heißt. Gener von Kaisersberg läßt die. Bauern
von einem Pfaffen sagen, der ihnen paßt: er macht uns feine kurze Predig und
sagt von langen Bratwürsten. In Jsenheim ruft der Metzger dem Jungen zu, der
beim Schweineschlachten mit dem Teller in der Hand zusieht, wenn die Exkremente
zum Vorschein kommen: Kumm, du bekummsts Vorwürstle!
'

O jerum, was isch diß for e Welt! Zidder dWelt uf dr Welt isch, hon ich
noch ken Welt g'sehn, wie die Welt wo uf dr Welt isch!


Zum Kapitel Sprachdummheiten.

Unser geliebtes Juristendeutsch ist
um ein Wort bereichert worden, das wir allen Aktenmenschen nicht dringend genug
zum täglichen Gebrauch empfehlen können. In einem an die Leipziger Neuesten
Nachrichten gerichteten und von diesen abgedruckten Briefe des Geheimen Rats Pro¬
fessor Dr. Wach über die Finanzlage des Meißner Dombaus heißt es zum Schluß:
„Im übrigen ist die Fortführung und Beendigung des Baues als gesichert anzu¬
sehen, ohne daß irgend welches Zusammenwirken mit Preußen sich vernotwendigt."
Wieder ein Beweis, daß die Sprache die Ära des papiernen Stils noch nicht über¬
wunden hat und rüstig weiter „sich verschwülstigt"!








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[0728] Maßgebliches und Unmaßgebliches Professorswurst und Dienstagwurst heißt. Gener von Kaisersberg läßt die. Bauern von einem Pfaffen sagen, der ihnen paßt: er macht uns feine kurze Predig und sagt von langen Bratwürsten. In Jsenheim ruft der Metzger dem Jungen zu, der beim Schweineschlachten mit dem Teller in der Hand zusieht, wenn die Exkremente zum Vorschein kommen: Kumm, du bekummsts Vorwürstle! ' O jerum, was isch diß for e Welt! Zidder dWelt uf dr Welt isch, hon ich noch ken Welt g'sehn, wie die Welt wo uf dr Welt isch! Zum Kapitel Sprachdummheiten. Unser geliebtes Juristendeutsch ist um ein Wort bereichert worden, das wir allen Aktenmenschen nicht dringend genug zum täglichen Gebrauch empfehlen können. In einem an die Leipziger Neuesten Nachrichten gerichteten und von diesen abgedruckten Briefe des Geheimen Rats Pro¬ fessor Dr. Wach über die Finanzlage des Meißner Dombaus heißt es zum Schluß: „Im übrigen ist die Fortführung und Beendigung des Baues als gesichert anzu¬ sehen, ohne daß irgend welches Zusammenwirken mit Preußen sich vernotwendigt." Wieder ein Beweis, daß die Sprache die Ära des papiernen Stils noch nicht über¬ wunden hat und rüstig weiter „sich verschwülstigt"!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_301253/728>, abgerufen am 02.05.2024.