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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Diese Wagnerschen Aufsätze, die damals in einem Stuttgarter und einem Dresdner
Blatt erschienen, wirken deshalb gerade heute, wo sie zum erstenmal in Buchform
dargeboten werden, wieder so frisch, weil sie den ernsten Meister als einen gewandten
und schalkhaften Journalisten zeigen, in dessen Plaudereien doch gelegentlich der
Grundton seiner Meisterschaft angeschlagen wird. In den Bänden 29 und 30 sind
einige der besten Essays Heinrichs von Treitschke mit solchen von Erich Marcks und
Erich Schmidt vereint, was bei dem hohen Preise von Treitschkes historischen und
politischen Aufsätzen besonders hervorgehoben sei. Daneben veröffentlicht die Deutsche
Bücherei, soweit es ihre beschränkten Mittel einstweilen gestatten, auch Novelle" und
Erzählungen. Ich hebe hervor Werke von Otto Ludwig, Friedrich Halm, E. T. A. Hoff¬
mann, Eduard Mörike, denen sich in nächster Zeit noch eine ganze Zahl andrer
anschließen soll. Ich empfehle das Unternehmen angelegentlich allen, denen daran
liegt, die Lektüre des Volks zu veredeln. Vieles aus diesen Bänden eignet sich auch
H. s. für ältere Schüler und für Schulbibliotheken.


Galante Gedichte aus der deutschen Barockzeit.*)

Die lyrischen Gedichte
des siebzehnten Jahrhunderts haben trotz mancherlei Verschiedenheit, die durch die
gerade herrschende Mode bestimmt wurde, das gemeinsam, daß sie beileibe nichts
Selbsterlebtes behandeln wollen. Die Dichter variieren immer aufs neue die ge¬
schmacklose Behauptung, nur ihre Gedichte, aber durchaus nicht ihre Lebensanschauung
sei frei. Franz Blei hat sich der dankenswerten Mühe unterzogen, eine Auswahl
der deutschen Barockgedichte unter dem Titel "Das Lustwäldchen" nach den ver-
schiednen Sammlungen solcher Gedichte, die um die Wende des siebzehnten und
des achtzehnten Jahrhunderts im Drucke erschienen sind, zusammenzustellen. Gedichte
von Christinn Hofmann von Hofmannswaldau, Daniel Casper von Lobenstein und
andern. Er ist der Meinung, diese Barockdichter seien bürgerlich meist sehr ehren¬
werte und recht solide Herren gewesen, die sich im Lustwäldchen ihrer Poesie nur
höchst platonisch ergangen. Halten wir uns an den Chorführer dieser galanten
Dichter, an Christian Hofmann von Hofmannswaldau, so ist charakteristisch, daß er
vorwiegend für das adliche Frauenzimmer gedichtet hat, und daß seine Dichtungen ur¬
sprünglich nur handschriftlich im Kreise seiner vornehmen Standesgenossen verbreitet
worden sind. Es ist nicht zu bezweifeln, daß er absichtlich die frühere Art, die sich
den Forderungen strenger, moroser Sittenrichter fügte, verlassen und rücksichtslos
vns enthüllt hat, was seine Vorgänger kaum mit Worten zu berühren gewagt haben,
die ^ ^""^ Wünschen seines vornehmen Lesepublikums entsprochen, bezeugen
zahlreichen Abschriften seiner Gedichte. Erfreuten die vornehmen Frauen jener
" sich aber an den mehr als freien Gedichten, dann werden sie sich wohl auch
'"He geweigert haben, den Spuren der Lesbien, Silvien zu folgen. Die spätern
^achfolger der vornehmen Dichter mögen ähnlich wie die nicht ritterlichen Minne¬
langer das Nachsehen gehabt haben und so vielleicht platonisch geworden sein,
^terar- und kulturhistorisch ist das Lustwäldchen von hohem Werte, damit man
sich von dieser Art Galanterie überzeugen kann; für Unreife ist das Buch nicht be¬
sti Al. Reifferscheid mmt. Reizend ist die stilgerechte Ausstattung.


Rembrandt und Donatello.

Vor einigen Wochen hat sich die große
Rembrandtfeier des Sommers 1906 gejährt; wir nehmen deshalb Anlaß, mitzuteilen,
daß das schöne, nicht teure Lieferuugswerk über diesen energiereichsten aller ger¬
manischen Maler, das der Kunstverlag von Richard Borg herausgibt,**) inzwischen




