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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

und Brockenexkursionen, die ich auch in jener Zeit nicht einstellte, war er mein
Gefährte." (Frankfurter Zeitung Nummer 96, erstes Morgenblatt.) Einen seiner
Romane: Die Kartause von Parma, hat Arthur Schurig (bei Eugen
Diederichs in Jena 1906) deutsch herausgegeben. Die Geschichte spielt am Hof
eines fingierten Fürsten von Parma. Schurig bemerkt jedoch in der Einleitung,
nicht die Jammergestalten der kleinen italienischen Höfe des neunzehnten Jahrhunderts
seien die Modelle von Stendhals Romnnfignren, sondern die großen Menschen der
Renaissance. "Dem Fabrizzio del Dongo sso heißt der junge Held des Romans^,
diesem wunderlichen Enthusiasten, schaut Alexander Farnese aus den Augen, den
wir als Papst Paul den Dritten kennen. Seine Tante war die berüchtigte
Vanozzci, die Maitresse des nachmaligen Papstes Alexanders des Sechsten, den
Stendhal in sein Herz geschlossen hat, wiewohl ihn die Tradition als Ungeheuer
zu schildern Pflegt. Eben dieser Vanozza ähnelt die Duchezza Scmseveriua, die
daneben eine Schwester der Mona Lisa Lionardos sein mag. Vanozza war die
Mutter der Lucrezia Borgia, die der Kardinal Bembo in feinsinniger Liebe an¬
gebetet und die den Lord Byron in der Ambrosiana zu einem kleinen, selbstgefällig
eingestcmdnen Diebstahl verführt hat. Mvsca endlich öder Geliebte der Duchezza,
der zärtlichen Tante des Helden^ hat seinen genialen Ahnherrn zweifellos in
Machiavell, und die liebliche Clelia Conti jdie Geliebte FabrizziosZ ist dem Nahmen
eines Bildes von Correggio oder Guido Nein entstiegen." Gut charakterisiert wird
der lebenweckende Einfluß der unter Napoleon einmarschierenden Franzosen auf die
von Despoten und Priestern eingeschläferten Italiener und die Beichtväter- und
Maitressenwirtschaft, in die Italien unter der Restauration zurücksank. Was jedoch
die Personen des zweibändigen Romans betrifft -- ihre Modelle mögen aus dem
sechzehnten oder aus dem neunzehnten Jahrhundert stammen --, so lassen sie,
seelenlos wie sie trotz aller Leidenschaft sind, das deutsche Gemüt kalt. Ihre drci-
und mehreckigen Verhältnisse, ihre Intriguen, die verrückten Abenteuer des jungen
Fabrizzio erscheinen als ein nur mäßig amüsantes Puppenspiel, und es ist einem
ziemlich gleichgiltig. ob man die Puppen zuletzt am Galgen baumeln oder auf dem
Paradebett liegen sieht. Erst gegen das Ende gewinnt der Held einigermaßen
unsre Sympathie. Er kehrt, ungezwungen, aus dem Palast seiner Tante in seine
Kerkerzelle zurück, wo man ihn vergiften will, nur weil er dort seine Clelia ver¬
stohlen sehen kann, deren Vater der Festungskommandant ist. Das sieht beinahe
groß aus. Fabrizzio entwickelt sich mehr und mehr zu einem Romeo, der aber
widerlich anmutet, weil er Koadjutor des Erzbischofs von Parma mit dem Anspruch
auf Nachfolge ist und wirklicher Erzbischof wird, ehe er seine Romeorolle ausge¬
spielt hat. Er entsagt übrigens seinem Amte und stirbt jung als Mönch in der
Kartause. Die Personen sind naiv gläubig und völlig gewissenlos, ausgenommen
Clelia, die eine Heilige ist, was sie jedoch nicht abhält, dem Fabrizzio ein Kind
zu schenken. Vielleicht darf man in dem Roman einen Beitrag zur Psychologie
des jesuitischen Katholizismus sehen.


Mehr Zusammenfassung der historischen Disziplinen!

Wir haben
häufig Gelegenheit, beim Lesen historischer Arbeiten zu bedauern, daß ihre Verfasser,
oft ausgezeichnet in einer Teildisziplin, etwa der Wirtschafts- oder der Rechtsgeschichte
unterrichtet, dabei aller Kenntnisse in benachbarten Disziplinen bar zu sein scheinen.
Besonders drängt sich diese Beobachtung angesichts der landesgeschichtlichen Literatur
auf. Sucht da zum Beispiel jemand*) die seelische Art des Tiroler Volkes nach seinen
Weistümern zu zeichnen und bemerkt gelegentlich: "Es ist freilich kaum möglich, auf



