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Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

gesetzt: energische Bekämpfung alles Alkoholmißbrauchs zwar selbstverständlich ge¬
fordert, das Streben jedoch, den Alkohol aus dem Bereiche des Kulturlebens
gänzlich zu verbannen, für utopisch erklärt und uns zu der Ansicht bekannt, daß
wir das Gelingen dieser Bestrebungen, falls es möglich wäre, nicht für ein Glück
halten würden; haben jedoch, auch noch einmal im 6. Hefte des Jahrgangs 1906,
in Anbetracht der eigentümlichen Natur des Bahndienstes dem Eisenbahndirektor a. D.
de Terra zugestanden, daß er im Recht ist, wenn er alle in diesem Dienst An¬
gestellten und Beschäftigten zur völligen Abstinenz bekehren will, und haben seinem
edeln Streben, dem er seine Stellung geopfert hat und sein Leben ausschließlich
widmet, vollständigen Erfolg gewünscht. In einem neuen Schriftchen: Der Eisen¬
bahn-Alkoholgegner-Verband (Köln a. Rh., Kommissionsverlag und Druck
von Greven <K Bechtvld, 1907) erzählt er die Geschichte des von ihm 1902 ge¬
gründeten Vereins und der Vorbereitung eines internationalen Verbandes. Die
Zahl der Mitglieder der deutschen Vereine ist noch nicht sehr beträchtlich -- der
englische Verband zählt ihrer viel mehr --, aber der Erfolg ist trotzdem bedeutend,
indem der Verein Aufklärung verbreitet, Vorurteile überwindet und die Behörden
zu zweckmäßigen Verordnungen und Veranstaltungen drängt. Wir empfehlen
namentlich allen einflußreichen Politikern dringend das Schriftchen. Besonders
mögen sie die Seite 25 ff. erzählten Fälle beachten, aus denen man sieht, wie ein¬
trächtig immer noch Vorgesetzte und Untergebne zusammenwirken, wo immer es
gilt, grobe Dienstvergehen zu vertuschen, an denen Berauschung schuld gewesen ist.
Daß sich bei dieser Praxis nicht jeden Tag mehrere Eisenbahnunfälle ereignen, ist
ein wahres Wunder. Als ein Kuriosum und ein Beweis dafür, wieweit es
juristische Verschrobenheit treiben kann, möge erwähnt werden, daß ein Marburger
Richter die Eintragung des dortigen Eisenbahn-Alkoholgegner-Verbandes in das
Vereinsregister mit der Begründung abgelehnt hat: die Verpflichtung der Mit¬
glieder zur Abstinenz verstoße als eine unzulässige Beschränkung der persönlichen
Freiheit gegen die guten Sitten. Die Art gute SittenI


Zum Artikel "Nationale politische Erziehung".

Mehrere Anfragen
aus unserm Leserkreise veranlassen uns mitzuteilen, daß der Verfasser, Herr Re¬
gierungsrat Carl Ncgenboru, in Obercassel bei Düsseldorf wohnt.



5 ^
N
IZKsvzUM
^^S?Jrer-Zahnpulver ist ein
Ideal-Präparat von denkbar
zartester Feinheit, unvergleich¬
lich für die Pflege und Weitz-
yaltung der Zähne.
Sehr sparsam im verbrauch. Eine
Dose Jrex (preis M. 1.--) enthält
etwa 60 Portionen Irex-Zatmpulver,
reicht also, bei täglichem Gebrauche
etwa 2 Monate.



Maßgebliches und Unmaßgebliches

gesetzt: energische Bekämpfung alles Alkoholmißbrauchs zwar selbstverständlich ge¬
fordert, das Streben jedoch, den Alkohol aus dem Bereiche des Kulturlebens
gänzlich zu verbannen, für utopisch erklärt und uns zu der Ansicht bekannt, daß
wir das Gelingen dieser Bestrebungen, falls es möglich wäre, nicht für ein Glück
halten würden; haben jedoch, auch noch einmal im 6. Hefte des Jahrgangs 1906,
in Anbetracht der eigentümlichen Natur des Bahndienstes dem Eisenbahndirektor a. D.
de Terra zugestanden, daß er im Recht ist, wenn er alle in diesem Dienst An¬
gestellten und Beschäftigten zur völligen Abstinenz bekehren will, und haben seinem
edeln Streben, dem er seine Stellung geopfert hat und sein Leben ausschließlich
widmet, vollständigen Erfolg gewünscht. In einem neuen Schriftchen: Der Eisen¬
bahn-Alkoholgegner-Verband (Köln a. Rh., Kommissionsverlag und Druck
von Greven <K Bechtvld, 1907) erzählt er die Geschichte des von ihm 1902 ge¬
gründeten Vereins und der Vorbereitung eines internationalen Verbandes. Die
Zahl der Mitglieder der deutschen Vereine ist noch nicht sehr beträchtlich — der
englische Verband zählt ihrer viel mehr —, aber der Erfolg ist trotzdem bedeutend,
indem der Verein Aufklärung verbreitet, Vorurteile überwindet und die Behörden
zu zweckmäßigen Verordnungen und Veranstaltungen drängt. Wir empfehlen
namentlich allen einflußreichen Politikern dringend das Schriftchen. Besonders
mögen sie die Seite 25 ff. erzählten Fälle beachten, aus denen man sieht, wie ein¬
trächtig immer noch Vorgesetzte und Untergebne zusammenwirken, wo immer es
gilt, grobe Dienstvergehen zu vertuschen, an denen Berauschung schuld gewesen ist.
Daß sich bei dieser Praxis nicht jeden Tag mehrere Eisenbahnunfälle ereignen, ist
ein wahres Wunder. Als ein Kuriosum und ein Beweis dafür, wieweit es
juristische Verschrobenheit treiben kann, möge erwähnt werden, daß ein Marburger
Richter die Eintragung des dortigen Eisenbahn-Alkoholgegner-Verbandes in das
Vereinsregister mit der Begründung abgelehnt hat: die Verpflichtung der Mit¬
glieder zur Abstinenz verstoße als eine unzulässige Beschränkung der persönlichen
Freiheit gegen die guten Sitten. Die Art gute SittenI