*) Das Lustwäldchen. Galante Gedichte aus der deutschen Barockzeit. Gesammelt und
herausgegeben von Franz Blei. München, Hans v, Weber, 1907. 127 S. Den Vordertitel
zeichnete Konstantin Somoff, Se. Petersburg, den Rückentitel Else Gericke, Berlin.
**
) Rembrandt in Bild und Wort. Herausgegeben von Wilhelm Bode unter Mitwirkung
von Wilhelm Valentiner. Berlin usw., Richard Borg, Kunstverlag, o. I.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Diese Wagnerschen Aufsätze, die damals in einem Stuttgarter und einem Dresdner
Blatt erschienen, wirken deshalb gerade heute, wo sie zum erstenmal in Buchform
dargeboten werden, wieder so frisch, weil sie den ernsten Meister als einen gewandten
und schalkhaften Journalisten zeigen, in dessen Plaudereien doch gelegentlich der
Grundton seiner Meisterschaft angeschlagen wird. In den Bänden 29 und 30 sind
einige der besten Essays Heinrichs von Treitschke mit solchen von Erich Marcks und
Erich Schmidt vereint, was bei dem hohen Preise von Treitschkes historischen und
politischen Aufsätzen besonders hervorgehoben sei. Daneben veröffentlicht die Deutsche
Bücherei, soweit es ihre beschränkten Mittel einstweilen gestatten, auch Novelle» und
Erzählungen. Ich hebe hervor Werke von Otto Ludwig, Friedrich Halm, E. T. A. Hoff¬
mann, Eduard Mörike, denen sich in nächster Zeit noch eine ganze Zahl andrer
anschließen soll. Ich empfehle das Unternehmen angelegentlich allen, denen daran
liegt, die Lektüre des Volks zu veredeln. Vieles aus diesen Bänden eignet sich auch
H. s. für ältere Schüler und für Schulbibliotheken.


Galante Gedichte aus der deutschen Barockzeit.*)

Die lyrischen Gedichte
des siebzehnten Jahrhunderts haben trotz mancherlei Verschiedenheit, die durch die
gerade herrschende Mode bestimmt wurde, das gemeinsam, daß sie beileibe nichts
Selbsterlebtes behandeln wollen. Die Dichter variieren immer aufs neue die ge¬
schmacklose Behauptung, nur ihre Gedichte, aber durchaus nicht ihre Lebensanschauung
sei frei. Franz Blei hat sich der dankenswerten Mühe unterzogen, eine Auswahl
der deutschen Barockgedichte unter dem Titel „Das Lustwäldchen" nach den ver-
schiednen Sammlungen solcher Gedichte, die um die Wende des siebzehnten und
des achtzehnten Jahrhunderts im Drucke erschienen sind, zusammenzustellen. Gedichte
von Christinn Hofmann von Hofmannswaldau, Daniel Casper von Lobenstein und
andern. Er ist der Meinung, diese Barockdichter seien bürgerlich meist sehr ehren¬
werte und recht solide Herren gewesen, die sich im Lustwäldchen ihrer Poesie nur
höchst platonisch ergangen. Halten wir uns an den Chorführer dieser galanten
Dichter, an Christian Hofmann von Hofmannswaldau, so ist charakteristisch, daß er
vorwiegend für das adliche Frauenzimmer gedichtet hat, und daß seine Dichtungen ur¬
sprünglich nur handschriftlich im Kreise seiner vornehmen Standesgenossen verbreitet
worden sind. Es ist nicht zu bezweifeln, daß er absichtlich die frühere Art, die sich
den Forderungen strenger, moroser Sittenrichter fügte, verlassen und rücksichtslos
vns enthüllt hat, was seine Vorgänger kaum mit Worten zu berühren gewagt haben,
die ^ ^""^ Wünschen seines vornehmen Lesepublikums entsprochen, bezeugen
zahlreichen Abschriften seiner Gedichte. Erfreuten die vornehmen Frauen jener
« sich aber an den mehr als freien Gedichten, dann werden sie sich wohl auch
'"He geweigert haben, den Spuren der Lesbien, Silvien zu folgen. Die spätern
^achfolger der vornehmen Dichter mögen ähnlich wie die nicht ritterlichen Minne¬
langer das Nachsehen gehabt haben und so vielleicht platonisch geworden sein,
^terar- und kulturhistorisch ist das Lustwäldchen von hohem Werte, damit man
sich von dieser Art Galanterie überzeugen kann; für Unreife ist das Buch nicht be¬
sti Al. Reifferscheid mmt. Reizend ist die stilgerechte Ausstattung.


Rembrandt und Donatello.

Vor einigen Wochen hat sich die große
Rembrandtfeier des Sommers 1906 gejährt; wir nehmen deshalb Anlaß, mitzuteilen,
daß das schöne, nicht teure Lieferuugswerk über diesen energiereichsten aller ger¬
manischen Maler, das der Kunstverlag von Richard Borg herausgibt,**) inzwischen