*) Wir meinen die tüchtige Arbeit von Arms "Das Tiroler Volk in seinen Weistümern".
Gotha, Perthes, 1904.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

und Brockenexkursionen, die ich auch in jener Zeit nicht einstellte, war er mein
Gefährte." (Frankfurter Zeitung Nummer 96, erstes Morgenblatt.) Einen seiner
Romane: Die Kartause von Parma, hat Arthur Schurig (bei Eugen
Diederichs in Jena 1906) deutsch herausgegeben. Die Geschichte spielt am Hof
eines fingierten Fürsten von Parma. Schurig bemerkt jedoch in der Einleitung,
nicht die Jammergestalten der kleinen italienischen Höfe des neunzehnten Jahrhunderts
seien die Modelle von Stendhals Romnnfignren, sondern die großen Menschen der
Renaissance. „Dem Fabrizzio del Dongo sso heißt der junge Held des Romans^,
diesem wunderlichen Enthusiasten, schaut Alexander Farnese aus den Augen, den
wir als Papst Paul den Dritten kennen. Seine Tante war die berüchtigte
Vanozzci, die Maitresse des nachmaligen Papstes Alexanders des Sechsten, den
Stendhal in sein Herz geschlossen hat, wiewohl ihn die Tradition als Ungeheuer
zu schildern Pflegt. Eben dieser Vanozza ähnelt die Duchezza Scmseveriua, die
daneben eine Schwester der Mona Lisa Lionardos sein mag. Vanozza war die
Mutter der Lucrezia Borgia, die der Kardinal Bembo in feinsinniger Liebe an¬
gebetet und die den Lord Byron in der Ambrosiana zu einem kleinen, selbstgefällig
eingestcmdnen Diebstahl verführt hat. Mvsca endlich öder Geliebte der Duchezza,
der zärtlichen Tante des Helden^ hat seinen genialen Ahnherrn zweifellos in
Machiavell, und die liebliche Clelia Conti jdie Geliebte FabrizziosZ ist dem Nahmen
eines Bildes von Correggio oder Guido Nein entstiegen." Gut charakterisiert wird
der lebenweckende Einfluß der unter Napoleon einmarschierenden Franzosen auf die
von Despoten und Priestern eingeschläferten Italiener und die Beichtväter- und
Maitressenwirtschaft, in die Italien unter der Restauration zurücksank. Was jedoch
die Personen des zweibändigen Romans betrifft — ihre Modelle mögen aus dem
sechzehnten oder aus dem neunzehnten Jahrhundert stammen —, so lassen sie,
seelenlos wie sie trotz aller Leidenschaft sind, das deutsche Gemüt kalt. Ihre drci-
und mehreckigen Verhältnisse, ihre Intriguen, die verrückten Abenteuer des jungen
Fabrizzio erscheinen als ein nur mäßig amüsantes Puppenspiel, und es ist einem
ziemlich gleichgiltig. ob man die Puppen zuletzt am Galgen baumeln oder auf dem
Paradebett liegen sieht. Erst gegen das Ende gewinnt der Held einigermaßen
unsre Sympathie. Er kehrt, ungezwungen, aus dem Palast seiner Tante in seine
Kerkerzelle zurück, wo man ihn vergiften will, nur weil er dort seine Clelia ver¬
stohlen sehen kann, deren Vater der Festungskommandant ist. Das sieht beinahe
groß aus. Fabrizzio entwickelt sich mehr und mehr zu einem Romeo, der aber
widerlich anmutet, weil er Koadjutor des Erzbischofs von Parma mit dem Anspruch
auf Nachfolge ist und wirklicher Erzbischof wird, ehe er seine Romeorolle ausge¬
spielt hat. Er entsagt übrigens seinem Amte und stirbt jung als Mönch in der
Kartause. Die Personen sind naiv gläubig und völlig gewissenlos, ausgenommen
Clelia, die eine Heilige ist, was sie jedoch nicht abhält, dem Fabrizzio ein Kind
zu schenken. Vielleicht darf man in dem Roman einen Beitrag zur Psychologie
des jesuitischen Katholizismus sehen.


Mehr Zusammenfassung der historischen Disziplinen!

Wir haben
häufig Gelegenheit, beim Lesen historischer Arbeiten zu bedauern, daß ihre Verfasser,
oft ausgezeichnet in einer Teildisziplin, etwa der Wirtschafts- oder der Rechtsgeschichte
unterrichtet, dabei aller Kenntnisse in benachbarten Disziplinen bar zu sein scheinen.
Besonders drängt sich diese Beobachtung angesichts der landesgeschichtlichen Literatur
auf. Sucht da zum Beispiel jemand*) die seelische Art des Tiroler Volkes nach seinen
Weistümern zu zeichnen und bemerkt gelegentlich: „Es ist freilich kaum möglich, auf



