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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vollständig geworden ist. Der Text von Wilhelm Valentiner besteht in einem kundigen,
gelassenen Anschreiben des Lebensinhalts und künstlerischen Schaffens des Meisters,
dem man mühelos folgt; alles ist so Wohl abgewogen, daß zu Widerspruch kaum
Gelegenheit ist. (Nicht genügend begründet scheint uns der Satz, daß Rembrandts
Vater auf des Sohnes Schauspielen keine sympathische Rolle spiele.) Als die feinsten
Teile des Textes haben wir die Stellen empfunden, wo Rembrandts Lehrer und
ihr möglicher Einfluß auf den Schüler charakterisiert, wo die ersten Selbstporträts
besprochen werden, und wo Rembrandts Unbilden gesehener Naturformen zu einem
Landschaftsbilde dargelegt wird. Der Text ist nicht nur mit zahlreichen Ge¬
mälde- und Radierungsreproduktionen durchsetzt, sondern auch mit vielen Nach¬
bildungen wenig bekannter Feder- und Tuschzeichnungen des Meisters; die Hnupt-
zierde aber des Werkes sind die sechzig prächtigen Kupferdrucke nach Hauptbildern
Rembrandts.

Soeben gibt auch der Teubnersche Verlag in seiner Sammlung "Aus Natur
und Getsteswelt" ein Rembrandtbändchen heraus (mit 50 Abbildungen). Der Ver¬
fasser, Professor Schubring, meint darin einmal, Rembrandt habe nicht für gewissen¬
hafte, sondern für lebendige Augen gemalt. Wir finden dieses Gegenwort nicht
ganz glücklich; lassen wir es aber einmal gelten, ja acceptieren wir es, damit wir
-- vielleicht mit mehr Recht -- sagen können: dieses Nembrandtbüchleiu ist nicht
für gewissenhafte, wohl aber für lebendige Leser geschrieben. Solche lebendige Leser
werden von dem Menschentum Rembrandts nirgends ein so kräftiges und inniges,
so psychologisch tiefes und dämonisch treues Bild erhalten wie hier.

Auch die Deutung Donatellos, des zweihundert Jahre frühern großen Floren¬
tiners, der an Künstlergewalt ein Geistesverwandter Rembrandts war, "liegt"
Schubring, wie uns der neueste Band der roten "Klassiker der Kunst" (Deutsche
Verlagsanstalt) bestätigt. Es ist merkwürdig: es gibt bei näherm Zusehen manchen
Vergleichungspunkt zwischen diesen beiden Meistern; und vielleicht noch merkwürdiger:
der uns zeitlich, räumlich und rationell fernere junge Donatello, schlägt er nicht zum
Beispiel mit seiner plastischen Opferung Jsaaks das entsprechende Bild des jungen
Rembrandt? Mit Interesse sieht man, daß auch eine Donatello zugeschriebne
Zeichnung (Geißelung Christi, Uffizien) schon Bühneneindrücke verarbeitet, wie das
Rembrandt manchmal getan hat.




Irex - Zahnpulver ist ein
Ideal-Präparat von denkbar
zartester Feinheit, unvergleich¬
lich für die Pflege und Weifz-
haltung der Zähne. Sehr sparsam im verbrauch. Line
Dose Zrex (Preis M. 1.--) enthält
etwa 60 Portionen Irex-Zahnpulver,
reicht also bei täglichem Gebrauche
etwa 2 Monate.




Maßgebliches und Unmaßgebliches

Vollständig geworden ist. Der Text von Wilhelm Valentiner besteht in einem kundigen,
gelassenen Anschreiben des Lebensinhalts und künstlerischen Schaffens des Meisters,
dem man mühelos folgt; alles ist so Wohl abgewogen, daß zu Widerspruch kaum
Gelegenheit ist. (Nicht genügend begründet scheint uns der Satz, daß Rembrandts
Vater auf des Sohnes Schauspielen keine sympathische Rolle spiele.) Als die feinsten
Teile des Textes haben wir die Stellen empfunden, wo Rembrandts Lehrer und
ihr möglicher Einfluß auf den Schüler charakterisiert, wo die ersten Selbstporträts
besprochen werden, und wo Rembrandts Unbilden gesehener Naturformen zu einem
Landschaftsbilde dargelegt wird. Der Text ist nicht nur mit zahlreichen Ge¬
mälde- und Radierungsreproduktionen durchsetzt, sondern auch mit vielen Nach¬
bildungen wenig bekannter Feder- und Tuschzeichnungen des Meisters; die Hnupt-
zierde aber des Werkes sind die sechzig prächtigen Kupferdrucke nach Hauptbildern
Rembrandts.

Soeben gibt auch der Teubnersche Verlag in seiner Sammlung „Aus Natur
und Getsteswelt" ein Rembrandtbändchen heraus (mit 50 Abbildungen). Der Ver¬
fasser, Professor Schubring, meint darin einmal, Rembrandt habe nicht für gewissen¬
hafte, sondern für lebendige Augen gemalt. Wir finden dieses Gegenwort nicht
ganz glücklich; lassen wir es aber einmal gelten, ja acceptieren wir es, damit wir
— vielleicht mit mehr Recht — sagen können: dieses Nembrandtbüchleiu ist nicht
für gewissenhafte, wohl aber für lebendige Leser geschrieben. Solche lebendige Leser
werden von dem Menschentum Rembrandts nirgends ein so kräftiges und inniges,
so psychologisch tiefes und dämonisch treues Bild erhalten wie hier.

Auch die Deutung Donatellos, des zweihundert Jahre frühern großen Floren¬
tiners, der an Künstlergewalt ein Geistesverwandter Rembrandts war, „liegt"
Schubring, wie uns der neueste Band der roten „Klassiker der Kunst" (Deutsche
Verlagsanstalt) bestätigt. Es ist merkwürdig: es gibt bei näherm Zusehen manchen
Vergleichungspunkt zwischen diesen beiden Meistern; und vielleicht noch merkwürdiger:
der uns zeitlich, räumlich und rationell fernere junge Donatello, schlägt er nicht zum
Beispiel mit seiner plastischen Opferung Jsaaks das entsprechende Bild des jungen
Rembrandt? Mit Interesse sieht man, daß auch eine Donatello zugeschriebne
Zeichnung (Geißelung Christi, Uffizien) schon Bühneneindrücke verarbeitet, wie das
Rembrandt manchmal getan hat.




Irex - Zahnpulver ist ein
Ideal-Präparat von denkbar
zartester Feinheit, unvergleich¬
lich für die Pflege und Weifz-
haltung der Zähne. Sehr sparsam im verbrauch. Line
Dose Zrex (Preis M. 1.—) enthält
etwa 60 Portionen Irex-Zahnpulver,
reicht also bei täglichem Gebrauche
etwa 2 Monate.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/120>, abgerufen am 26.05.2024.