*) Das Lustwäldchen. Galante Gedichte aus der deutschen Barockzeit. Gesammelt und
herausgegeben von Franz Blei. München, Hans v, Weber, 1907. 127 S. Den Vordertitel
zeichnete Konstantin Somoff, Se. Petersburg, den Rückentitel Else Gericke, Berlin.
**
) Rembrandt in Bild und Wort. Herausgegeben von Wilhelm Bode unter Mitwirkung
von Wilhelm Valentiner. Berlin usw., Richard Borg, Kunstverlag, o. I.
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[0119] Maßgebliches und Unmaßgebliches Diese Wagnerschen Aufsätze, die damals in einem Stuttgarter und einem Dresdner Blatt erschienen, wirken deshalb gerade heute, wo sie zum erstenmal in Buchform dargeboten werden, wieder so frisch, weil sie den ernsten Meister als einen gewandten und schalkhaften Journalisten zeigen, in dessen Plaudereien doch gelegentlich der Grundton seiner Meisterschaft angeschlagen wird. In den Bänden 29 und 30 sind einige der besten Essays Heinrichs von Treitschke mit solchen von Erich Marcks und Erich Schmidt vereint, was bei dem hohen Preise von Treitschkes historischen und politischen Aufsätzen besonders hervorgehoben sei. Daneben veröffentlicht die Deutsche Bücherei, soweit es ihre beschränkten Mittel einstweilen gestatten, auch Novelle» und Erzählungen. Ich hebe hervor Werke von Otto Ludwig, Friedrich Halm, E. T. A. Hoff¬ mann, Eduard Mörike, denen sich in nächster Zeit noch eine ganze Zahl andrer anschließen soll. Ich empfehle das Unternehmen angelegentlich allen, denen daran liegt, die Lektüre des Volks zu veredeln. Vieles aus diesen Bänden eignet sich auch H. s. für ältere Schüler und für Schulbibliotheken. Galante Gedichte aus der deutschen Barockzeit.*) Die lyrischen Gedichte des siebzehnten Jahrhunderts haben trotz mancherlei Verschiedenheit, die durch die gerade herrschende Mode bestimmt wurde, das gemeinsam, daß sie beileibe nichts Selbsterlebtes behandeln wollen. Die Dichter variieren immer aufs neue die ge¬ schmacklose Behauptung, nur ihre Gedichte, aber durchaus nicht ihre Lebensanschauung sei frei. Franz Blei hat sich der dankenswerten Mühe unterzogen, eine Auswahl der deutschen Barockgedichte unter dem Titel „Das Lustwäldchen" nach den ver- schiednen Sammlungen solcher Gedichte, die um die Wende des siebzehnten und des achtzehnten Jahrhunderts im Drucke erschienen sind, zusammenzustellen. Gedichte von Christinn Hofmann von Hofmannswaldau, Daniel Casper von Lobenstein und andern. Er ist der Meinung, diese Barockdichter seien bürgerlich meist sehr ehren¬ werte und recht solide Herren gewesen, die sich im Lustwäldchen ihrer Poesie nur höchst platonisch ergangen. Halten wir uns an den Chorführer dieser galanten Dichter, an Christian Hofmann von Hofmannswaldau, so ist charakteristisch, daß er vorwiegend für das adliche Frauenzimmer gedichtet hat, und daß seine Dichtungen ur¬ sprünglich nur handschriftlich im Kreise seiner vornehmen Standesgenossen verbreitet worden sind. Es ist nicht zu bezweifeln, daß er absichtlich die frühere Art, die sich den Forderungen strenger, moroser Sittenrichter fügte, verlassen und rücksichtslos vns enthüllt hat, was seine Vorgänger kaum mit Worten zu berühren gewagt haben, die ^ ^""^ Wünschen seines vornehmen Lesepublikums entsprochen, bezeugen zahlreichen Abschriften seiner Gedichte. Erfreuten die vornehmen Frauen jener « sich aber an den mehr als freien Gedichten, dann werden sie sich wohl auch '"He geweigert haben, den Spuren der Lesbien, Silvien zu folgen. Die spätern ^achfolger der vornehmen Dichter mögen ähnlich wie die nicht ritterlichen Minne¬ langer das Nachsehen gehabt haben und so vielleicht platonisch geworden sein, ^terar- und kulturhistorisch ist das Lustwäldchen von hohem Werte, damit man sich von dieser Art Galanterie überzeugen kann; für Unreife ist das Buch nicht be¬ sti Al. Reifferscheid mmt. Reizend ist die stilgerechte Ausstattung. Rembrandt und Donatello. Vor einigen Wochen hat sich die große Rembrandtfeier des Sommers 1906 gejährt; wir nehmen deshalb Anlaß, mitzuteilen, daß das schöne, nicht teure Lieferuugswerk über diesen energiereichsten aller ger¬ manischen Maler, das der Kunstverlag von Richard Borg herausgibt,**) inzwischen *) Das Lustwäldchen. Galante Gedichte aus der deutschen Barockzeit. Gesammelt und herausgegeben von Franz Blei. München, Hans v, Weber, 1907. 127 S. Den Vordertitel zeichnete Konstantin Somoff, Se. Petersburg, den Rückentitel Else Gericke, Berlin. ** ) Rembrandt in Bild und Wort. Herausgegeben von Wilhelm Bode unter Mitwirkung von Wilhelm Valentiner. Berlin usw., Richard Borg, Kunstverlag, o. I.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/119>, abgerufen am 26.05.2024.