*) Wir meinen die tüchtige Arbeit von Arms „Das Tiroler Volk in seinen Weistümern".
Gotha, Perthes, 1904.
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[0651] Maßgebliches und Unmaßgebliches und Brockenexkursionen, die ich auch in jener Zeit nicht einstellte, war er mein Gefährte." (Frankfurter Zeitung Nummer 96, erstes Morgenblatt.) Einen seiner Romane: Die Kartause von Parma, hat Arthur Schurig (bei Eugen Diederichs in Jena 1906) deutsch herausgegeben. Die Geschichte spielt am Hof eines fingierten Fürsten von Parma. Schurig bemerkt jedoch in der Einleitung, nicht die Jammergestalten der kleinen italienischen Höfe des neunzehnten Jahrhunderts seien die Modelle von Stendhals Romnnfignren, sondern die großen Menschen der Renaissance. „Dem Fabrizzio del Dongo sso heißt der junge Held des Romans^, diesem wunderlichen Enthusiasten, schaut Alexander Farnese aus den Augen, den wir als Papst Paul den Dritten kennen. Seine Tante war die berüchtigte Vanozzci, die Maitresse des nachmaligen Papstes Alexanders des Sechsten, den Stendhal in sein Herz geschlossen hat, wiewohl ihn die Tradition als Ungeheuer zu schildern Pflegt. Eben dieser Vanozza ähnelt die Duchezza Scmseveriua, die daneben eine Schwester der Mona Lisa Lionardos sein mag. Vanozza war die Mutter der Lucrezia Borgia, die der Kardinal Bembo in feinsinniger Liebe an¬ gebetet und die den Lord Byron in der Ambrosiana zu einem kleinen, selbstgefällig eingestcmdnen Diebstahl verführt hat. Mvsca endlich öder Geliebte der Duchezza, der zärtlichen Tante des Helden^ hat seinen genialen Ahnherrn zweifellos in Machiavell, und die liebliche Clelia Conti jdie Geliebte FabrizziosZ ist dem Nahmen eines Bildes von Correggio oder Guido Nein entstiegen." Gut charakterisiert wird der lebenweckende Einfluß der unter Napoleon einmarschierenden Franzosen auf die von Despoten und Priestern eingeschläferten Italiener und die Beichtväter- und Maitressenwirtschaft, in die Italien unter der Restauration zurücksank. Was jedoch die Personen des zweibändigen Romans betrifft — ihre Modelle mögen aus dem sechzehnten oder aus dem neunzehnten Jahrhundert stammen —, so lassen sie, seelenlos wie sie trotz aller Leidenschaft sind, das deutsche Gemüt kalt. Ihre drci- und mehreckigen Verhältnisse, ihre Intriguen, die verrückten Abenteuer des jungen Fabrizzio erscheinen als ein nur mäßig amüsantes Puppenspiel, und es ist einem ziemlich gleichgiltig. ob man die Puppen zuletzt am Galgen baumeln oder auf dem Paradebett liegen sieht. Erst gegen das Ende gewinnt der Held einigermaßen unsre Sympathie. Er kehrt, ungezwungen, aus dem Palast seiner Tante in seine Kerkerzelle zurück, wo man ihn vergiften will, nur weil er dort seine Clelia ver¬ stohlen sehen kann, deren Vater der Festungskommandant ist. Das sieht beinahe groß aus. Fabrizzio entwickelt sich mehr und mehr zu einem Romeo, der aber widerlich anmutet, weil er Koadjutor des Erzbischofs von Parma mit dem Anspruch auf Nachfolge ist und wirklicher Erzbischof wird, ehe er seine Romeorolle ausge¬ spielt hat. Er entsagt übrigens seinem Amte und stirbt jung als Mönch in der Kartause. Die Personen sind naiv gläubig und völlig gewissenlos, ausgenommen Clelia, die eine Heilige ist, was sie jedoch nicht abhält, dem Fabrizzio ein Kind zu schenken. Vielleicht darf man in dem Roman einen Beitrag zur Psychologie des jesuitischen Katholizismus sehen. Mehr Zusammenfassung der historischen Disziplinen! Wir haben häufig Gelegenheit, beim Lesen historischer Arbeiten zu bedauern, daß ihre Verfasser, oft ausgezeichnet in einer Teildisziplin, etwa der Wirtschafts- oder der Rechtsgeschichte unterrichtet, dabei aller Kenntnisse in benachbarten Disziplinen bar zu sein scheinen. Besonders drängt sich diese Beobachtung angesichts der landesgeschichtlichen Literatur auf. Sucht da zum Beispiel jemand*) die seelische Art des Tiroler Volkes nach seinen Weistümern zu zeichnen und bemerkt gelegentlich: „Es ist freilich kaum möglich, auf *) Wir meinen die tüchtige Arbeit von Arms „Das Tiroler Volk in seinen Weistümern". Gotha, Perthes, 1904.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_302701/651>, abgerufen am 29.04.2024.