Zum Artikel „Nationale politische Erziehung".

Mehrere Anfragen
aus unserm Leserkreise veranlassen uns mitzuteilen, daß der Verfasser, Herr Re¬
gierungsrat Carl Ncgenboru, in Obercassel bei Düsseldorf wohnt.



5 ^
N
IZKsvzUM
^^S?Jrer-Zahnpulver ist ein
Ideal-Präparat von denkbar
zartester Feinheit, unvergleich¬
lich für die Pflege und Weitz-
yaltung der Zähne.
Sehr sparsam im verbrauch. Eine
Dose Jrex (preis M. 1.—) enthält
etwa 60 Portionen Irex-Zatmpulver,
reicht also, bei täglichem Gebrauche
etwa 2 Monate.



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[0228] Maßgebliches und Unmaßgebliches gesetzt: energische Bekämpfung alles Alkoholmißbrauchs zwar selbstverständlich ge¬ fordert, das Streben jedoch, den Alkohol aus dem Bereiche des Kulturlebens gänzlich zu verbannen, für utopisch erklärt und uns zu der Ansicht bekannt, daß wir das Gelingen dieser Bestrebungen, falls es möglich wäre, nicht für ein Glück halten würden; haben jedoch, auch noch einmal im 6. Hefte des Jahrgangs 1906, in Anbetracht der eigentümlichen Natur des Bahndienstes dem Eisenbahndirektor a. D. de Terra zugestanden, daß er im Recht ist, wenn er alle in diesem Dienst An¬ gestellten und Beschäftigten zur völligen Abstinenz bekehren will, und haben seinem edeln Streben, dem er seine Stellung geopfert hat und sein Leben ausschließlich widmet, vollständigen Erfolg gewünscht. In einem neuen Schriftchen: Der Eisen¬ bahn-Alkoholgegner-Verband (Köln a. Rh., Kommissionsverlag und Druck von Greven <K Bechtvld, 1907) erzählt er die Geschichte des von ihm 1902 ge¬ gründeten Vereins und der Vorbereitung eines internationalen Verbandes. Die Zahl der Mitglieder der deutschen Vereine ist noch nicht sehr beträchtlich — der englische Verband zählt ihrer viel mehr —, aber der Erfolg ist trotzdem bedeutend, indem der Verein Aufklärung verbreitet, Vorurteile überwindet und die Behörden zu zweckmäßigen Verordnungen und Veranstaltungen drängt. Wir empfehlen namentlich allen einflußreichen Politikern dringend das Schriftchen. Besonders mögen sie die Seite 25 ff. erzählten Fälle beachten, aus denen man sieht, wie ein¬ trächtig immer noch Vorgesetzte und Untergebne zusammenwirken, wo immer es gilt, grobe Dienstvergehen zu vertuschen, an denen Berauschung schuld gewesen ist. Daß sich bei dieser Praxis nicht jeden Tag mehrere Eisenbahnunfälle ereignen, ist ein wahres Wunder. Als ein Kuriosum und ein Beweis dafür, wieweit es juristische Verschrobenheit treiben kann, möge erwähnt werden, daß ein Marburger Richter die Eintragung des dortigen Eisenbahn-Alkoholgegner-Verbandes in das Vereinsregister mit der Begründung abgelehnt hat: die Verpflichtung der Mit¬ glieder zur Abstinenz verstoße als eine unzulässige Beschränkung der persönlichen Freiheit gegen die guten Sitten. Die Art gute SittenI Zum Artikel „Nationale politische Erziehung". Mehrere Anfragen aus unserm Leserkreise veranlassen uns mitzuteilen, daß der Verfasser, Herr Re¬ gierungsrat Carl Ncgenboru, in Obercassel bei Düsseldorf wohnt. 5 ^ N IZKsvzUM ^^S?Jrer-Zahnpulver ist ein Ideal-Präparat von denkbar zartester Feinheit, unvergleich¬ lich für die Pflege und Weitz- yaltung der Zähne. Sehr sparsam im verbrauch. Eine Dose Jrex (preis M. 1.—) enthält etwa 60 Portionen Irex-Zatmpulver, reicht also, bei täglichem Gebrauche etwa 2 Monate.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 66, 1907, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341885_303415/228>, abgerufen am 18.05.2024.